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1969

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 1

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zustellen, wenn man den Mann verstehen und darstellen will. Ob- die - von B. abgelehnte - Vermutung hat viel für sich, es spiele

wohl versichert wird, man dürfe Justin nicht unterschätzen, macht da ein apologetisches Moment hinein7.

die Darstellung selbst nicht hinreichend deutlich, wer Justin war ' Tübingen Hans-Dietrich Alimdori

und was er in der Christenheit des zweiten Jahrhunderts bedeutet; -

die Ausführungen bleiben an der Oberfläche. Justins Gestalt er- '') F- x Funk' Dic Abendmahisciemente bei Justin. Kirchcngeschichtlichc Abscheint
nivelliert. Kurz, der Autor hat den Gesichtspunkt nicht '"»"»«»9« Untersuchung«, I. Paderborn 1897. S. 284-286. 291. An das neu-
_ ..... ... . _.. . »• qiiechischc Wort erinnert Duchrsnc, desgleichen Overbeck in einem Brief an Jülichcr.

noen genug gewählt, um ein uberzeugendes Bild zu gewinnen. Man " . ., ...... ... . , ., _ _ , , _ . . .,,.„. ,

„__ c j . . . .. „< • 1 M.Tetz. Adolf Jülichers Briefwechsel mit Franz Overbeck. Zeitschrift für Kiichcn-

emphrtdet das um so schmerzlicher, wenn man an die Skizzen denkt, a(.sc„ichte 76, 19«5. s. Sil.
die H. v. Campenhausen', H.Chadwick' und E. F. Osborn' jüngst

vorgelegt haben, um nur diese Beiträge zu einem vertieften Ver- _

ständnis Justins zu nennen. B. kennt v. Campenhausen und Chadwicks
Darlegungen, hat es aber unterlassen, die dort gegebenen

geistvollen Überlegungen aufzunehmen oder wenigstens zu erwä- Clasen, Sophronius: Die Hagiographie als literarische Art. Ersen
, wie auch Holtcs und Waszinks Bemerkungen zu Justins Lo- wägungen zu einen neuen Antoniusbuch (WissWeish 31, 1968

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gosverständnis nicht wirklich wahrgenommen werden. B. hat .TT T . _ ... ,,___..___. . ., . ... .

off„ . ,. . .....i«.Ll >-. ,. _ . Danielou, Jean: Chrismation prebaptismale et divinite de

offenkundig zu rasch gearbeitet. Vielleicht macht er uns die Freude yEsplit Aez Gregoire de Nysse (RechSR 56. 1968 S. 177-198).

und legt einmal eine Neubearbeitung seiner Monographie vor. in Kretzschmar. Georg: Der Weg zur Reichskirche (Verkündi-

der die Früchte der Beschäftigung mit Justin zur Reife gediehen gung Forschung 13, 1968 Heft 1, S. 3-44).

sind; die Mühe würde sich lohnen. Mondicta, Emmanuel Amand de: L'authenticitc des lettres as-

_ , cetiques 42 ä 45 de la correspondance de saint Basilc de Cesaree

t-s ist nach dem Gesagten wenig sinnvoll, einzelne Ausführungen (RechSR 56 1968 S. 241-264).

zu besprechen und hier und da zurechtzurücken. Ich bemerke nur, o r b e , Antonio: Doctrina trinitaria del anönimo priscilianista 'De

dafj die Meinung, Justin knüpfe an Xenophon an, wenn er die trinitate fidei catholicae' (Exegcsis de Io. l,l-4a: ed. Morin, p.

Evangelien als dTtonvnnovcü^cfta bezeichnet (S. 55ff.), wohl zu eng 179,10- p. 182,27) (Crcgorianum 49, 1968 S. 510-562).
9efa5t ist. Beweisen läfjt sich die Annahme ohnehin nicht. Papias

und andere Autoren des zweiten Jahrhunderts können ähnlich re- KIRCHENGFSCHICHTK" MITTELALTER

den. Die Ausdrücke verraten den neuen „Sinn für Urkundlichkeit " ,

den man in dieser Zeit zu empfinden beginnt. Er wirft auch auf Knowles, David: Englische Mystik, übers, v. K-D. Ulke.
Justins Wortwahl ein Licht, selbst wenn Justin an die Memorabilieo Düsseldorf: Palmos-Vcrlag (1967). 190 S. 8°. Lw. DM 28,-.
gedacht haben sollte; von ungefähr tauchen solche Reminiszenzen David Knowles OSB ist Mönch der Abtei Dowsidc und war viele
'"cht auf. Jahre lang Regius-Professor in Cambridge. Seine Arbeiten über
In der sog. ersten Apologie schildert Justin die Eucharistiefeier. die monastischen und religiösen Orden Englands sind Standard-
°em Vorsteher werden fipxoQ uai noxnptov Cfiaxoc. «al «paiiaxoe ge- werke. Zahlreiche Einzelstudien haben neue Blickpunkte mittelreicht
(65,3). B. meint: ..Justin's words as they stand definitely alterlicher Geistesgeschichte ergeben. Zu diesen Studien gehört
irf"Ply that at the Eucharist the Clements were bread, a cup of water, auch das vorliegende Buch. Zeitlich umfafjt es die kurze Spanne
ar>d (a cup of?) water mixed with wine" (S. 178); B. spricht von englischer Mystik zwischen etwa 1330 und 1*00. Der Verfasser
c'nem „separate cup of watcr" (S. 179). Den Wasserbechcr erklärt kann jedoch auf ihren Einflufj bzw. ihre .Wiederentdeckung" im
B- - unter Verweis auf Hippolyts Kirchenordnung - durch die An- 17. Jahrhundert durch den Benediktiner Augustine Baker hinnähme
, Justin beschreibe in dem Abschnitt die eucharistische Feier, weisen.

w'e sie nach der Taufe gehalten wurde; der Wasserbecher habe an Eine gute Einführung in die englische Mystik ist ein Überblick,

die soeben vollzogene Taufe erinnern sollen. Dagegen steht: Justin in dem die christliche Mystik, die Entwicklung der katholischen

erwähnt auch in der Schilderung des Gottesdienstes, die im über- mystischen Theologie und das England der Mystiker behandelt

nächsten Kapitel gegeben wird, neben dem Wein das Wasser wird. Das Buch beschäftigt sich dann mit den fünf Mystikern des

(67.5). Dort redet er von der sonntäglichen Eucharistiefcicr. In ihr 14. Jahrhunderts: Richard Rolle, dem Verfasser der „Wolke des

wird Wein (oTvoc.) verwendet, der mit Wasser gemischt ist*. Die Bc- Nichtswissens", Walter Hilton, Julian von Norwich, Margery Kcmpe

merkung in c. 65,3 setzt augenscheinlich den gleichen Brauch vor- und Augustinc Baker (1574-1641). Diese werden in erster Linie als

a"s, nichts deutet darauf hin, dafi in c. 65 eine abweichende Form Mystiker dargestellt. Die Schilderung ihrer Persönlichkeit und ihres

des Gottesdienstes beschrieben werde. Freilich heifjt es Mpctua und literarischen Schaffens treten zurück. Im Gegensatz zu manchen

m<*t otvoc ■ Man sollte sich an der Variante nicht stoßen. Wenn populären Darstellungen der englischen Mystiker kommt es dem

man den Text nimmt, wie er dasteht, spricht er von einem Becher, Verfasser darauf an. ihre Stellung in der Geschichte der katho-

in dem sich Wasser und »pSuoc befinden. Kofi*«* kann hier folglich lischen Spiritualität zu bestimmen und ihre Bedeutung für den

"'cht „gemischter Wein" sein - das wäre sinnlos -. sondern mufj heutigen Menschen aufzuzeigen. So sind die englischen Mystiker

die Bedeutung „Wein" haben. Ein paar Zeilen weiter erwähnt historisch in den Zeitabschnitt und in die Überlieferung zwischen

•Justin noch einmal Wein und Wasser; da sagt or olW. (65,5). Meister Eckehart und Tauler und den groften spanischen Mystikern

KpSu« und oTvoc müssen mithin das gleiche meinen. Die Wahl einzuordnen. Die Ausstrahlung der englichen Mystik erreichte je-

von upgpa an dcr ersten Stelle mag auf nachlässiger Sprechweise doch im 15. JaJirhundert infolge der politischen Isolierung und im

beruhen, oder das Wort kann in der Umgangssprache wirklich 16. Jahrhundert infolge der reformatorischen Ereignisse nicht mehr

••Wein" heifien, wie heute das vulgärgricchischc «pao'. Jedenfalls den Kontinent, sondern blieb auf England beschränkt. So blieb auch

kann man sich mit dem Ausdruck abfinden. Auffällig bleibt, dafj an die mystische Literatur Spaniens und Frankreich seit der zweiten

c"en drei Stellen neben Brot und Wein das Wasser aufgeführt wird; Hälfte des 16. und dem gesamten 17. Jahrhundert England weithin

_^___ unbekannt.

Die Darstellung zeigt nun, dafj die englische Mystik sich theo-

} 0*l«««*« Kirchenväter. 3. Aufl Stuttgart 1961 (Urban-Bücher. 14). s. Hff. logjsdl und in jhrer Tendenz nicht in einer Linie bewegte. So steht

Early Christian thought and the dassical traditio studies in Justin. Clement. Rolle ^ in dcr Nacnwirkung der Viktoriner, teils gibt er eigene

"n Origen Oxford 1966. Erfahrungen wieder. Der Verfasser der „Wolke" und Hilton weisen

«W«.Tarn "5P°nSC '° "C°nd Cen'Ury Cha"e"9"' Australian Bib"cal Rcv,ew14' sowohl in der Lehre als auch in der Sprache zahlreiche Ahnlich-

r. , „ . , .. „ keiten auf und setzen eine innere Verwandtschaft voraus. Sie sind

' J. H. Waszink. Bemerkungen zu Justins Lehre vom Logos Spermatikos. Mullus, ,

F«»*rif, Th Kl.,user (Jahrbuch für Antike und Christentum. Erg. Bd i. Münster beide die ersten Mystiker, welche in englischer Sprache jene weit-

1964), s. 3soff verbreiteten literarischen Formen wählten, die „Anleitung" zum

> K Hon. Die Vorstellung vom Märtyrer und d.e Märtyreraktc in ihrer ge Gebetslebcn und „Führer" zum geistlichen Leben waren. Dagegen

Sichtlichen Entwicklung. Gesammelte Aufsitze zur Kirchengeschichte Ii. Tübingen gleicht Juliana von Norwich als bedeutendste englische Vertreterin

S. 81, Vql. W, Bauer, Rcchtgläu bigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum. der Mystik den bekanntesten Heiligentyps Europas des 14. Jahr-

T«bingen 1934 (Beiträge zur historischen Theologie, io). s. 143. hunderts Sic ist Visionärin oder Ekstatikerin und zugleich Seelen-

°> Vgl. die Aberciusinschrift und dazu f. j Dölger I X 8 Y I i, 2 Aufl.. Mün- führerin und Prophetin. Margery Kempe ist erst im Jahre 1934

st« 1928, s. io, durch die Entdeckung ihrer Autobiographie, einer Handschrift aus