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Ausgabe:

1969

Spalte:

675-677

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Corsini, Eugenio

Titel/Untertitel:

Introduzione alle 'Storie' di Orosio 1969

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 9

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l'exces l'influence (p. 85), „c'est l'intervention d'Origene qui a
definitivement enleve ä la gnose son agressivite et en a pour
toujours arrete l'expansion menacante" (p. 88).

La cinquieme et derniere section de l'introduction (pp. 88-102)
etudie la date et les divisions de l'oeuvre, puis les manuscrits,
cditions et traductions. La base du texte reste le Monacensis
graecus 191 (M), des Xlle-XIIIe siecles; pour les copies de l'Athos
et de Madrid (p. 92), on pouvait indiquer les cotes: „Vatopedi 611"
pour la premiere, „Bibl. nat. gr. 0 32" pour la seconde.

La traduction suit le texte de Preuschen dans les Griechische
christliche Schriftsteller (1903); eile conserve parfois la lecon des
manuscrits, alors que Preuschen l'abandonnait ou la declarait
desespcree; ainsi, II, 15, 106, le nuc, 6e ex^ de M donne un sens
excellent, a condition d'y voir l'adverbe indefini („en quelquc
facon") et non pas l'interrogatif: „essendo il Logos in qualche
modo la legge ..." (p. 232 et n. 28). La fidelite presque litterale ä
laquelle le traducteur s'est sciemment condamne ne permettait
pas toujours de reproduire l'allure d'un style plus personnel qu'on
ne le dit souvent et dont l'inventaire systematique n'a d'ailleur*
jamais ete tente (cf. pp. 95 et 97-98). C. parle avec modestie de
son annotation (pp. 95-96); eile est cependant tres riche; avant
d'en donner quelques exemples supplementaires, signalons, ä la
fin de l'introduction, de belles pages sur „Origene et la Bible":
„il ne la traite pas avec le detachement professionnel du gram-
mairien qui examine critiquement et interprete un texte; eile ne
parle pas seulement ä son intelligence mais encore ä son coeur
et ä son imagination, oü eile allume des Hammes imprevues qui
jettent sur sa page leur reflet pourpre" (p. 99).

Les citations de l'Ancien Testament sont traduites sur le texte
d'Origene, qui est en substance celui des LXX, compte tenu de la
traduction d'A. Brunello (1960-1962); pour le N. T„ la traduction
est cn general celle de P. Rossano (1964); cf. p. 111.

Voici enfin, ä propos des notes, quelques corrections ou remarques
. P. 28, n. 58, l'editeur de Maxime de Tyr est Hobein (non
„Holbcin"). P. 60, n. 251, l'initialedu prenom de Bertrand est F. (cf.
p. 108). P. 108,1.4, ecrire de Lubac. Beaucoup de notes eclairent
des termes cmpruntes ä la philosophie ou pris en un sens nouveau;
&, v a Y <■> Y. t t* (p. 117, n. 2); u 6 o u o c, (p. 141, n. 24);
e n l v o l a (p- 173, n. 59); v o ö c, et v o n x 6 c,, bien
traduits „intelletto" et „intelligibile" (p.161, n.48);n p o n y 0 6
u e v o q , traduit „principale" p. 172, n. 56). D'autres sou-
lignent l'interet d'un chapitre: de II 10 pour la pneumatologie
(p. 222, n. 20), de XIX 5 pour la polemique antignostique du Com-
mentaire, qui y est resumee (p. 571, n. 8). La n. 7 de la p. 284
traduit integralement un passage parallele du Commentairc sur
Rom. III, 5-VII, 7 edite par J. Scherer (pp. 52 sv.).

Trois indices terminent l'ouvrage: des noms propres, anciens et
modernes (pp. 911-921), des principaux themes (pp. 923-945); des
citations bibliques (pp. 947-972).

Rom Edouard des P 1 a c e s

C o r s i n i, Eugenio; Introduzione alle „Storie" di Orosio. Tori-

no: Giappichelli 1968. 217 S. gr. 8° = Universitä di Torino.

Facoltä di Lettere e Filosofia. Filologia Classica e Glottologia, II.

Diese gründliche Monographie, deren Benutzung durch das
Fehlen von Registern und Literaturverzeichnis etwas erschwert
wird, sucht in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur -
die in ziemlicher Vollständigkeit verwertet wird - ein genaueres
Bild des als Augustinerschüler bekannten iberischen Presbyters
Paulus Orosius und seiner „Historia adversum paganos",
die einen Auftakt zu „De civitate Dei" bedeutet, zu vermitteln.

Im einleitenden Kapitel „L'autore tra storia e ipotesi" verfolgt
C. mit großer Behutsamkeit Orosius' Lebensstationen und die nicht
voll abzusichernde Chronologie des Presbyters (die letzte Lebensphase
bleibt weithin im völligen Dunkel). Mit der Mehrheit der
modernen Forscher sieht er Braga als wahrscheinliche patria an
und will für die Geburt auf „un terminus ante quem nel 384"
(S. 18) zukommen. 414 sei Orosius nach Afrika gekommen, und
nach dem palästinensischen Aufenthalt habe er noch 417 die „Historia
" abgeschlossen gehabt. Obwohl C. die chronologische Frage
gründlich untersucht, vermag er kaum genauer als die bisherige
Forschung zu erörtern, wieso die Zusammendrängung so vieler
Reisen (Spanien - Afrika - Palästina - Afrika - Minorca -
Afrika) und einer so intensiven literarischen Tätigkeit (neben der
Historia kommen noch das Commonitorium de errore Priscilliani-

starum et Origenistarum und der Liber apologeticus contra Pela-
gianos in Frage) auf knapp vier Jahre möglich gewesen ist Mit
E. Amann sieht er es als gesichert an, daß Orosius zwecks schnellerer
Abfassung der Historia die von Augustin für den „Gottesstaat
" (von dem bis 417/18 10 oder 11 Bücher erschienen waren)
gesammelten Materialien habe benützen können. Auch wenn man
nach Altaner den Abschluß der „Historia adversum paganos" erst
auf das Jahr 418 setzt, erscheinen die Ursachen und Möglichkeiten
für die schnelle Fertigstellung kaum hinlänglich geklärt.

Im zweiten Kap. (Ii „praeeeptum" di Agostino) zeigt C, wie
Orosius, der sich charakterlich und in seinem geistigen Habitus
stark von Augustin unterscheidet, über den Vorschlag des Meisters
, eine Art „supplemento di documentazione ai primi libri
della Cittä di Dio" (S. 49) zu schreiben, weit hinausgegangen ist.
Er wollte offenbar kein bloßer Kommentator sein. Dies wird in den
Kap. drei und vier, die der „neuen" Chronologie bzw. Geographie des
Orosius gewidmet sind, bereits genauer untermauert. Die der Zeitsituation
und seinem eigenen Habitus entsprechende, stark polemische
Auseinandersetzung mit den heidnischen Vorläufern und
Gegnern erforderte selbständiges Umdenken, das den gewohnten
chronologischen und geographischen Rahmen in Frage stellte, veränderte
und teilweise sprengte, zumal der Hauptakzent auf die
zunehmend verchristlichte Gegenwart des Orbis und der „Roma
Aeterna" gelegt wird. Weil er trotz der nicht zu übersehenden
Misere der Vökerwanderungsperiode den weiteren Bestand der
Welt und des Imperiums mit viel Optimismus betrachtet, kann
Orosius dem seit langem tradierten Schema der Weltzeitalter und
Weltreiche neue Züge abgewinnen, die für die christliche Geschichtsbetrachtung
in vieler Hinsicht epochemachend wurden. Dasselbe
gilt für den „Universalismus" (S. 82 et passim) des Presbyters
, der - was bei C. inkonsequenterweise in Frage gestellt erscheint
- alle Menschen, auch die Barbaren, als quasi „gleichberechtigtes
" Objekt der Geschichte kreiert, was seinem Plan, die
„plenitudo della potenza di Dio" (S. 83) in der Konfrontation mit
dem sündigen oder gehorsamen Menschen ökumenisch auszuweisen
, völlig entspricht.

Zu diesen und den sich daraus ergebenden Fragen äußert sich C.
dann weiter in den Kap. V-VIII, die „II provvidenzialismo di
Orosio", ferner die „Struttura delle ,Storie", „Roma Aeterna" und
„Orosio e Agostino" zum Thema haben. Besonders im siebten
Kap. geht C. innerhab der Untertitel „I quattro imperi universali",
„Impero romano e monoteismo" und „Impero romano e cristia-
nesimo: la .Romania'" auf viele wesentliche Zusammenhänge ein,
ohne jedoch die alte geistesgeschichtliche Sicht hinreichend durch
neu sich aufdrängende Fragestellungen zu ergänzen, wie sie
S. Mazzarino, F. Paschoud oder der Rez. an Orosius herangetragen
haben.

Im Gegensatz zu Paschoud, der im Hinblick auf Orosius' Verhältnis
zu Augustin erstaunt fragt, „comment un disciple peut
passer ä cöte d'un maitre en ne recueillant presque rien de ses
hautes coneeptions" (F. Paschoud, Roma Aeterna, Neuchätel 1967,
S. 292), schätzt C. den Presbyter als eigenständigen, wenn auch von
seinem Vorbild abhängigen Denker relativ hoch ein, was auch
der Schlußabschnitt (S. 215) verdeutlicht: „esse rimangono, nono-
stante gli evidenti legami di dipendenza con il pensiero agosti-
niano, un' opera autonoma, dotata di caratteri e valore propri,
capace di operare intensamente... per virtü propria, una volta
che la „grande paura", contro la quäle essa cereava una certezza
nei risvolti terreni della fede, fu superata nell' averarsi stesso
degli eventi e il messaggio delle Storie pote apparire quasi
profetico del nuovo ordine che s' era venuto instaurando".

Nach Meinung des Rez. dürfte eine sachliche Einschätzung des
Theologen und vor allem des Geschichtsdenkers Orosius etwa in
der Mitte der beiden Urteile liegen. Der Arbeit C.s kommt das
Verdienst zu, in sorgfältiger Kleinarbeit die Stationen des Lebens
und des Werkes von Paulus Orosius erneut überprüft und dabei
manche wichtigen Details und Aspekte gefunden zu haben. Leider
entgeht er dabei nicht immer einer gewissen Enge und Einspurigkeit
, wie man sie Orosius selbst vorgeworfen hat. Er konzediert
zwar den Universalismus und das „gegenwartsnahe" Denken des
Presbyters, möchte aber dessen stellenweise schon auf eine Apologie
hinführende Wertschätzung der barbarischen Träger der Völkerwanderung
, die Salvian oder Prosper Tiro („De vocatione
omnium gentium") ein wenig vorausnimmt, nicht wahr haben -
vielleicht weil diese Einstellung immer wieder von der traditionel-