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Ausgabe:

1969

Spalte:

674-675

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Commento al vangelo di Giovanni 1969

Rezensent:

Des Places, Edouard

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673



Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 9

674

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

P r u n e t, Olivier, Dr.: La morale de Clement d'Alexandrie et le
Nouveau Testament. Paris: Presses Universitaires de France
1966. II, 257 S. gr. 8° = Etudes d'histoire et de Philosophie
religieuses. Publiees sous les auspices de la Faculte de Theologie
Protestante de I'Universite de Strasbourg, par R. Mehl,
61. Fr. 26,-.

Noch nie las ich eine französische Untersuchung zur Patristik
mit so viel griechischen Druckfehlern! Dabei zeichnet als Druck -
kerei die Presses Universitaires de France, Paris verantwortlich!
Kann man sich dort keinen altphilologisch gebildeten Hauskorrektor
leisten? Darauf deutet, daß die Druckfehler in erster Linie bei
der Akzentsetzung Unsicherheit bekunden, diese bei neutestament-
lichen Texten jedoch nicht kennen. Oder hat man, von der Furie
der Zeitplanung des modernen Druckereibetriebes vorwärts getrieben
, sowohl dem Hauskorrektor als dem Autor die Korrekturbogen
vorenthalten? Jedenfalls wimmelt es in griechischen Sätzen
und Ausdrücken von Druckfehlern! - Und wo die Buchanzeige
nun einmal bei der äufjeren Buchgestalt einsetzte. . . Noch manches
andere muß hier beanstandet werden. Nicht immer kommt
der Autor in seiner Bibliographie der üblichen Pflicht nach, für
die angegebenen Buchtitel auch das Jahr der Erscheinung zu notieren
. Bei Zitaten aus Textbelegen vermifjt man gelegentlich die
philologische Akribie, ganz davon abgesehen, daß nicht immer
Stellen- bzw. Seitenangaben stimmen. Ich verzichte auf den Einzelnachweis
für solche Querelen, und man nehme den Verzicht als
Ausdruck des Bedauerns, überhaupt in solchen Niederungen kritischer
Beanstandung sich bewegen zu müssen!

Zumal schon seinem Untersuchungsgegenstand gemäß das Werk
die kritische Würdigung auf höherer Ebene verdiente. Seinem
Buchtitel zur Folge hat es sich die Aufgabe gestellt, die »Moral"
des Klemens von Alexandrien auf dem Hintergrund der neutesta-
mentlichen Ethik zu würdigen. Der Autor hatte sich zu diesem
nicht alltäglichen Untersuchungsaspekt in den Augen der Fachwelt
durch eine ältere Arbeit: „La morale chretienne d'apres les Ecrits
Johanniques (Evangile et Epitres)", Paris 1957 = E. H. Ph. R.
No. 47, vgl. ThLZ83, 1958, 353ff. (H. Ciavier) legitimiert. Ist doch
gerade im johanneischen Schrifttum die Frage eines christlichen
Ethos am theologischsten reflektiert worden, so daß hier die Integrierung
innerhalb des Neuen Testamentes am weitesten vorangetrieben
worden ist. Allerdings wäre man bei einem Vergleich mit
einem Kirchenvater von solchen johanneischen Vorstudien in ganz
bestimmter Richtung festgelegt. Ob man nun die johanneische
Ethik auf dem Hintergrund einer „realised eschatology" entwik-
kelt (so Verf. in: La morale chretienne, 1957, 116ff.) oder mit
R. Bultmann NT-Theol. § 50,3ff. sie als Bewährung des .Glaubens
als eschatologischer Existenz" versteht, ob man sie unter dem
Stichwort einer Seinsethik von einer sonst im NT vorherrschenden
Willensethik unterscheidet oder solchen Unterschied in ihrer Homogenität
gegenüber der Hcterogenität ethischen Materials in sonstigen
Schriften des NT erblickt -, stets würde der johanneische Ausgangspunkt
den Vergleich mit einem Kirchenvater auf ein systematisch
-theologisches Koordinatenfeld verweisen, um den Vergleich
überhaupt als adäquat erscheinen zu lassen. Im übrigen hätte auch
die reine Analyse der Texte die Untersuchung in gleicher Richtung
drängen müssen. Gewinnt die .Moral' bei Klemens nur darum
eine so beherrschende Stellung, weil er auf dogmatische Fragen
keine präzisen Antworten gibt bzw. geben will? Oder auch nicht
geben kann, da er im strengen Sinne des Wortes kein Systematiker
ist, vielmehr wie ein Essayist sich in pluralistischer Akzentsetzung
formuliert? Darauf macht Verf. mehrmals aufmerksam (z. B.
S. 244). Wie denn überhaupt manche gescheite Bemerkung in seiner
Arbeit zeigt, daß ihm der von uns vermißte systematisch-theologische
Aspekt nicht fern liegen sollte.

Um so mehr ist man beim Lesen der abschließenden Zusammenfassung
(„Conclusion" p. 243ff.) über das magere Ergebnis dieser
Klemcnsuntersuchungcn enttäuscht. Soweit es zu systematischtheologischen
Vergleichen kommt, wollen sie nicht befriedigen.
So wird an Klemens lobend hervorgehoben, daß seine Ethik auf
einem Gottesbegriff der .Liebe" basiert, während der Gott eines
Tertullian ein .Potentat" sei, der .Furcht" zum treibenden Motor
ethischen Handelns mache, ohne sich über die Prämissen dieses
Urteils theologische Rechenschaft zu geben. Liegt ihm nicht ein
humanistisches Verständnis des Christentums zugrunde? Und

selbst die entwicklungsgeschichtlichc Einordnung des .Ethikers"
Klemens von Alexandrien, der nach einer Periode des judenchristlichen
Abhängigkeit des christlichen Ethos im 2. Jh. seine
„Hellenisierung" bewußt vollzogen habe, will nicht ganz befriedigen
, mag man auch anderswo solche Auskunft erhalten. Denn was
besagt dies? Am überzeugendsten wirkt das Buch daher dort, wo
es für Klemens von Alexandrien die sachliche Analyse bietet und
dem Leser das Material zur Hand gibt. Das geht aber über Bekanntes
nicht hinaus und erweitert nicht den Erkenntnishorizont.
Die Tatsache, daß Völker in seiner Klemensstudie (1952) mit der
bisherigen Forschungsliteratur sehr scharf ins Gericht ging, daß
solche Kritik noch ein positives Echo in der französisch-schreiben-
den Forschung gefunden habe (S. 2f.; 247), kann jedenfalls beim
Leser nicht den Eindruck erhärten, daß dieses Buch absolut notwendig
war. Aber wer fragt schon heute danach, wenn er sich
literarisch betätigt?

Göttingen Carl Andrcsen

C o r s i n i, Eugenio: Commento al Vangelo di Giovanni di Origene.
Torino: Unione Tipografico-Editrice Torinese [1968]. 975 S.

gr. 8° = Classici della Filosofia, collezione diretta da N. Ab-
bagnano. Lire 12.500,-.

Ce beau livre prendra place ä cöte du Contra Celsum de H. Chadwick
; dans les deux cas, il s'agit d'une traduetion (lä anglaise, ici
italienne), sans le texte, mais avec une introduetion et des notes
precieuses; et tous les lecteurs d'Origene se feliciteront d'avoir en
un seul volume, et an complet, des oeuvres aussi importantes.
Elles ne sont d'ailleurs pas contemporaines; alors que le Contre
Celse date des dernieres annees d'Origene, l'In Joannem, comme
le De prineipiis, est une oeuvre de la pleine maturite; la com-
position a dü commencer vers 225 p. C.; les cinq premiers livres
ont ete rediges ä Alcxandrie, les autres ä Cesaree apres 232 (cf. p. 9
et 88). Dans le De prineipiis, Origene se montre favorablc ä la Philosophie
(cf. l'analyse des pp. 15-19) dans le Contra Celsum (ana-
lyse pp. 19-21), son apologetique l'y rendra hostile. Le Commentaire
de l'Evangile de S. Jean prend une position intermediaire; d'apres
la seconde section de l'introduction (pp. 22-27), „Origene et la
culture palenne", ce commentaire, comme les autres oeuvres exege-
tiques, revele moins le representant de la paideia au Hie siecle,
eher ä Hai Koch et ä P. Koetschau, que l'homme d'Eglise, juge
aujourd'hui plus interessant. La critique a varie egalement en ce
qui concerne le platonisme d'Origene; est-ce le platonisme moyen
de Plutarque et du „groupe de Gaius" (Albinus, Apulce), comme
le veut Koch, ou dejä un neoplatonisme proche de celui de Numenius
? Mais si Numenius est encora un „medioplatonicien",
comme les Oracles chaldaiques dont il s'inspire ou qu'il inspire,
il est en meme temps un precurseur de Plotin, ainsi que E. R. Dodds
l'a fait voir dans les cinquiemes Entretiens de Vandoeuvres-
Geneve (non cites ici); et teile est un peu la place d'Origene,
dont le Logos, tout au moins, Oriente vers le neoplatonisme
(cf. p. 27).

„Dieu le Pere et le Logos dans l'In Joannem", tel est l'objet de
la troisieme section (pp. 27-63). C. y revient sur la terminologie
de Numenius et d'Albinus, dont Origene a pu se servir (pp. 28-32);
il admet un certain subordinatianisme dans sa christologie (p. 41).
La quatrieme section, .Le Commentaire et le gnosticismc" (pp. 63
-88), resume bien l'etat des questions; des notes examinent
rapidement celle de Qumrän (p. 65, n. 270), les rapports de la
gnose et du judaisme (p. 65, n. 271); le texte s'attache plus longue-
ment ä la gnose valentinienne (pp. 67-74) et ä un de ses prin-
eipaux representants, Heracleon, qu'Origene est seul ä nous faire
connaitre (pp. 74-83); C. revient souvent ä ces fragments; dans
son tableau des livres conserves de l'In Joannem (une dizains
sur trentc-deux, et sept seulement en entier), il indique pour chaque
livre les chapitres qui contiennent une polemique contre Heracleon;
ce sont, au L II, les chapitres 14, 21 et 24; au 1. VI, 3, 15, 20-23',
30, 39, 60; au 1. X, 11, 19, 33, 37-38; au 1. XIII, 10-11, 15-17, 19-2o'
25, 27-28, 31-32, 36, 38, 41, 44, 46, 48, 50-53, 60; au 1. XIX, 14 et 19-
au 1. XX, 20, 23-24, 28, 38 (cf. pp. 89-90); plusieurs notes discuteni
les interpretations du gnostique et les objections d'Origene (cf.
p. 231, n. 27; p. 321, n. 34). Une etude recente de M. Simonetti!
publiee en 1966 dans la revue de Bari, Vetera Christianorum (Iii,
pp. 1-75), traitait ä fond le probleme Eracleone e Origene, et C. a
encore pu l'utiliser; il conclut ainsi l'examen des relations d'Origene
avec la gnose: si l'Alexandrin la surestime et en a subi ä