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Ausgabe:

1969

Spalte:

627

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Beyse, Karl-Martin

Titel/Untertitel:

Serubbabel und die Königserwartungen der Propheten Haggai und Sacharja 1969

Rezensent:

Beyse, Karl-Martin

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627

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 8

628

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISSERTATIONEN IN MASCHINENSCHRIFT

B e y s e, Karl-Martin: Serubbabel und die Königserwartungen der Propheten
Haggai und Sacharja. Diss. Halle (Saale). 1968. II. 114; II*,
104* S.

Die Arbeit, die den Untertitel „Eine historische und traditionsgeschichtliche
Untersuchung" führen könnte, gliedert sich in Teil I
„Serubbabel und seine Zeit" (S. 2—48) und Teil II „Die Königserwartungen
Haggais und Sacharjas und ihre Herkunft" (S. 50—114) und verfolgt
damit das Ziel, neue Lösungen für verschiedene Probleme in Geschichte
und Theologie des 6. Jahrhunderts v. Chr. zu finden (S. 3). Daß
die Ergebnisse der Untersuchung weithin hypothetischen Charakter tragen,
liegt daran, daß es eigentlich nur alttestamentliche Quellen sind, die zur
Verfügung stehen und wegen ihres geringen Umfanges eine recht schmale
Basis abgeben.

Der die Quellen behandelnde Abschnitt 1,2 (S. 3—17) stellt eine
unmittelbare Nähe der Texte, bestehend aus dem Haggai-Buch, Sacharja
Kap. 1—8 und den Quellenschriften im Esra-Buch (Esr 1, 1—4,3* „Tempelchronik
" und Esr 5, 1—6,18 + 4, 6.7. 8—23 „Bauchronik"), zu den uns
angehenden Ereignissen fest. Daneben verdient jedoch auch der wesentlich
jüngere Ausspruch über Serubbabel und Josua im „Preis der Väter"
des Jesus Sirach (JSir 49, 11.12) Beachtung, indem man nämlich hier eine
Sicht der Ereignisse um das Jahr 520 v. Chr. finden kann, die von einem
unglücklichen Lebensausgang Serubbabels nichts zu wissen scheint (S. 16).
So ist die Frage wohl am Platz, erneut nach dem Leben und Wirken
Serubbabels zu fragen.

In den Abschnitten 1,3 „Serubbabels Person" (S. 17—21) und 1,4
„Serubbabels Zeit" (S. 21—46) wird versucht, ein neues, sich aber dabei
den geschichtlichen Gegebenheiten dieser Zeit einordnendes Bild Serubbabels
zu gewinnen. Das Ergebnis, im Abschnitt I, 5 (S. 46—47) zusammengefaßt
, enthält als wesentliches Element die Feststellung, daß Serubbabel
nicht, wie bisher oft angenommen, ein unrühmliches Lebensende
fand, sondern nach der Vollendung des Tempelaufbauwerkes, also im
Frühjahr 515 in Judäa, dem Land seiner königlichen Vorfahren, als etwa
Sechzigjähriger durch den Tod vom Schauplatz der Geschichte abberufen
wurde.

Nach Erörterung der Frage, ob man die in Rede stehenden Königserwartungen
als „messianisch" bezeichnen kann (II, 1: S. 50—52), behandelt
der II. Teil der Arbeit die einzelnen als Quellen für die Königserwartungen
der Propheten Haggai und Sacharja in Frage kommenden
Texte in der Folge Hag 2,20—23 (S. 53—60); Sach 4, 1—14; 6,9—14;
3, 9. 1—8 + 10 (S. 75—101) und untersucht jeweils nach erfolgter Erläuterung
der Texte die in der Verkündigung Haggais und Sacharjas enthaltenen
Traditionen, um dann ihre Herkunft zu bestimmen. Sowohl für
Haggai als auch für Sacharja (S.61—70. 101—110) zeigt sich eine deutliche
Abhängigkeit von den im Ezechiel-Buch enthaltenen Vorstellungen über
ein künftiges Königtum, wobei jedoch jeder der beiden Propheten ein
eigenes Programm entwickelt.

Für Haggai ergibt sich aus einer Zusammenschau der uns von ihm
überlieferten Verkündigung, daß er zum Zeitpunkt der Fertigstellung
des Tempels eine mit Jahwes Einzug in diesen verbundene Theophanie
(Hag 1, 8) erwartet, die ein großes Weltbeben zur Folge hat, das auf die
Errichtung einer davidischen Weltherrschaft unter Serubbabel als „Jahwes
Siegelring" (Hag 2, 23, vgl. 2, 6—9) hinzielt.

Daneben nimmt sich die Verkündigung Sacharjas, der sich mit dieser
zum Sprecher der seit dem Exil an Einfluß gewinnenden Priesterschaft
macht, wie eine bewußte Korrektur seines Zeitgenossen Haggai aus.
Sacharja erwartet für die Zukunft ein von einem weltlichen und einem
geistlichen Repräsentanten geleitetes Gemeinwesen, womit er die gute
persönliche Zusammenarbeit zwischen Serubbabel und Josua im gegenwärtigen
Zeitpunkt zum Regierungsprinzip für die Zukunft erhebt. Der
Prophet hat an dieser Erwartung auch nach dem Tode Serubbabels festgehalten
(vgl. Sach 3, 1—8 + 10), was zur Folge hatte, daß sie in den
Sdiriften der intertestamentarischen Zeit immer wieder aufgenommen
wurde.

Nach der Darstellung der Verkündigung der Propheten und ihrer
Einordnung in den Traditionszusammenhang erhält jeder der beiden
Propheten eine Beurteilung (S. 70—72. 110—113), die in Abschnitt 11,4
(S. 113—114) dahingehend zusammengefaßt wird, daß Haggai und
Sacharja „die uralte Davidsverheißung in der durch die theologische
Reflexion der Exilszeit gewandelten Form zum Baustein der Zukunft
gemacht" (S. 114) haben und damit weniger „Väter des Judentums" als
vielmehr Brückenbauer zwischen Vergangenheit und Zukunft gewesen
sind und darum als prophetische Persönlichkeiten und nicht nur als
„Epigonen" gewertet werden müssen.

Conrad, Diethelm: Studien zum Altargesetz Ex 20:24—26, Diss.
Marburg/L. 1966. 162 S.

Ausgehend von der These M. Noths, daß sich die apodiktischen
Rechtssätze Israels gegen fremde, d. h. kanaanäische Kultbräuche richten,
hat vorliegende Arbeit das Altargesetz Ex 20: 24—26 daraufhin untersucht
, gegen welche Arten von Verehrung es den israelitischen Kult
schützen und wie es damit die Jahwe-Verehrung sichern soll.

Dieser inhaltlichen Untersuchung geht ein knappes erstes Kapitel
voraus, das Bemerkungen zum Text und zur Form- und Traditionsgeschichte
des Altargesetzes bietet. Das Gesetz liegt jetzt in einer
bearbeiteten und zerdehnten Form vor. Sein ursprünglicher Kern besteht
aus drei Sätzen: einem Gebot, das den Erdaltar gebietet, V. 24a«
einem jetzt in ein Bedingungsgefüge veränderten Prohibitiv, der den
tl'TS f13T8 verbietet (V. 25a), und einem Prohibitiv, der das Hinaufgehen
auf Stufen auf einen Altar untersagt, V. 26a. Die Entstehung
dieser Kemsätze dürfte in eine Zeit kurz nach der Landnahme reichen.
Die Sätze kommen aus Kreisen, die eine kultische Ordnung errichtet
und gegen fremde Einflüsse abgesichert haben.

Der Erdaltar von V. 24 ist wohl weniger als eine Erdaufschüttung
zu verstehen, sondern ist aus ungebrannten, luftgetrockneten Ziegelsteinen
bzw. aus Lehmklumpen errichtet worden, da naiK auch „Erde..
Ton" bedeuten kann. Aber auch der Bau aus kleineren, geröllartigen
Steinen kann nicht ausgeschlossen werden (Kap. 2).

Das Verbot destl'Ta narn bezieht sich wohl nicht auf einen Altar
aus sorgfältig behauenen Quadersteinen. n'Ta hat erst in der Folgezeit
die Bedeutungsentwicklung zu Cl'Tl 13K „Quaderstein" durchgemacht
. Hier liegt noch eine ältere Bedeutungsnuance vor: „bearbeiteter
Stein, bearbeiteter Fels", womit Altäre bzw. Felskuppen mit
bearbeiteter Oberfläche (Napflöcher) gemeint sein können. Gleichzeitig
kann V. 25 damit die Erstellung von Ziegelaltären meinen, bei denen
solche kultischen Installationen, die dem allgemeinen Götter-, aber auch
dem Ahnenkult dienen, nicht üblich sind (Kap. 3).

Der Prohibitiv V. 26 (Kap. 4) wendet sich gegen den Kult am
Stufenaltar, welcher bei der Verehrung von Göttern eine Rolle spielt,
die den Typ des „höchsten Gottes" darstellen. In Syrien-Palästina vertreten
die Götter El, Baal-Hadad und Reschef diesen Typ, in Ägypten
der Sonnengott und in Mesopotamien der Stadt-, dann der Landes- oder
wenigstens ein Himmelsgott. (Die Ergebnisse der Untersuchungen über
Ägypten und Mesopotamien werden nur in einer Zusammenfassung vorgelegt
.) Alle diese Götter werden als „Herr von Himmel und Erde" oder
dergl. bezeichnet. — Die Zeremonie der kultischen Besteigung des Stufenaltars
oder einer damit verwandten Kulteinrichtung (z. B. erhöhtes Ady-
ton, Bamah) wendet sich ausschließlich an den „höchsten" Gott, muß
also den absoluten Herrschaftsanspruch Jahwes beeinträchtigen, und deshalb
wird sie im Altargesetz Ex 20:26 für Israel verboten. Als allerdings,
in Jerusalem die Kulttraditionen des El Eljon, der ebenfalls den Typ des-
„höchsten" Gottes darstellt, für die Verehrung Jahwes aufgenommen
und umgestaltet werden, da finden auch der Stufenaltar und die Vorstellungen
, die mit ihm verbunden sind, Eingang in den israelitischen'
Kult.

Gewalt, Dietfried: Petrus. Studien zur Geschichte und Tradition des."
frühen Christentums. Diss. Heidelberg 1966. IV, 146 u. II, 134 S.

Die Verunsicherung des traditionellen Petrusbildes durch die historische
Kritik überwanden K. G. Goetz, E. Seeberg und E. Dinkler mit
dem Nachweis, daß die durchweg unhistorische Darstellung der Rolle-
Petri durch die nt. Schriften auf seine Rolle in den Osterereignisscn
zurückzuführen ist, die in die vorösterliche Zeit retrojiziert wurde. Die
vorliegende Arbeit stellt sich die Aufgabe, umfassender als bisher das
Verhältnis von Tradition und Geschichte bei Petrus zu untersuchen.

Über Petri vorösterliche Zeit ist nur zu erfahren, daß er einem,
hellenistisch beeinflußten Elternhaus entstammt und Jünger Jesu war.
Die Apostellisten bei Mt, Mk, Lk sind voneinander unabhängig. Die
Übertragung des Titels „Boanerges" (Mk 3, 17) auf die Zwölf (W b c e q
Väter) entspricht einer Tendenz des 2. Jhdts. und glättet den Text. Mk
8, 27—29.3 3 erinnert an Mk 3, 22 ff. par und spiegelt vermutlich Diskussionen
mit Täuferjüngern oder Kreisen, die Jesus für den baptista
redivivus hielten. Der Satan wird abgewiesen, weil die Messiaszeit satansfrei
ist. Mt 16, 17—19 ist ein kompilierter Einschub, der die Tradition
Joh 1,42 in Anlehnung an Mt 16,16 umgestaltet. Der Kcphasname
läßt sich aus biblischen Parallelen nicht deuten. Mk 14, 66 ff. ist Paradigma
für die Verleugnung Jesu überhaupt. Die Frage nach einem historischen
Ereignis (vor oder nach Ostern) bleibt ohne Ergebnis. Das MkEv
ist bestrebt, Petrus an wichtigen Stellen als führendes Glied des Jüngerkreises
und Empfänger von Traditionen hervortreten zu lassen. Anti-
petrinische Haltung fehlt. — Im MtEv ist 14,28—31 matthäisch. 17,
24—27 zeigt Petrus vor 70 n. Chr. als Autorität in einem hellenistisch
geprägten Gebiet. Mt verbindet ihn z. T. sehr eng mit den Jüngern. Wo
er ihn zum Guten oder Bösen hin profiliert, steht Petrus paradigmatisch
für die Jünger, d. h. die Kirche des Mt, oder als ihr Führer. Als solcher
ist er Typ, nicht Individuum. — In Lk 5, 1 (f. ist Petrus Paradigma de»
reuigen Sünders. Lk 22, 31 f. (ohne eitLorpe^ag) erinnert an Lk 13, 34 f.
par und ist ein als Gerichtswort getarntes Heilswort für Simon in einer