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1969

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 8

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über die ersten russischen Sekten der „Strigol'niki", weil F. hier
im logischen Anschluß an Kap. II (Normal Christian ethics) die
schwierigen Fragen nach Entstehung und Wesen der Sekte unmittelbar
aus der Problematik der damaligen Frömmigkeit (Bußwesen
, eucharistische Gemeinschaft) entwickelt. Die literaturgeschichtliche
Basis bleibt hier, wie auch bei anderen Gegenständen
, ergänzungsbedürftig. So hat u. a. Klibanov jetzt zur
„Vlasfimija" und zum „Predislovie cestnogo pokajanija" neues
Material beigebracht. Es fällt auf, daß F. auf die „Judaisierenden"
nur an drei Stellen hinweist, ohne sich näher mit ihnen zu beschäftigen
. Würden sie seine These von „unity of the Russian
religious mind" zu sehr stören? Die Tragödie der altrussischen
Spiritualität (Band 2, Kap. XIV) sieht F. vor allem im Antagonismus
zwischen der Nil- und der Josifschule. Der Sieg der letzteren
„created an unfavorable climate for the development of spiritual
life" und „divided Russian spiritual life in two spheres, the era
of Holy Russia from the era of the Orthodox empire" (S. 391).
Ohne Zweifel haben die herrschenden Ansichten Josifs von
Volokolamsk der russischen Frömmigkeit 6tarke Züge eines "cere-
monial confessionalism" aufgeprägt. Trotzdem bleiben einige
Fragen offen. Erwuchs der Antagonismus zwischen beiden Schulen
wirklich auf dem Boden entgegengesetzter asketischer Anschauungen
, oder haben nicht hier Kräfte außerhalb des eigentlich
Spirituellen entscheidender mitgewirkt, vor allem die Isolation
der russischen von der griechischen Kirche? Stellt die Nilschule
mit ihrem ausgeprägten asketisch-elitären Selbstbewußtsein nicht
ein ebenso tiefes Problem dar wie die Gegenpartei? Ist das Verhältnis
zwischen Kirche und Staat nach dem Idealmodell Josifs mit
„general similarity and harmony" (II, 379, vgl. S. 313) in seiner
ganzen Tiefe wirklich erfaßt oder verbirgt sich dahinter doch eine
latente „Konfliktsituation" zwischen beiden? Es ist immerhin
bemerkenswert, daß der sowjetische Forscher Zimin den „Josifi-
tismus" eher als Hemmschuh, denn als progressives Element für
die Entstehung der russischen Zentralgewalt ansieht.

Meyendorff hat in seinem Vorwort zum 2. Band einige Ansichten
F.s herausgestellt, denen zu folgen schwierig ist. Dazu gehört
die These, daß nicht Kiev, sondern Moskau das byzantinische
Erbe am kongenialsten verwaltete, oder die Auffassung von der
orientalischen Despotisierung Moskaus durch die Tataren. F. widerspricht
sich im übrigen z. T. selbst, wenn er auf der einen Seite
ein negatives Bild Moskaus entwirft und auf der anderen der
Kunst Rublevs und Dionisijs mit Recht hohes Lob zollt. Es empfiehlt
sich im übrigen, Meyendorffs Vorwort zu lesen, um in
Kenntnis der Entstehung der beiden Bände, vor allem des durch
den Tod des Verf.s unvollendet gebliebenen Manuskriptes des
2. Bandes keiner voreiligen Kritik zu verfallen. Das Werk F.s verdient
bei allen Fragen, die es aufgibt, entschiedene Anerkennung.
Sein Hauptverdienst besteht darin, nicht an peripheren Gegenständen
, sondern an den unmitelbaren Zeugnissen das Wesen der
mittelalterlichen Spiritualität in Rußland dargestellt zu haben.
Es gelang ihm, 6elbst bei einer so spröden kirchenrechtlichen
Materie wie etwa den altrussischen Bußbüchern, aus ihren Texten
ein überaus lebensvolles Bild der altrussischen Frömmigkeit vor uns
zu entwerfen und die Fragen, mit denen die Menschen damals
umgetrieben wurden, nach Jahrhunderten laut werden zu lassen.
Ob Ablehnung oder Anerkennung, F.s Lebenarbeit ist eine fruchtbare
Diskussion wert. So ist seine Darstellung, wie Meyendorff
schreibt, „not only a specialized study of religion in Russia, but
a highly original and provocative view of Russia's historical
destiny in its entirety" (II, IX).

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