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Ausgabe:

1969

Spalte:

596-599

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Editiones, critica

Titel/Untertitel:

philologica, biblica 1969

Rezensent:

Karpp, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 8

596

hunderts7, das sich dadurch gegen andere Schöpfungen seines
Genres abhebt, daß es in seiner Grundhaltung eindeutig byzantinisch
ist und ein greifbares abendländisches Vorbild sich trotz
mancher Bemühungen nidit hat nachweisen lassen. Die Nachdichtung
konnte sich auf eine unpoetische Übersetzung des um
diesen Literaturbereich hochverdienten Bibliothekars Adolf
Ellissen8 aus dem Jahre 1860 stützen; sie selber folgt dem Stil
des Nibelungenliedes, ein Verfahren, das insofern gebilligt werden
kann, als das Nibelungenlied in der uns vorliegenden Gestalt
aus ähnlichen gesellschaftlichen Bedingungen erwuchs" wie jener
byzantinische Versroman.

Den Abschluß des Bandes bildet eine umfassende Darstellung
der kulturellen Leistung der frühen Paläologenzeit aus der Feder
des Herausgebers, des Wiener Byzantinisten Herbert Hunger.
Unter früher Paläologenzeit versteht der Verfasser die Epoche, die
sich von der Vorbereitung der Wiedergewinnung der Hauptstadt
im Jahre 1261 durch Michael VIII. Paläologos (Despot 1258,
Kaiser von Nikäa 1259) bis zum endgültigen Verfall des Reiches
um die Mitte des 14. Jahrhunderts erstreckt. Er schildert diese
letzte Blüte der byzantinischen Kultur, die sich zum Beispiel in
einer Vielzahl von Handschriften antiker Autoren manifestiert,
angekündigt durch die nikänischen Kaiser aus dem Hause Laskaris
und die gelehrten Flüchtlinge, die, um mit Karl Marx zu reden,
Nikäa „zum Zentrum des griechischen Patriotismus"10 gemacht
hatten. Neu an der weltanschaulichen Sitation jener Epoche war,
daß die Antike nicht mehr nur ein Objekt der Rezeption bildete,
sondern zum Gegenstand einer lebendigen Auseinandersetzung
wurde, aus der eine Geisteshaltung erwuchs, die Hunger als christlichen
Humanismus griechischer Prägung bezeichnet. In Persönlichkeiten
wie Theodoros Metochites und Maximos Planudes, auf dem
Gebiete der Philologie, der Musik, der Astronomie, der Medizin,
der Jurisprudenz, der Philosophie, der Pädagogik, der Architektur,
Plastik und Malerei entfaltete sich unter jenem Signum reiches,
neues Leben.

Berlin Johannes I r m s e h e r

7) So Tusculum-Lexikon der griechischen und lateinischen Autoren
des Altertums und des Mittelalters, neubearbeitet von Wolfgang Buchwald
, Armin Hohlweg und Otto Prinz, München 1963, 73; Karl Krumbacher
, Geschichte der byzantinischen Litteratur, 2. Aufl. München 1897,
861, hält sogar eine Zuweisung der uns überlieferten Version an das
15. Jahrhundert für möglich.

") Zur Würdigung Johannes Irmscher, Deutsche Literaturzeitung 77,
1956, 821 ff.

9) Zum Forschungsstand vgl. Günter Albrecht u. a., Deutsches
Schriftstellerlexikon, 4. Aufl. Weimar 1963, 489 ff.

10 Johannes Irmscher, Aus der Sowjetbyzantinistik, Berlin 1956,
68, Anm. 1.

A n z i n g e r, U.: Das Kloster der Augustiner-Eremiten in Baden (Augustiniana
19, 1969 S. 128—192).

B a a g o, Kaj: The First Independence Movement Among Indian
Christians (Indian Church History Review 1, 1967 S. 65—78).

B i z e t, J. A.: Jean Tauler de Strasbourg. Tournai: Desclee & Cie. [1968].
140 S. 8°.

Georgoudi, Stella: Sant'Elia in Grecia (Studi e materiali di storia

delle religioni 39, 1968 S. 293—319).
Gräfe, H.: The Relation between the Tranquebar Lutherans and the

Tanjore Catholics in the First Half of the 18th Century (Indian Church

History Review 1, 1967 S. 41—58).
Hambye, E. R.: An Eastern Prelate in Indian, Mar Aithalaha, 1652—

53 (Indian Church History Review 2, 1968 S. 1—5).
H u d s o n, D. Dennis: The Conversion Account of H. A. Krishna Pillai

(Indian Church History Review 2, 1968 S. 15—43).
Mantzapigoy, Georgioy: He ennoia tes theologias (Kleronomia 1,

1969 S. 103—120).
Molndr, Amedeo: L'initiative de Valdes et des Pauvres Lombards

(Communio viatorum 9, 1966 S. 251—266).
Mundadan, A. M.: Archbishop Mar Kariatil's Literary Efforts in

Portuguese (Indian Church History Review 2, 1968 S. 7—14).
— The Invalidity of the Synod of Diamper (Indian Church History

Review 1, 1967 S. 9—22).
Oddie, G.A.: Indian Christians and the National Congress, 1885—

1910 (Indian Church History Review 2, 1968 S. 45—54).
Webster, John C. B.: Co mpeting Systems of Western Education in

the Punjab, 1858 — 1882 (Indian Church History Review 1, 1967

S. 59—63).

Wicki, Joseph: The Confraternity of Charity of Fr. Henry Henriques
(Indian Church History Review 1, 1967 S. 3—8).

KIRCH EN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Studia Patristica. Vol. VII—IX. Papers presented to the Fourth International
Conference on Patristic Studies held at Christ Church,
Oxford, 1963. Part I: Editiones; Critica; Philologica; Biblica. XII,
580 S. Part II: Patres Apostolici; Historica; Liturgica; Ascetica et
Monastica. X, 467 S. Part III: Classica, philosophica et Ethica;
Theologica; Augustiniana; Post-Patristica. X, 612 S. Ed. by F. L.
Cross. Berlin: Akademie-Verlag 1966. gr. 8° = Texte und Untersuchungen
zur Gesdiidite der altchristlichen Literatur, 92—94. M 72.50;
59.— ; 77.—.

Die Internationale Konferenz für Patristische Studien, die
seit 1951 alle vier Jahre in Oxford zusammentritt, ist für jeden
an dieser Arbeit Interessierten zu einer festen Einrichtung geworden
. Als solche trat sie noch deutlicher ins Bewußtsein, als es
möglich wurde, die gehaltenen Vorträge und Mitteilungen unter
dem Titel „Studia Patristica" gesammelt zu veröffentlichen. Das
geschah erstmals nach dem 2. Kongreß von 1955. Die Theologische
Literaturzeitung hat im Jahrgang 88, 1963 Nr. 12, ausführlich über
die ersten sechs Bände berichtet, welche die Papers des 2. und
3. Kongresses enthalten. An das, was dort über die Anlage und
Aufgabe dieser Veröffentlichung gesagt wurde, kann die Anzeige
der jetzt zur Besprechung vorliegenden Bände VII bis IX anknüpfen
und sich daher in manchem kürzer^fassen.

Herausgeber ist wiederum F. L. Cross. Er konnte die bisherige
Gliederung und Einrichtung der Veröffentlichung fast unverändert
beibehalten. Zu den elf Abschnitten in den Bänden III
bis VI ist ein zwölfter über „Post-Patristica" hinzugekommen.
Abschnitt IX bietet jetzt nicht mehr nur „Philosophica", sondern
auch „Classica" und „Ethica". Prüfen wir kurz, ob diese Änderung
der Überschrift sachgemäß ist und wie überhaupt die Einordnung
der Beiträge unter die 12 Hauptthemen gelungen ist.

Der erste der zwölf Beiträge des Abschnittes IX („Der jüngere
Cato bei den Kirchenvätern") vertritt offensichtlich die
„Classica". Von der Ethik handelt nur ein einziger Beitrag („The
Basis of Ethics: Chrysippus and Clement of Alexandria"). Die
Gotteslehre des Arnobius soll man wohl als Beitrag zu den
„Philosophica" verstehen; aber sucht man eine solche Erörterung
nicht eher unter den „Theologica" des nächsten Hauptabschnittes?
Noch mehr wundert man sich, in Abschnitt IX einen Beitrag über
den Sinn der griechischen Väter für künstlerische Form zu finden.
Denn er nimmt keinen Bezug auf die Klassik, geschweige auf
Philosophie oder Ethik, und paßt daher besser zu den „Philologica
".

Die Zusammenfassung der sehr verschiedenartigen „Post-
Patristica" in einem eigenen Abschnitt erweist sich als wohlbegründet
; sollte man nicht aus chronologischen Gründen auch
die Beiträge über Gregorios Palamas hierhin versetzen? Der Aufsatz
von Christou über doppelte Erkenntnis (Gottes) stände wohl
noch besser unter den theologischen Beiträgen statt unter
„Classica, Philosophica et Ethica". Man mißverstehe bitte diese
Fragen und Bemerkungen nicht als kleinliche Kritiksucht. Aber
m. E. muß die Verteilung der Beiträge auf die Hauptabschnitte
tatsächlich besser gelingen, weil es zu den drei Bänden mit ihren
mehr als 1600 Seiten aus begreiflichen Gründen kein Sachregister
gibt. Die Überschriften dürfen daher den Benutzer nicht in die
Irre führen. Wenn die Hauptabschnitte feststehen, könnte man
dem Herausgeber seine Aufgabe dadurch erleichtern, daß jeder
Verfasser selbst die Einordnung seines Manuskriptes vorschlägt
und mit einigen Stichworten über den Inhalt begründet.

Der Umfang dieser dritten Sammlung hält sich mit 162
Beiträgen ziemlich genau in der Mitte zwischen dem der ersten
Sammlung (2 Bände mit 117 Beiträgen auf 1260 Seiten) und dem
der zweiten (4 Bände mit 196 Beiträgen auf 2060 Seiten). Verteilt
sich die Abnahme gleichmäßig auf alle Arbeitsfelder, oder sind
einige von diesen besonders betroffen? Die folgenden Vergleichszahlen
über die zwölf Abschnitte oder Themenkreise sind mit
einer gewissen Vorsicht aufzunehmen, weil ja, wie gezeigt, die
Zuweisung der Beiträge in manchen Fällen nicht überzeugend ist.
Einiges läßt sich immerhin beobachten. Die Zahl der Beiträge über
die Themen „Editiones", „Historica" und „A-ugustiniana" hat
deutlich abgenommen, und zwar die der „Historica" von 20 auf
die Hälfte, die über Augustin von 21 auf 12, während die durchschnittliche
Abnahme etwa 17 % beträgt. Die „Liturgica" haben