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Ausgabe:

1969

Spalte:

583-586

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Cullmann, Oscar

Titel/Untertitel:

Vorträge und Aufsätze 1969

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Verfolg verlangen und verdienen

Berlin Gerhard II a s s a r ■ k

583 Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 8 584

und erläutert mit der Frage: „Kann jenes Ereignis von 1948 etwa Entscheidung. Durch sie wird angezeigt, daß für den Theologen

exegetische Relevanz für die Auslegung des ti&Tq'Iapafj von Cullmann seine eigene Sache, die Theologie, sich der Kirche

Rm 11, 26 gewinnen?" (35 5). Diese Fragen müssen aber offen- gegenüber auszuweisen hat, nicht aber, um es überspitzt zu sagen,

bleiben . . . die Kirche gegenüber der Theologie zu rechtfertigen. Darüber-

.,, . r. , D . i . hinaus stellt dieser Beitrag den deutschen Leser sogleich in die

Alle im Gesamtzusammenhang vorhandenen „Betrachtungs- ... . , . f _. ? _ ..

. , .., , , , ,.a . i i ökumenische Situation, in der C. zai Hause ist. Denn die Probleme,

weisen sind überaus komplex und unendlich difterenzierbar, und ,. ... , ., , , ,

. i. , ., . ..... fl ,__. j um die es in ihm geht — die Gerahr der Geringachtung konzen-

es gibt bis heute nicht einmal eine einigermaßen anerkannte Ord- , . . ," . , . ., . . ,, t

•• i-j. Tj* • j.^. j j •• l- v. a 4. tnerter theologischer Arbeit gegenüber dem unmittelbaren prak-

nung möglicher Hinsichten, geschweige denn möglicher Antwor- . . _, ° . ... , ,6 ,6 , , , ...

. /, °, r .. u j. in • i . tischen Dienst in der Kirche bei werdenden Theologen — sind im

ten (157). Es ist Marquardt zu attestieren, daß er sich — onen- , , , . ,

v , d .. t- c i j 4. ■ • u,.- deutschen Raum fremd geworden. C. zeigt sich hier übrigens auch

tiert an Karl Barth — mit Erfolg und mit guten ersten einsichtigen . _ . * . •» . . _ ,, • ,

T, it. j. a i . j. » t i_ t. j tj. s als Seelsorger seiner istudenten. (Das gleiche Problem und eine

Resultaten an die theologische Aufarbeitung gemacht und Schnei- , , . , , , , „, .

,, ■ .. *j iv -„-i t ahnliche Haltung begegnen noch einmal in dem bewegenden Naensen
geschlagen hat, die — in Zustimmung oder Kritik — weiteren ... ... ... . **, <■». »

ruf „Non solum in memonam sed in intentionem Theo Prciss von

1950, S. 655-662.)

- Problematisch weil mißverständlich ist die Überschrift des

Barr, James: Den teologiska värderingen av den efterbibliska juden- vierten Teils: „Eschatologie". Denn in diesem Herzstück des Bandomen
(SEA 32, 1967 S. 6«»—78). des (wie der Cullmannschcn Theologie) geht es keinesfalls um das
L 196ins°805 Jüdisch"Cliristlidle GeSDrädl (DtPfrBl 68, Lehrstück de novissimis, sondern entscheidend darum, wie die
1968 . 805—807). Gegenwart bestimmt ist durch die Eschatologie, die einerseits im

Christusgeschehen von Tod und Auferstehung schon angebrochen

neues testament ist, deren Vollendung aber andererseits noch in der zeitlichen Zu-

,~ .. r. . .. j a r i_ kunft aussteht. Das tritt besonders deutlich hervor etwa in „Die

Cullmann, Oscar: Vortrage und Aufsatze 1925—1962, hrsg. von

K. Fröhlich. Tübingen: Mohr, u. Zürich: Zwingli Verlag [1966]. Vorwegnahme der Erlösung des Leibes nach dem Neuen Testa-

723 S. gr. 8°. DM 54.— ; Lw. DM 58.—. ment", 1946, (S. 403—413), oder in „Eschatologie und Mission im

.. Neuen Testament", 1941, (S. 348—360), ein Aufsatz, der exege-

Die gegenwärtig weitverbreitete Übung, gesammelte Auf- tisch vorbcreitet ist durch >>Der escnato.ogisdlc Charakter des

Sätze herauszugeben, hat in der Form, wie sie im vorliegenden Missionsauftrages und des apostolischen Selbstbewußtseins bei

Falle geschehen ist, noch einen besonderen Wert. Durch den Her- paulus«; 1936> (S 305_336; audl wcnn man der Identifikation des
ausgebet Karlfried Fröhlich sind alle aufgenommenen remd- „ Thcss % y mjt paulus ^ zustimmt, ist dodl die

sprachigen Aufsätze Cullmanns ins Deutsche übersetzt worden so Herausstellung der eschatologischen Rolle, die Paulus seinem

daß sie mit der Sammlung zugleich auch sprachlich dem deutschen Aposte]amt ^schreibt, wichtig, wie überhaupt die hier vorgetra-

Lescr bequem zugänglich gemacht werden. Der Herausgeber hat genen Beobachtungen zur jüdisch-urchristlichen Enderwartung;

sich durch solche Darbietung aller wesentlichen Vortrage und dkses wird in >Wann kommt das Rddl Gotteg?«( 193g(

Aufsätze C.s bis zum Jahre 1962 sehr verdient gemacht. Man darf g 535.547, mit Blick auf die christliche Literatur des zweiten

wohl annehmen, daß C. die Ubersetzungen seiner Arbeiten ge- Jahrh weitervcrfoigt). In dem „eschatologischen" Teil insgesamt

billigt hat, so daß sie künftig auch in dieser Form wissenschaftlich werden dje angeschlagen, die die großen Monographien

benutzt werden können. Die Überarbeitungen sind offenbar ge- Cg jXhristus und die Zeit«( 1946> -<1962f und Hd, als Ge.

ringfügig, nur sehr selten ist eine Anmerkung hinzugefügt bzw. sdlicnte«( 1965> zusammenfassend behandeln. Es ist reizvoll zu

erweitert worden. Bedauerlich ist, daß die Seitenzählung der sehen> wje skh jn Das eschatoIogischc Dcnken dcr Gegenwart".

Originalveröffentlichungen nicht mitgegeben ist. i»3g, (S. 337-347) wichtige Linien von „Christus und die Zeit"

Der Inhalt des Bandes kann hier nicht einmal durch die bereits abzeichnen, wobei aber die endgültigen Gedanken sicht-

Nennung der Titel aller 44 in ihm vereinigten Abhandlungen lieh noch im Werden sind; übrigens reizt dieser Beitrag (eine

angedeutet werden. Vier von ihnen werden zum ersten Male ver- ausführliche Besprechung von F. Holmströms gleichnamigen Buch

öffentlicht; es handelt sich um Vorträge, die in deutscher Sprache aus dem Jahre 1936) auch zu der Frage, ob nicht vielleicht eine

gehalten worden sind. Die Mehrzahl der Beiträge ist ursprünglich andere Entwicklung der Theologie zur Gegenwart hin möglich

a-uf Französisch abgefaßt worden, nämlich insgesamt 25 (wovon gewesen wäre, hätten andere Umstände geherrscht,
einer in Italienisch und einer in Englisch zuerst veröffentlicht Von den Aufsätzen unter dem <Zux Hermeneutik"

wurde, während einer die französische Bearbeitung eines deut- hebe jch dje erst£ Veröffentlichung C.s überhaupt hervor: „Die

sehen Originals ist); 14 Aufsätze sind von Hause aus in Deutsch neuen Arbeiten zur Geschichte der Evangelientradition", 1925,

erschienen, einer in Englisch. (S 4i_89). Das ist ein erstaunlich reifer Beitrag zur eben erst sich

Die Beiträge sind in neun Teile gegliedert: 1. Zur Hermen- durchsetzenden formgeschichtlichen Methode, in dessen Schlußteil

eutik (7 Titel); 2. Johannes und die Synoptiker (6); 3. Gemein- Probleme angerührt werden, die erst fast eine Generation später

same Sonderströmungen des Judentums und des ältesten Christen- wirklich ausgetragen wurden (wobei C. dann doch wohl eine etwas

tums (5); 4. Eschatologie (10.); 5. Ethische Probleme des ältesten andere als die hier anklingende Position einnahm). Daneben ist

Christentums (2); 6. Zum urchristlichen Gottesdienst (2); 7. Zur etwa besonders zu nennen „Unzeitgemäße Bemerkungen zum

Patristik (3); 8. Zum Gespräch zwischen den Konfessionen (4); historischen Jesus' der Bultmannschule", 1960, (S. 141-158), wo

9. Biographisches und Autobiographisches (5). Innerhalb dieser C. es unternimmt zu zeigen, daß die Anwendung der form-

Teile sind die Aufsätze nach der Zeit ihres Erscheinens geordnet. geschichtlichen Methode keineswegs zu den Ergebnissen Bultmanns

Nur der erste Beitrag „Die Notwendigkeit der Theologie für die und seiner Schüler hinsichtlich des „historischen Jesus" führen muß,

Kirche nach dem Neuen Testament", 1957, (S. 21—40) durchbricht sondern daß erst die Verquickung von Formgeschichte und exi-

diese chronologische Ordnung. Das ist eine bemerkenswerte stentialistischer Hermeneutik das tut, daß dadurch aber das Wesen

und Ziel des formgeschichtlichen Ansatzes wenigstens z. T.

') Die Aufsätze Nr. 7 „Die Verbindung von Ur- und Endgeschehen gerade aufgehoben wird,
mit der neutestamentlichen Heilsgeschichtc" und Nr. 28 „Was erhofft ^

der Christ als noch immer zukünftiges Heil?" stammen allerdings erst Der Teil- der uber &e gemeinsamen Sonderströmungen des

aus dem Jahre 1963 (bei Nr. 28 ist im Titel versehentlich 1962 an- Judentums und des ältesten Christentums handelt und der im

gegeben). Zusammenhang steht mit C.s Erstlingsarbeit über „Die litcrari-