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Ausgabe:

1969

Spalte:

572-574

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Poulssen, Niek

Titel/Untertitel:

König und Tempel im Glaubenszeugnis des Alten Testamentes 1969

Rezensent:

Soggin, Jan Alberto

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 8

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Wichtig für einen solchen Kurzkommentar ist es, daß ihm in
Anhängen gewisse Ergänzungen gegeben werden bezüglich der
Chronologie und der altertumskundlichen Angaben über Münzen,
Maße und Gewichte. Die „Sainte Bible" hat ja ein ähnliches in
überaus geschickter und gründlicher Weise getan, indem de Vaux
zwei Bände, „Les Institutions de TAncien Testament", und M. du
Buit eine „Geographie de la Terre Sainte", mit einer Kartenmappe
versehen, schrieben. Natürlich konnten diese eben genannten
großen Werke nicht in den Kurzkommentar übernommen
werden, aber in den Anhängen wird reichliches Material aus ihnen
geboten, so etwa eine Zeittafel, S. 3—19, die von der vorgeschichtlichen
Zeit (Steinzeit) bis zu Markus, dem Bischof von
Jerusalem (135—155) reicht. Abrahams Ankunft in Kanaan wird
etwa 18 50 angesetzt. Während der Hyksoszeit sind die Patriarchen
in Ägypten aufhältlich. Der Auszug wird zwischen 1250
und 1230 angesetzt. In der nachexilischen Zeit wird für die An-
setzung Esras die Auswahl gegeben zwischen 458 oder 398.
Günstig ist es, daß in die Zeittafel zugleich auch die Entstehungsdaten
der verschiedenen biblischen Bücher eingearbeitet sind, so
daß jene zugleich literaturgeschichtliche Bedeutung gewinnt. Soweit
ich sehe, sind die Angaben der Papyri aus dem wädi dalije
noch nicht in der Zeittafel verwendet worden. Auch die Tontafeln,
die den König Jojachin in Babel bezeugen, werden nicht genannt.
Soweit ich sehe, wird auf diese Dokumente auch nicht in den
Fußnoten noch in den Einleitungen zu den betreffenden Büchern
Bezug genommen.

Wichtiger noch als die Zeittafel, die Geschlechtertafel der
Hasmonäer und Herodier, die Einführung in die biblische Chronologie
, in die biblische Metrologie und Numismatik erscheint mir
das Namensverzeichnis, das sich keineswegs an die Transkription
des Hieronymus anschließt, sondern auf die hebräische bzw. griechische
Namensform zurückgeführt wird, wie auch in der Einleitung
ausdrücklich betont wird. Damit aber die Leser, die diese Vulgata-
Namensformen gewohnt sind, den Anschluß an den Bibelkommentar
finden können, ist das Namensverzeichnis vergleichend angelegt
, nämlich Vulgataformen und die in diesem Kommentar
verwendeten Formen. Neben diesem Register erscheint ein Sach-
und Namenregister, das auch die Erläuterungen in den Anmerkungen
'und den Fußnoten einschließt (S. 27—54). Dabei sind die
Stichwörter, die ausführlichere Erläuterungen erhalten haben,
durch besondere Zeichen hervorgehoben. Dieses Register schließt
den Kommentar in seinem theologischen Gehalt ganz besonders
auf.

Die neun farbigen Karten betreffen verschiedene Anschauungsbereiche
. Eine Karte zeigt den Alten Orient um 1000 bis 300
v. Chr. mit den vermutbaren Grenzen des Großreiches Davids, des
neuassyrischen Reiches, des ägyptischen Neuen Reiches, des neubabylonischen
Reiches, des persischen Großreiches und des Weltreiches
Alexanders des Großen. Selbstverständlich ist diese Karte
nur zu einer ersten ungefähren Orientierung geeignet, für eingehendere
Studien ist der Maßstab zu diffizil, 1 : 11 250 000. Die
Farben betreffen einschließlich der Reichsgrenzen vor allem die
Unterschiede zwischen Kulturland, Steppe und Wüste. Immerhin
hat die Karte wie auch die folgenden den Vorteil, die physikalischen
Grundlagen neben den politischen, zeitgeschichtlich bedingten
Verhältnissen zu bieten. Das gilt auch von der Karte Kanaans,
die das Territorium Palästinas und des südlichen Syriens bis etwa
300 v. Chr. zeigt. Die dritte Karte zeigt Jerusalem zur Zeit d^s
Alten Testaments, also die Stadt Davids, die Ausdehnung Jerusalems
nach Norden unter Salomo und die mutmaßliche Ausdehnung
unter Hiskia, wobei die Unsicherheit der Angaben betont
wird. Die neuen Ausgrabungen auf dem Zionshügel sind nicht
berücksichtigt worden. Angesichts der Tatsache, daß nur vorläufige
Berichte vorliegen, ist die Zurückhaltung berechtigt, doch
hätte hier vielleicht der neueste Stand der Archäologie hypothetisch
verzeichnet werden können. Die vierte Karte mit einer
Nebenkarte betrifft Ägypten, die Sinaihalbinsel und Ägypten

zur Zeit des Auszuges mit einer Nebenkarte, die besonders das
wädi tumelät und Orte des östlichen Deltas verzeichnet. Auf
beiden Karten fehlt die Festung Sile (teil) abu sefe. Beim Dschebel
Serbai hätte die Oase des wädi ferän Erwähnung verdient, da ja
auch der Serbai als Sinai in der Forschung angesprochen worden
ist und jene Oase mit der von Kadesch versuchsweise, aber doch
fälschlich identifiziert worden ist. Die fünfte und sechste Karte
stehen auf einem Blatt. Die fünfte Karte zeigt die Aufteilung der
Stämme Israels unter Josua. Orte werden auf dieser Karte nicht
angegeben, auch keine Gelände, etwa die Ebene Jesreel, aus der
die Anliegerstämme dieser Ebene ersichtlich gewesen wären. Die
sechste Karte zeigt sehr instruktiv den südlichen Teil der
5. Satrapie des Perserreiches mit einer Nebenkarte „Die Provinz
Juda unter Nehemia", wobei die hypothetische Grenzlinie, die
der Karte besondere Anschaulichkeit verliehen hätte, nicht eingezeichnet
worden ist. Die siebente Karte zeigt Palästina von
300 v. Chr. bis 100 n. Chr. ebenfalls mit den notwendigen physikalischen
Angaben. Der Maßstab ist 1 : 1 800 000. Die Benutzung
eines Vergrößerungsglases ist unerläßlich, um die Leistung des
Kartographen erkennen und würdigen zu können. Die achte Karte
zeigt Jerusalem zur Zeit des Neuen Testamentes, klar und übersichtlich
, vielleicht die beste Karte, in der auch der Teich Bethesda
nicht fehlt in seinen noch hypothetischen Umrissen. Die letzte
Karte zeigt die Mittelmeerwelt. Diese Karte vereint vieles, vom
Reich der Seleukiden angefangen, das natürlich nur in seinen
westlichen Teilen angedeutet werden kann, bis hin zu den Reisen
des Apostels Paulus. Der Maßstab ist 1 : 15 000 000. Als Ergänzung
der Kurzkommentare sind die Karten ein hervorragendes
Beiwerk, wenn naturgemäß auch Wünsche offenbleiben müssen.
Die Beigabe zweier größerer Faltkarten mit Angaben einiger
Höhenlinien, die in der Herstellung nicht teurer werden würden,
ist vielleicht für weitere Auflagen sehr zu empfehlen, denn an
weiteren Auflagen wird es diesem hervorragenden Werk nicht
fehlen. Den Schöpfern, den Herausgebern und dem Verlag kann
für dieses Werk ehrlicher Dank gesagt werden.

Leipzig Hans Bardtk«

Haller, Eduard: On The Interpretative Task (Interpretation 21, 1967
S. 158—166).

Hunger, Herbert: Heligesetai ho oyranos hos biblion (Kleronomia 1,
1969 S. 79—82).

R e y m o n d, Philippe: Vers une traduetion fran?aise oecumenique de
la Bible (Verbum Caro 86, 1968 S. 52—65).

Westermann, Claus: Anfang und Ende in der Bibel. Stuttgart:
Calwer Verlag [1969]. 47 S. 8° = Calwer Hefte zur Förderung biblischen
Glaubens und christlichen Lebens, hrsg. v. T. Schlatter, 100.
DM 2.50.

ALTES TESTAMENT

P o u I s s e n, Niek: König und Tempel im Glaubenszeugnis des Alten
Testamentes. Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk 1967. 220 S. gr. 8° —
Stuttgarter Biblische Monographien, hrsg. v. J. Haspecker u W. Pesch,
Bd. 3. Kart. DM 32.-.

Als dritter Teil einer 1962 im Päpstlichen Bibelinstitut zu
Rom angenommenen, nur maschinenschriftlich vorliegenden Dissertation
, stellt sich dieses Buch die Aufgabe, den Bekenntnisinhalt
des König-Tempel-Verhältnisses im Alten Testament zu
untersuchen. Die Tatsache, daß es sich um einen sowohl für den
Theologen als auch für den Historiker und den Orientalisten
ungemein interessanten Gegenstand handelt, braucht hier wegen
ihrer Selbstverständlichkeit nicht hervorgehoben zu werden.

Die chronologisch verhälnismäßig leicht festzulegende Folge
der Texte erlaubt es dem Verf., die verschiedenen Überlieferungskomplexe
zeitlich zu untersuchen. Ein erstes Kapitel behandelt
„Das höfische König-Tempel-Bekenntnis": 2. Sam. 7, die Königspsalmen
2 und 110, das Königliche Sionsfest. Ein zweites Kapitel
untersucht „Das deuteronomistische König-Tempel-Verhältnis":
die Königszeit in dtr. Sicht (u. A. Überarbeitung von 2. Sam. 7),