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Ausgabe:

1969

Spalte:

33-35

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Tagawa, Kenzō

Titel/Untertitel:

Miracles et évangile 1969

Rezensent:

Strecker, Georg

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33 Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 1

t ~ i > i r * npnqrr nersonelle das Jüngerunverständnis eine aktuelle, kritische Ausrichtung auf

T a g a w a , Kenzo, Dr.■ Miracles et ^ZZl den Traditionalismus und Judaismus der Jerusalemer Gemeinde

de l'evangehste Marc. Paris: Presses Universitaires de Franc. Ausdruck dafi Jesus die Grenzen der überlieferten

1966. V. 213 S. gr. 8° = fitude. d'Histoire et de Philosophie Re- und b„nge»mA,^ „Vcrwunderung- und „Furcht"

hgieuses, dir. par R. Mehl, 62. jn der Begegnung mit ihm angemessene Verhaltensweisen seien

Diese Untersuchung, im Januar 1965 bei der Evangchsch-thcolo- ^ Dje abschj,cßcnde Darstellung der „Wunder in den Evan-

gischen Fakultät der Universität Straßburg als Dissertation ein- ngch ^,^„5 und Lukas" begnügt sich mit einer kurzen

gereicht, kann schon allein auf Grund ihres Themas Aufmerksamkeit skjzzc (c VI s. 186-196). Verf. meint feststellen zu können: Im

beanspruchen; denn eine redaktionsgeschichtlichc Monographie Dcnkcn des Matthäus spielt das Wunder fast keine Rolle (S. 189),

über die Wundererzählungen im Markus-Evangelium ist bisher Lukas-Evangclium unterstreicht dagegen die Wundererzählung

nicht vorgelegt worden. die „großen Momente der Heilsgeschichte", garantiert das Wunder

Verf. untersucht zunächst „die Überlieferung der Wundererzäh- djc Bedeutung des Lebens Jesu (S. 193). Dagegen sind für Markus

lungen" (c. I, S. 9-48), d.h. die „Form", geographische Anordnung die Taten Jesu Wunder, weil es sich um Taten Jesu handelt; für

und religiöse Bedeutung der vormarkinischen Wunderberichtc. Er jhn gilt. jesus est tout" (S. 196.198).

erkennt, daf) der Aussagecharaktcr der Perikopen mit ihrem tra- Dicscs Bucn wjrft mchr Fragen auf, als es beantwortet. Kritisch

ditionsgeschichtlichen Hintergrund wechselt, meint aber, als den ^ beurteilen ist vor allem die historische Intention, ausschließlich

verschiedenen Traditionsstufen gemeinsame Grundlage ein pro- ^ Faktcn untersuchen zu wollen, die das Evangelium selbst dar-

vinzielles, folkloristisches Milieu konstatieren zu können, das na- ?) da ^ cinc Fragcstellung historische Texte zum

her als „galiläisch-hellenistisch" zu bestimmen sei. Die geogra- s ncn bringcn kann und selbst cinc historistischc Zielsetzung

Phischen Angaben seien nur teilweise vormarkinisch. soweit es sich ^ implbitc dann freilich unkontrollierte Fragestellung nicht

nämlich um Bezeichnungen der Fundorte der Übcrliefcrungsstuck'? dcnkbar jst Von hier aus ergeben sich Gegenfragen, die aus Raum-

»andle, im übrigen markinisch, so die Landschaftsnamen, die den undcn auf das Fo]gcndc beschränkt werden sollen.

Rahmen des Auftretens Jesu kennzeichnen, und die Situationen auf Behauptung des Verf.. Markus habe

dem Wege Jesu nach Jerusalem. Verf. will die ^.one^n Au. JL Es *2£^e^er spezifischen Situation der Kirche

«gen Jedoch nicht im Sinn eines -*ron0^?icfd«"ter- SerS aTgcfafjt. im einzelnen wiklich begründet werden kann.

das religiöse Leben in Jerusalem, "'cht allein der Juden, sondern £fJSe*M ÄS lassen. Wahrscheinlich handelt es sich um

beliebte Heranziehung der ^ «v^p-Vorstellung .« skcptisczu J Zusammenhang mit anderen hypothetischen Erwägungen
beurteilen, da die synoptischen Wunderbenchtc eine Reflexion n wM ^^hon dcshalb nicM ZUm Allgemeingut der
über den „Gottmenschen" nicht enthalten (S. 47). Forschung werden dürfte. Schließlich ist grundsätzlich zu fragen.
In dem Kapitel „Die Struktur des Markus-Evangeliums und das c ^ voraussctzt . dic vorgetragene Aktuali-
Wunderprobiem" (c. II. S. 49-73) bekämpft Verf. ^mahme, Marku,Evangcliums die hermeneutische Aufgabe er-
Wundertätigkeit Jesu sei einer ersten Periode des Lebens Jesu, der ^ mit dcm so erschlossenen An
|e.t vor dem Petrusbekenntnis, -geordne, wahrend nach dem ^ einc nur formale Entsprechung zur gegenwärtigen
Bekenntnis des Petrus die jungÄhrung doinin«« Ve* . Verkündigungsaufgabe gegeben und das Problem der übertragbareren
Gedanken an eine psychologische, aber auch "«geschieh - Stohren Zeugnisses nicht gelöst,
hche Linienfühmna zurück Auch Markus' Darstellung der „Volks- A1-u u«-s 3 -
^^ SX zSeLngd«. Evangeliums nicht begründen; 2. Der aktualisierenden Tendenz des Verf. entspricht die geringe
Wd*Tv3k-dSTha*Wl>4«. Subjekt vorgestellt (S. 64). Bedeutung, die er der Messiasgeheimnistheorie im Markus-Evan-
°ie eigentliche Unterfuchung des „Wunders im Markus-Evange- gel.um beimißt. Mag auch die Bezeichnung mißverständlich sein -
W (C IIIS 74 122 setzt mit einer Analyse der Terminologie der markinische Jesus ist natürlich nicht der jüdische Messias, son-
ein und^versucht sodannauf der Grundlage von Mk. 1,21-28 nach- dem der Christus des Glaubens der Gemeinde -, die Tatsache, daß
zuwehen dTß Ma^s der Leh^ rd dei Wunder Jesu dasselbe die Markusdarstellung durch die Dialektik von Offenbartheit und
Gewicht beilegt (S 87f 92) Ein Vergleich der Schlußformeln der Verborgenheit des Chnstus geprägt ist, hat auch Verl nicht bc-
synoptischen Wundererzählungen ergibt, daß im Markus-Evan- zweifeln können. Denn wenn auch zuzugestehen ist. daß die Kom-
9elium die FoTmuherung noch nicht in dem Maße wie bei Mat- Positionselemente der Cchc.mnisthconc verschiedenartiger Her-
ftäus und Luka7fix"rt fst (S. 92-99). Sachliche Bedeutung hat das kunft sind, die redaktionsgeschKhtliche Untersuchung hat sich der
hellenistische Ep^aniemotiv „Verwunderung" und .Furcht", das Frage zu stellen, welchen einheitlichen Sinn Markus durch die disMarkus
nicht n^ auf das Wunder, sondern auch auf Lehre. Weg paraten überlieferungsstoffc ausgesprochen hat (zu S. 161). D.cser
Auferstehung Jesu bezieht. Hier spreche sich dic „direkte Er- Aufgabe ist um so weniger auszuweichen, wenn man - anders als
Ehrung der Begebung mit dem lebendigen Jesus" aus und darin Verf. - anerkennt daß auch die Schweigegebote, nicht allein die
gleich die D?s^z des markinischen Denkens gegenüber der öffentliche Verkündigung der vollzogenen H«lun*dem RedaV
heilsgeschichtlichen Theologie eines Lukas (S. 121f.). So spiegelte tionsgut zugehoren; so wird es durch 8 30 und 9.9 bestätigt, so daß
e* auch die Erzählung von der wunderbaren Speisung wider die „Spannung" zwischen Schweigegebot und Kundmachung als
(Mk. 6.30-44 par.)- sie reflektiere die Begegnung des Glaubenden markinisch ausgewiesen sein durfte^ Von hier aus mochte man
mitdPmiTJ a t r \r c vU 1 « auch der traditionellen Gliederung des Markus-Evangeliums ein
""t dem lebendigen Jesus (c. IV. S. 123-153). begrenztes Recht zugestehen: Wenn auch einc psychologische En*
Emen Höhepunkt bildet das Kapitel Das Messiasgehe,mms und L9cbens Jesu nicht konstruiert werden kann, so
^Wunder" (c. V. S. 154-185). Die auch heute noch keineswegs all- - ^hangs in* öffentlichen Ankündigung
9emeine Erkenntnis daß W. Wrede die Messiasgeheimnistheorie ist ooui muu tu ui , ,

aU „^-1 "Kenl"ms; °alJ w- wrLUt . Passion und Auferstehung in 8,27ff. eine neue Situationsan-

ais vormarkinische Schöpfunq interpretierte, nimmt Vert. zum nn- w» roMU , . .... , r- ■ /

lafi M '*Tymxne acnopiuua luicr^cuc , Markus qabe ausgesprochen ist. die die geographische Linienführung von

lat3. die Bedcutunq der Gcheimmstheorie für den Redaktor Markus 9a,ct.ua,F. , . . . • ^, ,K„„

»» einzelnen zu bestreiten: die in diesem Zusammenhang genann- Galiläa nach Jerusalem) unterstreicht. Dies aber besagt nicht nur,

(en Einzelvorstdlungen (Schweigegebot. Nicht-Öffentlichkeit des daß die Wundererzahlung einen genuinen Platz in Markus Dar-

Wunders.U^eS slellung ^ t c'»el-^eihgen Vergangenheit hat,
daher nicht au dTm B^en der markinischen Redaktion zu ver- sondern auch, daß der markinische Kontext für die Interpretation
stehen (S. 161 164) DaVschweigegebot in den Heilungsberichten ein erhebliches Gewicht erhalt; eine Berücksichtigung hatte den
<z- B. 1.44) s ehV im Wid^prucTzur öffentlichen Kundmachung Verf. über die Feststellung der allgemeinen chnstologiscr en Bedeu-
des Wunder* (1 «"und " daher vormarkinisch; dagegen habe tung des Wunders im Markus-Evangelium hinausfuhren können.