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1969

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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more reserved and critical; nevertheless there is in one sense an
cvcn profoundcr synthesis between Christianity und Platonism."
(S. 102). Auf der anderen Seite mußte ein Christ, der so stark dem
spekulativen Denken des Piatonismus verhaftet war, sich stets dessen
bewußt sein, nie den Anforderungen orthodoxer Kirchlichkeit
gerecht werden zu können, mochte er persönlich auch in dem Sinne
„orthodox" zu sein wünschen, daß er wie die Kirche seiner Zeit
glaubte. Dazu viel zu stark mit den Kategorien platonischer Trans-
zcndcntalmetaphysik vertraut, konnte Origenes in seiner intellektuellen
Redlichkeit nur Heiligen und Einfältigen die Gnade selbstsicherer
Glaubensgewißheit zusprechen. Sich selber, der immer
wieder vor den Schranken denkerischer und sprachlicher Bewältigung
einer spekulativen Theologie stand, konnte er sie nicht zubilligen
. Zweifelsohne war Origenes an diesem Punkte viel zu subtil
, was ihn augenscheinlich von Augustin unterscheidet. Für letzteren
war die Klärung des Verhältnisses von ratio und fides bzw. die
Frage nach der spekulativen Erhellung christlicher Glaubenswahrheiten
primär eine Angelegenheit persönlicher Selbstklärung gewesen
; nach ihrer Lösung war für ihn die Problematik einer spekulativen
Theologie sozusagen „entschärft". Anders hingegen Origenes
, der bis an sein Lebensende die Spannung zwischen den Niederungen
unreflektierter Kirchenfrömmigkeit und einer darüber
sich erhebenden Theologie der „Einsichtigen" empfunden hat.

So assoziiert sich dem Leser wie wohl einst auch den Hörern dieser
Vorlesungsreihe die Frage, ob der kritische Theologe auch „im
seligen Stande" der Orthodoxie leben könne. Ob ich hiermit des
Autors persönliches Engagement an der Thematik seiner Vorlesung
wiedergegeben habe? Jedenfalls ist das meine einzige Anfrage angesichts
einer sonst so sachkundigen und geistreichen Einführung
in die Geistcswelt des alexandrinischen Christentums, die auch der
Fachgelehrte mit großem Gewinn liest1.

Göttingen Carl Andresen

3) Die einzige Beanstandung, daß S. 129 beim Umbruch eine Zeile ausgefallen
ist, geht nicht auf das Konto des Autors. Ebensowenig, daß er in seinen
1 Anmerkungen nicht mehr auf Fr. Heinr. Kettler, Der ursprüngliche Sinn der Dog-
matik des Origenes, Berlin 1966 eingehen konnte.

Origene: Contre Celse. Ii Livres Ietll. II: Livrcs III et IV.
Introduction, texte critique, traduetion et notes par M. Borret,
S. J. Paris: Les Editions du Cerf 1967/68. 481 et 438 S. 8° = Sour-
ces Chretiennes, 132, 136. ffr. 45.- et 48.-.

Die Bedeutung der Ausgabe liegt in der Textgcstaltung. An
Koctschaus Ausgabe von 1899 knüpfte sich der Streit, ob Koetschau
die Überlieferung richtig beurteilt habe. Man ist sich darüber einig,
daß die Handschriften der direkten Überlieferung sämtlich vom
Vaticanus gr. 386 (A) abstammen, der im 13. Jahrhundert geschrieben
wurde. Der von A gebotene Text geht auf den Text des Pam-
philus zurück, also letztlich auf den Archetyp. Zweifel blieben, ob
Koetschau nicht die indirekte Überlieferung stärker hätte berücksichtigen
sollen, wie sie in den Zitaten aus Contra Celsum vorliegt,
die in der von Basilius von Cäsarea und Gregor von Nazianz zusammengestellten
Philokalie enthalten sind. Unter den 1941 in Tura
bei Kairo gefundenen Papyri befindet sich ein Papyrus, der Auszüge
aus den beiden ersten Büchern gegen Celsus enthält; der Kopist
ist mit dem Exzcrptor identisch; er hat im frühen siebenten
Jahrhundert geschrieben. Seit J. Schcrer im Jahre 1956 den Papyrus
herausgab, sieht man klarer: Auch der Papyrus ist ein Zeuge des
Pamphilustextes. Koetschau verfuhr im Grunde richtig, wenn er A
bevorzugte. A ist allerdings nicht ohne Fehler, was auch Koetschau
noch deutlicher bewußt wurde, als er auf seine Edition im Jahr
1926/1927 eine Übersetzung folgen ließ. Nur die Bibelzitate sind in
der Philokalie besser bewahrt als in A, „because the standardizing
process has had less time to operate"1.

Die Verbesserungen, die demnach an dem von Koetschau festgestellten
Text vorgenommen werden können, sind in der vorliegenden
Ausgabe auf Grund fremder und eigener Untersuchung verarbeitet
. Borret hat sich mit Erfolg bemüht, der Überlieferung und
den von verschiedenen Gelehrten vorgeschlagenen Konjekturen gerecht
zu werden. Einige irrige Angaben wären in der Einleitung
nicht wiederholt worden, wenn der Hrsg. Chadwicks Bemerkungen

') H. Chadwick, Journal of theol. studies, N.S. 8, 1957, S. 324.

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zu Scherers Edition des Tura-Papyrus gegenwärtig gehabt hätte'-'.

Die beigefügten Anmerkungen weisen die Zitate und Anspielungen
nach und geben Erklärungen zum Text, treten auch hin und
wieder in die Diskussion ein, die um die Abgrenzung der Celsus-
zitate geführt wird. Auf die beiden vorliegenden Bände sollen zwei
weitere folgen; ein fünfter Band ist für die allgemeine Einführung
vorgesehen, „consacree aux questions soulevees par l'attaque de
Celse et la defense d'Origene"; dort sollen auch die Register Platz
finden. Die Anmerkungen zum Text sind knapp gehalten und ersetzen
nicht einen Kommentar, - wie nützlich wäre ein solcher!
Man kann fragen, ob die Noten Borrets immer glücklich formuliert
sind, ob nicht auch in knapper Form eindringendere Erläuterungen
hätten gegeben werden können; freilich hat der Kritiker leicht urteilen
. Bedauerlich ist, daß die Seitenzahlen von Koetschaus Ausgabe
nicht notiert sind; manchem wäre es nützlich gewesen3.

Die Übersetzung liest sich flüssig und scheint im wesentlichen zuverlässig
zu sein, soweit der Ausländer nach Stichproben urteilen
kann'.

Zu sicher scheint die Behauptung zu sein, Origenes' Buch sei im
Jahre 248 vollendet gewesen, weil Origenes von den alexandrinischen
Unruhen unter Philippus Arabs nichts sage (S. 21). Aber das
Werk ist nicht in Alexandrien verfaßt worden. So brauchte Origenes
von den dortigen Unruhen noch nicht gehört zu haben, als er
Contra Celsum schrieb; er kann noch 249 daran gearbeitet haben.

Korrekturnachtrag: Vgl. zum Text die Bemerkungen von G. Chr.
Hansen, Gnomon 41, 1969, S. 464-468.

Tübingen Hans-Dietrich A I t e n d o r f

2) A.a.O., S. 322-326.

3) Zu C. Cels. 2,51 kann man Pseudo-Clemens, Recogn. 3.59 f. notieren
(B. Rehm, Zur Entstehung der pseudoclementinischen Schriften, Zeitschr. f. d.
neutestamentl. Wissensch. 37, 1938, S. 109, Anm. 108).

4) Einige Mängel bemerkt J. C. M. Van Winden, Vigiliae christianae 22, 1968,
S. 149 f. - C. Cels. 1,9, S. 100, Z. 23 richtiger, wenn auch etwas zu stürmisch,
bei U. Wickert: „leidenschaftlich an den Logos heranstürmen" (Glauben und
Denken bei Tertullian und Origenes, Zeitschr. f. Theologie u. Kirche 62, 1965,
S. 172, Anm. 52).

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Theologische Litcraturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 7