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Ausgabe:

1969

Spalte:

507-508

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

The impact of the Church upon its culture 1969

Rezensent:

Hägglund, Bengt

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L a n g e v i n , Paul-£mile: „Ceux qui invoquent le nom du Seig-
neur' (1 Co 1, 2) (science et esprit 21, 1969 S. 71-122).

Löwe, Hartmut: War Jesus revolutionär? (Quatember 33, 1968/69
S. 50-60).

Malina, B.: Some Observations on the Origin of Sin in Judaism

and St. Paul (CBQ XXXI, 1969 S. 18-34).
Martini, Carlo M.: L'eclusione dalla comunitä del popolo di Dio

e il nuovo Israele secondo Atti 3,23 (Bibl 50, 1969 S. 1-14).
MeagherJ. C: John 1,14 and the New Temple (JBL LXXXVIII,

1969 S. 57-68).

M u e 11 e r, Herman: La moralidad de nacionalismo en la Sagrada
Escritura (Revista Biblica 30, 1968 S. 149-154).

Nardoni, Enrique: El concepto de libertad en San Pablo
(Revista Biblica 30, 1968 S. 143-145).

Orbe, Antonio: Metodio y la exegesis de Rom. 7,9a: „Ego autem
vivebam sine lege aliquando" (Gregorianum 50, 1969 S. 93-137).

Pesch, Rudolf: Berufung und Sendung, Nachfolge und Mission.
Eine Studie zu Mk 1,16-20 (ZKTh 91, 1969 S. 1-31).

Rivera, Luis Fernando: El libro de la Nueva Alianza (Revista
Biblica 30, 1968 S. 159-161).

Schlier, Heinrich: Grundelemente des priesterlichen Amtes im
Neuen Testament (ThPh 44, 1969 S. 161-180).

Schnackenburg, Rudolf: Zur Aussageweise „Jesus ist (von
den Toten) auferstanden" (BZ 13, 1969 S. 1-17).

Schneider, Gerhard: Urchristliche Gottesverkündigung in hellenistischer
Umwelt (BZ 13, 1969 S. 59-75).

Schürmann, Heinz: Die exegetische Seminararbeit. Arbeitsanweisungen
für Seminarteilnehmer. Leipzig: St. Benno-Verlag
[1968). 12 S. 8°.

S t e i n, R. H.: What is Redaktionsgeschichte? (JBL LXXXVIII, 1969
S. 45-56).

Stella, Pietro: II Vangelo di Matteo tradotto e annotato da Antonio
Martini (Salesianum 29, 1967 S. 326-367).

St eng er, Werner: Der Christushymnus in 1 Tim 3,16. Aufbau -
Christologie - Sitz im Leben (TThZ 78, 1969 S. 33-48).

Viering, Fritz: Der Kreuzestod Jesu. Interpretation eines theologischen
Gutachtens. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn
[1969]. 56 S. 8°. Kart. DM 4,80.

Williams, Ronald L.: The Two Types of Christology: A Neo-
classical Analysis (JR 49, 1969 S. 18-40).

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES

Brauer, Jerald C. [Ed.]: The Impact of the Church Upon Its Cul-

ture. Reappraisals of the History of Christianity. Chicago-London
: University of Chicago Press [1968]. X, 396 S. gr. 8° =
Essays in Divinity, ed. by C. Brauer, II. Lw. 76 s.

An der Chicago-Universität hat das kirchengeschichtliche Studium
in Amerika seit langem ein wichtiges Zentrum gehabt. Vor dreißig
Jahren hat man dort angefangen, das Christentum als eine durch
die sozialen und kulturellen Verhältnisse geformte Gemeinschaftsbildung
mit soziologischen und profangeschichtlichen Methoden zu
untersuchen. Nach und nach hat man klarer die Eigenart und Einzigartigkeit
des Christentums betont. Heutzutage steht nicht die Beeinflussung
des Christentums durch die allgemeine Kultur einseitig
im Vordergrund, sondern man betont stärker die gegenseitigen Beziehungen
Christentum - Kultur, die Dialektik, wodurch das Christentum
beigetragen hat, die gleichzeitige Kultur zu gestalten, wie
es auch seinerseits von der sozialen und kulturellen Umgebung geformt
worden ist.

Diese Sammlung von ideengeschichtlichen Aufsätzen namhafter
Gelehrten - alle mit Anknüpfung an Divinity School at the University
of Chicago - läßt diese neue Tendenz in der Kirchengeschichtschreibung
zum Ausdruck kommen.

Die Aufsätze sind chronologisch geordnet und behandeln Themen
aus allen Epochen der Theologiegeschichte von der Frühkirche bis
Harnack. Nur einige wenige Beiträge können hier ausführlicher erörtert
werden.

Trotz dem Titel des Werkes scheint der erste Aufsatz mehr von
dem Einfluß der Philosophie auf das Christentum als von einer Beeinflussung
in entgegengesetzter Richtung zu zeugen. Der Verfasser
, Robert M. G r a n t, schreibt von dem Präfix auto- in der frühen
christlichen Theologie und zeigt, daß die Verwendung solcher Ausdrücke
wie autoagathos, autoletheia von Gott oder von Christus -
trotz exegetischer Begründung bei Origenes - hauptsächlich als ein

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Erbe gnostischen und neuplatonischen Denkens dasteht. Derartige
Ausdrücke wurden vor allem in den Dienst einer philosophischen
Theologie genommen.

Massey Shepherd Jr behandelt die Frage der Periodisierung
der Geschichte in einem Aufsatz mit dem Titel „Before and after
Constantine". Er behandelt vor allem die Bedeutung Konstantins
und geht ziemlich ausführlich auf seine Geschichte ein, leider ohne
die Arbeiten von Hermann Dörries zu dieser Frage zu nennen.

Quirinus B r e e n schreibt über das Thema „Humanism and the
Reformation" und zieht dabei viele interessante Einzelheiten heran
zu der Frage, ob und wieweit Calvin von der Renaissance-Philosophie
beeinflußt sei. Interessant ist auch der Vergleich, den wir
hier finden, zwischen dem rhetorischen Ideal im Humanismus und
der Betonung der Predigt im Protestantismus. - Luther und sein
Verhältnis zum Humanismus wird nicht behandelt und die damit
zusammenhängenden Probleme gar nicht gestreift. Nur nebenbei
wird die Arbeit von Hunzinger (fehlerhaft: Huizingen geschrieben)
über Luthers Neuplatonismus (1906) erwähnt, ohne Berücksichtigung
der ablehnenden Kritik diesem Werk gegenüber in der neueren
Forschung (S. 154).

B. A. G e r r i s h untersucht die Stellung der Reformation zur
aufkommenden modernen Naturwissenschaft. Die gewöhnliche Meinung
, daß die Reformatoren die Entwicklung der Naturwissenschaft
gehemmt haben, fufjt auf einer falschen Tradition, deren Ursprung
bis zu einer englischen Darstellung von 1886 zurückgeführt werden
kann, in der Calvin fälschlich die Äußerung zugeschrieben wurde,
dafj man die Autorität des heiligen Geistes der Autorität des Koper-
nikus vorziehen müßte. Diese Aussage ist nicht bei Calvin zu finden.
Vermutlich hat er sich nie über Kopernikus geäußert.

Gerrish betont, daß sowohl Luther als auch Calvin eine positive
Beurteilung der naturwissenschaftlichen Forschung vertreten. Luthers
Grundsatz von der Selbständigkeit und Verschiedenheit der wissenschaftlichen
Disziplinen (als Theorie der doppelten oder richtiger
mehrfachen Wahrheit bezeichnet) und Calvins Gedanke von der
Akkomodation der göttlichen Offenbarung bedeuteten, dafi der -
scheinbare - Gegensatz Bibel - Naturwissenschaft aufgehoben
werden konnte.

Die Ausführungen zu Calvins Akkomodationslehre sind bedeutsam
. Auch die Analyse von Luthers Haltung zu Kopernikus scheint
eine richtige Korrektur früherer Mißverständnisse zu sein. Dieselbe
Frage ist neulich auch von Klaus Scholder - in der Abhandlung
Ursprünge und Probleme der Bibelkritik im 17. Jahrhundert - ausführlich
behandelt worden. Gerrish schreibt vermutlich völlig unabhängig
von Scholder, dessen Arbeit er nicht in seinen zahlreichen
Literaturhinweisen erwähnt hat. Um so interessanter ist es dann,
daß die Ergebnisse der beiden Arbeiten zur Frage Luther - Kopernikus
gut miteinander übereinstimmen.

Unter den übrigen Aufsätzen in diesem Buch erwähne ich nur,
daß Jaroslav Pelikan über den tschechischen Theologen und Verfasser
Josef Miloslav Hurban schreibt, und G. Wayne G 1 i c k über
Adolf von Harnack, in einem Aufsatz mit dem Titel: „Ich bin kein
Reformator, aber . ..".

Die Titel der übrigen, früher in dieser Besprechung nicht erwähnten
Beiträge sind folgende:

Robert W i 1 k e n , Insignissima Religio, Certe Licita? Christianity
and Judaism in the Fourth and Fifth Centuries,

Ray C. P e t r y , The Reforming Critiques of Robert Grosseteste,
Roger Bacon, and Roman Lull and Their Related Impact
upon Medieval Society: Historical Studies in the Critical
Temper and the Practice of Tradition,

Richard L u m a n , A Conciliar Suggestion (behandelt u. a. die
Frage der Autorität der Konzile),

John T. McNeill, The Religious Initiative in Reformation
History,

Cornelius J. Dyck, Anabaptism and the Social Order,
George A. D r a k e, Oliver Cromwell and the Quest for Religious
Toleration,

James D. Nelson, Piety and Invention: A Study of the Dynamic
Roots to Intellectual Creativity in Schleiermacher.

Diese Aufsatzsammlung ist ein gutes Zeugnis der für alle wissenschaftliche
Arbeit wertvollen Fähigkeit, eine tiefgehende Analyse
mit Überblick und instruktiver Darstellung zu verbinden.

Lund Bengt Migglund

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 7