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Ausgabe:

1969

Spalte:

494-496

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sperber, Alexander

Titel/Untertitel:

A historical grammar of Biblical Hebrew 1969

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 7

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wißheit und Gebetskraft-Erfahrung bei Jeremia" (S. 58-62), „Ba-
ruchs Anteil an Jeremia 38,28 b - 40,6 (S. 176-180), „Unheils- und
Heilsweissagungen Jeremias als Vergeltung für ihm erwiesene
Weh- und Wohltaten" (S. 181-192). In dem an erster Stelle genannten
Aufsatz tritt Eißfeldt für die Echtheit von Jer 46,13-24 auf
Grund von Jer 43,8-13 ein, aber auch aus den angefochtenen
Kapiteln Jer 50. 51 nimmt er 50,17-20 als echt an, wobei er eine
noch nicht angestellte Beobachtung gibt, daß 50,17 „in auffallender
Weise an Jes 8,23 erinnert". Das führt ihn zur Besprechung der Alt-
schen These über Jes 8,23-9,6 mit dem Ergebnis, da5 er der Lesung
und Übersetzung Buddes an dieser Stelle zustimmt. In dem zweiten
Aufsatz, um noch ein Beispiel zu nennen, bespricht der Verfasser
Jer 37,11-16; 32,6-18a und 32,8b in Verbindung mit Kap 28 und
Jer 32,16-25 und 32,26-44, indem er die betreffenden Stellen lite-
rarkritisch untersucht und mit großer exegetischer Erfahrung den
Textaussagen neue Gesichtspunkte abzugewinnen weiß. Auch dies
ist ein anregender Beitrag zur Jeremia-Forschung, der in den einschlägigen
Arbeiten noch gebührende Beachtung finden wird.

Der Wissenschaft vom Alten Orient gelten ebenfalls eine Reihe
von Aufsätzen, von denen zu nennen sind „Mesopotamische Elemente
in den alphabetischen Texten von Ugarit" (S. 39-43), „Ba'al
Saphon und Ugarit und Amon von Ägypten" (S. 53-57), „,Gut
Glück!' in semitischer Namengebung" (S. 73-78). Der letztgenannte
Aufsatz beschäftigt sich mit der Behandlung des Namens nhst, der
in langer Forschungssgechichte schließlich als „Gutes Omen" gedeutet
worden ist, wobei Eifjfeldt dann erwägt, ob nicht auch die beiden
Namen Ascher und Gad entsprechend gedeutet werden müßten, wobei
die Gen 30,11 und 30,13 stehende volkstümliche Erklärung des
Namens als sachlich zutreffend angesehen werden muß im Gegensatz
zu M. Noth, der diese Namen anders deuten wollte. Der Aufsatz
„Sohnespflichten im Alten Orient" (S. 264-270) ist im Grund
eine Untersuchung zu alttestamentlichcn Problemen, die in das
Licht des Dodekalogs aus dem ugaritischen Dan'el-Text gestellt
werden und schließlich zu einem neuen Verständnis von Ruth 4,17
führen. In Anm. 1 auf S. 269 weist Eißfeldt darauf hin, daß cf Am
6,7 und Jer 16,5 Israel nicht die Institution des Kultmahlvereins gekannt
haben könne, da an beiden Stellen die Wurzel rzh in der Bedeutung
schreien (vor Freude oder Leid) verwendet worden sei.
Vielleicht darf man sagen, daß aus dem AT diese Kenntnis des
Kultmahlvcreins nicht erwiesen werden kann, sie aber dennoch
wahrscheinlich ist, wenn von der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.
an bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. sich bei semitischen Gruppen der
Mittelmcerländer jener Kultmahlverein nachweisen läßt. Daß die
Juden solche Vereine gehabt haben und gekannt haben, dürfte
schon für Qumrän wichtig sein und sich nachweisen lassen. Altorientalische
Problematik wirkt stark hinein in die Abhandlung:
„Gottesnamen in Personennamen als Symbole menschlicher Qualitäten
" (S. 276-284), erzielt aber auch großes Verständnis für alt-
testamentliche Personennamen. Zugleich regt der Aufsatz an, die
menschheitliche Namengebung durchzuprüfen, inwieweit vielleicht
Namen mit theophoren Elementen rein profan-säkular aufzufassen
seien. Jedenfalls hat der verdiente Gelehrte die Namenforschung in
diesem vorliegenden Band um wesentliche Beiträge bereichert.

Ebenfalls reiches altorientalisches außerbiblisches Material heranziehend
stellt sich der Aufsatz „Etymologische und archäologische
Erklärung alttcstamentlicher Wörter" (S. 285-296) dar. Er bietet zunächst
eine gründliche Behandlung jener Wurzel rzh, die nicht nur
etymologisch, sondern auch archäologisch durchgeprüft wird mit
dem Ergebnis, daß Am 6,7 und Jer 16,5 das marzeach nicht durch
„convivium" übersetzt werden darf. Einleitungswissenschaftlich ist
der aus OLZ 60, 1965, 445-454 übernommene Aufsatz „The Hcbrew
Scriptures" (S. 199-208) geartet, indem er die Auseinandersetzung
mit dem gleichnamigen Buch von Samuel Sandmel mit dem Untertitel
„An Introduction to their Literature and Religious Ideas" bringt
und sich vor allem auf dem Gebiet der Pentateuchkritik mit den in
diesem Werk angewendeten literarkritischen Methoden auseinandersetzt
.

Von den weiteren sieben noch nicht genannten Arbeiten möchte
ich noch herausheben den längeren Aufsatz „Juda' in 2. Könige
14,28 und Judäa' in Apostelgeschichte 2,9" (S. 99-120), der in einer
Kurzfassung aus Forschungen und Fortschritte 38, 1964, 20-25 beigegeben
ist unter dem Titel „Juda' und Judäa' als Bezeichnung
nordsyrischer Bereiche" (S. 121-131), der zugleich mit sehr willkommenen
Kartenbeilagen ausgestattet worden ist. Das Ergebnis

beider Aufsätze ist, daß für beide Stellen ein Juda in Nordsyrien angenommen
wird. Mit dieser Deutung wird die Stelle aus 2. Könige
zugleich zu einer wichtigen Geschichtsquelle, die die knappen Angaben
über Jerobeam II nun mit einer geschichtlichen Tiefe versieht
, indem dieser König weit nach Norden, Hamath und Damaskus
, ausgegriffen hat. Beide Aufsätze sind außergewöhnlich materialreich
und reich an Literaturangaben. Eißfeldt hat hier ausgiebig
die Geschichte der wissenschaftlichen Forschung an diesen Stellen
einbezogen, wofür ihm nicht genug gedankt werden kann.

Der kleinere Aufsatz „Wahrsagung im Alten Testament" (S. 271-
275) stellt das Material aus dem Alten Testament gut und übersichtlich
zusammen. In der Deutung von 1. Sam 28 wäre es allerdings
möglich, auch eine andere Ansicht, als der hochverdiente Gelehrte
sie äußert, zu vertreten. Nach ihm soll das Verbot der Totenbeschwörung
lediglich darauf beruhen, daß Saul die Beschwörung
des Geistes des Samuel durch seine (Sauls) Gegner verhindern
wollte. Das setzt allerdings voraus, daß die Totenbeschwörung auch
in den jahwistisch-prophetischen Kreisen, denen die Anhänger Samuels
angehörten, verbreitet war. Das ist wenig überzeugend und
läßt andere Deutungen wahrscheinlicher sein.

Der in der Barnikol-Festschrift veröffentlichte Aufsatz „Arnos
und Jona in volkstümlicher Überlieferung" (S. 137-142) greift vor
allem 1. Kön 13 für Arnos heraus, „von dessen Art verhältnismäßig
viel getreu festgehalten" worden ist, während für Jona 2. Kön
14,23-29 ausgewertet wird, allerdings unter Zuziehung des Jonabüchleins
, dessen nachexilische Entstehung Eißfeldt zwar zugibt,
aber zugleich meint, daß eine Grundform der heutigen Jona-Erzählung
vom 8. Jahrhundert an tradiert worden sei, die ursprünglich
auf Damaskus abzielte und erst später mit dem Aufkommen des
neuassyrischen Reiches Ninive als Ort und Gegenstand der Gerichtsverkündigung
einführte. Freilich bleibt dann die Frage, ob die
Jona-Legende nicht auch auf das neubabylonische und das persische
Reich hätte angewendet werden können. Aber mit der Annahme
solcher Grundformen der Erzählungen wird man nie über Vermutungen
hinauskommen können.

Weitere Aufsätze, die in diesem vierten Band enthalten sind,
seien nur genannt: „Toledot" (S. 1-7), „Achronische, anachronische
und synchronische Elemente in der Genesis" (S. 153-169) und „Jakob
- Lea und Jakob - Rahel" (S. 170-175). Auch diese letztgenannten
Aufsätze gehören dem großen Rahmen der Pentateuch-
bzw. Hexateuch-Forschung des verdienten Gelehrten an. Auch sie
sind wichtige Beiträge zur Forschung hinsichtlich der Geschichte
Israels.

Nach Lektüre des vierten Bandes der Kleinen Schriften von Otto
Eißfeldt kann man nur die Schöpferkraft des Verfassers bewundern
, der in seinem achten Lebensjahrzehnt so unermüdlich fruchtbar
und wegweisend am Werk gewesen ist. Möge ihm diese Schaffenskraft
noch lange erhalten bleiben! Den Herausgebern und dem
Verlag gebührt für diese ausgezeichnete Betreuung des wissenschaftlichen
Lebenswerkes von Eißfeldt Dank und Anerkennung.

Leipzig Hans Bordlke

Sperber, Alexander: A Historical Grammar of Biblical Hebrew.

A Presentation of Problems with Suggestions to their Solution.

Leiden: Brill 1966. XII, 705 S. gr. 8°. Lw. hfl. 175,-.

Der Verfasser, einer der Schüler Paul Kahles, hat sich schon durch
eine Fülle von Untersuchungen über Fragen der hebräischen Grammatik
, durch Herausgabe vormasoretischer Texte und durch seine
in das vormasoretische Hebräisch vordringende „Grammar of Ma-
soretic Hebrew" (Copenhagen 1959) bekannt gemacht (s. Foreword
S. VII-VIII; vgl. auch R. Meyer, A. Sperbers neue Studien über das
masoretische Hebräisch. In: The Richard Kronstein Foundation for
the Promotion of Jewish and Cognate Studies, 1965, S. 1-16). Durch
all diese tiefschürfenden Arbeiten ausgewiesen und von großem
Eifer angetrieben macht der Autor sich nunmehr ans Werk, eine
zusammenfassende kritische Würdigung aller bisherigen Bemühungen
um die hebräische Grammatik und ihre Probleme zu liefern und
gleichzeitig Richtlinien für eine künftige Darstellung derselben aufzuzeigen
. Die „Sigla, Symbols and Abbreviations" (S. IX-XII) geben
nebenher die vorliegenden einschlägigen Monographien, Grammatiken
, Textausgaben und Handschriften sowie die Zeitschriften an,
mit deren Beiträgen sich Sperber auseinandersetzen will.