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Ausgabe:

1969

Spalte:

26-27

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Volume du Congrès, Genève 1965 1969

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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25 Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 1

Kirchengeschichtlich durften die Beiträge zur Geschichte des ALTES IESTAMENT

Christentums ein lebhaftes Interesse beanspruchen. A. Kavier

leitet aus der Idee der Gotteskindschaft eine Anthropologie des y o i u m e du Congres, Geneve 1965. Leidem Brill 1966. VII. 326 S.
»euen Menschen ab. die auch um die Bedeutung des menschlichen ^ ig ^ 3 ^ ^ g0 _ Suppiements t0 Vetus Testamentum,
'eidens weift. Für I. Hausherr faftt sich die „Spiritualität der ^ The Board of thc Quarterly G. W. Anderson, P. A. H. de
ersten Generationen der Christenheit" in den Begriff der Liebe zu- ß^ g r Castdlin0 H cazelles. F.. Hammershaimb, H. G. May,
sammen. Neben den Apostolischen Vätern gelten Clemens von ^ zimmerli XV Lw hfl 72-,

Alexandrien und Irenaus als Quellen der frühchristlichen Mystik. ■ - • ,Internationalen Organisation zum Studium

Die „orthodoxe russische Spiritualität' wird nach S. t y s . c - De. * Kongreß d ^ ^ ^ ^ ^

W. c z durch den Dreiklang von Liturgie. Askese und Myst.k b - des Aj*^*™™ £

stimmt. Neben der Gebetsmystik des Palamismus erfahren die dieserZ™£™vofU de„9 von p. A. H. de Boer betreuten
theologrschen Schulrichtungen der russischen Orthodoxie und »J^J^L B(ridltstand vcieinig| si»d. Di.
■hre Spiritualität eine angehende Darstellung. Auch eine Erwäh- und Vorträge sind bereits an anderer Stelle er-

nung de, Starzentums ist nicht unterlassen. ^LTJZerTaräcn noch veröffentlicht.

Den für das frömmigkeitsgeschichtliche Verständnis des Pro £s dn abwechsiungsreichcs Bild, das die 22 Arbeiten von Au-
lestantismus grundlegenden Beitrag mit dem Titel „Die protestan- gus drei Erdteiien von der gegenwärtigen alttestamentlichen

tische und anglikanische Mystik" verdanken wir Hasso Jacgc Forschungsarbeit vermitteln. Dabei bestätigt sich die Bemerkung,
Der Verfasser geht von dem Widerspruch aus, der zwischen der dje Q Ei^feldt seinem lebendigen, von persönlichen Erinnerungen
theologiegeschichtlichen Bedeutung der Mystik für den Protesten- getragenen Eröffnungsvortrag „Sechs Jahrzehnte alttestamentlicher
tismus und ihrer theologischen Beurteilung im Protestantismus wissenschaft" (S. 1-13) voranstellte: „Jede Nation und jede Konfes
besteht. Weil Jaeger in der Rechtfertigungslehre den „Gipfel der ^ ^ sozusagcn ihre ejgene alttestamentliche Wissenschaft, in-
lutherischen Spiritualität" sieht, öffnet sich ihm der Blick für das dem .ede vQn ihnen dnen bestimmten Problemkreis in einer tra-
^Pannungsverhältnis von Rechtfertigung und Mystik im Luthertum. dirionsgebundenen Weise zu behandeln pflegt" (S. 1). Hier kann

a ,. selbstverständlich von dem reichen Inhalt der Genfer Vorträge nur

Jaeger ist der protestantischen Spiritualität mit hervorragendci selbstverstanducl J
Quellenkenntnis und verständnisvoller Konzentration auf die ein kurzer Überblick gegeben _

Hauptprobleme nachgegangen. Er kennt die starken Einflüsse der Der erste Beitrag von Chr Barth („Zu. Bedeutung Wüsten
Mystik auf Xe luthensche Gebetsliteratur. Für ihn hat in der tradition", S. 14-23) bringt Belege für e.ne kritische oder gar nega-
'"theische-n SwS£SSeiS^InSkation des Wortes Gestalt tive Beurteilung der israel.tischen^WuJentrod.*» - ^exihscher
gewonnen, deren verdichtete Vergeistigung zu einer „Mystik des bzw. vorprophetischer Zeit .^ J^ÄSanaS
Hörens" geführt hat Der reformierte Protestantismus hat unter den Spuren des sar puh.-Rituals in alttestamentlichen Uoerlieterungen
Anregung^clms und durch d.e Einflüsse der Föderaltheologie geht M. A. Beek nach („Der ^zkönig als E.ahlungs^tiv i„ der
eine Heiliqunasmvstik ausgebildet. Die Kirchcnlieddichrung Paul altisraelitischen Literatur", S. 24-32). Vor allem in I. Kon. 21 una
C«tad!?SraSi taSU- stellt jeweils den Höhepunkt Est. 6, jedoch nicht in Je,. 53 findet B ink ange an diesen in I r
«**• Typus der protestantischen Spiritualität dar. In der angh- offenbar bekannten, aber n.cht geübter Ritus - C ( Le,ust
Manischen Kirche wirkt eine reiche platonische Tradition nach. et l'impie dans le l.vre de Job . 8. 33-43) sucht da* Ve.haUn s m

sehen Hiob und seinen .Freunden genauer zu bestimmen, „jod
Von der Mystik ist nach Jaeger der Mystizismus streng zu untci- represente la ligne qui mene des rois davidiques ä travers le»
^heiden. In ihm rächt sich die protestantische Verwerfung der Im- Psaumes< au Fils de David. Ses amis sont des Edomites ... (S. 43). -
manenz. Der Spiritualismus als Sekundärtyp der Mystk wird zur ßlenkinsopp ("Theme and Motif in the Succession History and
Gefahr der Auflösung des Protestantismus in einen individuall- fhe Yahwist corpus", S. 44-57) erblickt den jahwistischen Einflufi
»tischen und phantastischen Mystizismus. Im Pietismus bereitet sich ^ n Sam n 2ff spczjcn w dem „motif of the Woman who bnngs
eine Akzentverschiebung von der „fides" zur „pietas" vor, die eine Dcath" (S. 52), ein Motiv, für dessen Verbreitung im Alten Testa-
s"bjektivistische Verengung zur Folge hat. Den deutschen Idealis- mcn(. dcr Verf überraschend viel Material beibringen kann. - Der
m"s führt Jaeger auf einen „akademischen Mystizismus" (Kant) umfangreichste Beitrag des Sammelbandes stammt von N. P. Bratsi-
oder einen „spekulativen MysHzismus" (Fichte, Sendling, Hegel) qüs ( NephCs-psyche, ein Beitrag zur Erforschung der Sprache und
zurück, der zugleich Meister Eckhart als „Vater der deutschen Spe dcr Theologic dcr Septuaginta", S. 58-89). B. weist nach, dafj die
kulation" wiederentdeckt und damit die pseudomystische Gebil Verfasser der LXX das hebräische .Nephes' exakt wiedergeben,
detenreligion des 19. und 20. Jahrhunderts begründet. Demgegcn- wenn man das vorplatonische Verständnis von ^tf zugrunde
"Oer haben Albrccht Ritsehl und Wilhelm Herrmann den Irratio- ^ _ Einige grundsätzliche Bemerkungen über „Die sogenannten
nalisrnus der Mystik als die tödliche Gefahr für den Protestantis- deuteronominisrischen Elemente in Genesis bis Numeri" hat C. Bre-
mus angesehen und durch eine Rückkehr zum „kritischen" Kant die ke]mans beigesteuert (S. 90-96), während sich der Beitrag von H.
Befreiung von dem rheosophischen Mystizismus erhofft. Im An- Caz€)ies (jnstitutions et terminologie en Deut. I 6-17", S. 97-112)
sAlufj an den Neukantianismus haben auch die Lutherrenaissance, mjt der Herkunft und Bedeutung der Deut. 1 erwähnten Amts-
Karl Barth und Emil Brunner die Gefahr des „deutschen Mystizis- bezeichnungen befafjt. Besondere Aufmerksamkeit verdient das
"Ws" bannen wollen. Im Gegensatz zum deutschen Spiritualismus rdche VcrgicjchSmatcrial aus der Umwert Israels. - „Ein Versuch
hat die angelsächsische Spiritualität im Quäkerrum keinen enthu- zur dcuter0nomischen Kultformel" wird von j. Dus vorgelegt
siastischen Mystizismus, sondern vielmehr eine neue Form echter .g 113.12i). d. gelangt nach äufterst hypothesenreicher Erörterung
Mystischer Verinnerlichung hervorgebracht. Der französische Pro- ^ d£r Meinung> jdaft sowohl das Dcuteronomium als auch die Prie-
testantismus nähert sich dem Geist der evangelischen Mystik sterschrift im 12. Jh. entstanden sind" (S. 121). - J. A. Emerton ver-
Tersteegens. mutet hinter Ps. 74,15 das Motiv der Vertreibung der Wassermassen

. des chaosmeeres durch den Schöpfergott („Spring and Torrent in
Die kenntnisreichen Darlegungen Jaegers sind im ganzen erium p lm LXXIV 15» S 122-133). - Das schwierige Problem der Bevern
einem tiefen Respekt vor den vielfältigen Problemen die die der Lade beschäftigt J. de Fraine („La royaute de Yahve
Mystik für den Geist der „getrennten Brüder" bedeutet. Er ist a concernant 1'arche". S. 134-149) mit dem Ergebnis,
uberzeugt. dafj die echte Treue zur Reformation den Protestantin- ^ Auffassung zugleich Thron des .Königs'
mus zur Wiederentdeckung seines eigenen Reichtums fuhren wird. ) BehäUer für Bundesdokumente gewesen ist. - „Goliath
Das aber wird nicht ohne ein neues Verständnis der Pr°testa"" J d sdnc Rüstunq« ist das Thema von K. Galling (S. 150-169). der
»sehen Mystik und ihrer frömmigkcitsgesch.chtlichen Bedeutung j« ^ ^ wenig beachteten archäologischen Materials
Möglich sein! „achweist, dafj der Erzähler der Goliath-Überlieferung die Rüstung
°as mit vorzüglichen Bibliographien und Indices ausgestattete des Philisters aus Teilen ganz unterschiedlicher Herkunft zusam-
werk verdiente auch prot&tantischerscits ein Bekanntwerden und mengesetzt hat. - Ein ebenfalls sehr beachtenswerter Beitrag über
ci"e rege Auseinandersetzung. die „Social Aspects of Canaanite Religion" stammt aus der Feder

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