Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1969

Spalte:

434

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kirby, J. C.

Titel/Untertitel:

Ephesians: baptism and pentecost 1969

Rezensent:

Lohse, Eduard

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

433

vielleicht dem Benutzer noch als sehr hilfreich erweisen, um das
von M. gesammelte und aufgehäufte Vergleichsmaterial, das für
die Erklärung des Phil.-Ev, selber nicht so recht zum Zuge kommt,
unter anderen Aspekten auszuwerten.

Berlin Hans-Martin Schenke

Leipoldt, Johannes f : Das Evangelium nach Thomas. Koptisch
und deutsch. Berlin: Akademie-Verlag 1967. VII, 77 S. gr. 8°
= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Inst. f.
griech-röm. Altertumskunde, Kommission f. spätantike Reli-
gionsgeschichte. Texte und Untersuchungen zur Geschichte der
altchristlichen Literatur, 101.

Wir haben hier den koptischen Text des Evangeliums nach Thomas
. Erstens ist er in der photographischen Ausgabe von Labib zu
finden, zweitens in der wissenschaftlichen Ausgabe von Guillaumont
und anderen. Die Texte stimmen im wesentlichen überein, vielleicht
hat doch diese Ausgabe in einigen kleinen Fällen Vorzüge
gegenüber der früheren von Guillaumont. Leider ist der griechische
Text einiger Logia, die wir in den Oxyrhynchos-Papyri
finden, hier nicht abgedruckt. Auch wenn wir, wie der Herausgeber
hervorhebt, die ebengenannten Papyri genau studieren müssen
, um eine vielleicht etwas verbesserte Ausgabe zu bekommen,
so wäre es doch sehr nützlich, wenn sie hier im Apparat oder unter
den Erläuterungen zu finden wären. Auch sähe der Forscher gern,
daß die anderen wenigen Zitate aus dem Thomas-Evangelium oder
Anspielungen hierauf, die in der altchristlichen Literatur zu finden
sind, hier nicht nur in Übersetzung dargeboten würden. Dies gilt
auch von koptischen Parallelen wie Thomas 19 verglichen mit
Evangelium Philippi 57. Der Wortlaut ist etwas verschieden. Alle
Leser haben doch nicht die Ausgabe Tills auf dem Tische. Es ist
also zu hoffen, dafj wir bald eine für die wissenschaftliche Arbeit
noch besser geeignete Edition bekommen.

Der Text selbst scheint musterhaft zu sein. In der Worttrennung
hat Leipoldt die Steindorffsche Tradition befolgt, wogegen gar
nichts zu sagen ist.

In den Erläuterungen, die oft ziemlich kurz sind, folgt L. der
vorsichtigen Weise der Interpretation, deren Grundlage er in der
Einführung angedeutet hat. Er versteht Evangelium Thomas als
eine Spruchsammlung. Er ist davon überzeugt, dafi bisweilen eine
bestimmte Redaktion wirksam gewesen ist. Deshalb sind Logia,
deren Inhalt verwandt ist, bisweilen zusammengezogen. Diese
Auffassung ist ia allgemein. L. hat auch gezeigt, wie weit diese
Literaturart in der Antike verbreitet war. Die sogenannte Redequelle
bietet ein Beispiel für die Urkirche. Das Thomas-Evangelium
kann in seiner Art an diese verlorene Quelle erinnern.

Die Bedeutung, die hier Judas Thomas erhält, ist von L. so angegeben
, dafj er der Zwilling Jesu sein soll. Diese Meinung ist
nicht unbekannt, aber es scheint nicht notwendig, diese Auffassung
in Logion 13 zu finden. Ist es nicht genug, dafi man mit dem
apostolischen Namen dem aufierkanonischen Evangelium Autorität
zu geben gewünscht hat?

Vom Verfasser ist nicht viel zu sagen. Er war keinesfalls ein
Zeitgenosse Jesu Obwohl einige Altertümlichkeiten zu beobachten
sind, so fehlen doch wesentliche für die Zeit Jesu typische Einzelheiten
. Die Art der Gnosis, die man hier findet, hat ihre Eigenheiten
. Es fehlt z B. der Gedanke vom erlösten Erlöser. Die Exklusivität
aber ist da, so auch der Gegensatz zur Welt und die Aufforderung
zur Entsagung von der Welt. Vom gnostischen Mvthus
hört man beinahe nichts. Hier betont L. die Verwandtschaft mit
platonischen Gedanken. Eine anti-kultische Neigung ist zu verspüren
. Von Sakramenten hört man beinahe nichts. Thomas lehnt die
Rcschneidung ab, wie ia auch die Mandäer. Von einem heiligen
Mahl wird nicht ausdrücklich gesprochen, es scheint aber ancie-
deutet zu sein. L. meint, hier hätte die Arkandisziplin gewirkt.
Vom Nymphon kann man auch lesen, obwohl L.. anders als im
Evangelium Philippi. dies nicht als Sakrament zu rechnen scheint
Die Frage, ob das Thomas-Evangelium iudenchristlich sei. wird
negativ beantwortet, obwohl L. anerkennt, dafi einige Traditionen
iudenchristlich gefärbt sind.

Dagegen betont L. die Verbindung mit Persien, von wo wie in
anderen gnostischen Systemen der Dualismus und der Licht-bcgriff
gekommen sind.

434

Die Christologie ist echt gnostisch und also schwach. Vom Leben,
Leiden und Tod Jesu hört man beinahe nichts, und die Anspielungen
, die wir finden, werden nicht besonders interpretiert. Dem
Gnostiker sind die Worte Jesu genug. Eschatologische Gedanken
sind aber vorhanden. L. meint, dafj man hier ein folgerichtiges
gnostisches System findet, und daher soll man nicht erwarten,
etwas für die älteste Überlieferung von Jesus zu lernen. Doch
sollte man beachten, dafj in den Sprüchen ohne gnostische Abweichungen
Bedeutsames aus der älteren Jesustradition bewahrt
worden ist, was wir sonst nicht kennen. An zwei Stellen glaubt
er, dafj wir „echten Jesusworten" etwas näherkommen. Datierung
150-200.

Wie oben gesagt, sind die Erläuterungen Leipoldts mit echt wissenschaftlicher
Vorsichtigkeit vorgelegt. Das bedeutet nicht, dafi
wir hier das letzte Wort finden. Es scheint, dafi die Zeit nun gekommen
ist, um nicht nur die neue Textedition mit dem, was
dazugehört, sondern auch einen Kommentar mit einer Zusammenfassung
der verschiedenen Auslegungen zu publizieren. Das würde
sowohl für die Religionsgeschichte wie auch für die NT-Exegese
von allergröfiter Bedeutung sein.

Uppsala Eric Segelberq

Kirby, J. C. Prof.: Ephesians. Baptism and Pentecost. An Tn-
quiry into the Structure and Purpose of the Epistle to the
Ephesians. London: S. P. C. K. 1968. XII, 207 S. 8°. Lw. 35 s.
Die Untersuchung ist in drei Abschnitte gegliedert: einen Überblick
über einige neuere Arbeiten zum Epheserbrief, eine Darstellung
über die Bedeutung jüdischer Liturgie für das Neue
Testament und eine Abhandlung über den Einflufi iüd'scher Liturgie
auf die Gestaltung des Epheserbriefes. Im ersten Teil wird
vornehmlich über die Untersuchungen von C. Masson. E. Percy,
N. A, Dahl, E. J. Goodspeed, C. L. Mitton, F. G. Tohnston und F. W.
Beare referiert. Percys eingehende Verteidigung der paulinischen
Abfassung wird abgelehnt; aus der Kritik ergibt sich die Frage,
wie die deuteropaulinische Entstehung des Briefes zu erklären sei.
Um diese Frage beantworten zu können, wird weit ausgeholt und
in großen - aber auch recht groben - Zügen über „The Tewish
Liturgical Tradition and the New Testament" gesprochen. Da der
Verfasser ausschließlich aus zweiter Hand schöpft, weder zwischen
palästinischem und hellenistischem Judentum noch zwischen älterem
und jüngerem Gut unterscheidet, kommen seine Ausführungen
nirgendwo über allgemein gehaltene Erwägungen hinaus. Man
wird zwar grundsätzlich zustimmen, dafi liturgische Überlieferungen
der Synagoge auf den Gottesdienst und die literarischen Zeuq-
nisse der frühen Christenheft eingewirkt haben. Doch die vom
Verfasser entworfene Hypothese, die er für den Epheserbrief vorträgt
, kann in keiner Weise überzeugen. Weil Eph. 4.8 Ps. 68 zitiert
wird, Eph. 1,6 eine Anspielung auf Ps. 29,6 vorliegen soll (?)
und Eph. 6,2 ein Satz aus Ex. 20 angeführt wird, soll aus diesen
alttestamentlichen Bezügen ein Zusammenhang mit der jüdischen
Pfingstliturgie erschlossen werden (S. 145-148). Dabei ist weder
geprüft, ob die entsprechenden alttestamentlichen Lektionen der
synagogalen Liturgie schon in netitestamentlicher Zeit feststanden,
noch der Schatten eines Beweises dafür erbracht, dafi der Epheserbrief
irqendwie auf Pfinqsten anspiele. Die Mahnung von Eph. 5.18,
eich nicht mit Wein zu betrinken, „would seem to indicate eithet
that the author of Ephesians knew Acts. or. more prnbablv. was
aware of the tradition of Pentecost that is found in Acts" (S. 140).
Solche Arqumente widerlegen sich durch sich selbst. Zu bedauern
bleibt, dafi ein richtig qewählter Ausgangspunkt durch eine derart
oberflächliche Behandlunqsweise in Mißkredit gebracht wird. Denn
in der Tat ist es gründlicher Untersuchung wert, den liturqisch geprägten
Stil des Epheserbriefes auf etwaige Zusammenhänqe mit
liturgischen Überlieferungen der hellenistischen Svnaqoge hin
gründlich zu untersuchen. Wenn der Verfasser Miss Guildinq vorwirft
, sie versuche to „nrove far too much on too fittle evidence
and that occassionally her exegesis borders on the point of
fantasv" CS. UM.), so trifft diese Kritik uneingeschränkt auch für
seine Ausführungen zu. Die Aufgabe ist richtiq erkannt; was zu
ihrer Lösung vorgetragen wurde, muft leider als vollkommen unzureichend
bezeichnet werden

Cöttlngen Eduard r, 0 h s e

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 6