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Ausgabe:

1969

Spalte:

417-418

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Das ferne und nahe Wort 1969

Rezensent:

Zobel, Hans-Jürgen

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417

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 6

418

sind feststellbar - und durch ihre würdige Ausstatung ein großes
Verdienst erworben, für das sie des Dankes aller Benutzer dieser
Festschrift gewin sein dürfen. Erwähnung verdient auch, daß ein
gutes Bild des Jubilars der Festschrift beigegeben ist.

Leipzig Hans B a r d t k -

(Rost, Leonhard:) Das ferne und nahe Wort. Festschrift Leonhard
Rost zur Vollendung seines 70. Lebensjahres am 30. November
1966 gewidmet. Im Auftrag der Mitarbeiter hrsg. v. F.
Maass. Berlin: Töpelmann 1967. VII, 275 S„ 1 Porträt gr. 8°
= Beihefte zur Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft,
hrsg. v. G. Fohrer, 105. Lw. DM62,-.

Der Titel dieser Festschrift möchte auf das Bemühen L. Rosts,
durch seine wissenschaftliche Arbeit (vgl. die von D. Kellermann
zusammengestellte Bibliographie, S. 265-275) das ferne Wort zum
nahen zu machen, hinweisen. Von der Verbundenheit ihrer Verfasser
mit dem Jubilar in diesem Bemühen zeugen die einzelnen
Beiträge je auf ihre eigene Weise. Wie dem Leser dabei die Breite
der anregenden Wirkungen des vielgestaltigen Lebenswerkes des
Geehrten deutlich wird, so vermitteln die Aufsätze obendrein noch
einen schönen Eindruck vom gegenwärtigen Stand des Forschens
am Alten Testament. In den letzten Jahrzehnten wurde dem israelitischen
Prophetismus verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet.

So nimmt es nicht wunder, daß sich ein Drittel, nämlich 9 der 27
Beiträge mit den alttestamcntlichen Schriftpropheten befaßt. Geht
es K. Elliger, Ein neuer Zugang? (S. 59-64) um eine kritische Nachprüfung
der ebenso genannten Aufstellungen H. Kosmalas über
Form und Struktur der hebräischen Poesie an Beispielen aus Jes 40,
so möchte B. Reickc, The Knowledge of fhe Suffering Servant
(S. 186-192) den leidenden Gerechten einiger Psalmen und den
Davidssproß aus dem Proto-Tesai.ibuch ideengeschichtlich als Vorläufer
des leidenden Gottesknechtes aufzeigen. F. Maass, „Trito-
iesaja"? (S. 153-163) kommt zu dem Schluß: Einen eigenen Propheten
Tritojcsaia hat es nicht gegeben, weil der dann mehrfach
erweiterte Grundbestand von Jes 56-66 von dem nach Jerusalem
zurückgekehrten Deutcrojesaja herrührt. Dem Propheten Hese-
kiel wendet sich W. Eichrodt Der neue Tempel in der Heilshoff-
nung Hcsekiels (S. 37*48) zu und findet im Gegensatz zu den
kritischen Darlegungen S. Herrmanns von 1965 in der Tempelvision
einen zwar durch die Tradition neu ausgerichteten, seiner
Eigenart aber nicht beraubten genuinen Bestandteil der Heilshoffnung
Hesckiels.

Einigen kleinen Propheten gelten die nächsten Aufsätze. W. Rudolph
beantwortet die Frage: „Wann wirkte Joel?" (S. 193 198)
dahingehend, dafi Joel als Heil verkündigender Kultprophet zwischen
597 und 587 auftrat. G. Fohrer zerlegt ..Micha 1" (S. 65-801
in die vor 721 entstandene prophetische Gerichtsrede v. 2-9 und
das vor 711 anzusetzende Drohwort v. 10-15(16). G. Sauer, Scrub-
babel in der Sicht Haggais und Sacharias (S. 199-207) erklärt die
unterschiedlichen Anschauungen über die Person Serubbabels aus
der verschiedenen Stellung beider Propheten in der iüdischen Kult-
rremeinde. G. Wallis, Wesen und Struktur der Botschaft Maleachis
CS. 229-237) schließlich vermag aufzuzeigen, daf) sich dem Propheten
im Nachdenken über zwei ietzt ineinandergeschobene Streitreden
mit Laien und Priestern die göttlich vermittelte Einsicht in
das eigentliche Verhältnis von Not und Schuld sowie der Ausblick
in eine nach Tilgung der Schuld anbrechende Heilszeit eröffnet
habe.

Zu den soeben genannten Beiträgen ist auch der von H. Bardtke,
Prophetische Züge im Buche Hiob (S. 1-10) insofern zu stellen, als
B. in Aufnahme bisher vernachlässigter Traditionen, die das Hiob-
Buch unter die prophetische Literatur zählen, zahlreiche charakteristische
Übereinstimmungen und Berührungen der Hiob-Dichtung
mit dem israelitischen Pmnhetismus herausstellen und somit das
Hiob Buch in der 1. Hilft« des 7. Th v. Chr. ansetzen kann.

Unter den noch verbleibenden Aufsätzen ragen diejenigen hervor
, die sich mit exegetischen Fragen im weiteren Sinn, vornehmlich
des Pentateuchs und der älteren Geschichtsbücher, befassen.
Grundsätzliche Erwägungen stellt S. Herrmann. Kultreligion und
Buchreligion Kultische Funkt'on^n in Israel und h rtavpfen fS. 05
bis 105) an. Aus diesem VercflHch erhellt daß d^r Ku'rtis in Israel
nicht wie in Ägvpten die ihm heute weithin zuerkannte trad'Hons-
bildendc Rolle spielte W. Zimmcrli, Abraham und M<-l<hised<-k
(S. 255 264) erörtert die Stellung von Gen 14.18-20 innerhalb der
Abraham und der Vätergeschichten. R. de Vaux, „Le lieu gue

Yahve a choisi pour y etablir son nom" (S. 219-228) verfolgt die
Fragen nach Sinn und Geschichte dieser Formel. G. Lisowsky erläutert
„Dtn25,4 "iw'ia ii» oonn-K>. Du sollst dem Rinde bei
seinem Dreschen nicht das Maul verbinden" (S. 144-152) in religionsgesetzlicher
und ethischer Sicht. G. Quell steuert mit „Struktur
und Sinn des Psalms 131* (S. 173-185) eine vorzügliche Interpretation
dieses kleinen Psalms bei. Und R. Meyer erklärt „Die
Septuaginta-Fassung von Psalm 151,1-5 als Ergebnis einer dogmatischen
Korrektur" (S. 164-172).

Zu dieser Gruppe sind auch die Untersuchungen von H. Gese,
T6 66 'Aye-p £i/V& öpo? ficrtlv iv -cfj 'ApaBtp (Gal
4,25) (S. 81-94) über die Lokalisierung des Sinai in Midian und
von A. Kuschke, Der Tempel Salomos und der „syrische Tempeltypus
" (S. 124-132) über die Zuordnung des Salomonischen Tempels
zu diesem Tempeltypus sowie die Analysen von O. Eißfeldt,
Die Komposition von I Reg 16,29-11 Reg 13,25 (S. 49-58) und von
E. Würthwein, Zur Komposition von I Reg 22,1-38 (S. 245-254), aber
auch die Ausführungen von H. J. Stoebe, Gedanken zur Heldensage
in den Samuelbüchern (S. 208-218) über die in den verschiedenen
Ausformungen dieser Gattung sich ausdrückenden gestaltenden
Kräfte und von L. Delekat, Tendenz und Theologie der David-
Salomo-Erzählung (S. 26-36) über eine sich in dieser Erzählung vermeintlich
aussprechende Gegnerschaft gegen das Davidische Königshaus
zu zählen.

Die dritte Gruppe der Aufsätze wendet sich ausschließlich theologischen
Fragen zu. Auf zwei Begriffsuntersuchungen sei zunächst
kurz eingegangen. A. Jepsen, Warum? Eine lexikalische und theologische
Studie (S. 106-113) weist auf den überraschend reichen
theologischen Ertrag hin, den die Beachtung der beiden Formen
der vorwurfsvollen (na>) und der informatorischen Frage (snia)
erbringt, und E. Kutsch, Der Begriff n*"?? in vordeuteronomischer
Zeit (S. 133-143) versucht, in Fortführung seines Aufsatzes aus
ZAW 1967 die gegenwärtig fast ausschließlich herrschende These
vom hohen Alter der Bundesvorstellung in Isr-iel zu erschüttern.
Während C. Westermann, Das Reden von Schöpfer und Schöpfung
im Alfen Testament (S. 238-244) sich darum bemüht, die spezifisch
biblische Bedeutung dieses Redens von seinem traditionsgeschichtlichen
Hintergrund her zu erfassen, werden von F. Baumgärtel,
Zur Frage der theologischen Deutung der messianischen Psalmen
(S. 19-25) und von O. Kaiser, Eichhorn und Kant. Ein Beitrag zur
Geschichte der Hermeneutik (S. 114-123) ausgesprochen hermeneu
tische Fragen angeschnitten.

Mit dem Hinweis auf den Aufsatz von G. Baumbach, Das Freiheitsverständnis
in der zelotischen Bewegung (S. 11-18) soll die
Würdigung des reichen Gehalts dieser Festschrift schließen, die
jedem, der sie zur Hand nimmt, eine Fülle von Anregungen vermittelt
und auch in dieser Hinsicht eine des Jubilars würdige
Ehrengabe darstellt.

Hallc'Saalc H.-J. Zobel

RELIGIONSWISSENSCHAFT

M a c u c h , Rudolf: Handbook of Classical and Modern Man-
daic. Berlin: de Gruyter 1965. LXVIII, 649 S. gr. 8°. Lw.

DM 200,-.

Die kleine mandäische Religionsgcmeindc ist jetzt in Gefahr
auszusterben, und es ist darum sehr zu begrüssen, daß der Verf.,
ein ausgezeichneter Kenner der mandäischen Sprache, in diesem
umfassenden Werk sein Wissen über ihre sowohl klassische wie
moderne Sprache zusammengefaßt hat, wobei er den modernen
Dialekt für das Studium der literarischen Sprache nutzbar gemacht
hat. In dieser Weise ist es gelungen, manches Rätsel, das die bisherige
Forschung zu lösen nicht imstande war, zu klären.

Der Inhalt gliedert sich folgendermaßen: I. Schrift und Aussprache
S. 9-26, II. Lautlehre S. 29-148, III. Formlehre S. 151-380,
IV. Syntax S. 383-463, Bibliographie S. 465-477, Appendix (mit Textprobe
, Beispiele des modernen Dialektes, Vokabular des moder
nen Dialektes, Zusätze und Berichtigungen zu Drower-Macuch,
A Mandaic Dictionary, Nachträge zur vorliegenden Grammatik)
S. 481-546, Register S. 549-649. Dazu kommt eine ausführliche
Inhaltsangabe, Liste der Abkürzungen und eine Vorrede, wo der
Verf. gegen abweichende Auffassungen scharf polemisiert, beson
ders gegen A. Spitäler, aber auch mehr allgemeine Probleme
diskutiert.