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Ausgabe:

1969

Spalte:

391-392

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Reese, Günter

Titel/Untertitel:

Die Geschichte Israels in der Auffassung des frühen Judentums 1969

Rezensent:

Reese, Günter

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 5

392

ursprünglich jedoch die Grenzen der ostjordanischen Gaue absteckten
. Im Zusammenhang mit den territorialgeschichtlichen
Erörterungen wird in den beiden Unterabschnitten auch zu einigen
topographischen Fragen mit neuen Vorschlägen Stellung
genommen: Kamon (Ri. 10,5) = hanzire (?); Lodebar (Jos. 13,26
u. ö.) = hirbet hamid (?), im südlichen Kopftal des wädi kufringe;
Aroer gegenüber Rabba (Jos. 13,25) = hirbet el-beder, ca. 5 km
nördlich der Zitadelle von 'ammän. - Eine Reihe neuer Ortsidentifikationen
bietet auch der zweite Hauptabschnitt („Zur Territorialgeschichte
der Kreuzfahrerzeit"), der nach einem kurzen
„historischen Umrifi" sich mit dem „fränkischen Besitz im nördlichen
Ostjordanland" beschäftigt.

Als Anhang sind der Arbeit drei Grundrißpläne, 71 Photographien
von Ortslagen, Meilensteinen und sämtlichen Inschriften
sowie eine Kartenskizze im Mafistab 1 : 100 000 beigegeben.

jegliches zukunftsbegründende Handel Gottes in der Geschichte
überhaupt. Statt dessen verkündigt er seinem Volk die überzeitlichen
uranfänglichen Ratschlüsse Gottes, die auf einen neuen
Aon zielen, in denen Israels Zukunft mitbeschlossen ist.

Im Verlauf der Untersuchung wird deutlich, da(y das Phänomen
der Apokalyptik kein einheitliches Bild abgibt und damit auch
die Frage nach ihrer traditionsgeschichtlichen Herkunft nicht einheitlich
beantwortet werden kann. Tiervision, AssMos und in
gewisser Weise auch die lOWApk leben von der dtr-levitischen
Tradition, als deren Träger die asidäischen Kreise anzusehen sind,
während beim 4 Esra diese Tradition wohl nachwirkt, aber nur
im Rahmen der dominierenden Tradition der späten Weisheit
Israels, wie sie durch JesSir repräsentiert wird.

Die Ergebnisse der Arbeit lassen nebenbei auch eine Präzisierung
mancher Einleitungsprobleme der behandelten Schriften zu.

Reese, Günter: Die Geschichte Israels in der Auffassung des
frühen Judentums. Eine Untersuchung der Tiervision und der
Zehnwochenapokalypse des äthiopischen Henochbusches, der Geschichtsdarstellung
der Assumptio Mosis und der des 4. Esra-
buches. Diss. Heidelberg 1967. 167 S.

Die bei G. von Rad angefertigte Dissertation möchte die Bedeutung
der Geschichte Israels für die nachbiblische Zeit untersuchen.
Sie beschränkt sich dabei auf einige wichtige Geschichtssummarien
der nachkanonischen Literatur.

In einer einleitenden Voruntersuchung der Texte Sir 44-50;
16,6-10; SapSallO, 1. Makk 2,49-68 wird eine gegenüber dem AT.
neue Weise des Verhältnisses zu den geschichtlichen Überlieferungen
mit folgenden Kennzeichen festgestellt: Einzelne Gestalten der
Überlieferung werden in einer bisher nicht geübten Art Gegenstand
der geschichtlichen Betrachtung, meist mit einer deutlich
individuell-paränetischen Abzweckung. Die Geschichte wird als
eine Kette einander gleicher oder unter einem gemeinsamen Gesichtspunkt
vergleichbarer Episoden nacherzählt. Die Nacherzählung
der Geschichte Israels als Geschichte eines Weges, den Gott
mit Israel gegangen war und noch geht und durch dessen Vergegenwärtigung
sich Israel als das Volk seines Gottes allein begreifen
konnte, ist zugunsten dieser anderen Form der Geschichtsbetrachtung
aufgegeben.

Im Hauptteil werden vier zentrale Texte aus der sog. apokalyptischen
Literatur, I. Hen 85-90; I. Hen 93,3-10.91,12-17; AssMos 2-10
und 4 Esr 3,4-27, einer gründlichen Exegese unterzogen. Dabei
ergibt sich, daß die bisherige Charakterisierung dieser Texte, sie
sollten die Zeit zwischen fiktivem und wirklichem Verfasser überbrücken
und durch die im Nachher erwiesene Zuverlässigkeit der
„Weissagungen" Vertrauen in die Ankündigungen der Endzeit
wecken, nicht zutrifft. Auch läßt sich nicht halten, das eigentliche
Anliegen dieser Texte in der Darstellung der Einheit einer Universalgeschichte
zu sehen. Vielmehr wird der Versuch unternommen
, im Nacherzählen und Begreifen der Geschichte den Standort
Israels als Volk seines Gottes in der Gegenwart zu bestimmen und
seine Hoffnung auf eine heilvolle Vollendung der Geschichte zu
begründen. Dabei lassen sich folgende Specifica aufzeigen:

1. Tiervision (I. Hen 85-90) und AssMos streben mit ihrer Nacherzählung
der Geschichte Israels an, der Hoffnung auf die Zukunft
Israels einen festen Anhaltspunkt in der Geschichte zu geben,
sei es durch die Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte von Abraham
bis David (Tiervision), sei es durch die heilsgeschichtlich
interpretierten Vorgänge um das Exil (AssMos). Der bisherige
Verlauf der Geschichte und das erwartete Eschaton bilden eine
nahtlose Einheit, weil das Eschaton die Vollendung der Geschichte
Gottes mit Israel bringt.

2. Diese Berufung auf das Frühere um des Kommenden willen
ist in der Zehnwochenapokalypse (I. Hen 93,3-10; 91,12-17) aufgegeben
. Mit der Absonderung der hinter der 10 WApk stehenden
Gruppe von Gesamtisrael wächst ihr Abstand zur GeschicFte Gottes
mit Israel. Für sie ist es ein neues heilsgeschichtliches Ereignis, die
Erwählung der Asidäer, das die erhoffte Zukunft verbürgt. Doch
sofern diese neue Gottestat ein Ereignis in der Geschichte darstellt,
dessen Bedeutung nur im Rahmen der Geschichte Gottes mit Israel
verstehbar ist, bleibt dieser Gruppe der existentielle Bezug zur
Geschichte erhalten.

3. Der Verf. des 4 Esra dagegen verneint nicht nur die Gültigkeit
der Anfangsgeschichte für die Hoffnungen Israels, sondern

Steck, Wolfgang: Grund und Grenze des Amtes in der evangelischen
Kirche. Untersuchungen zum Gegensatz von Klerus
und Laien im wissenschaftlichen System Friedrich Schleiermachers
. Diss. Tübingen 1968. VI, 331 S., 108 S. Anm.
Das kirchliche Amt bildet kein eigenes Thema innerhalb der
Theologie Schleiermachers. Deshalb führt die Untersuchung des
Gegensatzes von Klerus und Laien durch das ganze wissenschaftliche
Werk seiner Reifezeit. Die sachliche Frage nach der Begründung
und Bewertung dieses Gegensatzes durch Schleiermacher
kann daher nur zusammen mit der methodischen Frage nach dem
Verhältnis seiner philosophischen und theologischen Schriften zueinander
beantwortet werden.

Der erste Teil der Arbeit befaßt sich mit der Begründung der
Kirche und ihrer Gesellschaftsstruktur in der Ethik. Staat, Akademie
und Kirche entstehen für Schleiermacher gleichzeitig und sind
miteinander durch die Struktur des relativen Gegensatzes verbunden
. Da in ihnen aber die verschiedenen Formen der geistigen
Tätigkeit des Menschen zur Vollendung gelangen, bedarf der relative
Gegensatz einer je verschiedenen Gestaltung.

Im zweiten Hauptteil wird die Verflechtung dieses ethischen
Strukturmerkmals der Kirche mit dem spezifischen historischen
Prinzip des Christentums in der christlichen Kirche dargestellt.
Dazu erweist sich eine Abgrenzung der evangelischen gegen die
katholische Kirche als ebenso notwendig wie die Einordnung der
christlichen Glaubensweise in das allgemeine Gebiet der Religion.
Als Quellen bieten sich hierfür vor allem die philosophisch- und
historisch-theologischen Schriften Schleiermachers an, deren Zusammenhang
einerseits mit der Ethik, andererseits mit der praktischen
Theologie aufgezeigt wird.

Der dritte Hauptteil der Untersuchung führt die konsequente
Anwendung der ethischen und theologischen Erkenntisse in den
praktisch-theologischen Vorlesungen Schleiermachers vor. Die
ethische Struktur des kirchlichen Gegensatzes und das christliche
Prinzip der Gleichheit bilden die Grundlage für die verschiedenen
Tätigkeiten der Kirche in Kirchendienst und Kirchenregiment.

Einige kritische Schlußbemerkungen stellen vor allem den methodischen
Gewinn des Schleiermacherschen Wissenschaftssystems
heraus. Er wird an der Kritik gegenwärtiger Formen der kirchlichen
Amtslehre verdeutlicht.

Stephan, Gerhard: Glaube, Schrift, Geschichte. Eine Untersuchung
zum Schriftverständnis Martin Kählers. Diss. Tübingen
1968. 269 S., 84 S. Anm.

Ausgehend von dem gegenwärtigen „Streit um die Bibel" und
von der Notwendigkeit dogmatischer Verantwortung der theologischen
und historischen Fragen, die mit dem historischen Denken
der Neuzeit für ein sachgemäßes Verstehen der Schrift gestellt
sind, wird in der Arbeit zurückgefragt nach dem Schriftverständnis
Martin Kählers. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, auf Kählers
Antwort auf die Frage nach dem Zusammenhang von „Glaube,
Schrift, Geschichte", um den es heute wieder geht, sorgsam zu
hören und die Grenzen dieser Antwort kritisch zu bedenken.

In einem ersten Teil (4 Kapitel) wird vornehmlich unter systematischen
, nicht historischen Gesichtspunkten nach Kählers Stel-