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Ausgabe:

1969

Spalte:

386-387

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Brennecke, Ursula

Titel/Untertitel:

Gelebte Verantwortung 1969

Rezensent:

Gloede, Günter

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 5

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des Instituts vom 18.8.-6.9.1966 unter dem Thema „Die Kirche Kirche nicht nur christologisch, sondern trinitarisch unter Ein-

und ihre Einheit" und bei zwei anderen Veranstaltungen gehalten Schluß der Pneumatologie theologisch zu begründen ist, was dann

worden sind. Daneben finden sich auch einige Originalbeiträge. als „pneumatological Christology" beschrieben wird. Einen an-

Die bei der Besprechung des ersten Bandes geäußerten Bedenken deren Aspekt ökumenischer Theologie berührt Lukas Vischer un-

gegenüber dem Mißverhältnis von Wiederholungen und weiter- ter dem Thema „Epiklese, Zeichen der Einheit, der Erneuerung

führender Forschungsarbeit bleiben leider auch noch beim zweiten und des Aufbruchs", wo ebenfalls das pneumatische Moment

Band bestehen. ökumenischer Begegnung und kirchlicher Vereinigung in einer

Insgesamt umfaßt der Band fünfzehn Aufsätze sowie einen Be- Besinnung auf die unterschiedliche Stellung der Epiklese in Ost

rieht von G. G. Blum über das erwähnte Seminar. Zwei Beiträge und West untersucht wird.

behandeln patristische Themen: Andre Benoit berichtet über das v- Vaita schließlich vertritt in seinen Erwägungen zum Thema

Ringen des Irenäus um die Einheit der Kirche. Von J. Gribomont Kirche und We,t die These von einer »P°statheistischen Welt",

OSB wird die Diskussion um das Kapitel 27 des Traktats ,De Spi- deren Signatur schon nicht mehr die Negation Gottes, sondern

ritu Sancto' von Basilius fortgeführt. In der Auseinandersetzung dip Erfahrung der Gottverlassenheit sei.

bes. mit Dörries, Hanson, Amand de Mendieta, Pruche u. a. sowie Non multum sed multa - ein anderes Fazit ist aus diesem Band
in einer erneuten Analyse der einschlägigen Texte kommt G. zu schwerlich zu ziehen, der gewiß mancherlei Anregungen bietet
der These, daß das Dogma gegenüber dem Kerygma nicht als selb- l'nd ein neuer Ausdruck für die Lebendigkeit des ökumenischen
ständige oder von der Schrift unabhängige Größe aufzufassen sei, Gespräches ist. Gespräch und Forschung gehören notwendig zusondern
den Sinn (dianoia/nous) oder auch die .lex orändi' be- sammen, ohne daß eins das andere ersetzen könnte. Forschung
zeichne. 'st jedoch das, was wir dringend für das ökumenische Gespräch

rrt-t^ mm. l. • «• j , __„„: brauchen. Das wäre die Chance und die Aufgabe eines Tahr-

Ulrich Kuhn bringt eine Zusammenfassung und Fortsetzung sei- ... ... . 3 *™° JanT

i-.-«.--.- . — . _ - j. l._ buchs für ökumenische Forschung,
ner bisherigen Untersuchungen zu Thomas von Aqum, in die bereits
die jüngst erschienene umfangreiche Arbeit von O. H. Pesch Muri b- Bern Reinhard s 1 e n c 2 k a
OP über „Die Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und

Thomas von Aquin; (1967) einbezogen wurde Einmal mehr ist Brennecke Ursu,a: Ge)ebte Verantwortung. Ein ökumeni-

dies ein Beispiel wie im interkonfessionelle^ Gesprach über das ^ RundWjA in dje Frau<?narbeit der Kirch^n Ber,in.

Zentralproblem der Reformation die Gegensatze schwmden und ^ Verlagsanstalt r1Qßßl 24og 8o Lw M g ?0

zugleich gemeinsame Fragen und Aufgaben hervortreten. .,.,„, , ' .

S. L. Greenslade ist an Hand der neuen Quellenausgaben dem , Als Volltheologin Dozentin am Paulinum und Frauenhilfs-Lei-

L'rteil über die Konzile bei den englischen Reformationstheologen <cr,n Berlin und als Frau des Berliner Missionsdirektors D. Cer-

des 16. Jahrhunderts nachgegangen. Daraus ergeben sich intcres- hard Brennecke laßt Verf. ,hrcn früheren ökumenischen Erlebnis-

sante Gesichtspunkte für das Verständnis von Art. 21 der 39 „Ar- "U1? d'ef!^ befrachtete Arbeitsbuch folgen. Die

ticles of Religion" sowie für die Eigenart des Schriftprinzips in der "a!fte dcr **■ c'ne dankemswerte Sammlung von Material,

anglikanischen Theologie Stimmen und Quellen der weltweiten Diskussion um den rechten

iur r m-j ii r'i . r ,t x, ii__i___o 4„coin Einsatz der Frauen in Kirche und Gesellschaft. Man kann dieses

M G. Nedonccllc verfolgt J. H. Newmans lebenslange Ausein- A„i:_„„„ Aoc n,„-w >,..„ >___,. . .

. .. . . . . ... , j j-„ .j,ij.£ Anliegen des Buches kurz so formulieren: inwieweit vermochten

andersetzung um die Mißbrauche in der Kirche und die schlief}- w.i,_ j-„ v;.a,^ n...i:uu »„ , _ . , ,

im, D -ii- j- t, vi • tt •. lullte. A„c bisher die Kirchen die Dualität von Mann und Frau zu einer frucht-

ncne Bewältigung dieses Problems ,m Vorwort zur armen bgren Po]aritat werden

zu lassen?

gäbe der V,a Media von 1877 Es ist ^ Arbeitsbuch. d h Verf. führt an die Problcm1agc

Von besonderem Reiz ist die Ansprache von W. A Visser-t Hooft heran ohne djese erschöpfend oder abscbliefiend 7U behandeln-

zum hundertsten Geburtstag von Nathan Socderblom, der „Gal- dje Bibeltextc aus dcm NT mr Fraqe werden in einer riste ?u_

lonsfigur" der Ökumenischen Bewegung, da hier viele person- sammengestellt_ aber nicht exeqetiScn ausgewertet Hier wird auf

Ichc Erinnerungen einfließen. Besonders amüsant ist darin die gc]ungenere Versuche im II. Teil verwiesen, so auf die erstaun-

Peurteilung der Enzyklika .Mortalium Animos', zu der Soeder m gehaltvojlen Aus]cqunqen von palllus.zitaren nach Entste-

Wom in einer Diskussion sagte: „The Icsson of Church history is. hungszeit und Gegenwarts-Situation von Marga Bührig fS 155

that when Roma locuta est, it is causa non finita, sed ooser- bis 181) oder die Exegesen-Auswertung von 1. Mose 1-3 durch Ma-

vata." (145) rianne Timm an Hand eines Msc' von G. von Rad „fü>- die Mit-

Selbst in der Fülle der bereits vorliegenden Kommentare sind arbeiterinnen der evangelischen Frauenarbeit" in Gegenstelluna zu

sehr aufschlußreich drei Referate über das ökumenismusdekret Peter Brunner (S 181-185). Hier hätte man gern etwas Arbeitshilfe

von Gregory Baum OSA, J.-J. von Allmcn und von Gustave Thils. mehr von Verf geseben % B Stichwort-Hilfen hinter ihrer Liste

Besonders den beiden katholischen Theologen geht es darum. von Texten aus dem NT; es fehlt darin 1. Kor. 7, insbesondere ab

die weiten und über „Lumen Gentium" hinausgehenden Möglich- y 12 wovon der inncron Strahlkraft einer gläubigen Christin auf

keiten in den ekklesiologischen Aussagen dieses Dekrets aufzu- Mann und Farnjiie gesprochen wird, und Paulus auch umgekehrt

zeigen. Von Allmen untersucht dazu grundsätzlich die Frage nach VQm Brufjer- „„d einer noch „ungläubigen Frau" in ihrem Zusam-

den theologischen Voraussetzungen, unter denen eine Kirche die men spr;cht Oder 1. Kor. 9,5 bezeugt, daß die Ehefrauen der „übri-

Kirchlichkcit einer von ihr getrennten Kirche beurteilen kann. gen Apostel und der Brüder des Herrn und Kephas" ihre Männer

Thils unternimmt in der Gegenüberstellung von „Ökumenismus auf Rcisen begleiteten - und damit zugleich den Hörerinnen der

und Romanozentrismus" etwas Ähnliches, indem er zu der Unter- neuen Botschaft Mut und Beispiel gaben. Auch der große Anteil

Scheidung von .communio perfecta' und .communio imperfecta' dcr Christinnen in der Grußlistc des Paulus am Ende des Römer-

Weift. briefes (Rom. 16) fehlt hier. Gut sind sonst kurze Zusammen-

In einer sorgfältigen Dokumentation der entsprechenden rö- fassungen der Verf., so über die Frau im Judentum (S. 24), den

misch-katholischen Literatur faßt F. W. Kantzenbach die verschie- Weltfraucngebetstag (S. 6-9). die Geschichte der Ev. Frauenhilfe

denen neueren Stellungnahmen zur Frage nach dem Heil der (s. 35), der Church Womcn (S. 37) und im Kontrast damit die auf

NichtChristen zusammen, ein Problcmk reis, der in seiner weiteren der ganzen Welt fast gleichen Schwierigkeiten der Minderheit von

Ausdehnung für Religions- und Missionswissenschaft neuerdings Christinnen in heidnischer Sippe oder unter dem Zwang von Stam-

auch in der evangelischen Theologie (Theologenkongreß Wien mesgesetzen (S. 38) oder der „Adat" Indonesiens (S. 224, S. 229)

1966!) stark ins Gespräch kommt, ohne daß er schon schärfere 0dcr was Verf. zu melden weiß von der christlichen Bräuteschule

Konturen gewonnen hätte. in Afrika (S. 42, statt der „Hüttenzeit") und dem Beispiel Mindolo

Zwei Beiträge von Regin Prentcr und G. A. Lindbeck gelten dem jn Sambia (S. 52-58). Von unvergeßlicher Anschaulichkeit sind die

ökumenischen Gespräch über das geistliche Amt. Prenter verweist drei Beispiele der Indonesierin Julia Sarumpaet (S. 217 ihre Rede

dabei auf mögliche Übereinstimmung in der christologischen Be- zum Grundgesetz ihres Staates, S. 226. S. 230-237), die z. T ihre

fründung des Amtsverständnisses nach der Kirchenkonstitution Erstveröffentlichung in dem schönen Sammelband von Hedwig

des 2. Vaticanum. Lindbeck sieht eine ähnliche Obereinstimmung Thomä: „Frauen in fernen Ländern" (Stuttgart 1958, S. 64-76) fan-

bei dem sakramentalen Amtsverständnis, wie es von Karl Rahner den der neben manch andern Literatur-Hinweisen wie z. B. Kath-

vertreten wird. leen Bliss: „Frauen in den Kirchen der Welt", Nürnberg 1954, fehlt

N. Nissiotis hat in einem Vortrag sein Gespräch mit der evan- (vgl. auch die wörtliche Doublette der Verf. S. 40 hier und S. 84

gclischen Ekklesiologie fortgeführt mit dem Postulat, daß die dort). Von Julia Sarumpaet scheint auch der Buchtitel der Verf