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Ausgabe:

1969

Spalte:

383

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Lutherisches Missionsjahrbuch für das Jahr 1967 1969

Rezensent:

Lehmann, Arno

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Seite 1

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383

nicht perfekt beherrschen, werden sie schon deshalb keinen Zugang
zu dem Buch finden! Sätze, die wie in Luthers Tischreden
zwischen deutsch und lateinisch hin und her pendeln, Sprachgebilde
, die den griechischen Wortlaut unübersetzt ins Deutsche
herübernehmen, fortgesetzte grammatikalische Operationen an zusammengesetzten
Wörtern - all das ist für den heutigen Studenten
unerträglich. Diese stilistische Leistung verstärkt noch den Eindruck
, den man vom Inhalt her bekam, dafj das Buch im Jahre
1968 auf verlorenem Posten steht. Das ist im Blick auf sein
theologisches Engagement an einer noch nicht ausdiskutierten
Sache und speziell im Blick auf seine Verpflichtung gegenüber
K. Barth sehr zu bedauern.

Schwab. Gmünd Hartmut Jetter

Asmussen, Hans: Christliche Lehre anstatt eines Katechismus.
Berlin-Hamburg: Luth. Verlagshaus 1968. 128 S. kl. 8°. DM9,50

Rüchsel, Elfriede: Zwischen Theologie der Ordnungen und
Theologie der Revolution. Anregungen für den Religionsunterricht
in der Oberstufe der Gymnasien - im Anschluß an Eugen
Rosenstock-Huessy (DtPfrBI 68, 1968 S. 268-271V

Hubery. Douglas S.: I Recommend You to Read. XT! Recent
Books on the Christian Education of Boys and Girls (ET 79,
1968 S. 228-231).

Lichtenstein, Ernst: Schleiermachers Pädagogik (NZsTh 10,
19*8 S. 343-359).

S t a 1 1 m a n n , Martin : Evangelischer Religionsunterricht. Düsseldorf
: Schwann M0681. 147 S. 8° = Didaktik. Schriftenreihe für
den Unterricht- an d»r Grund- und Hauptschule, hrsg. v. W.
Faber. u. S. Opnolzcr Kart DM 9.80.

Stock. Hans: Roliaionstmterricbt in der „Kritischen Schul"".
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn (19681. 48 S.
8°. Kart TIM 4 80

Th r-m e Alfons- nie Bibo IVat-echose im Lichte der Kon-Hlskonsti-
tuion über die oöttlich? Offenbariina (TThZ 77 1Q«R S. 69-85)

Trnn M r . T.a. nedaaoaia italiana dono il Conr-i'io Vaticann TT
^rotestart-esim-i 77 1967 S. 65-90).

MISSTONS WISSENSCHAFT UND OFKUMFNE

Lutherisches Missionsiahrbuch für das Lahr 1967. hrsa. i.
Auftrag d. Bayerischen Missionskonferenz von W. Ruf. Nürnberg
: Selbstverlaa d. Bayerischen Missionskonferenz fl967l.
188 S. 8°. Kart. DM 4,-.

Wie immer zeiot dieses wervolle Jahrbuch „die Kirche in Bewegung
:" (W. Löhe), in Aktion in der „Ökumene" = „der bewohnten
Erde" Die „Berichte aus iungen Kirchen" bieten wieder viel
Information: über die Probleme luth. Kirchen in Afrika, über
hl. Orte in Indien, die Kirche in Äthiopien, die Anfechtung und
Bewährung einer südafrikanischen iungen Kirche und die Pionierarbeit
Cdif es noch oibt!) in Neuguinea. Besonders sei hingewiesen
auf den Beucht eines Ostafrikaners über die Mitarbeit im Studio
Moshi an dem rtrofien luth. Sender „Stimme des Evangeliums"
(Voice of the Gospel) in Addis Abeba.

Es foloen Informationen über die schwedische luth. Mission und
die schwedische Israelmission. .Adressen, Statistiken und eine
instruktiv" T iteraturübersicht über den gegenwartigen Wandel in
den nichtchristl. Religionen. Die allaemeine Literaturschan S. 135
bis 164 umfafit 255 Nummern, z. T, mit Kurzbesprechungen.

HalWSaale Arno Lehmann

Herbert, Karl THrsg.l: Um evanaelische Einheit. Beiträoe zum
Unionsriroblem von K. G. Steck. R. StuDPerich. M. Schmidt. A
Adam H. Steitz, H. W. Kmmwiede, W. Kreck, W G. Kümmel. K.
Linke St. Ch. Neill, T. L. Leuba u. W. Dantine. Aus Anlafi des
150iähriaen Bestehens der Nassauischen Union hrsg. Herborn-
Oranien Verlaq fl967l. 333 S. 8°. Lw. DM16,80.
Das von Propst Herbert herausgegebene Werk enthält durchweg
sehr beachtliche Beiträge. Sie zeichnen sich durch eine große ökumenische
Aufgeschlossenheit aus, stellen aber nicht nur provozierende
Thesen auf, sondern bieten durch historische und systematische
Analysen Wege an zur eigenen Urteilsfindung Karl Gerhard
Steck behandelt „Die vorkonfessionelle Einheit der Kirche nach

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Luther". Dabei werden die Grundlagen der Ekklesiologie Luthers
klar entfaltet. Es wird deutlich, daß Luther von der Axiomatik
christlicher Gewißheit her urteilte. Diese Gewißheit führt aber zu
keinen unökumenischen Konsequenzen, denn konfessioneller Doktrinarismus
war Luther fremd. Robert Stupperich gibt einen Gesamtüberblick
über „Kirchliche Einigungsbestrebungen im Zeitalter
der Reformation und der Orthodoxie". Er setzt ein bei Luther,
führt über Melanchthon und Butzer zu Calvin und skizziert dann
die unter dem Einfluß des erasmischen Versöhnungsprogramms
stehenden Wiedervereinigungsideen von Georg Witzel über Cas-
sander, Grotius, Calixt, Comenius bis zu Durie, Leibniz und Ja-
blonski. Martin Schmidt schließt sich an mit einem besonders
materialreichen Beitrag zum Thema „Der Pietismus und die Einheit
der Kirche". Man findet schwerlich sonst in der Literatur eine
derartig kenntnisreiche und gut belegte Darstellung dieses Themas
. Der Literaturapparat von fast 20 Seiten führt vollständig die
einschlägige Literatur an. Zwei vorzügliche Kenner der Union des
19. Jahrhunderts, Alfred Adam und Heinrich Steitz, befassen sich
mit der Nassauischen Union und den Unionsbestrebungen im
hessischen Raum. Adam betont mit Recht die Wirkung der Nassauischen
Union auf das Unionsunternehmen in Preußen; Steitz
zeigt auf, daß der Unionsgedanke von einem kleinen Kreis jüngerer
Pfarrer entwickelt wurde, aber schnell in der gesamten
Pfarrerschaft Wiederklang fand. Hans-Walter Krumwiede schildert
in einem originell konzipierten Kapitel „Die Unionswirkung
der freien evangelischen Vereine und Werke als soziales Phänomen
des 19. Jahrhunderts". Dieses Thema ist allerdings so vielschichtig
, daß es bei Ausweitung auf die Zeit vor Wichern wohl nur
im Rahmen eines Buchs bewältigt werden kann. Walter Kreck
steuert einen Beitrag über „Union und Bekenntnis" bei. Hier wird
die Kritik Karl Barths an der zeitgeschichtlichen Begründung der
Union des 19. Jahrhunderts übernommen. Zwar wird die Relativierung
der innerprotestantischen Lehrdifferenzen begründet, aber
damit soll einer Erweichung des Bekenntnisses an sich nicht das
Wort geredet werden. Der Neutestamentier Werner-Georg Kümmel
vertritt in seinem Beitrag „Die neutestamentliche Forschung der
Gegenwart und die konfessionellen Gegensätze" die These, daß der
konfessionelle Widerstreit zwischen lutherisch und reformiert
angesichts heutiger exegetischer Problematik in Konsensus und
Dissensus nicht zu halten sei, daß aber nach wie vor zwischen
evangelischer und katholischer Lehre unterschieden werden müsse.
Ob sich mit dieser These kritische katholische Exegeten einverstanden
erklären würden, bleibt abzuwarten. Es ist doch zu beachten
, in welchem Maße ein Dogmatiker wie Hans Kling protestantische
Exegese in seinem Werk „Die Kirche" verarbeitet. Karl
Linke behandelt das Thema „Evangelischer Katechismus? Versuch
einer Vorklärung". Er gibt zu erwägen, ob das Memorieren von
Katechismuserklärungen in einer uns fremd gewordenen Sprache
noch sinnvoll sein kann. Die drei letzten Beiträge werden bestritten
von Stephen Ch. Neill (Unionen im 20. Jahrhundert), Jean-
Louis Leuba (Die Union als ökumenisch-theologisches Problem)
und von Wilhelm Dantine (Konfessionsgespräche in der jüngsten
Gegenwart). Beachtenswert ist der Beitrag von Leuba. Im Zusammenhang
mit der Nacharbeit der Bad-Schauenburger Ergebnisse
des lutherisch-reformierten Gesprächs verdient dieser Aufsatz besondere
Beachtung. Der reformierte Theologe Leuba verrät für
das Verständnis von Schrift und Bekenntnis, das in der lutherisch
bestimmten Reformation entwickelt wurde, tiefes Verständnis.

Es wäre zu wünschen, daß dieser besonders wertvolle Sammelband
viele Leser findet. Er verbindet vorbildlich die Aufgabe
historischer Analyse mit gegenwärtig gebotener Urteilsfindung.

Strasbourg Friedrich Wilhelm Kantzenbach

Oecumenica. Jahrbuch für ökumenische Forschung, 1967,
hrsg. v. F. W. Kantzenbach u. V. V a i t a Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn: Minneapolis, Minn.: Augsburg
Publishing House; Neuchätel: Editions Delachaux et Niestie
fl967], 348 S. gr. 8°. Lw. DM36,-.

Der pünktlich erschienene zweite Band des Jahrbuchs für ökumenische
Forschung ist Professor K. E. Skydsgaard zum 65. Geburtstag
gewidmet, dessen unermüdlichem Einsatz die Gründung
des Strafiburger Instituts für ökumenische Forschung zu verdanken
ist. Wie schon im ersten Band angekündigt, steht auch diese
Sammlung nicht unter einem gemeinsamen Thema. Sie enthält
im wesentlichen die Referate, die während des ersten Seminars

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 5