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Ausgabe:

1969

Spalte:

377-378

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Die Amtshandlungen 1969

Rezensent:

Beckmann, Joachim

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Seite 1

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377

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 5

378

herangezogen werden, die am Schluß jedes Kapitels angegeben
wird.

Laut Vorwort umfaßt das Handbuch „alle Fachgebiete, die heute
in die kirchenmusikalische Arbeit hineinreichen". Das trifft leider
nicht zu: Die Gebiete Kurrendearbeit und Gemeindesingen fehlen
ganz. Für die Gehörbildung hätten wenigstens einige Beispiele
angegeben werden sollen, was etwa in einer C-Prüfung verlangt
wud. Ebenso fehlen die Fächer Partiturspiel und Instrumenten-
kunde. Den Ausführungen über das Orgelspiel (sowohl das Lite-
raturspiel als auch die Improvisation) spürt man an, daß sie aus
einer lebendigen Unterrichtspraxis erwachsen sind. Lobend sei das
kurze Kapitel über barocke und klassische Ornamentik - meist
ein Stiefkind in der Kantorenausbildung! - erwähnt. Die Ausführungen
zum .Taktieren" von Karl Wünsch können zwar einen
praktischen Dirigierkursus nie ersetzen, sind aber trotzdem vorzüglich
als Ergänzung dieses Unterrichtes geeignet. Eine gute praktische
Hilfe für den angehenden und amtierenden Kantor ist das
Kapitel „Chorische Stimmbildung" vom gleichen Verfasser. Allerdings
muß der Rezensent aus seiner Chorpraxis Bedenken gegen
die empfohlene „Sängerschnute" anmelden. Die „zu einer Trompete
" geformten Lippen sind eine unnatürliche Verbildung der
Artikulationsorgane, die zur Ermüdung und auch zu Verkrampfungen
der Sänger führen können. (Vgl. einen Satz wie diesen i „Der
zweite Ton, mit demselben Vokal gesungen, wird in der Weise
vorbereitet, daß ich durch Längsziehen der Schnute und Senken
des Unterkiefers noch mehr Raum bereitstelle", S. 137.) Auch das
„Märchen" und die Illustration von den Heinzelmännchen, die im
menschlichen Kopf bei den verschiedenen Vokalen auf einer Leiter
herauf- und herabflitzen, ist insofern unglücklich, weil es zunächst
eine Differenzierung des Vokalklanges bewirkt -, also gerade
das Gegenteil von dem angestrebten Vokalausgleich. Dasselbe
gilt von dem „fünfstöckigen Haus" auf S. 135.

Die Elementarlehre der Musik und Harmonielehre (E. Weiß) ist
mit 42 Seiten der umfangreichste Beitrag des Bandes. Im Unterschied
zu dem heute meist funktionstheoretisch angelegten Harmonielehreunterricht
baut Weiß auf der Stufentheorie auf, um „die
Klangphantasie des Schülers möglichst früh im Sinne der modalen
Harmonik zu schulen" (170). Bei der stark kirchentonalen Bezogen-
heit der kirchenmusikalischen Ausbildung sehr beachtenswert!

Einige kritische Einzelbemerkungen seien herausgegriffen: Ist
durch die Einsetzungsworte wirklich das Sündenbekenntnis im
Abendmahl verankert? (S. 15, W. Opp) - Die ältere Chronologie
der Bach-Kantaten (Bach habe sich „mit dem sicheren Instinkt für
das Wesentliche später zunehmend der Choralkantate" zugewandt;
S. 49, E. Weiß) ist seit einem Jahrzehnt überholt. - Schwarz-Weiß-
Malereien wirken stets peinlich. So auch die Wertung der elektrischen
Traktur durch W. Haffner: „Die Elektrizität sorgte in
unserem Jahrhundert schließlich dafür, daß aus dem Spieler ein
.Maschinist' wurde, der nur noch Knöpfe zu bedienen und Kontakte
zu betätigen hatte" (S. 54). - Soll man wirklich bei der Choralbegleitung
die Pause zwischen den Strophen metrisch fixieren?
(S. 79) - Ist es möglich, eine Antiphon „notfalls" auf den zugehörigen
Psalmton zu singen? Antiphon-Melodie und Sprechgesang auf
Psalmton sind zweierei! (S. 83). - Daß das ß innerhalb eines
Wortes stimmhaft sei (S. 142), ist doch wohl nur ein Versehen! Wie
ist sonst zwischen Waisen und Weißen phonetisch zu unterscheiden?

Folgende drucktechnische Versehen sind in einer Neuauflage zu
tilgen: S. 59 Z. 26 lies Tastenende - S. 78 Z. 28 fehlt das Zeichen C
- S. 89 Notenbeispiel 2c 12. Note im Alt lies d' - S. 96: Text der
Fußnote 7 fehlt - S. 110 Absatz nach Z. 16 (nicht 17) - Auf S. 134
wurden in dem unteren Beispiel „1. Stock" und „2. Stock" vertauscht
.

Dresden Christoph Albrecht

Agende für evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden. III:

Die Amtshandlungen. 313 S. Lw. DM46,-. III. Sonderbd.: Lektorenagende
. 84 S. m. Notenbeispielen. Lw. DM 13,80; Ldr.
DM 26,50. Berlin-Hamburg: Lutherisches Verlagshaus 1964/65.
gr. 8°.

Nachdem schon 1958 eine vorläufige und unvollständige Ausgabe
des dritten Bandes der Lutherischen Agende erschienen war, liegt
seit 1963/64 die endgültige Fassung in zwei Ausgaben vor. Zunächst
erschien die „Studienausgabe" für den Schreibtisch des Pfarrers
- aber auch sonst in der Praxis zu gebrauchen, da sie das
Format hat wie etwa die deutschen Ausgaben des Rituale Romanum.
Die offizielle große Ausgabe ist jedoch auch so gestaltet, daß sie
sich für die Vielfältigkeit des Gebrauchs bei den Amtshandlungen
eignet. Auch auf die Schönheit der Gestaltung des Bandes ist
hinzuweisen.

Der Inhalt umfaßt alles, was in einer lutherischen Gemeinde an
„Kirchlichen Handlungen" vorkommen kann. Die Ordnungen sind
auf eine Fülle von Möglichkeiten abgestellt, um dem Pfarrer den
Dienst im Einzelfall zu erleichtern. Bei der Taufe finden wir z. B.:
Die Taufe eines Kindes sowie mehrerer Kinder, dann - neu
gegenüber den Taufagenden des vorigen Jahrhunderts - verschiedene
Ordnungen für die Taufe von Erwachsenen, sogar die
„Aufnahme eines Katechumenen" (d. h. eines erwachsenen Taufbewerbers
). Für die Segnung der Mutter von Täuflingen sind vier
Ordnungen vorgesehen.

Die Ordnungen der Konfirmation und der Trauung zeigen das
Ergebnis des langen Ringens um den Sinn der beiden Handlungen
in der lutherischen Kirche. Erstaunlich ist dabei, daß gerade hier
keine wesentlichen Alternativvorschläge erforderlich waren.
Bei der Konfirmation ist überhaupt nur noch eine Form geblieben,
und bei der Trauung ist nur die Ordnung der Lesungen verschieden
. Wenn man an die hundert Jahre Diskussion über Konfirmation
und Trauung in der evangelischen Kirche zurückdenkt, ist
dies einheitliche Ergebnis erstaunlich zu nennen.

Die Beichtordnungen der Agende umfassen sowohl die Privatbeichte
als auch die gemeinsame Beichte (Bußgottesdienst).

Für das Begräbnis wird nicht nur eine Reihe notwendiger Ordnungen
für die verschiedenen Gegebenheiten geboten, sondern
vor allem auch ein reichhaltiges Proprium (Psalmen, Lesungen und
Gebete).

Es folgen dann: Ordnungen der Krankenkommunion, des Übertritts
und der Wiederaufnahme in die Kirche sowie gottesdienstliche
Feiern bei Gedächtnis der Konfirmation, der Trauung und
der Ordination. Vermahnungen für verschiedene Amtshandlungen
und Rüstgebete beschließen das Ganze.

Von besonderer Wichtigkeit sind die generellen Anweisungen
wie auch die speziellen Hinweise bei jeder Art von Amtshandlungen
, durch die eine sachgemäße Ausführung sichergestellt wird,
aber auch die verschiedenen Möglichkeiten der Durchführung dargeboten
werden.

Mit diesem Band ist das große Agendenwerk abgeschlossen. Es
ist eine respektable theologische und liturgische Leistung, und
zwar einer Arbeitsgemeinschaft, die bei aller Verschiedenheit der
Mitarbeiter zu diesem einhelligen Ergebnis gekommen ist.

Dies Werk ist der fleißigen und gründlichen Arbeit der Luth.
lit. Konferenz unter ihrem kenntnisreichen und geschickten Vorsitzenden
, Christhard Mahrenholz, zu verdanken, der ohne Zweifel
das größte Verdienst an der Vollendung dieses Werkes hat.

Düsseldorf Joachim Beckmann

KATECHETIK UND RELIGIONSPÄDAGOGIK

Stock, Hans, Wegenast, Klaus, u. Wibbing, Siegfried:
Streitgespräche. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn
[1968). 112 S. 8° = Handbücherei für den Religionsunterricht,
5. Kart. DM 8,20.

Diese katechetische Schrift und die ganze Schriftenreihe, in der
sie erscheint, verdient besondere Aufmerksamkeit. Die angezeigten
„Streitgespräche" stellen die 5. Veröffentlichung der seit 1961
erscheinenden „Handbücherei für den Religionsunterricht" (HB)
dar. Die Thematik der vorausgegangenen Hefte: Wegenast, K.:
Jesus und die Evangelien; Becker, U./Wibbing, S.: Wundergeschichten
; Dignath, W./Wibbing, S.: Taufe - Versuchung - Verklärung ■
Dignath, W.: Die Botschaft der Endzeit. Als weitere Veröffentlichungen
sind vorgesehen: Grosch, H. • Der Prophet Arnos; Bek-
ker, U.: Texte aus dem Johannes-Evangelium; Drescher, H. G.:
Nachfolgegeschichten; Borchert, R.: Schöpfung - Paradies - Sündenfall
. In den Schriften der HB wird der entschlossene Versuch
gemacht, Unterrichtshilfen für die Praxis zu erarbeiten, „die sich
weder auf theologisch-exegetische Bereitstellung von Unterrichtsstoff
noch auf unterrichtsmethodische Anweisungen beschränken-