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Ausgabe:

1969

Spalte:

338

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Beasley-Murray, George Raymond

Titel/Untertitel:

Die christliche Taufe 1969

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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337

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 5

338

Kosak, Herbert: Wegweisung in das Alte Testament. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt u. Stuttgart: Calwer Verlag [19681. 234 S.
gr. 8°.

Das vorliegende Werk, eine zweite, stark veränderte und erweiterte
Auflage der 1956 erschienenen Veröffentlichung „Glaube
und Geschichte im Alten Testament", stellt nach dem Vorwort des
Verfassers das Ergebnis von Bemühungen dar, Voraussetzungen
für einen „zweiten Weg" ins Predigtamt zu schaffen. Es soll also
theologisch nicht geschulten Lesern einen Zugang zur alttestament-
lichen Wissenschaft eröffnen. Der Verf. hat sich damit einer sehr
schwierigen und diffizilen Aufgabe gestellt, und es ist ihm auch
durchaus zuzubilligen, daß er sein Ziel erreicht hat. Er geht in
folgender Weise vor. In einer Einführung (Teil A, S. 13-45) beschäftigt
er sich vor allem mit der Entstehung und Besonderheit
der den Glauben Israels begründenden Traditionen, wie sie sich
im Pentateuch und darüber hinaus in den Zeugnissen einer messia-
nischen Erwartung niedergeschlagen haben. Es folgt ein knapper
Überblick über Zusammensetzung und Leitgedanken der grofjen
Sammelwerke (Pentateuch, dtr. und chron. Werk) sowie ein bibel-
kundlicher Aufrifi von diesen. Weisheitsliteratur und Apokalyptik
werden als „fremde Glaubenselemente" gewertet (S. 32ff.1. In den
Teilen B-D geht der Verf. auf die geschichtlichen Überlieferungen
fS. 46-105). die Prophetie (S. 106-177) und den Kult CS. 178-206)
näher ein. Dabei zieht er in Teil B nicht nur die historischen Bücher
sondern ebenso die zeitgeschichtlichen Zeugnisse aus den prophetischen
Büchern einschließlich der messianischen Aussagen sowie
die Bücher Hiob und Kohelet heran, während er unter Teil D auch
die fünf Megillot wegen ihrer späteren Abzweckung als Festlegenden
behandelt. Der letzte Teil E (S. 207-234) hat hermeneutische
Erwägungen zum Inhalt. Es kommen sowohl die religionsgeschichtliche
Schule als auch die christologische Deutung W. Vischers sowie
die Positionen F. Baumgärtels. F. Hesses und besonders G. von
Rads zur Sorache.

Schon diese knappen Inhaltsangaben dürften deutlich werden
lassen, dafi es sich der Verf. nicht leicht aemacht hat, sondern
dafi er den Leser in die Problematik der alttestamentlichen Wissenschaft
wirklich einführt und ihn zum eigenen Durchdenken
und zur Weiferarbeit zwingt. Das bedeutet freilich nicht, dafi er
die volle Breite der alttestamentlichen Forschuna darbietet. Es ist
gar nicht anders zu erwarten, als dafi eine solche zusammenfassende
Arbeit veroleichsweise geringen Ilmfanges auf eine bereits
vorhandene und bewährte Gesamtschau aufbaut. Schon der im
Vorwort ausgesprochene Dank an M. Noth und G. von Rad läfit
ahnen, welche Werke sich der Verf. zum Vorbild nahm. Tatsächlich
basiert Teil B durchweg auf den Arbeiten der beiden Genannten
und denen ihres Gemeinsamen Lehrers A. Alf nie neueren
Fragestellungen bezüqlich der Frühgeschichte Israels bleiben aufier
Betracht Auch in Teil D ist die Auffassung der letzteren, vor allem
in Auseinandersetzung mit der nordischen Forschuna maßgeblich,
wobei hier noch die einschläfrigen Arbeiten von H.-T. Kraus hinzukommen
. Bei den in Teil E erörterten hermeneutischen Fraoen
schließlich macht sich der Verf. die typologische Betrachtungsweise,
wie sie G. von Rad vertritt, zu eigen. In den hier genannten Partien
steht und fällt also seine Position mit der seiner Vorbilder.

Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Erörterung über die
Propnetie (Teil C) dar. Der Verf. oeht sowohl auf die Fraoen der
Traditionsgebundcnheit und der Überlieferung ihrer Botschaft einschließlich
der Nachnescbichte. ihre Stellung zu den sozialen Ver-
hältnisspn zu Politik und Kult wie auch auf den ieweilioen zeit-
oesrlnchflichen Hintergrund und die besondere Botschaft des einzelnen
Propheten ein. So kommen die Gesamterscheinuno. ihre
Veränderungen und die Einzelgestalten gleichermaßen zur Geltung.
M. E. ist dieser Teil der gelungenste und selbständigste des Buches.
TTng1(icklich ist allerdings die Einordnung dps Danielbuches nach
Sacharia und vor Maleachi. auch wenn dies damit begründet wird,
daß dPr prste Teil in der Perserzeit entstanden sei fS 170f T F.*n«f-
"aft zu bemängeln sind auch die Literaturangaben bei den einzelnen
Propheten. Die Titel, die hier ganz sporadisch genannt
w^rd^n. sind völlig unzureichend und lassen keinerlei Auswahl-
nrinzin erkennen. Es sollte doch bei ied^m Propheten wenigstens
p'n dem Leserkreis entsprechender Kommentar, d. h. vor allem
das ATD. genannt werden um eine Weiterarbeit zu ermöglichen.
Das gleiche erflt übrigens für Teil D. wo bei d^n Psalmen nur
R^ndtorff Das Werden des Alten Testaments erwähnt wfrd
rS. 200V Und was nützt ps dem theologisch nicht vorgebildptpn
Leser, wenn sich bei den fünf Megillot nur Hinweise auf die im

Neukirchener Biblischen Kommentar dazu erschienenen Teilbände
finden, wobei dann Kohelet und Esther leer ausgehen müssen
CS. 202ff.)? In einer Neuauflage sollte hier auf jeden Fall eine
Verbesserung eintreten.

An Einzelheiten seien aus Raummangel nur folgende genannt:
Die Behandlung der fünf Megillot im Zusammenhang mit dem
Kult (S. 202ff.) ist nicht recht einleuchtend, da die Verbindung zu
diesem Thema eine äußerliche und sekundäre ist und der Verf.
bei der Einzelbesprechung auch kein besonderes Gewicht darauf
legt. Die auf S. 126 vorgenommene pauschale Identifizierung von
Fremdberichten über Propheten und Prophetenlegenden ist unrichtig
. Nach S. 163 unten muß der Leser schließen, daß die Annahme
einer wenigstens zeitweisen Jerusalemer Wirksamkeit
Ezechiels communis oppinio ist (S. 161 unten läfit er es offen).
Die Darstellung des Verhältnisses von Priestern und Leviten auf
S. 191 oben ist zu fragmentarisch und für den Leser unzureichend
. - An Druckfehlern ist mir aufgefallen: S. 76 Anm. 11 Pe-
dersen: S. 141 Anm. 4 vollständige Verfasserangabe: A. Scharff -
A. Moortgat, Erscheinungsjahr 1950; S. 153 Anm. 6 Erscheinungsjahr
von Hcrntrich 1950 (19542); S. 179 Anm. 3 Psalmenstudien.

Es ist kaum vermeidbar, daß sich bei einer so weitgespannten
Themenstellung eine Reihe von Beanstandungen nötig macht. Aufs
Ganze gesehen aber kann der Verf. zu seiner Leistung beglückwünscht
und das Buch einem weiten Leserkreis außerhalb des fachtheologischen
Bereiches empfohlen werden.

Leipzig loachim Conrad

NEUES TESTAMENT

Beasley-Murray, George R.: Die christliche Taufe. Eine
Untersuchung über ihr Verständnis in Geschichte und Gegenwart,
übers, v. G.Wagner. Kassel: Oncken [1968], 546 S. 8°. Lw.
DM 38,-.

Der weitgespannte Gesamttitel läfit nicht ohne weiteres vermuten
, dafi es sich um eine Übersetzung von Baptism in the New
Testament handelt - s. dazu ThLZ89 (1964) Sp. 273-275 -. Die
Frage des Tauf Verständnisses in „Geschichte und Gegenwart" spielt
über die Aussagen des Neuen Testaments und seine verschiedene
Interpretation in der Gegenwart hinaus erst im letzten Kap. - das
offenbar ebensowenig erweitert wurde wie das Nachwort - eine
größere Rolle. Da das Vorwort nicht ergänzt ist, bemerkt man
erst bei näherem Zusehen nicht nur, dafi weitere Literatur berücksichtigt
worden ist, sondern auch, daß eine bestimmte Bearbeitung
auf B.-M. selbst zurückgeht (so S. 361 A. 35, im Rahmen einer
scharfen Polemik gegen H. Diem, Taufverkündigung und Taufordnung
f19621, und S. 508 A. 1). Aufier einigen Kommentaren sind
nunmehr auch beachtet B. M. Foschini, ,Those who are baptized for
the dead', 1 Cor. 15,29 (Worcester/Mass. 1951), M. Rissi, Die Taufe
für die Toten (1962), K. Aland, Die Säuglingstaufe im Neuen
Testament und in der alten Kirche (1963=0, und die Replik von
J.Jeremias. Nochmals: Die Anfänge der Kindertaufe (1962)1, beiläufig
G. F. Vicedom, dagegen nicht die neue Bearbeitung (ins
Englische übers, durch B.-M.!) von R. Schnackenburgs Buch zum
Paulinischen Taufverständnis - s. ThLZ 91 (1966) So. 828-830 -.
Die Arbeit des Übersetzers G. Wagner, Das religionsgeschichtliche
Problem von Römer 6,1-11 (1962) - s. ThLZ 88 (1963) Sp. 271-273 -
wird wenigstens erwähnt. Zu 1. Kor. 7,14 ist die Interpretation des
Heiligkeitsbegriffs abgewandelt (S. 257f.). Die kurze Auseinandersetzung
mit Stauffer bezüglich des Verständnisses der Oikoswen-
dung ist durch eine ausführliche Debatte mit Jeremias ergänzt
(S. 411-416). Stichproben zum Vergleich wurden - ohne weitere
Ergebnisse - vor allem zu Kap. IV gemacht, das die neutesta-
mentlichen Aussagen im einzelnen behandelt (zu VI s. o.). So ist
nochmals auf die Besprechung der englischen Ausgabe zu verweisen
.

Die Übersetzung denkt aus einer Sprache in die andere um und
ist deshalb gut zu lesen2; hie und da hätte vielleicht die Übernahme
eines englischen Wortes als Fremdwort vermieden werden
können (das gilt nicht nur für coneept - Konzeption).

Halle/Saale Gerhard Delling

') S. zu Aland: Jeremias in ThLZ 88 (1963) Sp. 350f.; W. Michaelis ebd. 89
(1964) Sp. 598, zu Jeremias: W. Michaelis ebd. Sp. 196-198.
l) Ist justify, 1. Kcr. 6,1, einfach .gerechtsprechen'?