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Ausgabe:

1969

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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nen vom Jahre 3253 der authentische Wortlaut von N und C überliefert
ist, von wenigen unbedeutenden Einzelheiten abgesehen,
in denen die wichtigsten Zeugen für N voneinander abweichen,
ohne daß eine eindeutige Entscheidung zugunsten der einen oder
anderen Lesart möglich wäre'. Man vernimmt es daher zunächst
mit Erstaunen und Skepsis, wenn der Verf. im Untertitel eine
„editio critica" ankündigt.

Wendet man sich aber dem Buch selbst zu, um Aufschluß über
seinen Inhalt zu erlangen, so erweist sich alsbald, daß der Verf.,
mit den Ergebnissen der älteren wie neueren und neuesten Forschung
wohlvertraut, weder daran gedacht hat, die von F. J. A.
Hort und A. von Harnack zwingend widerlegte These von der
Identität von N und C zu erneuern, noch ausschließlich an der
Rekonstruktion des ursprünglichen Textes dieser beiden Symbole
interessiert ist. Vielmehr geht es ihm darum, einen möglichst
umfassenden, kritischen Überblick über die Textüberlieferung von
N und C zu geben, von deren Breite und Vielfalt man sich, wie
sich zeigt, bisher keine zureichende Vorstellung gemacht hat.

Das Buch ist so aufgebaut, daß nacheinander die Zeugen für das
„Symbol der 318 Väter" (S. 29-167) und das der „150 Väter" (S. 169
bis 211) vorgestellt werden, wobei, was besonders hervorzuheben
ist, neben der griechischen Überlieferung ausgiebig auch die lateinischen
, syrischen, armenischen, koptischen und arabischen Versionen
berücksichtigt werden. Sodann werden die Ergebnisse
dieser Durchmusterung einer wohl einzigartig reichen Überlieferung1
in einer (eklektischen) Textkonstitution und einem umfangreichen
Variantenapparat übersichtlich festgehalten (S. 213
bis 251). In einem Schlußteil (S. 253-284) liefert der Verf. gleichsam
die Praefatio zu seiner „kritischen Edition" nach, d. h. er
gruppiert die wichtigsten Zeugen für N und C und sucht seine
textkritischen Entscheidungen des näheren zu begründen; endlich
geht er auch kurz der Frage nach Herkunft und Geschichte
von C bis zum Konzil von Chalkedon nach, im Anschluß vor allem
an die Untersuchung des Rezensenten über „Das Konzil von Konstantinopel
und sein Symbol" (Göttingen 1965), und rechtfertigt
so nachträglich auch den Titel seines Buches.

Was den Text von N und C anlangt, so bietet die Edition - erwartungsgemäß
- keine Überraschungen. Der Verf. teilt mit
Schwartz die Ansicht, daß in der zweiten Sitzung des Konzils von
Chalkedon der authentische Wortlaut von C verlesen und protokolliert
wurde und daß die Hauptzeugen der Textüberlieferung auf
diese chalkedonischen Akten als ihren Ursprung zurückweisen. So
ist sein Text von C mit dem von Schwartz in den Akten von Chalkedon
edierten bis auf einige Druckfehler identisch0. Sein Text
von N dagegen beruht auf einem Kompromiß und ist kaum sehr
viel vertrauenswürdiger als der von Schwartz als authentisch betrachtete
, für Dossetti dagegen auf das Corpus canonum zurückgehende
und damit nur einen bestimmten Überlieferungsstrang repräsentierende
Text der Akten der zweiten7 Sitzung von Chalkedon
oder als die von Euseb bezeugte Form, der beispielsweise Kelly
den höheren Rang zuerkennt*. Von größerem Interesse dürfte
in jedem Fall der umfangreiche Variantenapparat sein, aus dem
ein anschauliches Bild von den Haupttendenzen der Überlieferung,
vor allem von dem Prozeß der gegenseitigen Beeinflussung von
N und C im Laufe ihrer Überlieferungsgeschichte wie der allmählichen
Assimilation ihrer lateinischen Versionen an die westliche
Form des Taufbekenntnisses, zu gewinnen ist, wenn man sich auch
vor Augen halten muß, daß nicht nur die Rückübersetzungen der
orientalischen Versionen von N und C bestenfalls einen Annäherungswert
besitzen, sondern daß auch einige der „Varianten"
mehr oder minder freien Zitaten entstammen, die keinen sicheren

3) H.-G. Opitz, Athanasius Werke, 2.1, 1935, S. 30.

*) Unsicher ist. ob gegen Ende des 2. Artikels . c 1 ; T O i> &
o0pavOUe"undv°r-^PXÖUEVOv"ein.Ma£ - sowie in
den Anathematismen vor . jj TpEICTOV* m^ dem Eusebbrief - l]
htio-t6v"zu lesen

5) Dossetti zählt etwa 170 Zeugen für beide Symbole in allen in Frage kommenden
antiken Sprachen (S. 25), ohne dafj der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben
würde.

6) So mufi es selbstverständlich fj ^ £ p ^ statt fjugpaund^g^
Ha» statt A ot K T) er oc V heißen.

') Vgl. dazu Dossetti S. 76, A.91.

*) J. N. D. Kelly, Early Christian Creeds, i9601, S. 215.

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Rückschluß auf die dem betreffenden Autor bekannte Textform
erlauben; sie können also nicht eigentlich als variae lectiones
gelten.

Gleichwohl hat der Verf. mit dieser Textkonstitution und dem
dazugehörigen Apparat ein überaus wertvolles Hills- und ürien-
tierungsmittel geschaffen. Man wird auf sein Werk in Zukunft bei
der Beschäftigung mit Text und Uberlieferung der Symbole von
Nikaia und Konstantinopel um so weniger verzichten können, als
er bei der Durchmusterung der Quellen für die Geschichte von N
und C mit Umsicht und Sachverstand auch auf die damit verbundenen
vielfältigen philologischen und historischen Probleme eingegangen
ist. Es sei hier nur hingewiesen auf seine eingehende Stellungnahme
zu den Datierungs- und Überlieferungsfragen des „To-
mus Damasi", in der er (gegen Galtier) mit guten Gründen für die
/insetzung auf 378 plädiert, oder auf seine interessanten Beobachtungen
zur „Didascalia CCCXVIII Patrum" (alias „Syntagma doc-
trinae", alias „Symbol des Euagrios Pontikos"), deren koptische
und armenische Versionen zum „Tomus ad Antiochenos" die Unterschrift
des Altnikäers Paulinos von Antiocheia bieten, woran Dossetti
die ansprechende Vermutung knüpft, daß die bereits im Brief
des armenischen Katholikos Sahak an Proklos von Konstantinopel
erwähnte „Didascalia" mit der Umgebung des Paulinos in Zusammenhang
stand, ein Hinweis auf den unvermuteten Einfluß des
antiochenischen Altnikäertums auf die Anfänge der armenischen
Kirche. Auch hat der Verf., wo immer es ihm möglich war, die
Handschriften selbst zu Rate gezogen, was ihm mit mancher hübschen
Entdeckung wie der einer Variante von C statt des zu erwartenden
N in der koptischen Version des griechischen Corpus
canonum (Cod. Paris, copt. 129/14, f.63) belohnt wurde.

Ein Verzeichnis der zitierten Handschriften und ein knappes
Personen- und Sachregister am Schluß des Buches laden dazu ein,
den Verf., wenn schon nicht auf der ganzen Wegstrecke, so doch
wenigstens auf einigen besonders interessanten Etappen seiner
Erkundungsfahrt zu begleiten. Man wird immer einen kundigen
Führer an ihm finden.

Göttingen Adolf Martin Ritter

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