Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1969

Spalte:

213-215

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Mönnich, Conrad Willem

Titel/Untertitel:

Geding der vrijheid 1969

Rezensent:

Hage, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

213

Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 3

214

W. hat durch Korrekturen der von Nicephorus oft entstellten
Namensformen. Hinzufügen von Jahreszahlen und erläuternde
Bemerkungen diesen Teil so gestaltet, dafj er auch Aufgaben eines
historischen Kommentars erfüllen kann. Die Arbeit ist für den an
der byzantinischen Zeit wie für den an der Spätantike Interessierten
gleicherweise wichtig. Hier ist einmal das Bessere nicht der
Tod des Guten.

Kie' Henneke Gülzow

Schneemelcher, W. (Hrsg. i. A. der Patristischen Kommis:
sion der Akademien d. Wissenschaften zu Göttingen. Heidelberg,
München u. d. Akademie d. Wissenschaften u. d. Literatur zu
Mainz]: Bibliographia Patristica. Internationale patristische Bibliographie
. IX: Die Erscheinungen des Jahres 1964. Berlin: de
Gruyter 1967. XXXIV, 157 S. gr. 8°. Lw. DM30,-.
Mit den Erscheinungen des Jahres 1964 und nachgetragenen Veröffentlichungen
früherer Jahre liegt nun bereits der 9. Band der
Bibliographia Patristica vor. Die Zahl der Mitarbeiter ist wenig
verändert. Um das Manuskript hat sich diesmal A. de Santos Otero
besonders bemüht und verdient gemacht.

Der Aufbau der Bibliographie ist im vorliegenden Band unverändert
geblieben, anscheinend auch das Abkürzungsverzeichnis, in
dem noch die seit 1964 in Bari erscheinende Zeitschrift Vetera
Christianorum (VetChr) fehlt, deren einschlägige Arbeiten jedoch
bereits aufgeführt werden. Die Liste der notierten Titel konnte von
1094 im letzten Band diesmal auf 1470 Nummern bedeutend erhöht
werden; so wuchs auch der Umfang des Jahrgangs von 120 auf
157 Seiten an; das ist eine erfreuliche Feststellung.

Andererseits ist sich der Herausgeber darüber klar, daft noch
nicht in allem die optimale Lösung erreicht werden konnte. Der
Abstand zwischen dem Berichtsiahr und dem Jahr des Erscheinens
ist noch zu grofi. Die ständict steigende Produktion auf dem Gebiet
der Patrologie in aller Welt und die Schwierigkeit, die Berichte
der Mitarbeiter rechtzeitig hereinzubekommen, bedingen die Un-
vollkommenhritcn mit. Dafj an ihrer Abstellung gearbeitet wird,
beweist iedoch der vorliegende und bisher beste Band.

Würzburg Joseph A. Fischer

Baker, Aelred • Tustin'c Am-anhon in the Dialogue with Trvpho
(TBL LXXXVtt 1Q68 S 277-2871.

Turrado. Ariimiro- Eres templo de Dies. La inhabitaHön de
1a Sma Trtnid-id en los iustos semin San Actustin (Revista Agu-
stiniana de Esoiritualid^d 8 1967 S. 363-406).

Winkelmann Friedhelm■ Charakter und Bedeutunq der Kir-
chenaeschichte des Gelasios von Kaisareia (Byzantinische Forschung
1. 196« S. 346-385).

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Mönnich, C. W.: Geding der Vrijheid. De Betrekkingen der

oosterse en westerse Kerken tot de val van Constantinopel (1453).

Zwolle: Tjeenk Willink 1967. 544 S. gr. 8°. Lw. hfl. 39,-.

C. W. Mönnich trägt mit dem vorliegenden, umfangreichen Werk
zu einem in der Gegenwart aktuellen Thema bei, indem er das
Verhältnis zwischen römischem Katholizismus und griechischer
Orthodoxie im Rahmen einer fast anderthalbtausendjährigen
Geschichte beider Kirchen nachzeichnet.

Nach einer „Inleiding" (S..7-17), die an die Vielgestaltigkeit
der heutigen Christenheit erinnert, verfolgt der Verfasser in den
ersten fünf Kapiteln die in wesentlichen Zügen vergleichbare Entwicklung
des Christentums in Ost und West bis zur Mitte des
5. Jahrhunderts: den Weg von den eschatologisch ausgerichteten
und sich doch in der Welt einrichtenden urchristlichen Gemeinden
(I-II: „Katholiciteit: De Messias en de einden der aarde", S. 18-29:
..De God der ganse wereld", S. 30-56) zum römischen Staatskirchen-
tl,m, das sich als Erneuerung einer alt gewordenen Welt verstand
(III-IV: .De jeugd van de adelaar", S. 57-82; „Urbs antigua mit -
iam nova progenies", S. 83-110) und sich zugleich auf eine orthodoxe
Theologie und kirchliche Hierarchie gründete (V: „De twee

brandpunten van het antieke Christendom", S. 111-134). Den zweiten
Teil der Darstellung beherrschen die bekannten Daten einer
wachsenden Rivalität zwischen Rom und Byzanz: die Machtkämpfe
der reichskirchlichen Patriarchate im Jahrhundert der christolo-
gischen Kämpfe (VI: „Spanningen in de vijfde eeuw", S.135-165),
der Streit um die Geltung des Chalcedonense (erstes west-östliches
Schisma von 484), die autoritäre Kirchenpolitik des Kaisers Justi-
nian und die dessen Nachfolgern gegenüber unter Papst Gregor I.
erstarkende Macht Roms (VII-VIII: „Het geweld van Justinianus
de Grote", S. 166-215; „Het herontwaken der kerk in de zevende
eeuw", S. 216-254), die wechselseitigen Angriffe gegen Ikonoklas-
mus im Osten und „Filioque" im Westen, die Auseinandersetzungen
Roms mit dem Patriarchen Photios (Schisma von 867), die Rivalität
auf den slawischen Missionsfeldern (Mähren und Bulgarien)
(IX-XI: „Beeldenstorm", S. 255-295; „West versus Oost, Oost versus
West", S. 296-348; „Op het zendingsveld", S. 349-394), schließlich
der Bann des Jahres 1054, die Feindseligkeiten im Zeitalter der
Kreuzzüge, gipfelnd in der Eroberung Konstantinopels durch die
Lateiner (1204) mit den darauf folgenden, fruchtlosen Unionsversuchen
(Lyon 1274 und Ferrara-Florenz 1438-1439) bis zum endgültigen
Untergang des byzantinischen Reiches im Jahre 1453 (XII
bis XIV: „Schisma en kruistocht", S. 395-449); „Chimaere der een-
heid", S. 450-482; „Liever Türks dan Paaps", S. 483-529). Den Schlufj
des Werkes bilden ein Personen- und Sachregister (S. 530-540) sowie
ein Verzeichnis der Bibelzitate (S. 541-544).

Es ist Mönnich zuzustimmen, wenn er zusammenfassend am
Ende seiner Darstellung den eigentlichen Grund für die aufgezeigte
Entwicklung im „Caesarokapisme" einerseits und „papaal cae-
sarisme" andererseits erblickt. Aus dem Untergang beider Systeme
schöpft er die Hoffnung auf eine Renaissance der Christenheit
(S. 529). Mönnich bietet freilich im vorliegenden Werk mehr, als
er im Untertitel ankündigt. Wohl ist das Verhältnis zwischen Rom
und Byzanz das beherrschende Thema, doch stellt er es vor einen
so breiten Hintergrund, dafj seine Darstellung im weitesten Sinne
zu einer kirchengeschichtlichen Überschau über nahezu anderthalbtausend
Jahre wird. Dabei versteht es der Verfasser, hinter die
vordergründigen Fakten zu schauen und sie dem Leser als Äufje
rungen einer inneren geschichtlichen Entwicklung verständlich zu
machen. Kurz, Mönnich bietet eine Ideen- und Geistesgeschichte
der Kirche (und der sie tragenden Gesellschaft), in der nicht nur
westlicher Papalismus und östlicher Zäsaropapismus, sondern etwa
auch die Christenverfolgungen der untergehenden Antike ihren
festen Ort haben. Immer wieder zeigt er dabei soziologische
Aspekte auf, so, wenn er das bedürfnislose, ländliche Asketentum
des Morgenlandes mit dem straff organisierten benediktinischen
Mönchtum des Abendlandes vergleicht, dessen Klostergüter auf
dienstbares Landvolk ebensowenig verzichten konnten wie die Domänen
weltlicher Herren (S. 355-359).

Zugleich durchbricht Mönnich die Enge traditioneller Kirchengeschichtsschreibung
, die in der Person des Johannes von Damaskus
die dogmatische Entwicklung der griechischen Kirche für abgeschlossen
hält und etwa einem Gregorios Palamas keine Beachtung
mehr schenkt. Dieses griechische (und das von ihm abhängige
slawische) Christentum repräsentiert zwar im vorliegenden Werk
die Ostkirche schlechthin, und die im Verlaufe der Kreuzzüge
beginnenden Unionsversuche Roms auch mit den nicht-chalce-
donesischen orientalischen Kirchen bleiben unbeachtet. Aber die
Existenz dieser von Byzanz unabhängigen orientalischen Christenheit
lägt Mönnich zumindest anklingen, wenn er an die weit ausgreifende
Mission der Monophysiten und Nestorianer erinnert
(S. 10 u. 377; zu den hier genannten Missionsgebieten lassen sich
noch die Mongolei, Mandschurei und Südarabien hinzufügen).

Mönnich hat seine Darstellung auf umfangreichem Quellen-
niaterial errichtet, das er in niederländischer Übersetzung seitenlang
wörtlich zitiert, wie - um nur weniges zu erwähnen - die
sogenannte „Konstantinische Schenkung" (S. 104-106), den von
Smaragdus von St. Mihiel festgehaltenen Dialog zwischen Papst
und Gesandten der Aachener Reichssynode von 809 über den
„Filioque'-Streit (S. 320-325) und die gesamte Exkommunikationsbulle
Humberts gegen Michaeli. Kerullarios vom Jahre 1054
(S. 420f.). Was der Verfasser damit dem Leser erleichtert, erschwert
er ihm freilich dadurch, daß er auf ein Literatur-Verzeichnis
verzichten zu können glaubt, das dem Benutzer zu einer besseren
Übersicht über herangezogene Quellen und Werke verhelfen