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1969

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 3

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des Herrn" (S. 35) versteht. Er deutet sich völlig aus dem Zusammenhang
seiner eigenen Theologie (S. 27). - „Das Heilsgeschehen
in Christo Jesu. Zur Interpretation von Philipper 2,5-11" bietet
Ausschnitte aus einer Vorlesung zum Philipperbrief. Der Text wird
in seiner Mythosgebundenheit, in seiner „innige(n) Verbundenheit
von Form und Sache" (S. 47) ernst genommen und christologisch
aufgebrochen. - „Der Ölberg" ist für Matthäus und Markus der
Ort „außerhalb des Lagers", den sich der Menschensohn im Gegenüber
zum Tempel als „.vorübergehenden' Ort seiner Offenbarung
. .. erwählt" (S. 55). - Ein Einführungskolleg in die „Äus-
legungsprobleme der Leidensgeschichte" bietet einen Oberblick über
neuere Auslegungsmotive und -methoden. - Dasselbe findet sich
in der nächsten Vorlesung: „Die Komposition des Matthäus-Evangeliums
in ihrer Bedeutung für seine Interpretation". Hier wird
dann vor allem eine Gliederung des Evangeliums vorgelegt. Diese
geht von dem Grundsatz aus, „dafi die Teile der vita mindestens
paradigmatisch die Wirklichkeit zu dem in den Reden enthaltenen
Wort bieten. .. Der Meister ist der Redende und Handelnde,
zunächst als der Irdische, aber nun von dem Schluß her gesehen
doch der Inthronisierte" (S. 84f.). Mit einem „Handbuch für
Lehrer und Kirchenführer zur Leitung und Verwaltung einer
Kirche" hat das Evangelium nichts gemein (S. 82).

Fünf ausgewählte Göttinger Predigtmeditationen (S. 89ff.) spiegeln
die homiletische und theologische Entwicklung des Autors
wider. Während die erste Meditation über Mt. 6,24-34 primär
exegetisch argumentiert und im guten geistlichen Sinn .innerlich'
konkretisiert - man vergleiche das Zitat von EKG 368,5 (S. 96) -,
weicht die exegetische Breite in den folgenden Meditationen einer
immer ausführlicheren Entfaltung weltzugewandter Predigtgedanken
.

Die vier Predigten (S. 115ff.) sind an entscheidender Stelle gehalten
worden: auf der 12. Bekenntnissynode der APU 1943,
im Flüchtlingsdasein 1946, in Bonn 1957 und in Prag 1958. Während
die erste Predigt die Diastase zwischen Kirchenturm und der
Gemeinde des Gekreuzigten hervorhebt, fordert die letzte Predigt
zum Dienst der Gemeinde an der Welt auf. Damit werden charakteristische
Wandlungen, wie sie manche Theologen in der letzten
Generation durchgemacht haben, auch in der Predigt dieses akademischen
Lehrers deutlich.

Corrigenda i S 38, Z. 20 fehlt eine Klammer. - S. 47, drittletzte Zeile mufj
wohl von den Synoptikern, aber nicht von den Evangelien die Rede sein. - S. 49,
Z. 16 statt Ihrerseits: ihrerseits. - S. 50, Anm. 21 statt 36: 37. - S. 100 fehlt zu
Beginn der Meditation die römische Zahl I.

Rüdersdorf b. Berlin Friedrich Winter

Bretscher, Paul G.: Exodus 4,22-23 and the voice from Hea-

ven (JBL LXXXVII, 1968 S. 301-311).
Ford, J. Massingberd: „The Son of Man" - a Euphemism? (JBL

LXXXVII, 1968 S. 257-266).
Langevin, Paul-Emile: „Ceux qui invoquent le nom du Sei-

gneur" (1 Co 1,2) II (Science et esprit 20, 1968 S. 113-162).
M u n d 1 e , Wilhelm: Das Wahrheitsverständnis des johanneischen

Schrifttums (LRb 16, 1968 S. 161-165).
S t a 1 d e r, Kurt: Das Leben aus der Zukunft in der Sicht des

Neuen Testaments (IKZ 58, 1968 S. 155-181).

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
u. TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Bartz, Wilhelm: Sekten heute. Lehre, Organisation, Verbreitung.
Freiburg-Basel-Wien: Herder [1967]. 142 S. kl. 8° = Herder-
Bücherei, 291.

Mit dem vorliegenden Buch will der Verf. Unerfahrenen zu
einem Einstieg in die Welt der religiösen Sondergemeinschaften
verhelfen. Dafi er seine Leser gerade auch unter den Nichttheo-
logen erhofft, beweisen die z. T. vortrefflichen Erklärungen theol.
termini technici ebenso wie der Umstand, dafi sein Werk in einer
Taschenbuchreihe (Herder-Bücherei) erschienen ist. Das Vorwort
verrät, dag der Impuls zu diesem sich um Verstehen mühenden
Buch letztlich vom II. Vaticanum ausgegangen ist.

Im ersten Teil seines Buches erörtert Bartz den Begriff „Sekte"
und seine Problematik („Der theologische Ort der Sekten"). Danach
werden „Die Entstehungsursachen der modernen Sekten" angesprochen
, schließlich „Gründe ihrer Erfolge" aufgezeigt. Dem Einführungsteil
folgen Darstellungen mit kritischen Würdigungen. Abgehandelt
werden die Quäker (S. 18-26), die Siebenten-Tags-Adven-
tisten (S. 27-44), die Neuapostolische Kirche (S. 45-58), die Mormonen
(S. 59-73), die Christliche Wissenschaft (S. 74-87), die Bahä'i-
Weltreligion (S. 88-96), die Zeugen Jehovas (S. 97-109), die Gemeinde
Christi (S. 110-113), die Pfingstbewegung (S. 114-122) und
die Christengemeinschaft (S. 123-135). Wie die Kirchen sich den
Sekten gegenüber verhalten sollten, wird in einem Schlugteil erörtert
, überschrieben „Die Kirchen und die Sekten".

Was die Darstellung der gen. Sekten anbelangt, so kann von
einem Taschenbuch wenig mehr erwartet werden, als das vorliegende
bietet. Einiges mehr aber doch. Wer aus der grogen Fülle
religiöser Sondergemeinschaften zehn auswählt, sollte erklären,
unter welchen Gesichtspunkten er ausgewählt hat. Bartz tut das
nicht. Wer die imponierenden Zahlen über das Anwachsen der
Siebenten-Tags-Adventisten (STA) referiert, wie es Verf. auf S. 32
tut, der müßte auch auf die erstaunliche Tatsache hinweisen, dafj
die „Central European Division" laut dem auf der 15. „Central
Conference" der STA 1966 in Detroit erstatteten statistischen Bericht
zwischen 1957 und 1965 erstmalig abgenommen hat, und zwar
von 42 536 auf 39 788. Wer die Neuapostolische Kirche behandelt,
sollte die Kath.-apost. Gemeinden nicht nur nennen, sondern auch
ihrer heutigen Eigenart entsprechend mit einigen Worten beschreiben
(Hutten rückt sie verstehend in die Nähe der Brüdergemeine) ;
er sollte auch über den ref.-apost. Gemeindebund ein Wort verlieren
, schon wegen der Verbindungen des S. 48 erwähnten Apostels
Peter Kuhlen zu dieser nicht ganz kleinen Gruppe.

In den kritischen Würdigungen am Ende jeder Darstellung
rühmt der Verf. durchgängig den sittlichen und religiösen Ernst
sowie die Opferwilligkeit der Sektierer. Dagegen ist nichts einzuwenden
. Seine Widerlegungen in der Sache aber könnten bisweilen
fundierter sein. Beispiel: das Problem Sabbatfeier-Sonntagsheiligung
ist so einfach nicht, dafi man den pro-Sabbat-Zitaten
der STA nur entsprechend viel pro-Sonntag-Zitate entgegenzustellen
braucht, wie es S. 41f. geschieht. Neuere Forschungen (Willy Ror-
dorf. Der Sonntag. Geschichte des Ruhe- und Gottesdiensttages im
älteren Christentum. Zwingli-Verlag Zürich 1963) hätten sich auch
in diesem Taschenbuch niederschlagen können.

Mit dem allen ist das eingangs lobend Gesagte nicht entkräftet.
Es erhebt sich jedoch die Frage, ob knappe Darstellungen und
kurze kritische Würdigungen wirklich in die bunte Welt des Sek-
tentums einzuführen vermögen oder ob nicht der von Kurt Hutten
in seinem Buch „Die Glaubenswelt des Sektierers" (Furche-Verlag,
Hamburg 1962) eingeschlagene Weg - Bartz erwähnt dieses Buch
oft - geeigneter ist. Wer beide Taschenbücher miteinander vergleicht
, dem wird die Antwort nicht schwerfallen.

Einige sprachliche Verbesserungen werden vorgeschlagen. S. 85,
16. und 15. Zeile v. u.: „Vorgelesen werden (ergänze: „im
deutschen Sprachraum") bestimmte Abschnitte aus der Luther-
Bibel ...". S. 102, 7. Zeile v. u.:____zum Gesetz Gottes (ergänze:

„wie sie es verstehen")".

Beelitz Joachim J e n t z s c h

Huber, Norbert: Österreich und der Hl. Stuhl vom Ende des
spanischen Erbfolgekrieges bis zum Tode Papst Klemens' XI.
(1714-1721). Graz-Wien-Köln: Böhlau f; Komm. 1967: 216 S., 2 Taf.
gr. 8° = Osterr. Akademie d. Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse.
Historische Kommission.' Archiv f. österreichische Geschichte,
126. ö. S. 224,-.

Die vorliegende Arbeit, Dissertation des Verfassers, ist den Beziehungen
des Hauses Österreich mit dem Hlg. Stuhl während des
letzten Drittels des Pontifikates Klemens' XI. gewidmet. Vertreter
der Interessen der Kurie zunächst von 1711 bis 1713 am Hofe
König Karls (III.) in Barcelona, darauf bei demselben Herrscher
in Wien war Giorgio Kardinal Spinola, dessen Leben in einem
kurzen Abriß erzählt wird (Kap. 1). Das 2. Kapitel führt in die
Verhältnisse am kaiserlichen Hofe ein, indem es den Leser mit
den wichtigsten Ratgebern des Kaisers bekannt macht: dem Prinzen
Eugen von Savoyen, dem Grafen Philipp Ludwig Wenzel von