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Ausgabe:

1969

Spalte:

197-199

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Labuschagne, Casper J.

Titel/Untertitel:

The incomparability of Yahweh in the Old Testament 1969

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 3

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soph C. Martini den Sinn gerade der von Sch. herausgestellten
Disputation Luthers zu Joh. 1,14 erkannt und geltend gemacht
hat (vgl. seine Epistola ad Principem . . . Heinricum Julium, im Anhang
zu A. Grauer, Assertio simplicis et unicae veritatis, Erfurt
1618, 74.76ff).

Der Höhepunkt des Buches ist das 6. Kap. i „Der Cartesianismus:
Ol t'iodoxer Widerspruch, Vermittlung und radikale Kritik". Der
heutige Leser kann an dieser hervorragenden Darstellung des
ersten Kapitels einer bewußt der Neuzeit konfrontierten Theologie
lernen, daß wir keines der drei im Untertitel angegebenen
Dilemmen bisher nachhaltig zu überwinden vermochten. A. Roell
nimmt 1686 den vehementen Anspruch der emanzipierten Vernunft
ebenso überzeugend wahr (1380 wie M. I evdekker, im Bewußtsein
des Status miseriae des Menschen ihrem Fortschrittsoptimismus
gegenüber skeptisch, das Problem des Clanhensgnindes in einer
verwissenschaftlichten Welt ergreifend zu formulieren vermag:
Anima mea non istis cum philosophis sed propbrtis moriatur (144V
Chr Wittich und B. Bekker betreten demgegenüber tapfer den zu-
kunftweisenden. aber von rechts wie links hart bedrohten Weg
rinrr Beiahung der ontologischen Figpnständigkpit der Vernunft
und ihres Weltbildes. Hier wird „die Schriftkritik zum ersten Mal
prinzipiell begründet", um, mit Hilfe des genial erfaßten Skopus-
Begriffs. das Prinzip ..der Autorität und Freiheit der Schrift auch
in einer veränderten Welt zu begründen und zu sichern" (148f,
151f, 155, 158).

Die zwingende Gewalt dieses Weges zu einer kritischen Tbeolo-
aie hat Sch überzeugend erwiesen. Tatsächlich ist das 17. Th „die
Wasserscheide zwischen Mittelalter und Neuzeit" (74V Noch die
ganze Substanz des Glaubens und schon die ganze Emanzipation
der Vernunft begegnen einander nur in diesem Tb Gerade in der
von Sch. gewählten Einschränkung auf deutsche und niederländische
Geistesgeschichte aber scheint mir die Frage erlaubt, ob
sich in seiner „Darstellung die Kräfte und Tendenzen des Ganzen
historisch zutreffend widerspiegeln" (14V Denn die Bewegtheit des
Ths. ist einseitig von dem revolutionären Bruch her beleuchtet.
Tm Schatten hleibt die im vormodernen Horizont verharrende und
doch moderne Denkansätze vorbereitende Schulmctaphysik und
Theologie des 17. Ths. Tn dieser Hinsicht läßt Schs Arbeit erkennen,
welche terra incognita das 17. Th. theologiegeschichtlich
tatsächlich darstellt" (150 A. 67V

Cappel bei Marburg Theortor M a h 1 m a n n

ALTES TESTAMENT

L a b u s c h a g n e , C. T.. M. A.. D. D.: The Tncomparabilitv of Yah-
weh in the Old Testament, leiden: Brill 1066. VT. 164 S gr. 8°
= Pretoria Oriental Series, ed. bv A van Splms, V. T.w. hfl. 26 -
Diese Untersuchung über Tahwes , Unvergleichlichkeit" (incom-
parability) und „Einzigartigkeit" (uniguenessl ist im Sinne der
älteren Forschuno ein Bpitraq zu der vielvprhandelten Fraae. ob
mit Bezug auf die Gottesvorstellung Tsraels von einem „Monotheismus
" gesprochen werden kann. Diespr umstrittene Rerjrirf i<:t
aber bewußt zurückgestellt zugunsten einer anderen Termino-
logie. die sich an die Redewpise des Alten Testaments selbst enger
anschließen will. Das Vorgehen des Verf s zeigt etwa in typischer
Weise diese Äußerung (S. 12311 „Tn (Ts) 46.9 the ideas of uni-
gueness and incomparability appear in perfect svnonvmic paral-
lelism: ,For I am God and there is no other! I am God and
there is none like me!'. The Proklamation of Yahweh's incomparability
is just another way of proclaiming His uni-
Queness, because the former implies the latter." Labuschagne
hat das Schwergewicht seiner Argumentationen, die Unvergleichlichkeit
Jahwes aus dem Alten Testament nachzuweisen, auf
sprachliche und begriffsgeschichtliche Sachverhalte gelegt. Er
kommt damit zweifellos einer auch in der systematischen Theologie
und in der Philosophie stärker verhandelten Fragestellung
entgegen, in welchem Umfang sprachliche Mittel in der Lage sind,
die Wirklichkeit Gottes zu erfassen. Der Verf. beschränkt sich dabei
nicht auf das Alte Testament, sondern versucht durch Vergleiche
m.it den Timweltreligionen und ihren speziellen Aussagen über die
Einzigartigkeit ihrer Götter - in Assyrien ttnd Babylonien, in
Ägypten und Ugarit - die Besonderheiten des alttestamentlichen

Redens von und über Gott zu begründen. Unverkennbar ist aber
von allem Anfang an das Bemühen, die Bedeutung der „particular
idea" herauszustellen und zu überprüfen, „that Yahweh is the
Incomparable One" und „to try to discover its meaning and signi-
ficance for Old Testament theology in respect of the Hebrew
idea of God, Old Testament monotheism and the distinetiveness
of Israel" (S. 4). Die „Umwelt" des Alten Testaments wird unter
dem Gesichtspunkt herangezogen, ob Israel in der Frage der Einzigartigkeit
seines Gottes von ihr abhängig ist oder nicht.

Damit ist für den Gang der Untersuchung ein ganz bestimmter
Rahmen abgesteckt. Zunächst werden in einem ersten Teil iene
hebräischen Wendungen untersucht, die die Unvergleichlichkeit
einer Sache oder Person sowohl in der Umgangssprache als auch
in der gehobenen Sprache ausdrücken wollen. Diesem Teil des
Buches kommt eine selbständige Bedeutung im Rahmen der alt-
testamentlichen Syntax zu. Sodann wird das aufieralttestament-
liche Material geprüft, soweit es Aussagen über die Unvergleichlichkeit
und Einzigartigkeif von Göttern aus dem alforientalischen
Bereich gibt. Der zweite Teil der Arbeit enthält die Untersuchung
der alttestamentlichen Stellen unter dem doppelten Aspekt, in
welchen Zusammenhängen der Gedanke der Unvergleirhliehkeit
und Einzigartigkeit Tahwes steht und welche Bedeutung er für die
alttestamentliche Theologie hat.

Besonders wichtig erscheint die Frage, ob es „a definite eompa-
rative notion" für Jahwe gibt ob ein „definite comparison" möglich
ist. Dabei richtet sich Her Argumentationsgang wesentlich gegen
Formulierungen G E. Wrights. der in den Aussagen über die
Unvergleichlichkeit Tahwes Anleihen aus der Umwelt erkennen
will, Prädikationen der Götter, die auf Jahwe übertragen wurden,
woraus zu folgern sei. daß „anv definite comparative notion" wäre
„fallen into the background". I abuschagne leitet iedoch aus zahlreichen
Stellen wie Ter. 10.6: Dt. 3,24; Jes. 40.18.25: Ter. 49,19;
Hiob 36.22f. - um nur diese zu nennen - die Oberzeugung ab. daß
vornehmlich in der AuseinandprsPtzung mit fremden Göttern Formulierungen
gefunden und gebraucht wurden die Tahwes grundsätzliche
Andersartigkeit und Unvergleichlichkeit meinen und mehr
sind als Epitheta zum Preise Tahwes. sondern Bekenntnischarakter
haben. Auffällig ist, daß bei weitem die meisten der beige-
zogenen Stellen deuteronomisch oder nachdeuteronomisch sind und
also erst den späteren Stadien der Glaubenserkenntnis Israels zuzuweisen
sind. Verf. versucht iedoch. diese Einsichten auch schon
für die Frühzeit namhaft zu machen, und sieht in den Aussagen
Israels über die Unvergleichlichkeit und Einzigartigkeit seines
Gottes ein von seinen Anfängen an wirksames israelitisches Spp-
zifikum, das auch nicht durch Anleihen aus der Umwelt erklärt werden
kann. Auf die Frage „Warum nannte Israel seinen Gott- unvergleichlich
?" (S 8911) f°lcTt die Antwort: Israel machte in seiner
Geschichte Erfahrungen mit seinem Gott, die ihn von andern Göttern
total unterschieden ! He intervenes in kistorv as thp rpdeeming
God (S 91) - und dies habe sich seit der Befrpiuna aus Ägypten
fortlaufend gezeigt, wie man z. B. aus einem Text wie Ex 2.23-75
sehpn könne. Denn Tahwes „aetivity of saving ooes back to the
verv beginning of Israels history". Jedoch wird Ex 2 23-25 einhellig
dpr Priesterschrift zugeschrieben! Ähnlich verhält es sich
auch mit der Beurteilung Tahwes als Schöpfer Zwar gibt Verf. zu.
daß Tahwes Aktivität als Schöpfer von sekundärer Bedeutung sei
gegenüber His redepming activitv in history (S 109). rpchnet
aber andererseits damit, daß die Konzeption des Schöpfergottes
Tahwe implizit in der Auszugs- und Sinaitradition bereif vornan
den gewesen sei. Die Idee der Schöpfung sei der zusätzliche Beweis
für Jahwes wunderbares Eingreifen in die Geschichte as the
redeeming God.

Die Frage nach Ursprung und Entwicklung der Konzeption von
Tahwes Unvergleichlichkeit beurteilt Labuschagne als „certainlv
important and enlightening, but only of relative importance"
(5.124). So fällt es nicht schwer zu sagen (S. 134): „Ii therefore.
we wish further to oualifv the answer to the guestion of this
concept's origin. we are bound to State that it began as a credal
confession of Israel, based on the work of Moses, as an answer
of faith to the revelation of God as the Holv, Entirelv-different.
the Onlv and TnTimparable One."

Damit mag die Bedeutung und die Problematik des vorliegenden
Buches angedeutet sein. Der Verf. folgt einem aus der älteren
Forschung geläufigen Weg. Großzügig gegenüber literarkritischen