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Ausgabe:

1969

Spalte:

191-193

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Strobel, Albert

Titel/Untertitel:

Das Buch Prediger 1969

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 94. Jahrgang 1969 Nr. 3

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obersten Gott.) Kr. Ch. ist für seine Anhänger seinerseits zum Avatara
Krishnas geworden (227).

Der erste Teil bietet die meisten der angeführten Texte zugleich
auch (in Umschrift) im Sanskrit-Wortlaut (mit genauen diakritischen
Zeichen, die Eidlitz auch bei den Namen durch das ganze
Werk hindurch anwendet, auf die wir hier in der Rzs. aber verzichten
); der zweite Teil besteht aus Übersetzungen von Originaltexten
, die weithin hier zum erstenmal in einer abendländischen
Sprache dargeboten werden (mit gelegentlichen erläuternden
Zwischenbemerkungen des Autors). Zu jedem Text ist die Fundstelle
angegeben. Wir haben es hier mit Texten zu tun, die in
einer tropischen Landschaft entstanden sind. So steht der abendländische
Leser meist ratlos vor solchen Aussagen wie der von
„mehr als 18 000 aufeinanderfolgenden Weltenschöpfungen" (167)
sowie vor der fortlaufenden Vergötterung Kr. Ch.s. Dazu treten
legendarische Berichte wie dieser:

Eines Tages tritt Prabhu in Versunkenheit auf einen Tiger, der
auf dem Pfade liegt. Prabhu sagt: „Krishna, Krishna!" Der Tiger
sieht auf, ruft: „Krishna, Krishna!" und tanzt (435).

Die Krishna-Bhakti (Krishna-Liebe) dieser Schriften sieht die
ganze Wirklichkeit als Spiel der Gottheit. Der ethische Aspekt fehlt
fast ganz (soweit er erscheint, verbleibt er im individuellen Bereich,
es gibt keinen „Nächsten", vgl. 176). Aus solcher Weltanschauung
ergibt sich keine Sozialethik: „Kr. Ch. ist kein sozialer Reformer"
(227). Das Spiel der Gottheit gipfelt in Erotik, doch unterscheide
sich die Erotik der Gottheit von der der Menschen (143). Dieser
Unterschied wird aber nicht näher dargelegt. Wenn unter dem
Titel der Bhakti auch irdische Sinnenlust läuft, so sei das eine
Fehlentwicklung (271 und 321, Anm. 1). Doch wird nicht erklärt,
wieso es zu solcher Fehlentwicklung kommen konnte, noch wird
gezeigt, wie sie zu vermeiden sei.

Was hier an Entartung möglich ist, hat Klaus Klostermaier in
seinem gro5en Werk „Hinduismus" (Köln 1965) auf Grund der
literarischen Quellen sowie eigenen Erlebens eindrücklich geschildert
(vgl. dort besonders S. 206!).

Zusammenfassend ist zu sagen: das vorliegende Werk hat mit
bewundernswertem Forscherfleiß unsere Kenntnis des Hinduismus
bereichert; doch die hier ins Licht der Wissenschaft gerückte Richtung
der Kr. Ch.-Bhakti hat, so will es uns scheinen, für Gegenwart
und Zukunft Indiens keinen Beitrag der Hilfe zu bieten. Sie
bleibt ein Phänomen einer vergangenen oder vergehenden Zeit.

Kuchen/Württ. Friso M e 1 z « r

BIBEL WISSENSCHAFT

Strobel, Albert: Das Buch Prediger (Kohelet). 191 S.

Kart. DM 9,80.

Knoch, Otto: Der zweite Petrusbrief. Der Judasbrief, erläutert.

170 S. Kart. DM 8,80.
Bauer, Johannes Baptist: Die neutestamentlichen Apokryphen.

111 S. Kart. DM 6,80.
Schreiner, Josef: Von Gottes Wort gefordert. Aus der Verkündigung
des Propheten Jeremias. 125 S. Kart. DM 6,80.
Düsseldorf: Patmos-Verlag [1967/68]. 8° = Die Welt der Bibel.
Kleinkommentare zur Heiligen Schrift, hrsg. v. W. Hillmannf,
E. Beck, O. Knoch, E. Walter, 9, 8, 21, 20.

Mehr oder weniger zufällig herausgegriffen repräsentieren die
vier hier anzuzeigenden Bändchen die Gestalt einer interessanten
und vielseitigen Buchreihe, „Die Welt der Bibel", die sich vornehmlich
an den (katholischen) theologisch Ungeschulten wendet. In
ansprechender Form werden einmal .Kleinkommentare' zu den
einzelnen Büchern des Alten und des Neuen Testaments vorgelegt,
die das Zentrum des Gesamtwerkes bilden sollen, zum anderen
Abhandlungen zu zentralen Themen, Begriffen und Motiven der
Heiligen Schrift publiziert, die in die Gedankenwelt der Bibel
sachkundig einführen wollen. Der Rahmen der zweiten Gruppe
innerhalb der gesamten Reihe ist so weit gespannt, daß neben
einem kurzen Abriß der Geschichte Israels (von Jacques Venard,
als Band 1 erschienen) oder einer Darstellung des Bundes Gottes
(durch Leo Krinetzki, als Band 15 erschienen) eben auch Proben
der Verkündigung Jeremias und Auszüge aus neutestamentlichen
Apokryphen vorgestellt werden können. Allgemeinverständlichkeit
und sachliche Fundiel ung sind die Voraussetzungen für das
Gelingen des Vorhabens, ja, für alle Publikationen dieses Unternehmens
gelten nach Auskunft des Arbeitsprogramms als Grundlage
die Ergebnisse der modernen wissenschaftlichen Exegese und
alier hilfswissenschaftlichen Bemühungen um die Erhellung von
Geschichte, Kultur und Archäologie der biblischen Zeit. Dem Verzeichnis
der bisher erschienenen Bände zufolge ist es dem Herausgeber
-Team gelungen, eine ganze Reihe von bedeutenden Gelehrten
aus verschiedenen Ländern für die wichtige Aufgabe der Popularisierung
theologischer Erkenntnisse zu gewinnen, überdies
scheint sidi die jüngere katholische Gelehrtengeneration zur Verfügung
gestellt zu haben. Es ist einzusehen, daß bei dieser bunten
Skala von Mitarbeitern trotz gemeinsamer Zielsetzung die Lösung
der Aufgaben sehr unterschiedlich ausfällt.

Der von A. Strobel erarbeitete ,Kleinkommentar' zu Kohelet
bietet z. B. zu historisch-kritischen Fragen so viele Einzelheiten
und darüber hinaus zahlreiche Hinweise auf Quellen und Texte
außerhalb von Israel (z. B. bei Greßmann oder Pritchard), dal) die
Frage entstehen kann, ob einem Laien der Gang der Ausführungen
noch verständlich und einsichtig bleibt. Der Fachmann wird gern
zu dieser kurzgetaßten Diskussion der aktuellen Probleme des Kohe
let-Buches greifen. Der, Prediger' gilt als um 250-200 v. Chr. verfaßt,
er steht nach Str. geistes- und theologiegeschichtlich zwischen
Hiob und Jesus Sirach und wird als Pessimist bezeichnet (S. 12f).
Für die Beeinflussung von außen möchte der Verfasser des Kommentars
keinem Kulturkreis den Vorzug geben (gegen O. Loretz),
Kohelet habe aus allen geschöpft (S. 19). Theologisch gesehen
gleicht das biblische Buch einem*„Schrei nach neuer Offenbarung
und Erlösung" und weist darin auf Christus hin (S. 49). Neben der
Auslegung kleinerer Texteinheiten, wobei die Übersetzung jeweils
in die Ausführungen eingefügt worden ist, verhandelt Str. systematisch
-theologische Themen in zwölf Exkursen (z. B. zur Theologie
der Arbeit im AT, S. 72-74; zur Frau im AT und im Buche
des Predigers, S. 125-127). Diese sind durchweg zu kurz gehalten
und können nicht einlösen, was sie versprechen. Der Autor gerät
hier in die Gefahr einer Simplifizierung der Probleme.

Für einen neutestamentlichen .Kleinkommentar' steht hier die
Auslegung des 2. Petrusbriefes und des Judasbriefes, die der Direktor
des Katholischen Bibelwerkes in Stuttgart, Otto Knoch, vor
genommen hat. Sehr sorgsam weiden die einleitungswissenschaftlichen
Fragen dargelegt (Verfasser ist ein unbekannter Theologe
und Seelsorger der ersten nachapostolischen Generation, Ansetzung
zu Ausgang des 1. Jhdts.; S. 11-19) und der eschatologische Charakter
der Schrift herausgearbeitet (.esachatologisch' verstanden als
heilsplanmäßiges Wirken Gottes in der Geschichte, das auf ein
(End-)Ziel ausgerichtet ist; S. 7). Die Berufung des anonymen
Verfassers auf Petrus entspricht nach K.s Meinung dem Tatbestand
der „Lehr- und Leitungsautorität" des Petrus, die der Apostelfürst
in jener Zeit besaß (S. 17). „Erst in der Kirche Petri wird die Schrift,
die auf Christus weist, ... richtig verstanden und unverfälscht
überliefert" (hier Auseinandersetzung mit Käsemann und Marxsen;
(S. 18). Im zweiten Teil dieses Bändchens, in dem der Judasbrief
behandelt wird (S. 103-170), geht der Bearbeiter methodisch ebenso
vor wie im ersten Teil: Auf eine kurze Skizzierung des Mottos,
unter dem dieser Brief gesehen werden will (S. 105f; „Kämpft für
den ein für allemal überlieferten Glauben"), folgt eine Einführung
(S. 109-116), und dann erfolgt die Erläuterung des Textes
(S. 117ff). Behutsam und unter Vorbehalten schließt sich der Kommentator
der allgemeinen (katholischen) Auffassung an, daß es
sich bei dem Briefverfasser um einen .Herrenverwandten' (Vetter
Jesu, „Herrenbruder" ist im Text immer mit Anführungsstrichen
versehen!) gehandelt hat (S. 109ff). Die Abfassung des Schreibens
wird wegen der Abhängigkeit des 2. Petrusbriefes vom Judasbrief
auf 70-90 angesetzt (S. 114f). Sinn und Abzweckung des
„Rundschreibens" (bzw. „Flugblattes"; S. 112) bestehen nach K.
darin, die apostolische Überlieferung allen Aushöhlungs- und Modernisierungsversuchen
zum Trotz als die „ein für allemal gültige
und nicht überholbare Heilswahrheit" herauszustellen (S. 115f).

Johannes Baptist Bauer (Graz) kommt es bei seiner Apokryphen-
auswahl darauf an, „in etwa anschaulich zu machen, wie sich der
Lichtstrahl der Christusoffenbarung im Prisma der geistigen Welt
der ersten Jahrhunderte gebrochen hat, wie die Nachricht von
Erdenwandel und Erdenwirken Jesu in der Volksseele legendarisch
verklärt worden ist". Dabei will B. nur das „Wichtigste" zu Worte