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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 174-175 |
Kategorie: | Bibelwissenschaft |
Autor/Hrsg.: | Nida, Eugene Albert |
Titel/Untertitel: | Toward a science of translating 1968 |
Rezensent: | Haenchen, Ernst |
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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 3
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halb Deutschlands konfrontiert, und das ist notwendig. In vielen
Fällen werden die in der Forschung erörterten Möglichkeiten einer
Lösung offener Fragen und diese selbst in ihrer Offenheit angedeutet
. Das ist dankenswert. Andere Aufsätze aber vertreten eine
Position, ohne daß unterschiedliche Meinungen erwähnt werden.
Das erzeugt eine falsche Sicherheit für den Benutzer des Werkes,
der sich nicht die Mühe macht, anhand der angegebenen Literatur
selbst weiter zu fragen und zu suchen. Der Rezensent ist versucht,
zu einzelnen Artikeln über biblische Bücher, Personen, Ereignisse
und Begriffe Fragen zu stellen und Abweichungen zu notieren;
doch dies würde den Rahmen einer Anzeige genauso sprengen
wie der Hinweis auf einzelne Autoren. Nur in der weiteren Erörterung
der offenen Fragen an der Stelle, an der sie zu behandeln
sind, kann die notwendige Einzeldiskussion geführt werden.
Hier sei nur dankbar auf die Fülle und die Geschlossenheit des
Werkes hingewiesen, auf seine Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit
für die Arbeit an der Bibel.
Das dreibändige Werk ist im wesentlichen druckfehlerfrei, eine
beachtenswerte Leistung der ausgezeichneten Redaktionsarbeit der
Herausgeber und ihrer Helfer. Auf Spalte 1918 Z. 15 v. o. mufi es
heißen: bereit, auf Sp. 2102 Z. 8 v. u. ist 1. K. 3,4 sicher falsch.
Wenn der vom Verlag angekündigte Registerband erscheinen wird,
dann wird die Benutzung dieses wertvollen Werkes nicht nur erleichtert
werden, sondern es wird dann in seiner ganzen Fülle
ausgeschöpft werden können.
Eisenach Walter Grundmann
Indische Beiträge zur Theologie der Gegenwart (hrsg. von
Horst Bürkle), Stuttgart: Evang. Verlagswerk 1966:
Hindlcy, J. Clifford: Der historische Jesus in indischer Sicht
S. 23-58.
Roth, Wolfgang M. W.: Denkstrukturen - Schranken oder
Brücken? S. 59-76.
Boyd, Robert H. S.: Theologie im Kontext indischen Denkens
S. 77-103.
Singh, Surjit: Onotologie und Personalismus S. 104-124.
Arapura, John G.: Die Wiederentdeckung des Symbols S. 125-151.
Chandran, Russell J.: Die theologische Aufgabe der indischen
Kirche S. 152-166.
Singh, Herbert Jai: Eine Indien angemessene Verkündigung des
Evangeliums S. 167-186.
Thompson, A. Frank: Zu einer Theologie der Gesellschaft
S. 187-204.
Taylor, Richard W.: Das Wirken Christi in unserer Gesellschaft
S. 205-217.
Klostcrmaier, Klaus: Samnyasa - eine zeitgemäße christliche
Lebensform im heutigen Indien? S. 218-247.
Bürkle, Horst: Die Frage nach dem „kosmischen Christus"
S. 248-265.
Fangmeier, Jürgen, u. Max Geiger: Geschichte und Zukunft
. Zwei Studien zu Oscar Cullmanns 65. Geburtstag: Heils-
geschichte? Zukunft und Geschichte in der Wcltschau Teilhard
de Chardins. Zürich: EVZ-Verlag (1967). 60 S. 8° = Theologische
Studien, hrsg. v. K. Barth u. M. Geiger, 87. DM 7,20.
Graft, Hans: Christsein heute (ZdZ 21, 1967 S. 321-327).
Hopf, Friedrich Wilhelm (Hrsg.) i Lutherische Kirche treibt lutherische
Mission. Festschrift zum 75jährigen Jubiläum der Bleckmarer
Mission 1892-14. Juni 1967. Bleckmar: Mission Evang.-
Luth. Freikirchen 1967. 179 S., 32 Taf. 8°. Kart. DM 12,-.
Jacob, Günter: Christen ohne Privilegien - Möglichkeiten des
Christseins in der DDR (ZdZ 21, 1967, S. 409-412).
Kaiser, Otto, u. Heinz Eduard T ö d t : Zum Stand der Reform
des Studiums der Evangelischen Theologie (DtPfrBl 67, 1967
S. 624-626).
Kirchliches Jahrbuch für die evangelische Kirche in
Deutschland 1965. Begründet v. J. Schneider, hrsg. v. J. Beckmann
, 92. Jahrgang. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G. Mohn
[1967]. XV, 448 S. gr. 8°. Lw. DM 48,-.
K 0 z i o 1, Klaus: Paul Tillich als Prediger (ZdZ 22, 1968 S. 26-31).
Lohfink, Norbert: Text und Thema. Anmerkungen zum Abso-
lutheitsanspruch der Systematik bei der Reform der theologischen
Studien (StZ 181, 93. Jg. 1968 S. 120-126).
McAvoy, Thomas: Der Amcrikanismus - Mythos und Wirk-
lichkcit (Concilium 3, 1967 S. 572-579).
Podskalsky, Gerhard: Kirche und Staat in Griechenland (TThZ
76, 1967 S. 298-322).
R a h n e r, Karl; Zur Neuordnung der theologischen Studien (StZ
181, 93. Jg. 1968 S. 1-21).
BIBELWISSENSCHAFT
N i d a , Eugene A.: Toward a Science of Translating. With special
Reference to Principles and Procedures involved in Bible Translating
. Leiden: Brill 1964. X, 331 S. m. 45 Abb. i. Text. gr. 8°.
Lw. hfl. 25,-.
Eugene A. Nida (= N.) war in den letzten Jahren als Leiter der
Übersetzungsabteilung der Amerikanischen Bibelgesellschaft in
Lateinamerika, Asien und Afrika tätig. Er hatte 1961 zusammen
mit Robert G. Bratscher das sehr nützliche Buch „A Translator's
Handbook on the Gospel of Mark" (Leiden, Brill 534 S.) herausgegeben
. Jetzt verdanken wir ihm ein Pionierwerk: „Toward a
Science of Translation". Bisher war die Theorie der Übersetzung
hinter der Praxis zurückgeblieben. Dem will das neue Buch abhelfen
. Es sucht den Übersetzungsprozeß zu erhellen. Dabei nimmt
es zu Hilfe die Linguistik, Semantik, Anthropologie, Psychologie,
ja sogar Psychiatrie (C. G. Jung; E. Fromm), und natürlich auch die
Philologie der Gegenwart. Abschließende Ergebnisse zu bringen,
beansprucht es aber nicht.
Kap. 1, „Einführung" (S. 1-10), geht zunächst auf die Widerstände
ein, denen sich die Übersetzungsarbeit gegenübersieht. Sie
sind vor allem begründet in der radikalen Verschiedenheit der
Sprachen. Aber auch die Spannung Form und Bedeutung (,mean-
ing'), der beständige Wandel der Sprachen und vieles andere erschweren
die Übersetzung. N. deutet die Beiträge verschiedener
Gelehrter - von W. von Humboldt bis zu L. Wittgenstein - an; besonders
oft zitiert er moderne amerikanische Forscher. Zugleich
enthält dieses Kapitel einen Überblick über das Folgende.
Kap. 2, „Die Übersetzungstradition in der westlichen Welt"
(S. 11-29), skizziert kurz die Geschichte der Übersetzung von den
Tagen Sargons von Assur (ca. 2100 v. Chr.) bis zur Gegenwart.
Eine besondere Rolle hat dabei das Alte (und später auch das Neue)
Testament gespielt (die Bibel ist ganz oder teilweise in über 1200
Sprachen übersetzt worden). Daß man zur Zeit des Königs Ptole-
mäus II. für die ägyptischen Juden die Tora ins Griechische übersetzt
hat (nach und nach folgte die Übersetzung der weiteren atl.
Schriften), galt im späteren Judentum als ein ebenso schlimmer
Frevel wie die Anfertigung des Goldenen Kalbes: die Inspiration
läßt sich nicht übertragen! Von hier aus versteht man, wie es
zu der sprachwidrigen, aber wortlautgetreuen Übersetzung Aquilas
kommen konnte. Das Gegenteil war der Versuch (Aristeasbrief!),
die Inspiration auch der griechischen Übersetzung zu erweisen. In
der katholischen Kirche hat die Übersetzung des Hieronymus den
gleichen Rang wie das hebräisch-griechische Original. Mutatis
mutandis existiert das Problem auch bei nichttheologischen Übersetzungen
; besonders macht es sich bei der Übertragung von Gedichten
in fremde Sprachen bemerkbar. Der Kampf zwischen wörtlicher
und freier Wiedergabe tobte hier ebenso leidenschaftlich
wie bei der Übersetzung biblischer Texte. Aber er förderte auch
das Nachdenken über die Aufgabe und die Möglichkeiten des
Übersetzens.
Kap. 3, „Einführung in das Wesen der Bedeutung" (.mcaning'
S. 30-56), hat einen sehr reichen Inhalt. N. stellt hier die verschiedenen
Anmarschwege der Forscher zum Problem der Bedeutung dar.
Wir greifen aus dieser Fülle ein Beispiel heraus: die Unterscheidung
von ,Bedeutungsfeld' und .Bedeutungskontext'. Das englische Wort
.bachelor' z. B. bedeutet bei Menschen 1. jemanden, der sich nicht
verheiratet hat, einen Junggesellen; 2. einen jungen Ritter, der
unter der Fahne eines anderen Ritters dient; 3. jemanden, der den
niedrigsten akademischen Grad besitzt. Im Tierreich meint .bachelor
' einen jungen Seehund, der während der Paarungszeit allein
lebt. Damit ist das semantische Feld abgesteckt; der Kontext
schließt die im besonderen Fall nicht gemeinten Bestandteile des
semantischen Feldes aus (S. 39 f.). Das Kapitel endet mit einem
kurzen Abschnitt über .metalanguage', d. h. ein Sprechen über die
Art, in der man von einem Gegenstand (z. B. von einer Reise)
spricht. Bei der .metalanguage' handelt es sich also um ein Sprechen
über die Sprache.
Kap. 4 ist „Linguistic meaning" überschrieben (S. 57-69). Man
geht hier am besten von der Bedeutung .grammatische Konstruktion
' aus. Gleiche Konstruktionen haben nicht immer gleiche Bedeutung
: „sein Auto" (er besitzt ein Auto), „sein Versagen" (er hat
versagt), „seine Verhaftung" (er wurde verhaftet), „seine Güte"