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Ausgabe:

1968

Spalte:

161-170

Autor/Hrsg.:

Nikolainen, Aimo T.

Titel/Untertitel:

Über die theologische Eigenart der Offenbarung des Johannes 1968

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Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

HERAUSGEBER: PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG

NUMMER 3 93. JAHRGANG MÄRZ 19*68

Spalte Spalte Spalte

Übet die tllCOloqischc Eiqenart der Das Erbe der Reformation in katholischer Sicht Nichols, J. H. [Ed.): The Merccrsburg Theo-

Offenbarung des Johannes «•G-steck> ■ r, ; : ■ ■ ■ ' m, • • n 2°2 io§y (W. Delius)...........201

Von A T Nikolainen 161 G a m b e r , K.: Liturgie übermorgen (W. Nagel) 225 N i d a , E. A.: Toward a Science of Translating

Gerstenberger.E.: Wesen und Herkunft (E. Haenchen)............174

Die Entdeckung des echten Zwingli des .Apodiktischen Rechts" (K.-H. Bernhardt) . 179 O 11 o , St.: Die Funktion des Bildbegriffes in der

Von F. Schmidt-Clausing .... 169 Gogarten, F.: Jesus Christus Wende der Welt Theologie des 12. Jahrhunderts (C. Andresen) . 192

Aagaard, J.: Mission, Konfession, Kirche. (E. Jüngel)............. 213 p 0 1 1 e t , J. V.: Martin Bucer. I et II (B. Moel-

I u. II (G. F. Vice dorn)....... 232 Gollwitzer, H,, s, Iwand, H. J.....211 ler)................lg4

Bejerholm, L., u. G. Hornig : Wort und Hanson. R. P. C.: Tradition in the Early R a d o j c i c . S., s. Weitzmann, K......206

Handlung (H. Moritz)......... 209 Church (C. Andresen).......... 186 R e i c k e , Bo, s. Biblisch-Historisches Handwör-

Benz, F.: Seelsorge in einer pluralistischen Ge- H o o g 1 a n d , M. P.: Calvin s Perspective on terbuch...............171

Seilschaft (F. Winter).......... 223 the Exaltation of Christ J. Rogge)..... 195 R o h d e , J.: Die redaktionsgeschichtliche Me-

Biblisch-HistorischesHandwör- Hornig, G., s. Bejcrholm, L....... 209 lhodc (w Grundmann).........183

terbuch, hrsq. von Bo Reicke u. L. Rost. Iwand, H. J.: Nachgelassene Werke, hrsg. v. . „ ,

II u. III (W Grundmann) . . . . . . 171 H. Gollwitzer. W. Kreck, K. G. Steck u. E. Wolf. Rost, L., s. Bibhsch-Hlstorischcs Handwortcr-

Bnr„„ _ _ , , . D , .. VI. Bd.: Briefe an Rudolf Hermann, hrsg. u. bucn................171

Pin t >u 4. , Calendarium Perpetuum mit eingeleitet v. K. G. Steck (N. H. S0e) . . . 211 S c h i 1 1 e , G.: Anfänge der Kirche (W. Schmit-

einem Textbuch „Zeitrechnung und Kirchenjahr a v ' . . v ö 1Q,

hrsg. (H. Jursch)........... 230 Jacob, F.: Geschichte und Welt in Schleier- nals' ...............181

ni.. , j_t_i ». .17 ■. v ™r machers Theologie (W. Schultz)...... 208 Schmidt, K. D., s. Die Kirche in ihrer Ge-

*-hatzidakis, M., s. Weitzmann, K. . . 206 , . " ' , „ ,. m u.„ im

r , . „ _ , .„,. , Josuttis.M.: Gesetzlichkeit m der Predigt schichte..............191

the 16,h CeVtufy. ed! C0:,fC5S,°"S " 197 te ^ 221 Steck, K. G., s. Iwand, H. J.....211

Colmn 1. Mini«trp dp M«i>-ChH.» n„ la K l 1 i a n . R.: Die vorpriestcrlichen Abrahams- Weitzmann, K., Chatzidakis, M-, Miatev, K.,

Iv^Tc mJ™£«£> . 189 Überlieferungen^ Rost) ..... 177 u. S. RadojciC: Frühe Ikonen (K. Onasch) . . 206

n „ ~ . , , Kirche, Die, in ihrer Geschichte, hrsg. v. K. D. ,1T _ _ . „ „ „ _ _ „ n ^__• „ y * T 1 /U T

Daniel. S.: Recherches sur le vocabulaire du Schmidt „ E Wolf> Bd 2_ u HM(i. Tell), Wes termann. C.: Genesis. Lfg. I, 1 (H.-J.

culte dans la Septante (G. Bertram).....181 Spätmittelalter. Von B. Moeller (H. Löwe) . . 191 Zobel)180

°* ! t m ? 1" V F; Wv' U' Th- 5 1 3 j W '■ K 1 a u s e r . Th„ s. Deichmann, F. W..... 205 W i e k i , N„ s. Dünas, N.........219

frühchristliche Sarkophage in Bild und Wort „ . Wolf E s Iwand H T 211

(H Jursch) 205 K o e n k e r , E. B.: The Liturgical Renaissance w o i i , t., s. iwand, n. j.........zu

r, , „..... in the Roman Catholic Church (K. H. Bicritz) . 228 - s. Die Kirche in ihrer Geschichte......191

u r e s s e 1 . H.: Krise und Neuansatz der Chn- . ....... ...

stologie (C. Demke).......... 220 Kreck. W., s. Iwand, H. J........ 211 Yadin, Y.: The Excavation of Masada

Dünas, N.: Wissen um den Glauben heute! Miatev, K., s. Weitzmann, K....... 206 (H. Bardtke).............175

übers, v. N. Wicki (E. Schott)......219 M o e 1 1 e r , B-, s. Die Kirche in ihrer Geschichte 191 - The Ben Slra Scro11 £rom Masada (H. Bardtke) 175

Ebeling, G.: Wort Gottes und Tradition Neubauer, R.: Geschenkte und umkämpfte

(U. Kühn)..............218 Gerechtigkeit (D. Lange)........198 Neue Bucher............233

Über die theologische Eigenart der Offenbarung des Johannes

Von Aimo T. Nikolainen, Helsinki

Mit diesem Aufsatz, der einige Fragmente einer längeren Vorlesungsserie
über die Theologie der Offenbarung des Johannes enthält
, habe ich mir zur Aufgabe gemacht, einige für die Johannes-
Apokalypse typische theologische Begriffe zu erläutern. Weil die
Offenbarung des Johannes - abgesehen von einigen neutestament-
üchen Einzelstücken - als einziges die Apokalyptik des NT vertritt
, ist es berechtigt zu untersuchen, ob einige von den wichtigsten
Begriffen dieses Buches eine besondere apokalyptische Theologie
darstellen oder ob sie eine ähnliche Bedeutung wie in den übrigen
neutestamentlichen Schriften, besonders in den paulinischen Briefen
, haben. Die theologischen Begriffe und Themen, die ich aus
der Ideenwelt der Johannes-Apokalypse gewählt habe, sind die
folgenden: der Prophet und die Prophetie, der Geist und die Gei-
ster, die Märtyrer und contessores, die Heiligen und die Umkehr.

1. Der Prophet und die Prophetie

Die erste Beobachtung, die von Bedeutung ist, betrifft die Stellung
und Rolle des Johannes. Der Kundgeber dessen, was in Kürze
9eschehen muß, das Subjekt der Offenbarung, iitoHo-XixHS. ist
Jesus Christus selbst (1,1), aber diese Kundgebung kann nur durch
die Knechte Gottes (tots 600^01,5 ocOtoü) vermittelt werden. Es ist
Mar, daß Johannes mit diesen Knechten Gottes die christlichen
Propheten meint und dafj er sich selbst zu dieser Kategorie mitrechnet
. Auch er ist ein Knecht Gottes (1,1). Die neuentdeckte
Qumran-Literatur hat jedoch eine bedeutsame Alternative gestellt,
nnd demgemäß müssen wir fragen, ob Johannes sich nur für

161

U.-8 109.

einen der christlichen Gemeindepropheten hält oder ob er von
sich ebenso denkt wie der Lehrer der Gerechtigkeit der Qumran-
Sekte, der sich als den endzeitlichen und -gültigen Propheten
ansah, der definitiv die dem Moses durch den Engel gegebene
Offenbarung erläutern kann. Der Offenbarungsbegriff der Johannes
-Apokalypse ist wirklich dem Traditionsbegriff der Qumran-
Schriften (z. B. 1 Qp Hab VII, 4) ähnlich. Wenn diese Apoka-
lypsis Jesu nicht nur ein prophetisches Trostbuch für die
Kirchen in Asien sein wollte, sondern sich als die endgültige Offenbarung
Gottes bezeichnete, muß man das Autoritätsbewußtsein
des Johannes besonders stark betonen. Andererseits darf man nicht
vergessen, daß auch andere neutestamentliche Schriftsteller, z. B.
Lukas und der Verfasser des Hebräerbriefes, das letzte Buch der
Bibel, d. h. den Ergänzungsband zu der (alttestamentlichen) Heiligen
Schrift, haben schreiben wollen. Jedenfalls betrifft der erste
Makarismus der Johannes-Apokalypse die Leser, Hörer und Bewahrer
dieser göttlichen Prophetie (toüc, Xoyouq Tfjc. itpoiptiTEtas
1,3).

In der Zwischenszene zwischen der sechsten und siebenten
Posaunenvision verkündet ein gewaltiger Engel, daß beim Ertönen
der siebenten Posaune „das Geheimnis Gottes" vollendet ist,
wie er es „seinen Knechten, den Propheten" kundgetan hat (10, 7).
Hier heißen also die Propheten wörtlich Knechte Gottes, wie schon
in Arnos 3, 7, aber gemeint sind nicht die alttestamentlichen Propheten
, sondern die christlichen Gemeindepropheten, zu deren

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19. JUN1195 8