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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 149-150 |
Kategorie: | Praktische Theologie |
Autor/Hrsg.: | Knoch, Otto |
Titel/Untertitel: | Einer ist euer Meister 1968 |
Rezensent: | Delling, Gerhard |
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Der Autor faßt den Inhalt in sechs Punkten zusammen und
stellt fest, daß er damit nur einige Anhaltspunkte denjenigen
geben möchte, die bereit sind, über die aufgeworfenen Fragen
weiter nachzudenken.
Mag diese wertvolle Arbeit vielleicht auch von manchen als
zu frei, von anderen wieder als zu dogmatisch empfunden werden
, so ist sie doch ein mutiger Versuch zur Gedankenanregung
und Wegweisung für den auf biblischer Grundlage stehenden
modernen Menschen.
Budapest E. v. Gyökössy
PRAKTISCHE THEOLOGIE
Knoch, Otto: Einer ist euer Meister. Jüngerschaft und Nachfolge
. Stuttgart: Verlag Rath. Bibelwerk 1966. 206 S. 8° =
Werkhefte zur Bibelarbeit, 10. DM 7.80.
Die entscheidenden Texte der Evangelien zum Thema werden
in dem Hauptteil, Kap. IV (52-148), besprochen, zunächst die
Berichte über die Berufung der Apostel, des Reichen usw. sowie
die über Jesu Ruf an die Zöllner usf. Es ist allein Jesu Ruf, der
zur Nachfolge befähigt; durch ihn ergeht Gottes Ruf. Dann werden
die Forderungen Jesu an seine Jünger - im weiteren Sinn
des Wortes - behandelt (besonders eingehend die Frage des Verzichts
auf die Ehe) sowie die Aufgaben und der Lohn des Jüngers
. Dabei zeigt sich des öfteren, „dafj die apostolische Kirche
und ihre Zeugen, die Evangelisten, . . . die Forderungen und
Weisungen Jesu an seine Berufs-Jünger als verbindliche Richtlinien
sowohl für den Amtsträger in der Kirche wie auch für jeden
Christen versteht" (168).
Einführend wird in I „Der zeitgeschichtliche Hintergrund" ausgezeichnet
dargestellt; er wird in Kap. II (18-44), das Jesus als
Lehrer schildert, und III, das den Verlauf seiner Lehrtätigkeit zu
skizzieren versucht, noch besonders berücksichtigt, aber auch in
IV öfters zur Interpretation herangezogen. - In V, „Der Christ als
Jünger Jesu" (149-167), werden die Weiterbildungen der Nach-
folgcforderung in Joh und 1. Petr sowie die des Jüngerbegriffs
in Apg behandelt, in VI die Themen „Der Christ und der erhöhte
Herr nach dem Apostel Paulus" und „Der Glaubende und der verherrlichte
Christus nach Johannes". Der Schlufj erörtert das Verhältnis
von Nachfolge und Nachahmung Jesu (181-189) an Hand
des Neuen Testaments. Ein Anhang gibt Hinweise für die Verwertung
des Buches als ganze in der Gruppenarbeit, ferner Literatur
und ein Stellenverzeichnis in Auswahl.
Die Auslegungen in IV erweisen den Verf. als gut unterrichtet
über die neuere exegetische Arbeit. Die Texte werden nach ihren
synoptischen Relationen befragt, Logien aus ihrem jeLzigen Zusammenhang
gelöst, ihre ursprünglichen Fassungen werden konstruiert
, Umdeutungen durch die Synoptiker herausgestellt, die
von der Situation der Kirche ausgehen (etwa zu Mk 10,29 f. par. ;
s. o.), auch Neubildungen der Evangelisten aufgewiesen (so Lk
14,33). Die kirchliche Überlieferung hat Stücke wie Lk 5, 1-11
geprägt; Lk 9, 57-62 oder die Berichte über die Apostclberufun-
gen sind theologisch bestimmt, „ideale Szenen", auch wenn sie
- so K. zu Joh 1,35-51 - noch deutlich das historische Geschehen
durchschimmern lassen.
Da es sich um ein - aus der Praxis erwachsenes (193) - Hilfsbuch
für Bibelarbeit handelt, kommt eine konfessionelle Prägung
stärker zur Geltung als etwa in den Stuttgarter Bibelstudien. Das
gilt mitunter schon für die Auslegung, häufiger für die Fragen,
die jedem Abschnitt als „Hinweise für die Arbeit" angefügt werden
, meist in der Gliederung „Zum Verständnis" - „Für unser
Leben" - „Aufgaben". Das Verfahren, das im evangelischen Bereich
entsprechend geübt wird, fordert vom Fragenden sehr viel
Sorgfalt in Auswahl und Formulierung der Fragen. Solche „zum
Verständnis", die praktisch bereits im Vorbeigehen beantwortet
sind, werden wohl besonders gestellt, um das Wichtige herauszuheben
; das kann m. E. freilich zu einer gewissen Unselbständigkeit
der Teilnehmer an der Bibclarbeit fahren. Suggestivfragen
sind nicht immer vermieden, nicht nur in der zweiten Gruppe.
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Deren Fragen sind im gegebenen Rahmen wohl dann besonders
hilfreich, wenn sie wirklich eigene Urteile verlangen, etwa „Nenne
Beispiele veralteter Formeln und Begriffe!", nämlich christlicher
Redeweise (125). Die „Aufgaben" greifen i. a. über das Dargestellte
hinaus und verlangen eigene Arbeit insbesondere mit der
Konkordanz, dem Register der Bibelausgaben usw. - Antworten
auf schwierigere Fragen werden mitunter angefügt.
Als Ganzes kann das Werkbuch, wenngleich nicht ohne kritischen
Gebrauch, mannigfache Anregung für Leiter von Bibelarbeiten
auch über den Bereich hinaus geben, für den es zuerst
gedacht ist.
Halle/Saale Gerhard Delling
Tillmann, Fritz: Die sonntäglichen Evangelien. Im Dienste
der Predigt erklärt. Mit einem Abriß der Geschichte und Theorie
der Homilie v. August Brandtf. Neu bearb, hrsg. u. im Verkündigungsteil
neu verfaßt v. Paul G o e d e k e. 9., völlig neu
bearb. Aufl. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1965j. 733 S. gr. 8°.
Lw. DM 44.-.
1917 sind diese sonn- und festtäglichen Evangelicncrklärun-
gen zum ersten Male herausgekommen; sie sind, wie die hohe
Auflagenzahl anzeigt, zu einem Standardwerk katholischer Homiletik
geworden. Was die Liturgiekonstitution des Vatic. II (Kap.
I, C 35 Abs. 2) sagt, ist Ts. Anliegen gewesen: „Der Dienst der
Predigt soll getreulich und recht erfüllt werden. Schöpfen soll sie
vor allem aus dem Quell der Heiligen Schrift und der Liturgie."
Als Neutestamentier (später Moraltheologe) hat sich T. dieser
Aufgabe besonders verschrieben, der Predigt ihre biblische Grundlage
zurückzugeben. Er wußte, daß man dies nicht nur fordern,
sondern daß man dazu praktische Hilfe geben muß. Das Buch war,
als es erschien, in dem eben beschriebenen Sinne ein mutiges
Drängen nach vorn. Heute freilich mutet es uns - und darin werden
auch katholische Ausleger und Homiletiker ähnlich denken -
ein wenig altertümlich an. Nicht, weil es immer wieder Hinweise
auf patristische Exegese bringt (wir sollten, was da zu lernen
ist, nicht so ungenützt liegen lassen, wie es unserer Gewohnheit
entspricht); auch nicht, weil liturgiegeschichtliche Hinweise immer
wieder zeigen, was frühere Zeiten mit diesen Texten anfingen
und aus ihnen heraushörten; sondern darum, weil, was sich
in der exegetischen Arbeit der letzten 50 Jahre zugetragen hat,
in diesem Werke noch nicht zum Ausdruck kommen und auch bei
der Neubearbeitung der unmittelbaren Predigtratschläge durch
Paul Goedeke selbstverständlich nicht nachgeholt werden konnte.
Die Unbefangenheit, wie hier harmonisiert und kombiniert, wie
der Text als Bericht verstanden und in diesem Sinne ausgemalt
wird, können wir auch dann nicht mehr haben, wenn wir im Umgang
mit den Texten zu großer Behutsamkeit geneigt sind. Immerhin
, in der Art, wie hier auf Details geachtet und der Text
sorgsam abgehört, wie hier andächtig und ehrfürchtig mit dem
Wortlaut des Neuen Testaments umgegangen, wie auch mancher
voreiligen kritischen Operation gewehrt wird: dies alles könnte
- korrigierend - unserm Umgang mit dem Text gut tun. Vielleicht
brauchten wir gerade für die Predigt etwas von der Stille,
die in diesen Auslegungen spürbar wird.
Die unter dem Stichwort „Verkündigung" vom Herausgeber
neu geschriebenen homiletischen Auslegungen (dem Umfang nach
soviel wie eine ganze Predigtmeditation üblichen Ausmaßes) sind
in der Sache wie in der Sprache zugespitzt, griffig, anregend. Sie
wahren die Kontinuität mit dem klassischen Werke Tillmanns,
aber sie sind ein kräftiger Schritt nach vorn. In ihrer klaren und
ins einzelne gehenden Gliederung geben sie dem Prediger viel,
wahrscheinlich allzu viel Hilfe, obwohl sie sich vorgenommen
haben, ihm Freiheit zu lassen.
Von Tillmanns Freund und Kollegen August Brandt ist je ein
knapper, aber gehaltvoller Abriß der Geschichte und Theorie der
Homilie angefügt. „Homilie" ist ihm Textpredigt, und zwar wie
das auch unserm Sprachgebrauch entspricht, so, daß Satz für Satz
ausgelegt wird, wobei nach dem Ursinn des Wortes Homilie an
eine „vertrauliche Unterredung exegetischen Inhalts" gedacht ist,
fern von allem „rhetorischen Pathos" (S. 47), in der Zuwendung
Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 2