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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 129 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Neuzeit |
Autor/Hrsg.: | Schempp, Paul |
Titel/Untertitel: | Briefe 1968 |
Rezensent: | Kupisch, Karl |
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(Schempp, Paul:) Briefe. Ausgewählt und hrsg. von E.
Bizer. Tübingen: Mohr 1966. XI, 230 S. 8°. DM 24.-; Lw.
DM 28.-.
„Ich bleibe das bellende Hündchen, das nicht zu beifjen wagt."
So schrieb 1930 der Studienassessor Paul Schempp, nachdem er
erstmalig „den ganzen Saustall der Kirche der Mistgabel Gottes"
überlassen hatte, um „so etwas wie Religionsstunden halten zu
können". Drei Jahre später teilten ihm die Nationalsozialisten
telefonisch seine Entlassung aus dem Schuldienst mit, und er
bestieg wieder die Kanzel, diesmal in Iptingen, wo einst der
ältere Blumhardt seinen Ausgang genommen hatte. Was sich hier
in den kommenden Jahren in einem dramatischen Ringen bis
zu offenen Feldschlachten hin zwischen Pfarrer und Landeskirchenamt
abgespielt hat, bildet den Hauptteil des an dieser Stelle
bereits besprochenen Buches von Bizer, Ein Kampf um die Kirche
(ThLZ 1966, Sp. 683 f.). Die jetzt vorliegende Briefauswahl, umfassend
die Zeit von 1930 bis 1958, bietet einen Blick in die Persönlichkeit
Paul Schempps, wie ihn die Darstellung seines „Kirchenkampfes
" vielleicht nur zu einem Teil zu geben vermochte.
Ist es hier der Freund, der Seelsorger, der seine Schüler umsorgende
Mensch, so meine man doch nicht, nun einen „ganz
anderen" Paul Schempp zu begegnen. Der heifje Atem der Leidenschaft
ist auch in diesen Briefen zu spüren, jedenfalls ist ihr
Schreiber immer mit ganzem Herzen bei der Sache. Er kann
nicht belanglose Gefälligkeitssätze schreiben, wie sie den pa-
störlichen Routiniers oft nur zu rasch durch die Feder laufen.
Aber man lernt aus diesen Briefen, wie dieser Mensch, der seine
ganze Existenz einsetzte, wenn es um die von ihm erkannte
Wahrheit ging, doch alles andere war als ein geistlicher Raufbold
. Tröstung, Versöhnung, herzliches Mitleiden sind in diesen
ergreifenden Briefen ebenso zur Stelle, wie freilich auch der das
trübe Gewölk quasselnder Manager jäh zerreibende Blitzschlag.
Ich verzichte auf Einzelheiten. Der Leser muß diese Briefe in
ihrem vollen Gehalt auf sich wirken lassen. Auffallend, mit welcher
ausgereiften Sachlichkeit, aber auch Urteilstiefe gerade die
Briefe geschrieben sind, die in die Zeit seines Kampfes mit der
Kirche fallen, andererseits wird mancher', der einige der nach
1945 geschriebenen Briefe zur Hand nimmt, unmutig die Stirn
runzeln, weil die unbestechliche Wahrheit und Klarheit nicht
nach jedermanns Geschmack ist. Trefflich auch seine schon frühen
, leider nur zu richtigen Urteile über den Charakter der Bekennenden
Kirche, der doch sein Herz gehörte.
Paul Schempp ist durch schmerzvolle Erfahrungen gegangen.
Ihm sind entsagungsvolle Tiefenwege nicht erspart geblieben.
Ms er endlich, ab fast 60jähriger, die Anerkennung seiner au$er-
gewöhnlichen theologischen Fähigkeiten erfuhr, war es nur ein
kurzes Postludium. Schleichende Krankheit harte seine Gesundheit
unterwühlt. Bald nach seiner Berufung nach Bonn ist er
von dieser Erde gerufen worden. Mit seinen 1960 veröffentlichten
„Gesammelten Aufsätzen" ist dieser Briefband, für den man
Ernst Bizer Dank wissen muß. das Vermächtnis eines unbeirrbaren
Wahrheitszeugen.
Borir Karl Kupisch
Bredendiek, Walter: Irrwege und Warnlichter. Anmerkungen
zur Kirchengeschichte der neueren Zeit. Mit einem Geleitwort
v. H. Gollwitzer. Hamburg: Reich 1966. 80 S. 8° «- Evangelische
Zeitstimmen, 24. DM 2.80.
In diesem Büchlein werden Themen behandelt, die man in
akademischen Darbietungen aus der Kirchengeschichte so gut
wie gar nicht findet, obwohl das Material hierzu keineswegs
Schwei- zu finden ist. Aber man mufj eben für bestimmte Fragen
unbefangen genug sein, sie zu vernehmen und ihre Relevanz für
die Menschen der Kirche der Gegenwart hinreichend erkennen.
Worum es im einzelnen geht, machen schon die Themenbezeichnungen
der vier Arbeiten deutlich: 1. National-Protestantismus
und christliches Friedenszeugnis; 2. Kirche-Ghristen-Krieg und
Frieden im Zeitalter des Imperialismus; 3. Die Friedensappelle
deutscher Theologen von 1907/08 und 1913; 4. Die evangelische
Kirche und „der Geist von 1914". Das Wort „Friede", ebenso so
abgegriffen wie das von der „Freiheit", wird von Bredendiek
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auf die Realität des politisch-gesellschaftlichen Lebens bezogen.
Er bringt hier - meist aus zweiter Hand schöpfend - gutes Material
, das u. a. auch deutlich macht, warum der Friedensgedanke,
der doch vom Evangelium her geboten ist, in den Grofjkirchen
eine so matte Resonanz fand. - Helmut Gollwitzer hat dem Büchlein
ein temperamentvolles Geleitwort beigegeben, in dem er
hervorhebt, wie wenig von diesen Dingen der neueren Kirchengeschichte
in das Bewußtsein der evangelischen Christenheit gedrungen
ist und wie sehr es für die heutige innere und äufjere
Lage der Kirche darauf ankommt, sich diesem Erbe kritisch zu
stellen. Er hebt hervor, dafj es in den Jahrzehnten, von denen
Bredendiek in seinen Abhandlungen spricht, auch in der deutschen
Kirche immer wirkliche Evangeliumsverlkündigung gegeben
habe. Aber dieser Trost sei nur dann ein christlicher, wenn
er „die Entschlossenheit, die Fehler der Väter nicht zu wiederholen
, nicht hindert, sondern stärkt".
Berlin Karl K u p I s c h
Brumm, Ursula: Die religiöse Typologie im amerikanischen
Denken. Ihre Bedeutung für die amerikanische Literatur- und
Geistesgeschichte. Leiden: Brill 1963. VII, 195 S. gr. 8° = Studien
z. amerikanischen Literatur und Geschichte, hrsg. v.
Ch. H. Nichols, II. Lw. hfl. 22.-.
Although American Puritanism was hostile to religious Symbols
, including the sign of the cross, much attention was given
to the search for signs of spriritual meaning in nature and hi-
story. The Old Testament provided the Puritans with parallels to
their own life as they applied the wanderings of the Israelites
typologically to their own experience in the American wilderness.
No doubt the covenant theology inherited from Europe contri-
buted to this. At all events, there was an astonishing amount
of symbolism, typology, and allegory in the literature of American
Puritanism during the seventeenth and eighteenth centuries.
The author traces the continuing influence of this tradition
in the literature of the nineteenth and twentieth centuries. In
spite of the fact that the religious inheritance from colonial
New England was generally repudiated, and in spite of such new
influences from Europe as that of Romanticism, there was an
interesting persistence of biblical imagery and of symbolism,
typology, and allegory. This is traced with skill and insight in
the writings of Ralph Waldo Emerson, Nathaniel Hawthorne,
Herman Melville, Harriet Beecher Stowe, William Dean Howell,
and William Faulkner. The conclusion may be drawn that while
the theology of Puritanism is dead, its cultural influence is still
very much alive.
Philadelphia Theodore G. T a p p e r t
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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 2