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Ausgabe:

1968

Spalte:

107-108

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Allmen, Jean-Jacques von

Titel/Untertitel:

Essai sur le repas du Seigneur 1968

Rezensent:

Schweizer, Eduard

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fahren. „Daß er mich für einen Glaubenden hielt", wird S. 43
(nicht eben einleuchtend, es ist doch von dem Verfolger Saulus
die Rede!) übersetzt. Aber die Bedeutung „treu" schwingt mit.
„Treue wird durch die Kraft der Gnade zu Glauben" (S. 44), eine
theologisch nicht unbedenkliche Nachordnung des Glaubens, die
sicher nicht dem Text entspricht. IlaQaxaXß 1. Tim. 2, 1 heißt:
„ich rufe auf" (S. 52); aber „stillschweigend mit enthalten" sein
kann: „ich rufe (Gott) an" (S. 53) - wirklich beides?

Zu loben ist der Druck. Fehler sind selten. S. 68 Z. 8 lies:
xalacQya ; S. 72 Z. 12: TP? ; S. 92 Z. 13 v. u.: 3b; S. 207 Z. 9
fehlt das Jota subscriptum.

Die um lebendige Einfühlung in den Text bemühte, temperamentvolle
und kombinationsfreudige Auslegung mag bei kritischer
Benutzung für das praktische Amt an vielen Stellen anregend
und nützlich sein; eine Weiterführung der wissenschaftlichen
Exegese (die ungern genug geübte Rezensentenpflicht erlaubt
nicht, es zu verschweigen) bringt sie nicht.

Göttingen Joachim Jeremias

A Urnen, Jean Jacques von, Prof. Dr.: Essai sur le Repas du
Seigneur. Neuchätel: Delachaux et Niestie [1966]. 124 S. gr. 8°
= Cahiers Theologiques, 55.

Der Verfasser hat offenkundig meine exegetischen Versuche
zu seinem Thema gelesen, aber ebenso offenkundig kaum etwas
damit anfangen können. Ähnliches wäre umgekehrt von mir zu
sagen. Aber ist nicht das schon hoffnungsvoll, dafj wir unsere
Arbeiten gegenseitig lesen und uns allzu vorschnelle Lösungen
immer wieder vom andern her schwer machen lassen? Ich müßte
auf Schritt und Tritt protestieren. Darf man eine Verkündigung,
die auf das Abendmahl bewußt verzichtet (Heilsarmee, japanische
Bewegungen!), als Verführung statt Erbauung bezeichnen
(S. 28)? Kann man denn die Epiklese des Heiligen Geistes, der
(nach Rom. 8, 26 f. in der Tat) verwandelt, was falsch und ungeschickt
dargebracht wird, flugs auf die Elemente und also auf
ein Ding statt ein Handeln des Menschen übertragen (S. 33)?
Kann man denn die richtige Aussage, daß sich im Abendmahl
die Kirche als Leib Christi darstellt (1. Kor. 10, 16f.; jedoch 12,
12 ff. und Rom. 12, 3 ff. ohne jede Beziehung darauf!), flugs in
eine Aussage über die institutionelle Kirche mit ihrem Amt (Hirt-
und Herde, Vater und Familie!) verwandeln, obwohl gerade
beim Abendmahl nie auf einen Leiter hingewiesen wird (S. 461.)?
Kann man den schönen Satz, daß die Kirche die Präsenz des
Gottesreiches in der Welt und für sie und die Präsenz der Welt
vor Gott darstellt (S. 53), aussagen, wenn man ihn „sakramental"
und nicht mit dem N. T. in erster Linie von der Mission, dem
Dienst und der Fürbitte der Gemeinde versteht? Kann man das
mit Recht betonte Bild vom Hochzeitsmahl (S. 58 ff.) benützen
ohne zu sehen, dafj die Gemeinde dort die Gästeschar, gerade
nicht die Braut darstellt, während nichts vom Mahl gesagt wird,
wo sie als Braut vorgestellt wird? Dafj Agape und Abendmahl
zwei verschiedene Dinge sind (S. 65-67), ist jedenfalls vom N. T.
und gerade von 1. Kor. 11, 17 ff. (wo nach der Sicht des Paulus
m. E. gerade die korinthischen Sakramentalisten das Abendmahl
zerstört haben, weil sie seinen „Agape"-Charakter vernachlässigen
) her nicht auszusagen. Wird nicht alles verfälscht, wenn die
Aussage vom blutlosen Opfer und gottgefälligen Kult nicht mehr
mit Rom. 12, 1 f. auf den Alltagsdienst der Glaubenden, sondern
auf das Abendmahl bezogen wird (S. 97 u. 100; S. 99: „die Kirche
verzichtet darauf, Leib Christi zu sein, wenn sie darauf verzichtet
, das Abendmahl auch sakrifiziell zu verstehen")? Zerstört die
Behauptung, das Abendmahl erhebe schon in das Reich der Auferstehung
und die zukünftige Welt (S. 108), nicht gerade seinen
Gebetscharakter und assoziiert uns mit den Korinthern statt mit
Paulus?

Dennoch habe ich gelernt. Der Ruf nach einer noch nicht
wirklich geleisteten neutestamentlichen Begründung der nicht
zu bezweifelnden Doppelheit von Verkündigung und Abendmahl
(samt Taufe), ist unüberhöi-bar. Wie alttestamentlich-jüdische
Anamnesevorstellungen neutestamentliches Denken prägen (Kapitel
1), müßte noch gründlicher gefragt werden. Der Gedanke
des 2. Kapitels, daß das Abendmahl der Kirche hilft, weder ihre

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Grenzen gegenüber der Welt noch ihren Blick auf das Ganze der
von Gott erwählten Kirche (und Welt!) zu verlieren, könnte weiterführen
. Was im 3. Kapitel zur Bruderschaft im Abendmahl,
vor allem auch nüchtern und praktisch, die Schwierigkeiten theologisch
scharf erfassend, zum Problem der Interkommunion gesagt
ist, ist hilfreich und in praktischen Anregungen konstruktiv
. Auch das fraglichste Kapitel (4), das den Opferchai akter des
Abendmahls begründen will, dürfte, mindestens in der Abweisung
der falschen Antwortmöglichkeiten, das evangelisch-katholische
Gespräch fördern. Mit dem Gebetscharakter des Abendmahls
, besonders seinem Ausgerichtetsein auf das Ende (Kapitel
5) und der Zweipoligkeit der Kirche als missio (so wird im
vollen Wissen um die Fraglichkeit der etymologischen Ableitung
„Messe" interpretiert) und Eucharistie (Kapitel 6) sind neutesta-
mentliche Sachverhalte grundsätzlich adäquat dargestellt. So ist
das Buch wirklich hilfreich, gerade weil es derart profiliert ist.

Zürich Eduard Schweizer

Vielhauer, Philipp: Aufsätze zum Neuen Testament. München
: Chr. Kaiser 1965. 282 S. 8° = Theologische Bücherei.
Neudrucke u. Berichte aus d. 20. Jahrh., 31. Neues Testament.
Kart. DM 17.-.

Non multa, sed multum - dies könnte als Kennzeichnung
über dem schmalen Band mit dem anspruchslosen Titel stehen
in dem der Bonner Neutestamentier zehn zwischen 1950 und
1965 erschienene Aufsätze gesammelt vorlegt. Denn ihre Zahl
und ihr Umfang stehen in keinem Verhältnis zu der durchschlagenden
und breiten Wirkung, die sie auf die Fragestellungen
und Ergebnisse der neutestamentlichen Wissenschaft haben. Das
liegt einmal daran, daß sich V. dann zu Worte meldet, wenn es
wirklich etwas Wichtiges und die Diskussion Förderndes zu sagen
gibt - dann aber mit Nachdruck! Und es liegt zum anderen
und besonders daran, daß seine saubere Methode, sein
Scharfsinn für historische Zusammenhänge und seine schlagende
Argumentationsweise einfach vorbildlich sind. V.s Aufsätze, die
Ernst Wolf „in herzlicher Dankbarkeit" gewidmet sind, lassen
einen Meister der Exegese erkennen, der das Beste von dem
Erbe der religionsgeschichtlichen und historisch-kritischen Schule
verwahrt.

Der erste Aufsatz (Zum „Paulinismus" der Apostelgeschichte)
stellt „die Frage, ob und inwiefern der Verfasser der Apostelgeschichte
. .. theologische Gedanken des Paulus aufgenommen
und wiedergegeben, ob und inwieweit er sie modifiziert hat"
(S. 9). Die Antwort ist völlig negativ: „Es findet sich bei ihm
kein einziger speziell paulinischer Gedanke" (S. 26). Sein „Paulinismus
" ist nur „Eifer für die universale Heidenmission" und
„Verehrung für den größten Heidenmissionar". Sein theologischer
Wille aber sammelt sich in einer „Geschichtsschreibung", mit deren
Voraussetzungen er „nicht mehr im Urchristentum, sondern
in der werdenden früh-katholischen Kirche" steht (S. 26). Dieser
bedeutende Aufsatz hat die nachhaltigste Wirkung gehabt: die
gesamte kritische Acta-Forschung steht im Zeichen seiner gesicherten
Ergebnisse.

Der zweite Aufsatz (Das Benedictus des Zacharias) will Lk.
1, 68-79 „als ein direktes Zeugnis für die 'messianische' Verehrung
des Täufers, also ein echtes täuferisches Dokument" (S. 43)
wahrscheinlich machen. Die „literarische Technik der Quellenbenutzung
", die Lukas bei der Aufnahme dieser Tradition anwendet
, geschieht nicht um einer „apologetischen Fiktion oder missionarischen
Adaption" willen (S. 45), sondern ist ein „Spiegel"
seiner „Theologie der Heilsgeschichte": Mit dem Täufer „als dem
Vorläufer des Messias bricht die Heilszeit an", Lk. 16, 16 (S. 46).

Der dritte Aufsatz (Tracht und Speise Johannes des Täufers
) ist der einzige bisher unveröffentlichte dieser Sammlung.
Er ergänzt den zweiten Aufsatz durch den Nachweis, daß sich
die seltsame Kleidung und Nahrung des Täufers besser aus einer
Anknüpfung „an die alte Wüstentypologie" (Gott offenbart sich
in Urzeit und Endzeit in der Wüste) erklären lasse denn aus
Askese und Kulturfeindschaft. „Seine Kleidung und Nahrung haben
ihren Sinn als eschatologische Demonstration" (S. 54).

Der vierte Aufsatz (Gottesreich und Menschensohn in der
Verkündigung Jesu) geht von der Beobachtung aus, daß die

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 2