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Ausgabe:

1968

Spalte:

104-107

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Holtz, Gottfried

Titel/Untertitel:

Die Pastoralbriefe 1968

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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Weiss, Meir: The Pattern of Numerical Sequence in Arnos 1-2
(JBL 86, 1967 S. 416-423).

Westermann, Claus: Der Mensch im Urgeschehen (KuD 13,
1967 S. 231-246).

Wright, Addison G.: Numerical Patterns in the Book of Wis-
dom (CBQ 29, 1967 S. 524-538).

Wright, Addison G.: The Structure of the Book of Wisdom
(Bibl 48, 1967 S. 165-184).

Wright, G. R. H.: The Place Name Balätah and the Excvations
at Shechem (ZDPV 83, 1967 S. 199-202).

Z i m m e r 1 i, W.: 1. Mose Die Urgeschichte, ausgelegt.

3. Aufl. Zürich Zwingli Verlag [1967]. 435 S. kl. 8° = Zürcher
Bibelkommentare. Pp. DM 22.40.
(s. Bespr. in ThLZ 1948, 8 Sp. 464)

JUDAICA

S a n d m e 1, Samuel, Prof.: We Jews and Jesus. New York: Oxford
University Press 1965 XI, 164 S. 8°. Lw. $ 5.-.

Samuel Sandmel, Professor für Bibel und hellenistische Literatur
am Hebrew Union College zu Cincinnati, schrieb dieses
kleine, aber überraschend belehrende Buch über die Stellung
jüdischer Menschen zu Jesus in Vergangenheit und Gegenwart,
um jüdische Studenten auf die Begegnung mit christlichen Kommilitonen
vorzubereiten. Daher rührt die flüssige Darstellung und
leichte Lesbarkeit. Was aber fast im Plaudertone vorgetragen
wird, das ist nicht unsachgemäß verkürzt, sondern stets wissenschaftlich
verantwortet. Auffallend ist neben allem Persönlichen
das streng Sachliche, beinahe Pedantische, bei aller Betonung der
Gemeinsamkeit von Jüdischem und Christlichem im Blick auf
Herkunft und Ziel zugleich der Aufweis der Grenzen und Konturen
, des unvereinbar Gegensätzlichen. Das nicht mehr Mittelalterliche
, sondern neuzeitlich Erfrischende an dieser Darstellung
ist der Versuch, zu vereinen, was sich zuvor scheinbar notwendig
ausschloß: schonungslose Kritik in der Sache (bei allem Respekt
vor ihr) und ganze Bereitschaft zum partnerschaftlich offenen
und ehrlichen Gespräch und zur Zusammenarbeit. Gründlichkeit
und Menschlichkeit, ja Vornehmheit fanden zusammen:
so entstand ein lesenswertes, seine Leser ansprechendes und. zugleich
forderndes Buch.

In großen Linien werden zunächst die früheren und dann dic-
wichtigsten der späteren Versuche jüdischer und christlicher Forscher
aufgezeigt, die Jesus-Frage zu stellen und zu lösen. Durch
die synchronische Darstellung wird eine eigenartige Verschränkung
und damit das für jede Seite Typische deutlich. Wahrend
Strauß (nicht Philosophieprofessor, sondern Repetent am Stift,
S. 55), Renan und B. Bauer Jesus im Bereiche von Legende, Mythos
und Dichtung suchten, ihn einerseits vom erst dazu konstruierten
Judentum isolierten und ihn andererseits zur Idee
vergeistigten, fanden ihn Graetz und Geiger als einen Juden, der
nur unter Juden in der Weise, wie das Evangelium berichtet,
leben und sterben konnte. Christen unterschätzten die historische
Zuverlässigkeit der Berichte, während Juden sie überschätzten;
Christen trennten Jesus vom Judentum, und umgekehrt trennten
ihn Juden vom Christentum, jedesmal mit demselben Erfolg:
die fremde Gemeinde konnte beschimpft und zugleich Jesus ihr
abgenommen und als der eigene reklamiert werden. - Hart kritisiert
werden nacheinander die Vertreter der radikalen Eschato-
logie (die aus Jesus eine Gestalt des Randjudentums machten)
und der formgeschichtlichen Schule, weil sie die Texte zu subjektiv
bewerteten. Paradox erscheine, daß Vertreter der Neuorthodoxie
einerseits dem Nationalsozialismus widerstanden, andererseits
aber (bei gleichzeitiger Betonung der historischen Relativität und
der existentiellen Bedeutsamkeit) mit ihren theologischen Aussagen
im Traditionellen verhaftet blieben. Darum erscheine der
Neuorthodoxie neutestamentlicher Antijudaismus nicht als etwas
zeitlich Bedingtes und Akzidentelles, sondern als etwas
wesensmäßig Zugehöriges von bleibender theologischer Bedeut-

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samkeit, was einem Rückfall hinter die geschichtlich richtige und
menschlich wichtige Erkenntnis der liberalen Forschung gleichkomme
. - Als unzulänglich werden die Arbeiten von Schürer
und Bousset gewertet, gleichermaßen die Anthologien von der
Art, wie sie Billerbeck geschaffen: die Fragestellung ist christlich
eingeengt auf die stark kontroversen Themata, das Material kritiklos
angehäuft; daneben steht ein vergebliches Bemühen, Gleichwertiges
, soweit es „christlich" ist, als dem „Jüdischen" überlegen
herauszustellen.

Dagegen ist die Atmosphäre gemeinsamen Suchens und Findens
, wie sie dem Juden Montefiore und dem Christen Moore
selbstverständlich war, als beispielhaft beschrieben. Erst die Voraussetzung
, daß ein Jude ganz Jude und ein Christ ganz Christ
bleiben kann, ermöglicht das dringend nötige Gespräch. Dabei
wenden Einzelheiten geklärt. Für Sandmel ist Paulus in seiner
jüdischen Fragestellung annehmbar, in seiner - unjüdischen -
Antwort dagegen nicht. Von Jesus erkennt Sandmel so wenig, daß
er ihn nicht recht einordnen kann: er war ein Lehrer ohne eigentliche
Originalität, hielt sich für einen Messias und starb als jüdischer
Märtyrer eines Todes nach römischer Art. Sandmel liest
das Neue Testament wie andere religiöse Literatur, teils bewundernd
und zustimmend, teils erschreckt und ablehnend. Jesus,
der ein Bestandteil abendländischer Kultur geworden ist, begegnet
ihm unausweichlich; aber das bedeutet für einen modernen
Juden weder eine Notwendigkeit noch die Möglichkeit, ihm
eine eigentliche religiöse Würde zuzuerkennen. - Vor allem aber
gilt es zu erkennen, daß Polemik und Verfolgung zuzeiten Ausdruck
eines bestimmten „Stiles" waren, eines „Stiles", der nicht
nur gegen Juden, sondern auch gegen Christen („Ketzer", „Hexen
") sich wandte. Die Gegenwart fordert aber unabweislich
einen neuen Stil: eine Wende zum gegenseitigen Verstehen, zum
Ökumenischen, Revisionen sind auch im theologischen Bereiche
fällig. Aber selbst dort, wo die Trennung zu Recht bestehen mag,
darf sie kein Hindernis darstellen für die Begegnung, sollte vielmehr
ein Anreiz dazu werden. Willkommener Anlaß und weiterführende
Hilfe kann dies Buch sein.

Tübingen Reinhold Mayer

Ben-Chorin, Schalom: Die Erwählung Israels (ZdZ 21, 1967
S. 260-263).

Hanhardt, Robert: Drei Studien zum Judentum.
München: Kaiser 1967. 64 S. gr. 8° = Theologische Existenz
heute, hrsg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz, N.F. 140. Kart.
DM 4.90.

Landau, Herbert: Jesus in jüdischer Sicht (aus: Jesusbilder
in theol. Sicht, hrsg. von Karlheinz Deschner, München: List
Verlag, 1966 S. 299-342).

T a 1 m a g e , Frank: A Hebrew Polemical Treatise. Anti-Cathar
and Anti-Orthodox (HThR 60, 1967 S. 323-348).

Wellhausen, Julius: Die Pharisäer und die Sad-
d u c ä e r. Eine Untersuchung zur inneren jüdischen Geschichte
. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1967].
131 S. 8°. Kart. DM 9.80.

NEUES TESTAMENT

Holtz, Gottfried: Die Pastoralbriefe. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt
[1965]. XVI, 239 S. gr. 8° = Theologischer Handkommentar
z. Neuen Testament, hrsg. v. E. Fascher, XIII. Lw.
M 12.80.

Im Theologischen Handkommentar legt der Rostocker Praktische
Theologe eine Erklärung der Pastoralbriefe vor, die, besonders
A. Schlatter und dem Theologischen Wörterbuch, in zweiter
Linie J. Leipoldt und L. Goppelt verpflichtet, die Sekretärshypothese
durchführt, und zwar so, daß das Schwergewicht auf
dem Anteil des Apostels liegt. „Ein stichhaltiger Einwand dagegen
, daß die Pastoralbriefe die Paulinische Theologie vertreten,
hat sich uns in der Erklärung nicht ergeben" (S. 22).

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 2