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Ausgabe:

1968

Spalte:

97-98

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Anderson, George W.

Titel/Untertitel:

The history and religion of Israel 1968

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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Gottes nicht nur eingeführt, sondern als Dichter auch populär
und attraktiv gemacht. Sein Name wird daher in der Geschichte
des Judentums einen sehr schlechten Klang behalten.

Auf S. 211-222 legt James Ogden einen sehr interessanten
Aufsatz vor über „Isaac D'Israeli und Judaism". Es handelt sich
um den Vater des als englischer Ministerpräsident bekannt gewordenen
Benjamin D'Israeli, über den wichtige Einzelheiten
hinsichtlich seiner Stellung zum Judentum vorgelegt werden. Er
schrieb über die Juden stets in der dritten Person, seine Kinder
traten zum Christentum über. In seinen letzten Lebensjahren
plante er, eine Geschichte der englischen Freidenker zu schreiben
. Wenn er trotzdem stets ein Verhältnis zum Judentum behielt
, dann wohl deshalb, weil er das Judentum als relativ frei
von irrationalen Dogmen und von bedeutungslosem Ritual empfand
. Im Alter von 76 Jahren nahm er in London an der Einweihung
der Reform-Synagoge teil, ohne jedoch ihr Mitglied zu
werden.

Vier hebräische Abhandlungen am Schluß des Bandes seien
nur mit den transkripierten Titeln aufgeführt. S. 1-11 Leon J.
Weinberger, „mr's mqdmj 'rs nswkh" - zwlt '1 ptjrt mäh lr' jhwsp
h'zwbj. - S. 13-44 Moses Cyrus Weiler, 'jwnjm btrmjnwlwgjh
hqbljt sl r' jwsp g'jqtjljh wjhsw lrmb' m. - S. 45-64 Meier Hava-
zelet, 'qbwt pjrwsj hg'wnjm bhjbwr msnh twrh lhrmb" m. -
S. 64-90 Ben Zion Wacholder, twspwt jsnjm whjdwsj hr'b"d '1
prq r'swn wprq snj sl mskt qjdwsjn. -

Leipzig Hans B a r d t k e

Anderson, G. W., Prof., M. A., D. D.: The History and Religion
of Israel. London: Oxford University Press 1966. XI, 210 S.
m. 21 Abb., 2 Ktn. 8° = The New Clarendon Bible, Old Testament
, I. Lw. 15 s.

Als Band I von „The New Clarendon Bible Old Testament",
der Neubearbeitung der im Verlag der Clarendon Press in Oxford
erschienenen „Clarendon Bible Old Testament" legt der
Edinburgher Alttestamentler G. W. Anderson hier „The History
and Religion of Israel" vor, eine Israels politische und seine Religionsgeschichte
berücksichtigende Darstellung des von den kanonischen
Schriften des Alten Testaments ausgefüllten Zeitraums
. Dem Charakter der Clarendon Bible entsprechend geschieht
das in einer Weise, die wissenschaftliche Fundamentierung
mit Allgemeinverständlichkeit geschickt zu verbinden weiß. Auf
»I. Introductory", die „History and Religion, The Sources, The
Geographical Setting" behandelt (S. 1-13), folgen „II. The Pa-
triarchs" (S. 14-21), „III. Exodus and Conquest" (S. 22-42), „IV.
From the Settlement to Solomon" (S. 43-84), „V. From the Division
of the Kingdom to the Exile" (S. 85-139), „VI. The Exile
and After" (S. 140-178), „VII. Nature, Man, and God" (S. 179 bis
183), und den Abschluß bilden die - von R. J. Coggins beigesteuerten
- „Chronological Tables" (S. 185-189), ein „Index of Scrip
ture References" (S. 191-197) und ein „Subject Index" (S. 199 bis
210). Dankenswert sind insbesondere die Ausstattung des Buches
mit 23 Abbildungen und die Vermehrung der in chronologischen
Tabellen allgemein üblichen Vertikalspalten mit Nennung der
Daten, der wichtigsten Ereignisse in der israelitischen Geschichte
und in den Geschichtsverläufen von Israels Nachbarstaaten um
eine „Archaeological Evidence" überschriebene weitere, die von
»Mari Documents" über „Siloam Inscription", „Cyrus Cylinder",
»Elephantine Papyri", „Samaria Papyri" und andere Angaben
bis „Qumran Scrolls" reicht. Die tiefgreifenden Wandlungen, die
sich in den letzten sieben oder acht Jahrzehnten auf dem Felde
der alttestamentlichen Wissenschaft vollzogen haben, bringt ein
Vergleich des „Gott, Welt und Leben im alten Israel" überschrie-
benen 27 Seiten starken 6. Kapitels der 1894 erstmalig erschienenen
Israelitischen und Jüdischen Geschichte Julius Wellhausens
mit Andersons nur fünf Seiten umfassenden VII. Kapitel „Nature
, Man, and God" dem Leser eindrücklich zum Bewußtsein.
Während Wellhausens Ausführungen, die den Zeitraum von 850
bis 750 v. Chr. im Auge haben, die Weisheitsliteratur kaum erwähnen
, ist Andersons VII. Kapitel so gut wie ganz der Weisheit
gewidmet, und zwar in dem Sinne, daß Salomos Regierung als
ihre Blütezeit erscheint. So heißt es S. 180 von Salomo: „Düring

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his reign of peace and outward prosperity, international Communications
were good; and this doubtless facilitated the spread
of Wisdom teaching, which was a cosmopolilan phenomenon in
the ancient Near East."

Halle/Saale Otto Eißfeldt

Hanhart, Robert [Ed.] s Esther. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1966. 208 S. gr. 8° = Septuaginta. Vetus Testamcn-
tum Graecum. Auctoritate Academiae Litterarum Gottingensis
editum, VIII, 3. DM 39.-; Lw. DM 43.-.

In der äußeren Anlage gleicht das vorliegende Buch den Teilbänden
der Göttinger Septuaginta, nämlich IX/2 und IX/3: II und
III Makk, die 1959-60 von Robert Hanhart herausgegeben und in
ThLZ 84, 1959, Sp. 510 f., sowie 86, 1961, Sp. 666 besprochen worden
sind. Die größere Hälfte des Buches (S. 7-130) wird durch
die „Einleitung", die in „A Die Textzeugen" (S. 7-45), „B Die
Textgestalt" (S. 45-90), „C Grammatica" (S. 90-123), „D Zeichen
und Abkürzungen" (S. 124-130) gegliedert ist, die kleinere
(S. 131-208) durch die „Ausgabe des Textes" in Anspruch genommen
. Eine durch die Eigenart der für das Esther-Buch in Betracht
kommenden Textüberlieferung bedingte Besonderheit des
vorliegenden Teilbandes ist dabei dieses, daß auf S. 131-208
immer zwei Texte, o'=LXX und die mit Unrecht wohl „Lukiani-
scher Text" genannte Textform L, deren Siglum L eine Konzession
an jene falsche Bezeichnung darstellt, mit eigenen Apparaten
geboten werden, nachdem die „Einleitung" auf S. 45-87 die o'-
Textgestalt und auf S. 87-95 die L-Textform eingehend beschrieben
und gewürdigt hat. Dabei wird mit Nachdruck betont, daß
der „L-Text" nicht eine Rezension des o'-Textes, sondern eine
Neugestaltung der griechischen Esther-Überlieferung darstellt,
die in starkem Maße auf dem o'-Text beruht, und daß die Bezeichnung
des L als Lukianischer Text" einen auf einem Mißverständnis
beruhenden Irrtum darstellt. Da, wie Stichproben zeigen
, auch der komplizierte textkritische Apparat sorgfältig gearbeitet
ist, darf man diese Ausgabe des griechischen Esther-Buches
als eine erfreuliche Bereicherung der Göttinger LXX-Ausgabe
in herzlicher Dankbarkeit willkommen heißen.

Holle/Saale Otto Eißfeldt

W o 1 f f , Hans Walter: Gesammelte Studien zum Alten Testament.

München: Kaiser 1964. 384 S. 8° = Theologische Bücherei, Neudrucke
und Berichte aus dem 20. Jahrhundert, 22 j Altes Testament
. Kart. DM 19.-.

Unter den deutschen Alttestamentlern der Gegenwart, die sich
in starkem Maße theologischen Fragen verpflichtet wissen, bilden
Gerhard von Rad, Walther Zimmerli und Hans Walter Wolff ein
Dreigestirn, das eng beieinandersteht. Als letzter von ihnen hat
nun auch H. W. Wolff in der verdienstvollen Reihe „Theologische
Bücherei" des Münchener Chr. Kaiser Verlages einen guten Teil
seiner verstreut erschienenen Zeitschriften-Aufsätze gesammelt
vorgelegt. Es ist reizvoll, diesen Band neben die beiden anderen
mit den Arbeiten von Rads und Zimmeriis zu legen. Es entspricht
nicht zuletzt dem Lebensalter der Verfasser, daß der älteste von
ihnen, Gerhard von Rad, eindeutig den Ausgangspunkt seiner
Untersuchungen beim Pentateuch nahm, damit noch in engerem
Kontakt stehend mit der „klassischen" Epoche der ausgedehnten
Pentateuchstudien und der Pentateuchkritik. H. W. Wolff, der
jüngste der drei, setzt ebenso konsequent wie entschieden mit
Prophetenstudien ein und findet von da aus einen selbständigen
Zugang zu den geschichtlichen Büchern des Allen Testaments.
W. Zimmerli steht fast in der Mitte, indem er anfangs den geschichtlichen
Studien einen gewissen Raum gab, sich aber später
konsequent ebenfalls der Prophetie und darüber hinaus auch der
Weisheitsliteratur zuwandte. Die hier zu beobachtende Tendenz
der theologischen Bewältigung des alttestamentlichen Schrifttums
entspricht in etwa einem allgemeinen Zuye der in Deutschland
gepflegten theologischen Arbeit am Alten Testament während der
letzten Jahrzehnte, die der Prophetie erhöhte Aufmerksamkeit
schenkte.

Die drei Genannten stehen in keinem direkten Lehrer-Schüler-
Verhältnis. Sie kommen auf eigenen Wegen zu selbständigen

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 2