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Ausgabe:

1968

Spalte:

95-97

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Hebrew Union College annual / Jewish Institute of Religion ; 37 1968

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 2

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Goshen-Gottstein, M. H.; Hebrew Biblical Manuscripts.
Their History and Their Place in the HU BP Edition (Bibl 48,
1967 S. 243-290).

Haff t er, Heinz: Der Italaforscher Joseph Denk und der Thesaurus
linguae Latinae (ZNW 58, 1967 S. 139-144).

Kahler, Martin: Aufsätze zur Bibelfrage, hrsg. v. E. Kahler
. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1967]. 296 S. 8°.

K o e n e n , Ludwig, et Louis Doutreleau : Inventaire des
papyrus de Toura (RechSR 55, 1967 S. 547-564).

Lohfink, Norbert, S. J.: Bibelauslegung im Wandel. Ein Exe-
get ortet seine Wissenschaft. Frankfurt/M.: Knecht [1967].
240 S. 8°. Lw. DM 16.80.

N i t s c h k e , August: Historische Wissenschaft und Bibelkritik
(Ev Th 27, 1967 S. 225-236).

Sanders, J. A.: Palestinian Manuscripts 1947-1967 (JBL 86,
1967 S. 431-440).

S o g g i n , J. A.: Problemi di una traduzione biblica in italiano
(Protestantesimo XXII, 1967 S. 1-23).

ALTES TESTAMENT

Hebrew Union College Annual. Ed. by E. L. Epstein. Vol.
XXXVII. Cincinnati: Hebrew Union College - Jewish Institute
of Religion 1966. IX, 222 S., 90 S. hebr., 24 S. Index, 3 Tab.,
2 Taf., gr. 8°.

Der Jahrgang 1966 des Jahrbuches ist dem Andenken des am
18. Juni 1966 verstorbenen Dr. Leon Liebreich gewidmet, dessen
Bild der Titelseite gegenübersteht. Noch im Jahrgang 1965 stand
Liebreichs Name auf dem Titelblatt im Verzeichnis des Redaktionskollegiums
. Jetzt ist der Herausgeberkreis erweitert. An die
Stelle von Liebreich sind Harry M. Orlinsky, Jakob J. Petuchowski
und Herbert C. Brichto getreten. Dann enthält der Band noch eine
Gedenkseite für David Neumark, geboren 3. August 1866 und
gestorben am 15. Dezember 1924. Er wird gefeiert als der Schöpfer
des Hebrew Union College Annual und als der Begründer der
„rabbinic scholarship" in Amerika, der in der relativ kurzen Zeit
von siebzehn Jahren - er kam 1907 von Deutschland nach Amerika
- zahlreiche Schüler ausbildete. „He may be Said, in many
respects, to have helped American Jewry prepare itself for the
cultural role in World Jewry" - so heifjt es in der kurzen Würdigung
seiner Lebensleistung, deren Verfasser Jacob R. Marcus
ist.

In dem ersten Beitrag „Further Light from the Book of Isaiah
upon the Catastrophe of 485 B. C." führt Julian Morgenstern
seine These über die politische Katastrophe Judas im Jahr 485
v. Chr. weiter aus (siehe HUCA 27, 1956 ; 28, 1957; 31, 1960, vgl.
ThLZ 85, 1960, 583 ff; 88, 1963, 265 ff; 89, 1964, 905 ff) unter
besonderer Heranziehung von Jes 34, 1-17; Jes 63, 1-6 und Jes
60, 8-22, die einer eingehenden Exegese und Textemendationcn
unterzogen werden. Trotzdem muß der Rezensent bekennen, dafj
ihm die Tragfähigkeit der z. T. stark verbesserten Texte und die
historische Wahrscheinlichkeit nicht für die Thesen des verdienten
Verfassers hinreichend erscheinen. Anerkennenswert ist es,
mit welcher wissenschaftlichen Energie der Verfasser jenes „sae-
culum obscurum" zwischen 516 und 458 aufzuhellen trachtet.

Meir Weiß, „The Origin of the ,Day of the Lord' - reconsi-
dered" (S. 29-60, S. 61-72 stellen drei Tabellen zum Thema dar).
Verfasser setzt sich vor allem mit G. von Rads These vom Heiligen
Krieg als dem Wurzelboden der Vorstellung vom Tag Jahwes
auseinander, indem er die wesentlichen Stellen Jos 3,5; lSam
21,5; 2Sam 11,11 einer Exegese unterzieht und dabei zu anderen
Schlüssen als von Rad kommt. Insbesondere wendet er ein, dafj
von Rad die ältesten Texte über den Tag Jahwes (Am 5, 18-20
und Jes 2, 12-21) nicht genügend beachtet hat (S. 37 ff). Eine
genaue Überprüfung führt zu der Vermutung, dafj Arnos den Begriff
„Tag Jahwes" zur Bezeichnung des vom Volk herbeigewünschten
Ereignisses geprägt habe. Jesaja zeigt sich von Arnos
beeinflußt. Verfasser zeigt in einer dritten Tabelle sehr schön die
von Arnos ausstrahlende Beeinflussung der späteren Propheten
bis hin zur Joelprophetie. Der Verfasser gibt offen zu, dafj seine

Hypothese zwar nicht bewiesen, wohl aber gesichert (warranted)
sei. Aber über Arnos hinaus läßt sich die Vorstellung vom Tag
Jahwes leider nicht verfolgen, es sei dann, man wende andere
Gesamtkonzeptionen an, aus denen sich ein anderes Verständnis
für die Vorstellung vom Tag Jahwes zwanglos ergäbe.

Matitiahu Tsevat, „The Meaning of the Book of Job" (S. 73 bis
106), sieht das Problem des Buches in dem Leiden des Unschuldigen
. Die Lösung wird in den schließenden Kapiteln des Buches,
denen der Verfasser ein detailliertes exegetisches Interesse zuwendet
(S. 82 ff), geboten. Mit Fohrer ist sich Tsevat einig, daß
Hiob zwar eine Konfrontation mit Gott wünscht, aber dann viel
mehr erhält, nämlich eine „communio" mit Gott, wobei Gott Gott
und der Mensch Mensch bleibt. Diese „communio" wird mit der
der Propheten verglichen, m. E. mit Recht, aber zugleich muß
man betonen, daß das prophetische Element viel stärker im Hiob-
buch ausgedrückt wird und keineswegs erst mit der Offenbarung
Gottes (38 ff) beginnt. Will man dem Hiobbuch einen prophetischen
Charakter zuschreiben, sollte man dieses Urteil auf das
ganze Buch auszudehnen versuchen. Der Grundansatz von Tsevat
kann dabei bestehen bleiben. Als Entstehungszeitraum gibt Tsevat
das 6.-3. Jahrhundert v. Chr. an.

Moshe Aberbach, „Educational Institutions and Problems du-
ring the talmudic Age" (S. 107-120). Die Untersuchung behandelt
in einem ersten Abschnitt die Bedeutung des Begriffes bjt 'wlpn'
und in einem zweiten Abschnitt die Sitzanordnungen in den palästinischen
und babylonischen Akademien während des talmudischen
Zeitalters. Der erste Abschnitt, ausgehend von 2Kön 22, 14
und der Wiedergabe im Targum Jonathan, führt zu dem Ergebnis
, daß unter bjt 'wlpn' ein Lehrinstitut für höhere Studien verstanden
werden muß. Der zweite Abschnitt bespricht die verschiedenen
Möglichkeiten des Sitzens während des Unterrichts
auf dem Fußboden, auf Steinen, Krügen etc. sowie das Stehen
bzw. Umhergehen während des Unterrichts. Die Sitzordnung bestand
in halbkreisförmigen Reihen, für die das Synedrion von
Jabne das Vorbild geliefert hat. Je nach gelehrter Leistung und erzielten
Fortschritten wurden die Plätze den Schülern zugewiesen.

Stephen M. Passamaneck, „Some Medieval Problems in Mam-
zeruth" (S. 121-145). Die kenntnisreiche Untersuchung stellt fest,
daß im Mittelalter die jüdischen Gelehrten bestrebt waren, den
Begriff des Mamzer bzw. mamzeruth möglichst eng begrenzt zu
halten, da sie um die Gewichtigkeit und Gefährlichkeit dieser Begriffe
für die davon betroffenen Personen wußten. Das talmudische
Diktum blieb in Geltung „no mamzer from a yebamah"
(S. 145). Ebenfalls wurde die Vollmacht eines verheirateteten
Mannes, eines seiner Kinder als mamzer zu bezeichnen, eingeschränkt
. Eine Ausdehnung des genannten Begriffes hätte dem
auf seine Abstammung stolzen Volk Israel nicht genützt.

Alvin J. Reines, „Abrabanel on Prophecy in the Moreh Neb-
hukhim (Chapter V)" (S. 147-174) setzt die in Band 31, 33-36
begonnene und durchgeführte Reihe über die im Thema genannte
Schrift fort, indem Kapitel V „Commentary to Chapter Forty-Two"
geboten wird mit einer sehr interessanten und vielseitig beleuchteten
Ausführung über die Engelanschauung bei Maimonides,
den Rabbinen, der Schrift sowie über die sieben Einwendungen
des Nahmanides. Die wertvolle Arbeit soll forlgesetzt werden.

Jakob J. Petuchowski, „Reform Benedictions for rabbinic Or-
dinances. A. chapter in the History of European Liberal and Reform
Liturgy" (S. 175-189) legt eine sehr ins Einzelne gehende
Studie vor über den liturgischen Aufbau und die Verwendung
bestimmter Benediktionen im Gottesdienst der Reformsynagogen
. Alles ist genau quellenmäßig belegt und bietet eine interessante
theologische Problematik, die den verschiedenen Änderungen
in den Benediktionen zugrundeliegt.

Eric Werner, „Melito of Sardes, the first Poet of Deicidc"
(S. 191-210) zeigt auf Grund zahlreicher Quellen, insbesondere
der Passa-Homilie des Melito aus den Chester-Beatty-Fragmenten,
daß M. zum ersten Mal die Konzeption von einem „murdered
God" darbot. Er mußte die jüdische Dajenu-Litanei wie ihre Verkehrung
in 4. Esra gekannt haben und verband beides, „Hebrew
and Greek patterns" (S. 210). Er habe die Anklage wegen Tötung