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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 949-950 |
Kategorie: | Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik |
Titel/Untertitel: | Archiv für Liturgiewissenschaft; Bd. IX 1968 |
Rezensent: | Beckmann, Joachim |
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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 12
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des einerseits soterischen, andererseits latreutischen und impetra-
torischen Priesteramtes Christi zwischen seiner Erhöhung und der
in seiner Wiederkunft anbrechenden vollendeten Königsherrschaft
Gottes.
Balthasar Fischer befaßt sich mit den pastoralen Anliegen der
Liturgie-Konstitution, wobei er zu zeigen sich bemüht, da5 die
Konstitution „dem Tisch des Wortes Gottes" seinen Rang zurückgeben
will; ferner „die Gläubigen im Kirchenschiff" wieder in ihr
Recht und Amt einsetzen wolle.
Weitere Aufsätze behandeln „Die neue Ordnung des Gottesdienstes
und ihr Sinn" (Johannes Wagner), „Die kultische und pasto-
lale Bedeutung der Kelchkommunion" (Heinrich Spaemann) und
„Die Reform der Karfreitagsfürbitten" (Ferdinand Kolbe) - eine
sehr instruktive Gegenüberstellung der früheren und heutigen
Formen des gro5en Karfreitagfürbittengebetes. Unter den sonstigen
kleineren Darbietungen zur Liturgie-Konstitution wäre noch
zu erwähnen der Aufsatz über den Einheitsgedanken von Heinz
Schürmann. Die zahlreichen anderen kleineren Beiträge können in
diesem Zusammenhang nicht alle genannt werden, obwohl sie zum
Teil interessante Themen anrühren wie etwa Franz Mahr „Kalenderreform
und Liturgie" und Heinz Zillikens über die notwendige
Neuordnung des kirchlichen Kalendariums (speziell des Heiligenkalenders
).
Die Sammlung von Dokumenten, die sich in jenem Jahrgang findet
, befaßt sich diesmal natürlich mit den zahlreichen Erklärungen,
Anweisungen und Richtlinien über die Ausführung der Liturgie
nach der Konstitution des II. Vatikanums.
Düsseldorf Joachim Beckmann
Archiv für Liturgiewissenschaft. In Verbindung m. A. L. Mayer
u. O. Heiming hrsg. v. E. v. Severus. IX, 1 u. 2. Regensburg:
Pustet 1965/66. IV, 600 S., 1 Taf. gr. 8° = Abt-Herwegen-Institut
für liturgische u. monastische Forschung, Abtei Maria Laach.
Band IX, 1 enthält eine Reihe von bedeutenden liturgiewissenschaftlichen
Aufsätzen über strittige Fragen der Liturgiegeschichte.
Zunächst ist zu erwähnen der Aufsatz von Hieronymus Frank
über „Die Paschavigil als Ende der Ctuadragesima und ihr Fest-
mhalt bei Augustinus". Im Unterschied von der These Callewaerts,
die eine weitverbreitete Zustimmung gefunden hat, dafj es sich bei
der Ctuadragesima ursprünglich um einen Zeitraum von genau
40 Tagen gehandelt habe, der am 6. Sonntag vor Ostern begann
und am Gründonnerstag endete, ist der Verfasser der Überzeugung
, daß er den Beweis dafür angetreten habe, daß die Feier der
Ctuadragesima bei Augustinus nicht etwa bis zum Gründonnerstagabend
reicht, sondern bis zur Ostervigil.
Johannes Petrus de Jong geht in seinem Aufsatz dem ursprünglichen
Sinn von Epiklese und Mischungsritus bei Irenäus
nach. Seine Darlegungen sind gerade auch für einen evangelischen
Theologen von großem Interesse, weil dies Problem für die Geschichte
des altkirchlichen Gottesdienstes von großer Bedeutung
ist. Leider können wir in diesem Zusammenhang auf die Einzelheiten
nicht eingehen.
Jean Deshusses behandelt in seiner subtilen Untersuchung
das Problem des Ergänzungsteils des berühmten Sakramentars, das
Papst Hadrian an Karl den Großen gesandt hat. Er versucht den
Nachweis, daß diese Ergänzung nicht einfach, wie gewöhnlich,
dem Franken Alcuin zugeschrieben werden kann, sondern wesentlich
dem westgotischen Abt Witiza, bekannt unter dem Namen
Benoit d'Aniane. Man ist geneigt, dem sorgfältigen Beweisgang des
Verfassers zuzustimmen.
John H e n n i g befaßt sich mit der liturgischen Lehre von den
unschuldigen Kindern, d. h. mit der Liturgie des 28. Dezember, des
Tages, an dem in der katholischen Kirche ein Fest unter dem
Titel „Das Martyrium der unschuldigen Kinder" begangen wird.
Hermann Reifenberg zeigt am Beispiel der Mainzer Diöze-
sanliturgie den Werdegang der volkssprachlichen Eucharistie-.Ver-
mahnung". Interessant ist für uns, daß nicht nur in den evangelischen
Kirchen seit der Reformation bis zu dem heutigen Tage
die Vermahnung zum würdigen Empfang des Heiligen Abendmahls
einen wichtigen Platz in der Abendmahlsliturgie gefunden
hat, sondern daß es auch solche Beispiele in der römischen Liturgiegeschichte
gibt. Der Verfasser ist sogar der Überzeugung, daß
solche Ansprachen beim Dienst am Sakrament für die rechte Feier
förderlich sind.
Der Aufsatz von Hans C a s p a r y über Kult und Aufbewahrung
der Eucharistie in Italien vor dem Tridentinum gibt einen
aufschlußreichen Einblick in den Sakramentskult des späten Mittelalters
, wie er auch in der Verehrung der aufbewahrten Hostie im
sogenannten Tabernakel bzw. im Sakramentshaus einen künstlerisch
bedeutenden Niederschlag gefunden hat.
Der Literaturbericht enthält in diesem Band folgende Abschnitte:
1. Liturgie im Gesamtzusammenhang der Theologie
(Burkhard Neunheuser)
2. Liturgie in der israelitisch-jüdischen Religion und im alten
Orient (Herbert Haag)
3. Gregorianischer Gesang
(Urbanus Bomm und Willibrord Heckenbach)
4. Monastische Liturgie
(Emmanuel v. Severus)
In Band IX, 2 sind vier liturgiewissenschaftliche Aufsätze enthalten
, und zwar zunächst eine Arbeit von John H e n n i g über
die Stellung Abrahams in der Liturgie. Es ist überaus eindrucksvoll
, welche Rolle der Erzvater des Glaubens in den liturgischen
Ordnungen der Kirche spielt.
Rudolf Padberg erörtert die Frage von Gottesdienst und
Kirchenordnung im (ersten) Klemensbrief.
Klaus G a m b e r gibt einen Einblick in die Probleme der Christus
-Epiklese in der altgallischen Liturgie.
Philipp Hofmeisters Beitrag zeigt einen interessanten
Überblick über die Geschichte der Konzelebration, und zwar zunächst
in der lateinischen Kirche bis in die Gegenwart.
Im zweiten Teil erfahren wir die Geschichte der Konzelebration
in der orientalischen Kirche, während der dritte Teil die geltenden
Vorschriften für die Konzelebration der lateinischen Kirche darbietet
. Bekanntlich spielt das Problem der Konzelebration auch im
Protestantismus eine wichtige Rolle, und zwar in der Frage der
vollen Abendmahls- und Kirchengemeinschaft.
Unter den Miszellen dieses Bandes ist besonders erwähnenswert
der Aufsatz von Paul W i e r t z über Volkskunde und
Liturgiewissenschaft. Er erörtert die Aufgaben der religiösen
Volkskunde nach dem II. Vatikanischen Konzil.
Der Literaturbericht enthält
1. Die Liturgie von der Karolingerzeit bis zur tridentinischen
Reform (Adalbert Kurzeja),
2. Die Liturgie in der Spiritualität und in der Frömmigkeit
(Emmanuel v. Severus).
Düsseldorf Joachim Beckmann
Geck, Martin: Die Wiederentdeckung der Matthäuspassion im
19. Jahrhundert. Die zeitgenössischen Dokumente und ihre ideengeschichtliche
Deutung. Regensburg: Bosse 1967. 181S. gr. 8°
= Studien zur Musikgeschichte d. 19. Jahrhunderts, 9. For-
thungsunternehmen d. Fritz Thyssen Stiftung, Arbeitskreis Musikwissenschaft
. Lw. DM32,-.
Die Wiederaufführung der Matthäus-Passion von Joh. Seb. Bach
durch den eben 20jährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy in der Ber
liner Singakademie am 11. März 1829 bedeutete einen Markstein
nicht nur in der Musikgeschichte, sondern auch in der Geistes-
geschichbe des 19. Jahrhunderts. Es kann deshalb nicht überraschen,
daß die musik- und ideengeschichtliche, aber auch die theologiegeschichtliche
Forschung öfter versucht hat, diesen ungewöhnlichen
Vorgang, der allenfalls in der gleichzeitigen Entdeckung des
Kölner Domes für die deutsche Geistesgeschichte eine Parallele hat,
aus seinen tieferen Wurzeln zu begründen. In seinem Buch „Johann
Sebastian Bach. Frömmigkeit und Glaube" (1. Aufl. 1938) hat Hans
Besch neben dem Geist der Romantik vor allem die Erweckungs-
bewegung zur Erklärung für den durchschlagenden Erfolg der
wiederentdeckten Matthäus-Passion herangezogen: „Die Romantik
bot der neuen Zeit die Erlebnis a r t, die seelische Sphäre, den
neuen, sensiblen Sinn. Von ihm aus der rationalistischen Starrheit
befreit, hat das kirchliche Leben diesem Sinn in der Erweckung
einen neuen Inhalt, den Gegenstand, gegeben" (S. 58). „Man
trennte noch nicht zwischen Frömmigkeit und Kunst, man erlebte
das Ganze. Daß das Publikum dabei innerlich mitging, daß ihm die
realistische Darstellung des Leidens Jesu Christi kein rotes Tuch