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1968

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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939

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 12

940

Warum sind aus Wir-Gebeten Ich-Gebete geworden, entgegen dem
Vaterunser? - Einer der ersten Drucke in Finnland war das Gebetbuch
des Reformators Michael Agricola, Rukouskirja, einzigartig
in der ganzen Reformationszeit, von dem es hieß: Die Hände aller
Finnen nutzten es ab. Es wird dem vorliegenden neuen Gebetbuch
nicht an Händen fehlen, die es abnutzen, vorausgesetzt, daß die
Augen schwedisch lesen können.

Leipzig Friedrich Ostarhild

Anschütz, Helga: Die Apostolische Kirche des Ostens - Erbe
alten Christentums im Orient (ÖR 17, 1968, S. 376-385).

B a h m a n n , Manfred: Der römische Katholizismus in Lateinamerika
(MDKI 19, 1968, S. 37-41).

Georgijewski, A.: Das Sakrament der Bufje (Stimme der
Orthodoxie Heft 6, 1968, S. 53-57).

- Das Sakrament der Myronsalbung (Stimme der Orthodoxie
Heft 5, 1968, S. 60-62).

Hellstern, Heinrich: Besuch in der Sowjetunion zur Osterzeit
(JK 29, 1968, S. 320-328).

Interview mit Erzbischof Tooming (Estnische lutherische Kirche
)) (JK 29, 1968, S. 339-342).

I. e o n i d, (Erzbischof): Die Wiederherstellung des Patriarchats
in der Russischen Orthodoxen Kirche (Stimme der Orthodoxie
Heft 5, 1968, S. 55-59).

Lescrauwaet, J. F.: De oecumenische opdracht van de plaat-
selijke katholiek kerk - La mission oecumenique de l'eglise
catholique locale (Bijdragen 28, 1967, S. 15-32),

Orsy, Ladisias: Mischehen (Concilium 4, 1968, S. 588-594).

Podskalsky, Gerhard: Die Kritik der lutherischen Theologie
in der griechischen Orthodoxie vom 16. Jahrh. bis in unsere
Zeit - ein geschichtlicher Überblick (Catholica 22, 1968, S. 193
bis 206).

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

Redeker, Martin, Prof. D. Dr.: Friedrich Schleiermacher. Leben
und Werk (1768-1834). Mit drei Bildnissen Schleiermachers. Berlin
: de Gruyter 1968. 320 S. kl. 8° = Sammlung Göschen
1177/1177a. DM5,80.

Der Kieler Systematiker M. Redeker hat einen großen Teil seiner
Arbeit der Erforschung und Vermittlung des theologisch-philosophischen
Werks von F. Schleiermacher gewidmet. Es sei hier
nur an die Neuausgabe der Glaubenslehre und die Herausgabe von
W.Diltheys „Leben Schleiermachers" Band 2 erinnert. Die Frucht
dieser Arbeit liegt nun vor in der gründlichen biographischen Dar
Stellung von Leben und Werk des bedeutenden Theologen und
Philosophen.

R. sieht sich zu seiner Darstellung veranlaßt, weil seit Diltheys
monumentalem Werk, das ja sehr stark fragmentarisch blieb, und
D. Schenkels „mehr volkstümlicher Lebensbeschreibung" von 1868
„bis auf den heutigen Tag eine weitere größere Biographie Schleiermachers
nicht erschienen ist" (6). Während der Arbeit an seinem
Buch ist indessen eine durchaus vergleichbare Darstellung des
Lebens Schleiermachers (in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten)
von F. W. Kantzenbach veröffentlicht worden (Hamburg 1967).

Der Wert der Arbeit R.s wird dadurch nicht geschmälert; beide
Darstellungen haben ihre eigene Bedeutung. Während bei Kantzenbach
das rein Biographische sowie - dem Untertitel gemäß - das
Dokumentarische überwiegt, hat R. den Schwerpunkt auf eine
Würdigung des theologisch-philosophischen Werks gelegt. Für den
Benutzer ist noch wichtig, daß der bibliographische Anhang bei
Kantzenbach umfangreicher und detaillierter ist.

Zur Darstellung R.s im einzelnen möchte ich sagen, daß er offenbar
die „Zeit der Systembildung" als den eigentlichen Kern der
Arbeit Schleiermachers auffaßt. Er sucht dem Vorbild Diltheys
zu folgen, wenn er Schleiermachers System als ein philosophisches
und theologisches interpretiert. Diese Intention kommt auch in
seiner Ausgabe von Diltheys „Leben Schleiermachers" Band 2 zum
Ausdruck. Daneben wird aber auch das „intuitive Verständnis
des christlichen Glaubens", der Religion als Zentrum einer philosophischen
Weltdeutung aus Schleiermachers früher Zeit in seiner
eigenen Bedeutung herausgestellt,das gewiß mehr als nur die Vorstufe
des philosophischen und theologischen Systems bildet (147).
Umgekehrt gilt es zu sehen, daß Schleiermachers Bemühen um ein
System bis zuletzt viel Unfertiges, ständig in der Umgestaltung Befindliches
an sich hat, so daß diese Seite auch seines „ausgereiften"
Denkens ebenfalls an gewichtiger Stelle interpretiert werden muß-

Bei aller Aktualität Schledermachers im Aufzeigen von Problemen
, die uns heute noch bedrängen und die in der Zwischenzeit
z. T. nicht richtig gesehen worden sind, hat R. mit Recht die Bedingungen
seines Denkens ganz aus seiner Zeit heraus zu entfalten
gesucht. Denn nur auf diesem Wege läßt sich sein Versuch, die
christliche Religion für eine ihr kritisch gegenüberstehende Welt
neu zu begründen, der bis heute nicht überzeugend zu Ende gedacht
ist, sachgemäß erfassen. Zur Beurteilung dieses Versuchs sowie
zu seiner kritischen Weiterführung bietet die Arbeit R.s eine
wesentliche Hilfe. Wer ernstlich daran arbeitet, wird ihre vielfältigen
Einzelergebnisse und die Zusammenschau des Schleier-
macherschen Gesamtwerkes so weit wie möglich zu nutzen suchen.
Das berechtigte Motiv der Kritik an Schleiermachers Bestimmung
des Verhältnisses von Philosophie und Theologie muß indessen
ebenfalls festgehalten werden.

Es ist ohne Zweifel höchst berechtigt, daß die Arbeit R.s das
Gesamtwerk Schleiermachers neu ins Blickfeld der gegenwärtigen
Forschung rückt. Je intensiver man sich mit den Texten beschäftigt
, um so mehr wird fühlbar, daß das Denken Schleiermachers,
die Ausarbeitung seiner theologisch-philosophischen Problemstellung
in ihren einzelnen Phasen, nur wirklich erfaßt werden kann,
wenn eine historisch-kritische Ausgabe seiner Gesammelten Werke
veranstaltet wird, um die sich gerade auch R. seit langem bemüht.

Bad Godesberg Heinz K i m m e r 1 e

Bergenthal, Ferdinand: Das „reine Phänomen" und die Berufung
des Denkens (ThGl 58, 1968, S. 463-469).

Henrici, Peter: Deutsche Quellen der Philosophie Blondels?
(ThPh43, 1968, S. 542-561).

Hirschmann, Johannes B.: Karl Marx im Urteil der Kirche
(TThZ 77, 1968, S. 254-264).

Lobkowicz, Nikolaus: Ursprung und Bedeutung des Manschen
Entfremdungsbegriffes (TThZ 77, 1968, S. 199-215).

Peperzak, Adrian Th.: Der Glücksbegriff des Karl Marx für
Individuum und Gemeinschaft (TThZ 77, 1968, S. 232-244).

Schiffers, Norbert: Die Ganzheit des Wirklichen (ThRv 64,
1968, Sp. 381-386).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Bohl mann, Ralph A.: Principles of Biblical Interpretation i»
the Lutheran Confessions. St. Louis/Miss., and London: Concordia
Publ. House [1968]. 144 S. 8°. Lw. $4.95.

Die Bindung der lutherischen Kirchentümer an die lutherischen
Bekenntnisschriften des 16. Jahrhunderts (= BS) als auf zutreffende
Auslegung der Schrift und das Selbstverständnis eben dieser
BS als solche Schriftauslegung implizieren Notwendigkeit und
Aufgabe ihrer Kritik von der Schrift her. Solche Kritik ist sinnvoll
und methodologisch korrekt jedoch nur dann, wenn zuvor Klar'
heit über die exegetisch-hermeneutischen Prinzipien der ßS'
Schriftauslegung (wie natürlich auch der sie prüfenden!) herrscht'
Darum und in diesem Sinn untersucht die vorliegende Arbeit die
bibelhermeneutischen Prinzipien der BS.

Der erste Teil entfaltet die „confessional view of Holy Scripture
(21-80): „The Form of Holy Scripture" (23-39) wird darin gesehen,
daß sie das „written word of God" (30-37) ist, wobei diese
Ineinssetzung beides meint, „divine authorship and authority" (34)'
unbeschadet dessen, daß die Bibel menschlich-geschichtliche Zü<Jc
an sich trägt (37). „The Functions of Holy Scripture" (41-56) Ver'
den doppelt bestimmt: Das Wort Gottes in der Schrift ist zum
ersten alleinige „source and norm for doctrine and life" (42-49)'
zum zweiten alleiniges „soteriological instrument" (49-56), ist eS
doch seinem Wesen nach „creative word" (51). Dieses Insistieren
auf dem „Sola scriptura" und der soteriologischen Relevanz und
Funktion der Schrift verbindet sich wesensgemäß mit der Herausstellung
der „clarity and understandability of Scripture" (57-68)-
Hier ist der „fundamental clarity of Scripture" (60-64) das „undef-
standing the Scriptures by the Holy Spirit" (64-68) zugeordnet,
bedarf doch der Mensch des Geistes, „not because the Scriptures
are unclear, but because his own understanding is darkened by