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Ausgabe:

1968

Spalte:

922-923

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Groningen, Gerard van

Titel/Untertitel:

First century Gnosticism 1968

Rezensent:

Schenke, Hans-Martin

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 12

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und passim); hervorzuheben ist weiterhin das Bemühen des Verf.s, KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

die „Bußtaufe" des Johannes als dessen „originales Werk" zu

"■weisen (S. 44 und S. 46ff) und damit zugleich alle Versuche _. „..,_.

zurückzuweisen, die Taufe des Johannes religionsgeschichtlich D ^ * « ^ r, Hans-Jc^him: Die Ausw.rkungen der Rehg.onspolitik
direkt au, den „Tauchbädern der Qumran-Essener" abzuleiten Thrasamunds und Bildend» auf Ostgoten und Byzantiner. Berts
. 39f, 48ff. 52ff). überhaupt spricht sich der Verf. sehr energisch J?L i f*' 8 = Sitzungsberichte d.
9egen eine allzu enge Inbeziehungsetzung des Täufers mit den '_Akf}l™e * ;J^«schatten zu Leipzig, ph,lol,hist. Klasse.
S09en. Qumran-Essenern aus (vgl. bes. S. 57ff) und betont dem- * ^arL

gegenüber mit Nachdruck „die israelitische und jüdische Prophetie Der durch zahlreiche Veröffentlichungen über die spätrömische

afc die unmittelbare Vorstufe der johanmeischen Büßpredigt" ^ in Nordafnka bekannte Althistoriker wendet sich in der vor-

<s' 34 und überhaupt S. 32ff). Kann Verf. in dieser Hinsicht Hegenden Studie den letzten 4 Jahrzehnten des Vandalenreichcs zu.

Weitgehend mit Zustimmung zu seinen Thesen rechnen, so wird Die Leitungen König Thrasamunds (496-523) werden hoch ein-

"»an solches hinsichtlich seiner Darstellung des Verhältnisses geschätzt: Seine Eheschließung mit Amalafrida, der Schwester des

tischen dem Täufer und Jesus freilich kaum behaupten können: Ostgotenkönigs Theoderich, kam ihm mehr zustatten als seinem

2*ar wird verschiedentlich (S. 7 und S. 23f) mit Recht auf den Schwager; sie gab ihm Ruckendeckung zu einem harten Vorgehen

-kerygmatischen" und somit tendenziösen Charakter der Täufer- 9c9en die katholische K.rche Nordafrikas; eine Einmischung von

Erstellung in den Evangelien hingewiesen, bei der eigentlichen *yzanz hcr war mcht zu befurditen. da die dortige Kirche sich

Erstellung des Verhältnisses Täufer-Jesus treten jedoch diese von der des Westens dogmatisch geschieden wußte. Die Lage der

kritischen Bedenken weitgehend zurück. Einerseits wird der Un- Katholiken in Nordafnka umreißt D. mit dem Stichwort „Kata-

'erschied zwischen dem Täufer und Jesus betont herausgestellt kombenkirche" (S. 8). Hilfe von Italien her dürfte mit Wissen

<s-82ff), andererseits werden aber der Täufer und Jesus wiederum Theoderichs erfolgt sein. Die Spannungen zu Theoderich wurden

aufs engste aneinander gerückt (vgl. z. B S. 80: „Der heilige Ur- erhöht durch vandalische Unterstützung für den westgotischen

Sprung des Evangeliums hat hier seine erste Wurzel! Aus ihr ist Kronanwärter Gesalcch nach 507, der von den Ostgoten schließlich

der Ruf jeSu erwachsen"; vgl. auch S. 113). Etwas hilflos steht 511 getötet wurde. Da Thrasamund auch aus dem Süden durch

Rez- auch vor des Verf.s Interpretation der Taufe Jesu (S. 82ff), Berber gefährdet war, bestand „die Notwendigkeit eines B»rg-

Wo es u. a. heißt: „Aber .die Jesustaufe' bekam einen neuen Sinn friedens zwischen Vandalen und provinzialrömischer Bevölkerung"

als rite passage; es sollte sich Jesu menschliche Natur durch den (s- 12)- Die Verhandlungen mit Bischof Fulgentius nennt D. „eine

Heiligen Geist mit der göttlichen Natur vereinigen: Jesus wurde dcr denkwürdigsten und bemerkenswertesten Auseinandersetzun-

2urn Christus. Das Wesentliche in diesem Neuwerden war, daß gen" (s- 13); auf den theologischen Inhalt wird nicht eingegangen.

G°ttes Geist in ihn einging. Dieser Prozeß war ein heilsgeschicht- Die Zunahme der innenpolitischen Spannungen wird deutlich, das

licher" (s. 86). Kritisch hinzuweisen wäre auch auf die Bemer- Verhältnis zu Byzanz verschlechtert sich. Thrasamunds Nachfolger

kwigen über den Pharisäismus (S. 74ff) i Ohne entsprechende Ein- Hilderich nahm einen Kurswechsel zugunsten der katholischen

Kränkung sollte man heute von christlicher Seite nicht mehr Kirche vor, der mit einer Hinwendung zum byzantinischen Reich

v°n den in bigotter Weise sich als Lieblinge des Herrgotts parallel lief. Eine Reaktion Amalafridas führte diese in die Kata-

Wähnenden Pharisäern" reden (S. 77). Und in diesem Zusammen- Strophe und belastete Hilderichs Beziehungen zum Ostgotenreich,

hang muß Rez. dann auch Bedenken äußern gegenüber den nach Theoderichs Tod 526 rasch an Bedeutung verlor.

at*chlleßcnden Bemerkungen des Verf.s. wonach die Mandäer Hddenchs Pol.t.k w.rd von D^ positiv bewertet: „Die Burgfrie-

1,5 -Freunde Johannes des Täufers sich der rückläufigen Bewe- denspohtik des neuen Königs hat also durchaus gewisse Früchte

9ur«J zum Judentum widersetzten", wie sie - nach des Verf.s Setragen, und man kann s,e kaum als so schwächlich bezeichnen,

^inung - insbesondere bei den Synoptikern zutage tritt (S. 132 w.e manche Forscher dies wollen" (S 22). Der Sturz Hilderichs

^ beretti S. 112 zu Lukas); und wenn es dann endlich heißt: bra*te bald darauf dem Vandalenre.ch die Katastrophe.

■ °aher gingen sie (sc. die Mandäer, Rez.) von dem Evangelium Die vorgelegte Studie beleuchtet die außen- und innenpolitische

J°hannes aus, in welchem die Atmosphäre vor der Rejudaisie- Lage des späten Vandalenreiches mit großer Sachkenntnis; zahl-

run9 lebt. . Mit diesem Evangelium geht konform ihre Religio- reiche Detailfragen werden gründlich erörtert. Die Arbeit könnte

si'ät, die ausgerichtet ist auf: Reinheit und weise Besinnung, auf auch den Theologen anregen, die theologischen Probleme jener

Wahrheit Licht und Liebe" (S. 132f), so scheint dem Rez. hier erregenden Epoche erneut zu durchdenken, die von D. mehrfach

"icht nur eine Differenz in der Interpretation der Quellen sieht- gestreift werden.

j^r zu werden, sondern auch bereits in der Einschätzung der RmioA Gert Haendler
'dorischen Tatsachen als solcher.

AI'es in allem: Die Lektüre der Darstellung des Täufers, seiner

"Otschaft wie auch seiner Nachwirkungen durch den Verf. hinter Groningen, G. van, B. A., B. D., M. A. M. T. H.: First Century

af>1 einen durchaus zwiespältigen Eindruck; und daß in der Gnosticism, its Origin and Motifs. Leiden: Brill 1967. XII, 209 S.

Vor'iegenden Monographie das Problem „Johannes der Täufer" gr 8o Lw m 24 _

£jtsPrcchend der gegenwärtigen Forschungslage aufgearbeitet Das vorliegende Buch G s ämM ntaj den r^, xhon ^

^cr gar gelöst worden wäre, wird man nur in einem sehr emge- sKeptischcr Neugier erfüllt, dient denn auch einzig und allein der

ränkten Maße behaupten können. Propagierung einer merkwürdigen These, die geboren ist aus

ltn* Han» Friedrich w e i 6 dogmatischer Uberbetonung einer Selbstverständlichkeit. Diese

These, die dem Leser ohn' Unterlaß eingehämmert wird, lautet:

Buli~ _ j „u a Ar,nUo iThR 33 1968 Die Wurzel der Gnosis ist der Geist der Wissenschaft (spirit of

„''mann Rudolf: Christentum und Antike (in« jj, iwo, » _ . it t.

S-1-17) nuuu" scientism). G. meint das m großer Schlichtheit so: Der Mensch

FUrst, Walter 2. Korinther 5,11-21. Auslegung und Meditation hat von Natur aus drei geistige Triebkräfte: den Geist der Religion,

M(EvTh 28, 1968, S. 221-238). den Geist der Philosophie und den Geist der Wissenschaft. Wäh-

f'ngt, Joseph: Ledivorce „pour motif d'impudicite" (Matthieu rend aber der Geist der Reijgjon dje Gottesbeziehung des

p ;32: 19,9) (RechSR 56, 1968, S. 337-384). Menschen meint, ist der Geist der Wissenschaft, der sich in ganz

S 23' Hcinrich: Exegese und Hermeneutik (Catholica 22, 1908. verSchiedenen Formen zeigen kann, sei es - vor allem in der An-

Sch^x234^ . . „ -_____a„~ uohräprbriefae- tike - in solchen Erscheinungen wie Magie und Astrologie, sei

»offi •ft^ÄSi ^16?ZC) Hebraerbnefge ^ _ ^ ^ _ „ eigcnt)icher wissenschaft>7as Ver.

'S c »> w e i i c r EduarTcottcssohn und Christus (ZdZ 22. 1968, fügenwollen über die Kräfte der Welt, über sich selbst und letzt-

g s- 321-324) lieh über Gott. Da die Gnosis es, wie jeder ja weiß, durchaus mit

luhlmacher, Peter: Christliche Verantwortung bei Paulus Magie, Astrologie, Denken in stofflichen Kategorien usw. zu tun

^urid seinen Schülern (EvTh 28, 1968, S. 165-186). _ hat, da in ihr, wie viele mit Recht betonen, der mythologische

d'ckens, Ulrich: Tradition de Jesus et körygme du Chnst: la Aspekt gegenüber dem philosophischen der primäre ist, wird so-

fRur£ histo'rc de la tradition au sein du chnstianisme pnmitit durchschaubar, wie G. von seineT dogmatischen Voraussetzung

WHPhR 47, 1967, S. 1-20).