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Ausgabe:

1968

Spalte:

907-908

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Stenring, Knut

Titel/Untertitel:

The enclosed garden 1968

Rezensent:

Jepsen, Alfred

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Seite 1

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907

große Rolle gespielt hat und z. T. noch spielt, wird man dem
Verlag für die Wiederveröffentlichung, die vor allem vom wissenschaftsgeschichtlichen
Standpunkt' aus zu begrüßen ist, aufrichtigen
Dank wissen. Der Dank gilt in gleicher Weise auch allen
denen, die die notwendigen Ergänzungen vorgenommen haben.

Jena Eva Oswald

5) Zur Geschichte des Problems des sakralen Königtums ist etwa C.-M. Edsman,
Zum sakralen Königtum in der Forschung der letzten hundert Jahre in The Sacral
Kiugship = Studies in Üie History of Religion (Supplements to Numen IV), Leiden
1959, S. 3-17 zu vergleichen.

ALTES TESTAMENT

Sienring, Knut: The Enclosed Garden. With an Introduction
by G. Larsson. Stockholm: Almqvist & Wiksell (1966). 101 S.
m. 34 Abb. gr. 8°. Schw. Kr. 18.-.

In den letzten Jahrzehnten sind immer neue Arbeiten erschienen
, die die - scheinbaren oder wirklichen - Widersprüche in
der chronologischen Überlieferung des Alten Testaments aufhellen
möchten. Keine dieser Versuche hat bisher allgemeine Anerkennung
gefunden, verständlicherweise. Denn mag jeder Autor (wie
auch der Rezensent selbst) der Meinung sein, sein Lösungsversuch
habe die größte Wahrscheinlichkeit für sich, so sollte doch einstweilen
keiner mit dem Anspruch auftreten, er habe die endgültige
Lösung gefunden. Denn bisher arbeiten alle „Systeme" mit Hypothesen
(wie Kalenderreformen, Mitregentschaften, Textänderungen
u.a.), über deren Wahrscheinlichkeit man eben sehr verschiedener
Meinung sein kann. So wird auch kein Rezensent, und mag er
auch selbst sich noch so sehr engagiert haben, einen neuen Versuch
dieser Art sofort zu den Akten legen, sondern prüfen, ob
er nicht eine noch bessere Lösung enthält.

1952 versandte Knut Stenring ein kleines Heft unter dem gleichen
Titel, das die Tabellen, Seite 3-10 des vorliegenden Werks,
sowie die Diagramme von S. 621, 68-72, 74-76. enthiet. Der Rezensent
stand diesem Heft, das keinerlei Erklärung bot, völlig ratlos
gegenüber. Nun bringt der Neudruck zunächst die Tabellen, dann
die auf 34 vermehrten Diagrammseiten, und dazu Erklärungen
zu den Tabellen und den Diagrammen. Außerdem hat Gerhard
Larsson „Professor at the Royal Institute of Technology, Stockholm
" eine Einführung und einen Appendix geschrieben, die die
Arbeitsweise des Autors zu erklären und zu rechtfertigen versuchen
. Der Autor selbst verlangt vom Leser „a mind free from pre-
judice".

Es ist nicht ganz leicht, die Methode und das Ziel des Autors
anschaulich zu machen. Er will wohl das chronologische System
des Alten Testaments vom ersten Tag der Weltschöpfung an bis
zur Machtergreifung des Kyros von Babylon klären. Er nimmt
drei Jahresrechnungen an, die jeweils den alttestamentlichen
Überlieferungen zugrunde lagen, ein Mondjahr von 354 Tagen,
ein Sonnenjahr von 365 Tagen und das Julianische Jahr, das aber
schon lange vor Cäsar in Geltung gewesen sein muß. St. glaubt,
durch die Anwendung je eines Kalenders alle Probleme lösen zu
können, ohne freilich zu erklären, warum er jeweils das eine
oder andere Jahr annimmt.

Wie wirkt sich diese Methode auf die Daten der Königszeit
aus? Manche Thesen scheinen mir völlig aus der Luft gegriffen
zu sein, ohne jeden Anhalt in der Überlieferung, z. B. die 23
Regierungsjahre Sauls oder der Roman von den Söhnen Ahabs.
Überhaupt ist festzustellen, daß er hier mit seiner Jahresrechnung
allein nicht auskommt (in dieser Zeit soll das Julianische Jahr
der Berechnung zugrunde liegen), sondern von der Hypothese
der Mitregentschaften noch weit über Gray (in seinem Kommentar
) hinaus Gebrauch macht, wieder ohne jeden Anhalt in der
Überlieferung. (Die einzig bezeugte Mitregentschaft, die Jothams
mit Ussia, läßt er nicht gelten.) Beispiele: Joachaz hat 3 Jahre
mit Jehu zusammen regiert, Joas 5 Jahre mit Joachaz, Jero-
beamll., der Bruder (!) des Joas hat mit diesem zusammen
regiert, ehe er allein die Herrschaft übernahm. Sacharia hat
1 Jahr mit seinem Vater zusammen regiert, ehe er 6 Monat''
allein herrschte. Oder bei Juda: Salomo hat 11 Jahre mit David
und Amasja 7 Jahre mit Joas zusammen regiert. Dieser hat

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seinen Sohn Ussia im Alter von 3'/2 Jahren zum Mitregenten
gemacht. Ahas ist im 8. Jahr Jothams Mitregent geworden und
Hiskia im 14. Jahre des Ahas. Sehr wahrscheinlich ist diese Hypothese
in solcher Häufung wohl nicht; aber das könnte neben
sächlich sein, wenn das Resultat überzeugte. Wie sieht das aus?

St. gibt die Daten nach der Weltschöpfungsära. Eines seiner
letzten Daten ist die Eroberung Babylons durch Kyrus, die er,
was das Jahr angeht, richtig in das Jahr 539 vor Christus setzt.

Fällt der 26.12. 3297 in das Jahr 539 vor Christus, so der

20. 1. 3249 in das Jahr 587, Eroberung Jerusalems
13. 8. 3105 in das Jahr 731, Eroberung Samarias
13. 1. 2970 in das Jahr 866, Revolution Jehus
28. 7. 2874 in das Jahr 962, Tod Salomos.

Aber im Jahre 962 war Schoschenk noch nicht König von Ägypten
; 866 Hasael noch nicht König von Aram; und die Eroberung
Samarias ist auf das letzte Jahr Salmanassers oder die Anfangszeit
Sargons, d. h. 723/722 eindeutig festgelegt. Es ist danach nicht
zu erwarten, daß die weithin an die Kabbala erinnernden Diagramme
noch irgendwelche historischen Ergebnisse enthalten.
Und es ist zu bedauern, wenn ein Mathematiker glaubt, historische
Urteile fällen zu können, nachdem er gerade meine „Untersuchungen
" durchgelesen hat. Denn diese setzen die ganze wissenschaftliche
Diskussion voraus, ersetzen sie aber nicht.

Greifswald Alfred J e p s e n

Hermission, Hans-Jürgeni Sprache und Ritus im altisraelitischen
Kult. Zur „Spiritualisierung" der Kultbegriffe im Alten
Testament. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins
1965. 165 S. gr. 8° = Wissenschaftliche Monographien
zum Alten und Neuen Testament, hrsg. v. G. Bornkamm
u. G. v. Rad, 19. DM 15,80; Lw. DM 18,30.
Die Anregung zur Behandlung dieses wichtigen und interessanten
Themas hat G. v. Rad gegeben. Die vorliegende Publikation
stellt eine Überarbeitung der im Jahre 1961 an der Kirchlichen
Hochschule zu Berlin eingereichten Dissertation dar, die R. Rend-
torff betreut hat. Beiden Alttestamentlern weiß sich der Verfasser
stark verpflichtet. Seine Untersuchungen gehen bewußt von Grundpositionen
aus, die diese in ihren bekannt gewordenen Arbeiten
eingenommen haben. Worum es H. zu tun ist, sagt der Untertitel.
Von diesem her will die gesamte Abhandlung verstanden sein.
Zum Gegenstand seiner Studien führt der Autor aus: Ursprünglich
habe Wort und Handlung des Menschen eine unlösliche Einheit
gebildet, doch lasse sich im Laufe der Menschheitsgeschichte
und mit ihr auch in Israel beobachten, wie kultisches Wort und
kultische Handlung sich voneinander lösen und je für sich zu
einem eigenen Thema werden können. Diesem Auflösungsprozefj
gelte es im Alten Testament nachzuspüren (S. 9). Wenn man die
Ausführungen H.s insgesamt überblickt, so darf dem Verfasser
bescheinigt werden, daß es ihm vortrefflich gelungen ist, dieses
Phänomen im Bereich des Alten Testaments sichtbar zu machen.
Er holt für das Alte Testament nach, was Hans Wenschkewitz für
das Neue Testament schon im Jahre 1932 bearbeitet hat.

H. unterzieht sich zunächst der nicht leichten Aufgabe, die Termini
.Kultus' und .Spiritualisierung' zu definieren. Sieht er sich
doch schon in der Frage nach Wesen und Bedeutung des Kultus
einem .geschichtlichen Phänomen' konfrontiert, das schwerlich auf
eine Formel zu bringen ist (S. 19). Wenn er trotzdem den Versuch
unternimmt, aus der Geschichte des israelitischen Kultes allgemeingültige
Charakteristica herauszuarbeiten, wenn er etwa von der
.großen Beweglichkeit des kultischen Wortelements gegenüber einer
starken Beharrungskraft der kultischen Riten' spricht, das .Wort
als das Variable, die Handlung als das Konstante' bezeichnet, so
ist er sich darüber im klaren, daß solche Formulierungen niemals
das Ganze erfassen, sondern nur .annähernd' das Phänomen definieren
(S. 19). An diesem Tatbestand ändert sich für ihn auch
nichts - und das betont H. ausdrücklich -, wenn er sich für seine
Begriffsbestimmung der Formulierungen anderer bedient, wie
z.B. des G. v. Radschen Satzes: .Israel habe den Kultus vornehmlich
als den Ort angesehen, an dem es dem Recht und dem Anspruch
Jahwes Raum zu geben hatte', ,wo es sich bei Jahwe ins
Gedächtnis bringen wollte' (ThATI, 240f; - S. 23). Diese Schwierigkeiten
sind in Kauf zu nehmen.

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 12