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Ausgabe:

1968

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 12

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sogleich und direkt in den Griff zu bekommen (Petrement macht der vorliegenden Lieferung nicht nur den Kreis der Mitarbeiter,

das deutlich hinsichtlich der Archonten, und im Prinzip scheint aus dem Adam Falkenstein durch den Tod abberufen worden

ts mir auch so zu liegen bei Colpe hinsichtlich der Seelenlehre). ist, ergänzt, sondern auch seinen Titel geändert, indem dieser

Viel gerungen wurde auf der Tagung um die Klarheit der Begriffe. durch „und vorderasiatische Archäologie" erweitert worden ist.

So wird vielfach propagiert und durchgeführt die Unterscheidung Wie berechtigt das ist, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die

v°n Gnosis und Gnostizismus, von gnostisch und Gnostisch (im jetzt erschienene Lieferung. Von den 80 Seiten, die sie bean-

Englischen), von Gnostizismus und Protognostizismus (oder -gno- spracht, nehmen »Gewölbe" von E. Heinrich (S. 323-340) 18,

sis) bzw. Prägnostizismus (oder -gnosis) usw. Ich bin der Meinung, „Ghazir Tell-i" von J. R. Caldwell (S. 348-355) 8, „Gilgames D.

daÖ Klarheit der Begriffe unter Umständen die Sache, um die es In der Archäologie" von P. Calmeyer (S. 372-374) 3, „Gipar" von

9eht, auch verdunkeln kann (und es hier tut). Ja, der Begriff der R. Harris (S. 377-379) 3, und „Girsu. B. Nach archäologischem

Gnosis selber kann zum Fallstrick für die Erforschung des (damit) Befund" (S. 391-400, noch unvollendet und ohne Angabe des

gemeinten religionsgeschichtlichen Phänomens - das man an sich Verfassers) 10 Seiten ein. Diese Erweiterung des Bereichs des

üuch mathematisch oder mit einem beliebigen Aktenzeichen signie- alten RLA auf die vorderasiatische Archäologie bedeutet aber

J*B könnte - werden (und ist es hier m. E. mehrfach geworden), keineswegs, dar) die Assyriologie vernachlässigt würde. Wie sehr

»isofern, als er dazu verführt, fremde Gedankenkomplexe, nur sie weiterhin zu ihrem Recht kommt, zeigen etwa »Gewürze"

We>l es in ihnen auch um »Erkenntnis" geht, mit unserem Phä- von J. Bottero (S. 340-344), „Gilgames. A. Nach sumerischen

n°men zusammenzubringen. Texten" von A. Falkenstein (S. 357-363), „B. Nach akkadischen

Am Schlu5 der Tagung ist ein von Widengren, Jonas, Danielou, Texten" von F. M. Th. de Liagre Böhl (S. 364-372), »C. Nach

c°lpe, Bianchi unter Mitwirkung von Simon, Marrou u. a. aus hethitischen Texten" von H. Otten (S. 372) und „Girsu. A. Nach den

gearbeiteter »Vorschlag für eine terminologische und begriffliche Texten" von A. Falkenstein (S. 385-391). Man mufj dem so aus-

Ubereinkunft zum Thema des Colloquiums" (deutscher Text S. XXIX geweiteten RLA guten und schnellen Fortgang wünschen.

°is XXXII) diskutiert und von der Mehrzahl der Teilnehmer Halle/Saale Otto E i 6 f e l d t

ar>9enommen worden, dessen erster und wichtigster Absatz lautet:

■■um einen undifferenzierten Gebrauch der Ausdrücke Gnosis .. . ... . .

und r- au „t Dr im rnF™«™ ,n„, ,„ Engnell, Ivanf: Studies in Divine Kingship in the Ancient

""u Gnostizismus zu vermeiden, scheint es im Interesse aller zu a ' 1 ° J"

ien„„ i ■ i • t_ a a a„. k-,h™^»n ..„a a„- Near East. 2nd ed. Oxford: Blackwell 1967. XXVII, 261 S. gr. 8 .

1L9en, durch gleichzeitige Anwendung der historischen und der L 50

lypologischen Methode einen bestimmten Sachverhalt festzuhal- nW' , S ,. , , , . , , .

ten. a ^ . a i u ..__wümmi»,, 001 dem vorliegenden Werk handelt es sich um den Wieder-

lcn: den .Gnostizismus , d. h. methodisch von einer bestimmten »

Grnr.„ t. , •. T..V. i_____i„-*o „,,* ri,,irh,c aodruck der 1943 erschienenen Dissertation des Verfassers', in

^ruppe von Systemen des zweiten Jahrhunderts nach Christus "y • '

auc,,,„ . , „ , . „„ii„„ ,„.,„ .:-y, aer er auf Grund altagyptischer, sumensch-akkadischer, hethiti-

uuszugchen, die .Gnostizismus nennen zu sollen man sich allge- ____ ■? . . ... .____, " _

mein i i » r> ^ a ■ a ™,„ „r,^ /^r,r,cic' »in sener und westsemitischer, besonders ugantischer Texte das Protein
einig ist. Im Gegensatz dazu wurde man unter .Gnosis ein , , ~__„L".' , _ . . , .

.Wi«c„ ■ u o u • a « t?i;»„ .,i<,.li.1t.n ict' Dlem dcs sakralen Königtums im alten Orient untersucht hat,

•wissen um gottliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist, ...j___.... .......... ... .

versteh - tmieitung für eine diesbezügliche Bearbeitung des lsrae-

u/-,o a ' u u r „ t „vm„o" ,„k»i,„n4 ,„ litischen Materials, in erster Linie des Psalters, gedacht war.
. was den vorgesch agenen Begriff »Gnostizismus anbelangt, so

st j, . . : 3 . , • i • _i- u;0- 1 ur d'e nach dem Tod I. Engneils herausgegebene Wiederver-

■« das in meinen Augen doch ein Schntt zurück, insofern, als hier «f«_fvij,,__ k.» n m a-aZ-, a u • u ,u

nichf . „ , • ,,; .„ >t«,..-i. / nu,,, ot ten Mich ung hat G.W.Anderson das Vorwort geschrieben. Ihm

"Cht nur die alte Auffassung Gnosis = christliche Häresie (wenn v„rH_nK.t . _ , . , , . ,

aurV, ». -, .,>i u i. ,.___i«^, ,.,i/-n nnH verdankt der Leser auch eine ergänzende Bibliographie der seit

uc» nur terminoloaisch) konserviert erscheint, sondern aucn und irl.. ....... .

v<* allem s™hlichTnThistor sch mit den Systemen des zweiten l94] "^nenen einschlägigen Literatur in Auswahl. Dankjms-

^«nirz™ihST «ad als solches Erkanntes "l™ Vccraelchnls duer Werke En9nclls von C^150"

(Stimmte IrrlS^Tt sTmorT^us. Menander. Hermetica. bMeigef^ w^c»^. wö^9«»3 E»9"e'ls als

M.,.. 1 imuirtrucb ni oiuwjj. "«9 ■ Mensch und Forscher stammt von Christopher R. North der mit

^andaer) künstlich (wieder) abgespalten wird, so dafj dann der jhm befreundet war v

SS^Jf? "Gnostizis,muS" ei9fhch ^mnEr°bum Es erübri9t sich woW' ^ dieS€m Werk, dessen erste

^ tellt. Mit dem vorgeschlagenen »Gnosis -Begnff ist m. E. - um Veroffcntlichung nun schon ^ zwanzig Jahre zurückh t näher

'reundlich auszudrücken - wenig anzufangen. auf dcn einzugehen Inzwischcn ^ es nicht an kritiscncn

^Tl,n H.n.-M.rt.n Schenke stimmen gefehlt, und die Forschung ist, wie auch im Vorwort

angedeutet wird, in vieler Hinsicht über Engneils Ergebnisse

B e c k , Robert J ■ Somc Proto-psychotherapeutic Elements in the hinausgelangt. Bei aller Achtung vor der wissenschaftlichen Lei-

Practice of the Shaman (History of Religions 6, 1967, S. 303-327). stun9' die allein die Durcharbeitung des reichen, sehr

iade, Mircea: Australian Religions: An Introduction, Part II verschiedenartigen und oft nicht leicht zu interpretierenden

H (History of Religions 6, 1967, S. 208-235). Quellenmaterials darstellt, wird man der rein kultischen Methode

"Jtkrantz Ake: North American Indian Religion in the und den Ergebnissen Engnells weithin nicht zustimmen können

Jiistory of Research: A General Survey, Part II (History of Re- Der Vorwurf w v SodenS/ ^ sich w ihm _vide Fehlinterpre.

Kita^^' 1967,' S1u^?)7l; . <;,,7,,ki nfi70-1966l fHi- lationen und d'e Vermengung von Anschauungen sehr verschie-

"lPe, David M The Heroic Theft- Myths from Rgveda IV and So erscheint etwa seine Auffassung des KRT-Textes als eines

, the Ancient Near East (History of Religions 6, 1967, S. 328-360). Rituals, das Tammuz-Charaktcr trägt, besonders fraglich'. Das

' , Orlan: From Acts - to Non-Action - to Acts. The Dialectical Problem des sakralen Königtums verlangt eine sehr viel differen-

°asis for Social Withdrawal or Commitment to This World in the ziertere Betrachtung, als es bei Egnell, der durchaus gewisse

L o dhist Reformation (History of Religions 6, 1967, S. 273-302). Unterschiede konstatiert, der Fall ist, da es in den verschiedenen

(H 9- Charles H.: Prolegomenon to a Religions Hermeneutic Bereichen seine jeweils spezifische Ausprägung erfahren hat bzw.

^rertVL' R^ligions6' l?67-?- St3??' a c „M«m nf the wie in Syrien-Palästina in geschichtlicher Zeit überhaupt nicht

Ü lMh ' ■■ ^cf Ph™^ g" "* ^2S¥mmST mit Sicherheit nachweisbar ist'.

,octan Magic Dagger (History of Religions 6, 1967, i>. ZMy-aä). .„,,,..

Trotz aller Bedenken gegen das vorliegende Werk, das in der

• > mrin ,.,.,„..,„ wissenschaftlichen Diskussion über das sakrale Königtum eine

AL I RH OKI KN I

"iallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäo-

lo9ie, nach E. Ebeling, B. Meissner, E. Weidner unter Mitwir- 5 Vgl. die Anzeige in ThLZ 73. 1948. Sp. 405 von a. r. Johnson.

kun9 v. p. Calmeyer, D. O. Edzard. A. Falkcnstein f. A. Moortgat, 9 Artikel .Königtum, „krale." in: rgg Bd. Dt. lss»1. Sp. 1713.

™ Otten, W. Rölliq D. J. Wiscman hrsg. V. W. von Soden. 1 K H Bernhardt hat in seiner Arbe.t .Anmerkungen zur Interpretation des

III c L 1 „ wk u c TM 4nn KRT-Textes von Ras Schamra-Ugarit" in; Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst

m. Abh " G'rSU' BCrlln: GrUV S. 321-400 Mori,..Arndl Univ.rsjtil Cr.if,wa!d Gesell5t»,afts. und sprachwissenschaftliche

' Ob., 1 Taf. gr. 8". DM18.-. Reihe Nr. 3/3. Jg. 5, 1S5S/56. S. 101-121 Engnells Interpretation einer eingehenden

in Tl!.S RLA' VO" dem d'C 3' Und d'e 4' ^elcrun9 deS 111 Bande<! Kri,ik unterzogen.

T"LZ 93, 1968, Sp 25 gebührend gewürdigt worden sind, hat mit ') w. v Soden. a.a.O.. sP. I7l3f.