Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1968

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

66

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 1

fit;

dung zu bringen. Dort dürfte er das Titusbogenrelief gesehen
haben. Trotz einiger Gegenargumente hält der Verf. die Entstehung
des Leuchters im Umkreis der Bernwardinischen Bronzewerkstatt
für wahrscheinlich. - Christian Beutlers Thema
lautet: .Ein ottonischer Kruzifixus aus Trier". Das Schnütgen-
museum in Köln erhielt 1957 einen ottonischen Holzkruzifixus
als Geschenk. Hamann-MacLean hat das Werk in die erste
Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert. Der Ort der Entstehung ist
unbekannt. Der Verf. vergleicht die Plastik mit einer Miniatur
aus der Schreibstunde des Gregormeisters in Trier. Die Gemeinsamkeiten
zwischen Plastik und Miniatur bewegen den Verf.,
den Ort der Herkunft des Kruzifixus in Trier zu suchen. -

Alles in allem: ein Buch mit wichtigen Forschungsergebnissen
und Anregungen zu weiteren Untersuchungen. In den kunstge-
schichtlichen Arbeiten zeigt sich die Tendenz der Zeit, im dekorativen
Bereich über das Sichtbare hinaus durch Rückgriff auf
die Spätantike einen tieferen Sinn zu erschließen. Sicherlich ist
die Nachwirkung der Patristik groß. Aber sind die Gedanken in
Unseren Bereichen nicht immer neu interpretiert worden? Beispiel
: Warum soll die Fibel von Linon wohl trinitarisch gemeint
sein? - Recht verstanden, dient das Buch, dem Wunsch des Herausgebers
gemäß, der Besinnung auf die geistigen Quellen der
eigenen Kultur.

Einige Versehen seien angemerkt: S. 58 Anm. 150: A. Dieterich. — S. 112
2. 2: doch wohl 643/46. - S. 196 Z. 13: doch wohl 775. - S. 379 Anm. 41: Origenes.
- S. 421 Z. 24: Tafel 216. - S. 521 Z. 19: Abb. 2. - S. 507 u. ö.: „das" Agnus Dei
"nd „der" Corpus Christi.

Jeria Hanna lursch

Fründt, Edith: Sakrale Plastik. Mittelalterliche Bildwerke in
der Deutschen Demokratischen Republik. Fotos von Ulrich
Frewel. Berlin: Union Verlag 1965. 248 S. m. 144 z. T. färb.
Abb. a. Tat., 1 Kte 4°. Lw. M. 39.-.

Nach dem vor einigen Jahren erschienenen Bildband über die
sakrale Baukunst in der DDR legt der Union Verlag nun einen
solchen über die sakrale Plastik in der DDR vor, von ottonischen
Werken des 11. Jahrhunderts bis in die Zeit um 1530. Fast alle
Aufnahmen, darunter Großaufnahmen, die dem Betrachter einen
Ausschnitt des betreffenden Objektes oft bestürzend nahe bringen
, stammen von dem bewährten Fotografen Ulrich Frewel und
wurden zum größten Teil eigens für diesen Band angefertigt,
so daß manches in neuer Sicht erscheint. Auf die wenigen Farbdrucke
, die in ihrer limonadenhaften Buntheit den farbigen Eindruck
der Originale stark verfälschen, hätte man lieber ganz
verzichten sollen. Der Verlag denkt vielleicht im Grunde ebenso;
aber leider ist für das Publikum ein Bildband eben erst dann
wirklich attraktiv, wenn er Farbdrucke enthält.

Die Verfasserin, Leiterin der Skulpturensammlung der Staatlichen
Museen in Berlin, hat dem Bildteil einen Text vorausgeschickt
, der in lockerer Kapitclfolgc den Stoff nach Epochen gliedert
, wobei für jede Epoche das Nötige über ihre geschichtlichen
und gesellschaftlichen Bedingungen gesagt wird und über die
Hauptrichtung, in die ihr künstlerisches Schaffen tendiert. Auf
Grund dieser Feststellungen werden die Werke der einzelnen
Epochen in einer ihrer Bedeutung entsprechenden Ausführlichkeit
analysiert. Dem Bildteil schließt sich ein alphabetisch nach
Orten geordneter, sorgfältig gearbeiteter catalogue raisonne an,
Ui dem der speziell interessierte Leser genaue Angaben über jedes
Werk findet, über die Problematik, die sich mit ihm verbindet
, und die weiterführende Literatur. Über diesen nützlichen
und erfreulich umfangreichen Katalog gibt es nichts weiter zu
sagen; aber zum einleitenden Text müssen einige Bedenken angemeldet
werden.

Hier vermißt man nämlich an nicht wenigen Stellen die
kunstwissenschaftliche Genauigkeit, die der Verfasserin bei Anlage
des Katalogs von der Sache her auferlegt war. So heißt es
von den Chorschrankenfiguren der Liebfrauenkirche in Halberstadt
: .Welch ein Wandel hat inzwischen stattgefunden! Jetzt
sitzt die Gestalt an ihrem eigenen, durch die Architekturgliede-
^ng geschaffenen Platz.. . ". Das war aber gar kein „Wandel",
sondern im Gegenteil die Fortführung einer Tradition von altchristlichen
Sarkophagen her, die auch im 11. Jahrhundert zu beobachten
ist (Arkadenreliefs der Abteikirche zu Werden) und
von der Schreinplastik aufgenommen wurde, mit der wiederum.
Halberstadt zusammenhängt. Von dem Affen auf dem Fuße des
Wolframleuchters wird leichthin gesagt, in ihm sei kaum ein
Symboltier zu vermuten. Dabei haben neuere Untersuchungen
den Affen als Symboltier ersten Ranges erwiesen, der als Verkörperung
eines negativen Prinzips am Fuße eines Leuchterg
sehr wohl am Platze war. Die Männer unter den Naumburger
Stifterfiguren tragen „dicke, schwere Mäntel, während die Frauen
in leichtere Gewänder gehüllt sind". Das stimmt durchaus nicht,
man sehe sich daraufhin nur den Mantel der Uta an. Von den
Lettnerreliefs wird behauptet: „Christus steht meist in der Mitte,
so daß der Blick sofort auf ihn fällt". Ganz abgesehen davon,
daß er nur ein einziges Mal, und zwar in der „Gefangennahme",
in der Mitte steht, fällt der Blick keineswegs sofort auf ihn,
sondern das Besondere dieser Szene ist gerade, daß hier ein Nebenmotiv
, der dreinschlagende Petrus, zum Hauptmotiv gemacht
worden ist, hinter dem Christus im wahrsten Sinne des Wortes
zurücktritt. Die Verfasserin glaubt, von der Grabfigur des Wichmann
im Magdeburger Dom sagen zu müssen, der Erzbischof
scheine in Nachdenken versunken und seine sprechenden Geschichtszüge
hätten einen nach innen gekehrten Blick. Wie steht
es wirklich? Ein Mann, damals etwa 80 Jahre alt, erhält seine
Grabfigur, die ihn, wie das üblich war, im reifen Mannesalter
zeigt mit einem Idealgesicht von unpersönlicher Schönheit und
großen, starr geradeaus blickenden Augen. Von Lebensnähe oder
„ungezwungener" Haltung (die Beine stehen nebeneinander in
strengem Parallelismus!) ist hier nichts zu sehen, und man darf
dies am Ende des 12. Jahrhunderts auch gar nicht anders erwarten
. Wenn von der berühmten Merseburger Grabfigur gesagt
wird, hier sei bis auf den vollplastisch hervortretenden Kopf
jede räumliche Tiefe vermieden, so ist dies nur insofern richtig,
als es sich hier um ein jede körperliche Plastizität mit Ausnahme
des Kopfes vermeidendes Flachrelief handelt; man sieht aber
am Wesen dieses Werkes vorbei, wenn nicht sofort hinzugefügt
wird, daß es trotz dieser Flachheit „ganz auf Illusion räumlicher
und körperlicher Tiefe gestellt ist" (Beenken). Gerade dieses
Werk mit seiner Tiefenillusion und der raffinierten, formal absolut
sicheren Einpassung der Figur in den Rahmen vermag die
Kennzeichnung der ottonischen Kunst als .naiv" schlagend zu
widerlegen, die die Verfasserin glaubt, ihr geben zu müssen,
wie sie überhaupt die frühmittelalterliche Plastik nach Maßstäben
beurteilt, die einer viel späteren Zeit entnommen sind.

Trotz diesen Einwänden, die man vielleicht bei einer neuen
Auflage wird berücksichtigen können, ist das Buch mit seiner
klaren Anlage und vortrefflichen Bebilderung als ganzes zu begrüßen
.

Leipzig Johannes Jahn

Arnold, Paul: Medaillenbildnisse der Reformationszeit. Mit

49 Aufnahmen von Walter D a n z. Berlin: Evang. Verlagsanstalt

(1967]. 120 S. m. 49 Abb. kl. 8°. Pp. M 7.20.
B ehrend, Horst: Lucas Cranach. Maler der Reformationszeit.

Berlin: Christi. Zeitschriftenverlag (1967). 63S. m. zahlr. Abb.

8°. Pp. DM 6.80.

H a n i s c h , Anneliese: Email im Kirchenraum. Zu den Arbeiten
von Dora und Hubert Kleemann, hrsg. v. G. H a n i s c h. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt (1967). 80 S. m. 50 Abb. i. Text u. a. Taf.,
4 Farbtaf. 8°. Lw. M 7.50.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Gollwitzer, Helmut: Von der Stellvertretung Gottes. Christlicher
Glaube in der Erfahrung der Verborgenheit Gottes. Zum
Gespräch mit Dorothee Solle. München: Kaiser 1967. 162 S. 8°.
Lw. DM 12.80.

H. Gollwitzer ist ein Mann des theologischen Dialoges. Das
hat er an zwei früheren Veröffentlichungen bereits gezeigt. Von
seinem ebenfalls im Kaiserverlag erschienenen Buch: Die Existenz
Gottes im Bekenntnis des Glaubens (1963) sagt er selber, er sei
dazu angeregt durch seine Lektüre H. Brauns und auf Grund