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Ausgabe:

1968

Spalte:

869-870

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Wolf, Hanns-Martin

Titel/Untertitel:

Becks christliche Reden 1968

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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Seite 1

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scheidungs- und Wiedertrauungsrechts (ZevKR 13, 1968, S. 375
bis 405).

Hofmeister, Philipp: Das allgemeine Stimm- und Wahlrecht
bei den Ordensleuten (ZSavRG 84. Bd. 1967, S. 77-96).

Honecker, Martin: Schleiermacher und das Kirchenrecht. München
: Kaiser [1968]. 43 S. 8° = Theologische Existenz heute, hrsg.
v. K. G. Steck u. G. Eichholz, 148. DM 3,80.

H u i z i n g , Petrus: Weg und Grenzen der Kodifizierung der Kirchenordnung
(Concilium 3, 1967, S. 613-617).

Jimenez-Urresti, Teodoro: Kirchenrecht und Theologie -
zwei verschiedene Wissenschaften (Concilium 3, 1967, S. 608-612).

Kohls, Ernst-Wilhelm: Evangelische Bewegung und Kirchenordnung
in oberdeutschen Reichsstädten (ZSavRG 84. Bd. 1967, S. 110
bis 134).

Liermann, Hans: Hinkende Trennung und Disestablishment.
Ein Beitrag zur Gegenwartsproblematik des deutschen Staatskirchenrechts
auf geschichtlicher Grundlage (ZSavRG 84. Bd. 1967,
S. 135-154).

Lindner, Dominikus: Die sogenannte Erbheiligkeit des Papstes
in der Kanonistik des Mittelalters (ZSavRG 84. Bd. 1967, S. 15-26).

Lombardia, Pedro: La revisiön de la Legislation canönica
(Teologia y Vida 9, 1963, S. 22-31).

Marre, Heiner: Die Kirchensteuer. Entstehung, Problematik
und Reform (StZ 180, 92. Jg. 1967, S. 311-325).

Maurer, Wilhelm: Jus ecclesiasticum. Neuere Literatur zum
lutherischen Kirchenverfassungsrecht (ZevKR 13,1968, S. 268-281).

Merzbacher, Friedrich: Die Leprosen im alten kanonischen
Recht (ZSavRG 84. Bd. 1967, S. 27-45).

Nörr, Knut Wolf gang: Typen von Rechtsquellen und Rechtsliteratur
als Kennzeichen kirchenrechtlicher Epochen (ZevKR 13, 1968,
S. 225-238).

P i r s o n , Dietrich: Zum Erlaß einer neuen Verfassung für die
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (ZevKR 13, 1968,
S. 256-268).

- Die Mitgliedschaft in den deutschen evangelischen Landeskirchen
als Rechtsverhältnis (ZevKR 13, 1968, S. 337-358).

P1 ö c h 1, Willibald M.: Der Kanonismus der griechisch-orthodoxen
Dreifaltigkeitskirche zu Wien. Orientalisches Stifterrecht im 19.
Jahrhundert (ZSavRG 84. Bd. 1967, S. 97-109).

Plomp, J.: Presbyteriaal - Episcopaal? Rede uitgesproken bij
de aanvaarding van het Ambt van Hoogleraar aan de theologische
Hogeschool te Kampen 6 Oktober 1967. Kampen: Kok
[1967] 39 S. gr. 8°. hfl. 1,95.

Schmitz, Heribert: Amtsenthebung und Versetzung der Pfarrer
im neuen Recht (TThZ 76, 1967, S. 357-371).

- Das Presbyterium der Diözese (TThZ 77, 1968, S. 133-152).
Shannon, Peter: Der Codex Iuris Canonici, 1918-1967 (Concilium
3, 1967, S. 625-629).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Wolf, Hanns-Martin: Becks Christliche Reden. Die Auffassung
evangelischer Predigt bei Johann Tobias Beck. Stuttgart: Calwer
Verlag 1967. 199 S. 8° = Arbeiten zur Theologie, hrsg. v. A. Jep-
sen, O. Michel u. Th. Schlatter, Reihe II, Bd. 11. Lw. DM 24,-.

Diese Marburger Dissertation aus der Schule von Alfred Nieber-
gall läßt die „Christlichen Reden" und zugleich Leben und Denken
des originellen schwäbischen Theologen und Predigers anschaulich
werden. Nach einer biographischen Skizze stellt Wolf »Becks
Auffassung der Schrift" unter besonderer Berücksichtigung des
Biblizismus, der Rechtfertigungslehre und der Reich-Gottes-Theo-
logie dar. Wie in der ganzen Untersuchung wird dabei Becks
Gesamtwerk als Quelle verwandt. Seine Auffassung vom Amt und
der Gemeinde ist Thema des dritten Teils. Wolf kritisiert mit Recht,
dafj der Gemeindeaufbau infolge des idealistischen Persönlichkeitsdenkens
bei Beck zurücktritt. Hier vermifjt Rezensent einen modifizierenden
Hinweis auf die Mergentheimer Abschiedspredigt, die
den Gedanken der Laienaktivität, der Verantwortung aller für
alle in der Gemeinde und den Aufruf zum Leben der Gemeinde
als einer Christenfamilie ungewöhnlich stark betont (Christliche
Reden II, 337 f.).

„Aufgabe und Wesen" der Predigt sind Gegenstand des vierten
und umfänglichsten Teils. Beck sieht die Aufgabe der Predigt in
der Erweckung und Erbauung zum neuen Leben. Dabei kennt

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er keine Notwendigkeit der strengen Textbindung. Wie Claus
Harms und Tholuck hält er nicht die Text-, sondern die Schrift-
gemäßheit für erforderlich. Die eigentliche Stärke der „Christlichen
Reden" liegt nach Wolf in deren seelsorgerlicher Kraft (108). Sie
wird allerdings durch Becks konservative Grundhaltung, die ihn
hinderte, progressive Neuansätze in Theologie und Gesellschaft
aufzunehmen, gemindert. Im Abschnitt „Predigt als Seelsorge" erörtert
Wolf auch die von Beck geübte Kritik an der Kirche. Karl
Barth hat die „gesalzene und doch herzerquickende Polemik" Becks
gelobt. Wolf schränkt dieses Lob durch die zutreffende Feststellung
ein, »dafj Beck die Werke der Äußeren und Inneren Mission einseitig
und darum unsachlich beurteilt hat" (105). Die politische
Predigt ist bei Beck schwach entwickelt. Selten nimmt er Bezug
auf Zeitereignisse. Zwar läßt er erkennen, dafj sein Herz für die
einfachen, arbeitenden Menschen schlägt, doch eine Veränderung
der gesellschaftlichen Verhältnisse zugunsten dieser Menschen liegt
ihm fern. Allzu knapp geht Wolf auf Becks Kasualpredigt ein
(115-119). Namentlich die Leichenpredigten hätten genutzt werden
können, den seelsorgerlichen Charakter der Predigt Becks
noch plastischer zu schildern.

Die Gestalt der Predigt wird im fünften Teil behandelt. Bewußt
vernachlässigte der Tübinger Meister die Formfragen. Offensichtlich
hat die unmittelbare Wirkung seiner Predigten darunter
nicht gelitten, obwohl er diese sogar ablas (31). Trotzdem hat
Wolf recht, wenn er Becks Verachtung der Rhetorik für die Predigt
ablehnt und die formalen Schwächen der „Christlichen Reden", die
deren Nachwirkung sicher schaden, als Mahnung dafür nimmt,
„die Gestalt der Predigt ernster zu nehmen, als es seit dem Ende
der liberalen Epoche und den Anfängen der dialektischen Theologie
geschehen ist" (141).

In einem kurzen Schlußteil gibt Wolf Hinweise zur theologie-
und predigtgeschichtlichen Einordnung Becks. Die Verbindungslinien
sind spärlich. Sie weisen theologisch zurück auf Bengel und
Oetinger, homiletisch, wenn auch kaum wahrnehmbar, auf Claus
Harms und Franz Volkmar Reinhard. Aufs ganze gesehen, stehen
Becks Predigten „isoliert in ihrer Zeit, und es nimmt nicht Wunder,
daß sie gedruckt, ohne die unmittelbare Wirkung seiner Persönlichkeit
, keine nennenswerte Nachwirkung oder gar Schule zustande
gebracht haben" (156). Die erstaunliche Anziehungskraft des
Predigers Beck erklärt Wolf durch den ethischen Akzent der Predigten
und die originelle Persönlichkeit des Autors.

Zu begrüßen ist, daß vier ungedruckte Predigten des Studenten
Beck im Anhang veröffentlicht werden. Sie sind klarer gegliedert
als die meisten der „Christlichen Reden". Negativ fällt die krasse
„Sprache Kanaans" auf, verbunden mit einem noch maßloseren
Zitieren von Bibelstellen als in den späteren Predigten.

Wolfs flüssig geschriebene historische Untersuchung wird des
öfteren durch praktisch-theologische Reflexionen unter weitgehender
Benutzung einschlägiger Literatur ergänzt. Gelegentlich geschieht
dabei des Guten zu viel, so z. B. wenn die Autorität Ebe-
lings für die Feststellung bemüht wird, daß die Rezitation des
Textes in der Predigt noch keine Verkündigung ist (149), eine
Erkenntnis, die Beck selber in einer Predigt ausspricht (Christliche
Reden I, 653). Besonnen übt Wolf Kritik an Beck, immer bemüht
, das Positive zu würdigen. Trotzdem hält Rezensent die Kritik
an zwei wichtigen Punkten für nicht ganz überzeugend. Seite 136
erklärt Wolf, Becks Predigten verleugneten die Erkenntnis, daß
die Auferstehung Christi fons et obiectum fidei ist. Rezensent hält
es gerade für wertvoll, wie Beck die Bedeutung der Auferstehung
für das gegenwärtige Leben der Glaubenden betont, ohne das
zukünftige Ereignis der Auferstehung auszuschließen (z. B. Christliche
Reden I, Nr. 32 und 33). Die zweite Frage betrifft Becks Predigt
von der Heiligung, die Wolf im Anschluß an Cremer als Verkürzung
der Rechtfertigungsbotschaft betrachtet. Für dieses schwierige
homiletische Problem genügt nicht der Hinweis auf Karl
Barth: „Wir brauchen die Heiligung nicht mehr zu wiederholen,
sondern nur zu leben" (47, dort das Zitat ausführlicher). Um das
„nur zu leben" geht es ja! Hier müßte die Kritik unter homiletischem
Aspekt weiter differenziert werden.

Die Fragen mögen zeigen, daß das Buch nicht nur eine Bereicherung
der historischen, sondern auch eine Anregung für die
aktuelle Homiletik ist.

Halle/Saale Eberhard W i n k 1 e r

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 11