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Ausgabe:

1968

Spalte:

860-861

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Sauser, Ekkart

Titel/Untertitel:

Frühchristliche Kunst 1968

Rezensent:

Laag, Heinrich

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M a 11 h e i, Mauro: La vida contemplativa masculina en America
del Sur. Encuentros de aggiornamento monästico en Los Toldos,
Siambön y Sao Paulo (Teologia y Vida 9, 1968, S. 44-52).

M e d i n a , E., Jorge: Tres breves notas teolögicas redactadas para
el uso de la Comisiön de jerarquia des Sinodo pastoral de Santiago
(Teologia y Vida 9, 1968, S. 32-43).

M i c z k e y , Koloman; Fahlbusch, Erwin; Barth, Ferdinand
; Grote, Heiner; Hild, Gottlob, und Reinhard Frie-
1 i n g : Das Lehrschreiben der deutschen katholischen Bischöfe
(MDKI 19, 1968, S. 21-35).

Müller, Gerhard: Pius IX. und die Entwicklung der römischkatholischen
Mariologie (NZSTh 10, 1968, S. 111-130).

Rahner, Karl: Zur Enzyklika „Humanae vitae" (StZ 182, 93. Jg.
1968, S. 193-210).

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Lehmann, Arno: Afroasiatische christliche Kunst. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1966]; Lizenzausgabe: Christi. Verlagsanstalt 1967.
286 S. m. 282 Abb. a. Taf„ dav. 28 färb. 4°. Lw. M 38,-.

Der Veröffentlichung, die uns vorliegt, versteht sich als Fortsetzung
des Buches „Die Kunst der Jungen Kirchen", das 1955,
19572 in Berlin im gleichen Verlag erschienen ist. Im deutschen
Schrifttum war dieses der erste Versuch, auf die christliche Kunst
der Jungen Kirchen hinzuweisen und um Verständnis für die
Arbeiten der Maler, Bildhauer und Architekten der Afrikaner und
Asiaten zu werben. Das Buch, das wir zu rezensieren haben, behandelt
dasselbe Thema, jedoch in umfassenderer Weise. Die Kunst
der Jungen Kirchen hat sich inzwischen weiter entwickelt, eine
Fülle neuen Materials stand zur Verfügung, was den Anreiz dazu
gab, das Thema noch einmal anzugehen. Es ist ein besonderes
Anliegen Lehmanns, daß die Kirchen und die kunstwissenschaftlichen
Kreise sich zunächst einmal der Mühe unterziehen, das vielschichtige
Material kennenzulernen.

Der besondere Wert von Lehmanns neuem Buch liegt in dem
reichen Abbildungsmaterial; hier werden 282 Bilder gezeigt, viele
davon farbig, eine ganze Anzahl ganzseitig, die einen guten Überblick
verschaffen, was in Afrika, Asien, auch Mittelamerika - hier
geht der Verfasser etwas von seinem Thema ab - an Kunstschöpfungen
gewachsen ist. Man ahnt, wie schwierig die Bilderbeschaffung
gewesen sein muß und wieviel Fleiß gerade in diesem Teil
des Buches steckt. Zu den Bilddarstellungen werden in dem Abschnitt
„Bilderverzeichnis und Erläuterungen" Erklärungen gegeben
, die weniger auf die Ikonographie Wert legen, als auf
Daten über den jeweiligen Künstler, auf das Material des einzelnen
Werkes und den Platz, wo es sich befindet. Eine ästhetische Betrachtung
der Bilder lehnt Lehmann ab, da er sich hierfür als
Theologe nicht zuständig fühlt, und überläßt die ästhetische Würdigung
, die Untersuchungen über Kunstströmungen sowie über
die Hintergründe des jeweiligen Schaffens einer späteren Zeit.
Eine Ausnahme macht er bei der Betrachtung der Architektur, wo
er eine kritische Würdigung vornimmt und dabei zu der Feststellung
kommt, daß, bei aller Anerkennung des Bauschaffens der
Moderne, immer wieder versucht werden solle, allgemeine moderne
Erkenntnisse mit eigenständiger Tradition glücklich zu verbinden.
Lehmann stützt sich dabei auf die Äußerungen von Walter Gropius,
daß die moderne Architektur flexibel genug sei, regionale Verschiedenheiten
zu beachten, und alles andere als antiheimisch sei.

Die Bilder sind rein geographisch geordnet, nicht systematisch,
was aus dem zuvor Gesagten erklärlich ist.

Dem umfassenden Bildteil ist in den ersten 76 Seiten eine Einführung
vorangesetzt. In den Anmerkungen, die diesem Teil folgen
, wird eine reiche Literatur genannt, die auf das Thema Bezug
nimmt.

Die Ausführungen Lehmanns sind durch zwei Dinge charakterisiert
: Sie sind Anklage und Werbung zugleich. Er klagt vor allem
die evangelische Kirche an, daß sie im Unterschied zu der katholischen
, die beispielslweise 1957 eine christliche Architekturgemeinschaft
für die Missionsgebiete gegründet habe, bisher wenig Interesse
für die Kunst der Jungen Kirchen zeige. So habe etwa, um
nur einen Punkt herauszugreifen, auf der 3. Vollversammlung des
Ökumenischen Rates eine Ausstellung der Kunstwerke der Jungen
Kirchen gefehlt. Wenn dennoch von evangelischer Seite etwas für

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die Kunst der Jungen Kirchen getan sei, dann in erster Linie von
den Engländern. Auch die Missionen hätten früher kein Verständnis
für die Kunst in ihren jungen Gemeinden gehabt, ja sie hätten
sie zum Teil noch bekämpft, wenn sich diese Haltung auch teilweise
erfreulicherweise geändert habe. Ebenso werden die Kunstwissenschaftler
angeklagt. In den großen Sammelwerken und umfassenden
Darstellungen zur modernen Kunst vermisse man ein
Eingehen auf die außereuropäischen Leistungen. Neben der Anklage
steht bei Lehmann die begeisterte Zustimmung zu dieser
neuen Kunst. Man soll sie nicht von vornherein ablehnen, „wir
laden ein zum Schauen, zum Schauen und Annehmen". Lehmann
bekennt sich ausdrücklich zur neuen Kunst, auch wenn er die
Bedenken nicht achtlos beiseite schiebt. Er weiß, wieviele Werke
der jungen Künstler in Afrika und Asien von der westlichen Welt
beeinflußt sind und oft nichts Eigenständiges geben. Er kennt
auch die Gefahr des Synkretismus, wenn auf manchen Bildern
Christus wie ein Buddha dargestellt wird und auch andere Formen
aus dem Buddhismus und Hinduismus übernommen sind. Trotzdem
ist soviel Echtes und Eigenständiges da, daß es sich nach
Lehmann lohnt, dieses Echte bekanntzumachen. Lehmann weist
bei der Behandlung der Themen „Dichtung, Drama, Tanz und
Musik" ebenfalls nach, daß auch bei diesen künstlerischen Äußerungsformen
Echtes zu finden sei, und tritt dafür ein, daß auch
diese Bereiche für die Jungen Kirchen nutzbar gemacht werden
und durch sie vor allem der Kultus bereichert werde.

Gerade heute, wo die westliche Kunst als Kolonialkunst von
den selbständig gewordenen Völkern weitgehend abgelehnt wird,
ist es um so unerläßlicher, die eigengewachsene Kunst zu verstehen
und zu fördern. Man muß es begreifen lernen, daß man in
Afrika eine schwarze Mutter Gottes und ein schwarzes Christkind
haben will und entsprechende Bilder in China und Japan. Von
den vielen Bildern, die gebracht werden, scheinen eine größere
Zahl aus Afrika und vielleicht auch aus China den einheimischen
Stil am besten deutlich zu machen und ist somit hier das Ideal
erreicht, das Lehmann vorschwebt.

Abschließend können wir feststellen, daß Lehmanns Buch für
die Kirchen, aber auch für die Kunstgeschichtler von großem Wert
sein kann. Es wäre verdienstvoll, wenn in Vorträgen in den Kirchen
diese lebendige Kunst Junger Gemeinden immer wieder gezeigt
wird. Fernerhin wäre es von Bedeutung, wenn man sich in
kirchlichen und missionarischen Kreisen ernsthaft die Frage vorlegen
würde, wie man dieses künstlerische Schaffen auch für
unsere Jungen Kirchen selbst fruchtbar werden lassen kann. Es
wird auch höchste Zeit, daß die Kunstwissenschaftler diese Bereiche
des von Lehmann aufgezeigten Kunstschaffens nicht als
„quantite negligeable" ansehen, sondern aus ihrer oft recht engen
und einseitigen Betrachtungsweise herauskommen, um sich auch
mit der außereuropäischen Kunst mehr als bisher auseinanderzusetzen
.

Marburg/Lahn Heinrich L a a g

Sauser, Ekkart: Frühchristliche Kunst. Sinnbild und Glaubensaussage
. Innsbruck, Wien, München: Tyrolia-Verlag (1967). 563 S.,
16 Taf. gr. 8°. Lw. DM 48,-.
Sauser schöpft in seinem 564 Seiten starken Buch die gesamte
moderne Literatur aus dem Bereich der altchristlichen Kunst aus
und bezieht kritisch dazu Stellung; damit gibt er dem Leser einen
umfassenden Überblick und führt ihn in die augenblickliche Problematik
der christlichen Archäologie und ihre Behandlung ein.
Dabei hat er überzeugend dargestellt, daß die altchristlichen Bildwerke
nicht aus sich selbst erklärbar sind, sondern daß für das
rechte Verständnis ihrer Formensprache die gesamte gleichzeitige
Kunst der Antike zu berücksichtigen ist. Auch das ist von Sauser
richtig erkannt, daß man mit illuminierten jüdischen Handschriften
und eventuellen Werken der Kleinkunst bei den Juden rechnen
muß, die auf die Ausprägung der altchristlichen Kunst wirksam
gewesen sein können. Vor allem aber liegt der Wert des Buches
darin, daß die Kirchenväter in einer so umfassenden Weise zur
Erklärung der altchristlichen Kunst herangezogen werden, wie das
bisher noch nicht geschehen ist, wobei allerdings gesagt werden
muß, daß die Fülle der Zitate, zuweilen auch ihre Länge, das
Lesen etwas erschweren. Der Einfluß der Volksfrömmigkeit kommt

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 11