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1968

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Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 11

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sammen, daß der Verfasser das Selbstsein des Menschen nicht ursprünglich
als antwortendes Du versteht, sondern der Mensch ist
nach ihm „essentiell frei ... als das selbstzentrierte Wesen" (S. 90;
vgl. S. 183 u. ö). - Weiterhin warnt der Verfasser mit Recht vor
einer Entscheidungstheologie, die mit ihrem Aufruf zur Preisgabe
aller Selbstverwirklichung letztlich doch in Gesetzlichkeit befangen
bleibe (S. 164 und 182). Man muß aber bedenken, daß in Christus
zur Entscheidung gegenüber dem gnädigen Ja Gottes in seiner Tat
der Sünderliebe zu rufen ist; insofern ist doch wohl ein Ruf zur
Entscheidung der zentrale Auftrag aller Verkündigung.

So wirft die Arbeit gewiß auch manche Fragen auf, aber das ist
nicht anders zu erwarten. Vielmehr kommt auch darin zum Ausdruck
, daß diese Untersuchung einen gewichtigen und weiterführenden
Beitrag zur Diskussion darstellt.

Druckfehler:

S. 68, Z. 11 v. o.: ) nach 80 ist zu tilgen; S. 89, Z. 10 v. c: Struktur,- S. 90,
Anm. 40, Z. 7 V. O.i ) nach S. 211 ist zu tilgen; S. 94, Z. 10 v. u.: ( nach eint ist zu tilgen
; S. 97, Z. 3 v. u.: theodiceeartig; S. 113, Anm. 84, Z. 2 v. o. :ßaotXeueTu
S. 117. Anm. 101, Z. 4 v. o.i wider; S. 126. Z. 2 v. c: % r, „ v I S. 152, Z. 16 v. c:
nicht ist zu tilgen; S. 165, Z. 3 v. u.: Die Vollmacht Jesu; S. 180, Anm. 43, Z. 7
v. u.: Theologie; S. 184, Z. 1112 v. o.: extra nos; S. 192, Z. 4 v. o.: Th d NTs;
S. 195, Z. 12 v. o.: die Betreuung der unmündigen (6- bis 10jährigen) Kinder übertragen
war; S. 236: Paul Feine, Theologie des Neuen Testament».

Magdeburg Klaus Peter Koppen

Barth, Karl: The Epistle to the Romans. Translated from the
Sixth Edition by E. C. Hoskyns. London - Oxford - New York:
Oxford University Press [1968], XXI, 547 S. 8° = Oxford Paperbacks
. 15 s.

C e r f a u x , Luden: Jesus aux origines de la Tradition. Materiaux
pour l'histoire evangelique. Preface de A.-L. Descamps. Bruxelles:
Desclee de Brouwer [1968]. 301 S. 8° = Pour une histoire de
Jesus, III. bfr. 249,-.

- Kertelge, Karl: Zur Deutung des Rechtfertigungsbegriffs im

Galaterbrief (BZ 12, 1968, S. 211-222).
Luck, Ulrich: Die Vollkommenheitsforderung der Bergpredigt.

Ein aktuelles Kapitel der Theologie des Matthäus. München:

Kaiser [1968). 62 S. 8° = Theologische Existenz heute, hrsg. v.

K. G. Steck u. G. Eichholz, 150. DM 4,90.
Mußner, F.: Wege zum Selbstbewußtsein Jesu (BZ 12, 1968,

S. 161-172).

— Thüsing, Wilhelm: Erhöhungsvorstellung und Parusieerwar-

tung in der ältesten nachösterlichen Christologie (Schluß) (BZ 12,
1968, S. 223-240).

V i 11 e g a s , Beitran; El papel de la Eucaristia en la teologia
joänica (Teologia y Vida 9, 1968, S. 10-21).

Zink, Jörg: Das muß man von Jesus Christus wissen. Die Berichte
des Neuen Testaments zusammengefaßt, neu angeordnet
und übertragen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
[1968). 168 S. m. 8 Taf. 8 0 = Gütersloher Taschenausgaben, 42.
Kart. DM 3,50.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur
Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt, hrsg.
von Theodor K 1 a u s e r. Lfg. 48-52 (=Band VII, Sp. 1-640).
Stuttgart: Hiersemann 1966/67 4°.
Die letzten vier Lieferungen des RAC haben wieder zu den verschiedensten
Gegenständen und Themen, die in seinen Umkreis gehören
, ein reiches und wertvolles Material vorgelegt. Der Rezensent
muß sich damit begnügen, die einzelnen Beiträge so weit zu charak-
terisieren,daß die Interessenten auf die sie besonders angehenden
Artikel hingewiesen und über ihren wesentlichen Inhalt kurz orientiert
werden. Eine volle Ausschöpfung und kritische Auseinandersetzung
mit allem hier Gebotenen im Rahmen einer kurzen Anzeige
ist undurchführbar.

Ich beginne mit zwei verhältnismäßig kurzen biographischen
Artikeln. Der heidnische Rhetor Favonius Eulogius (S i c h e r 1), ein
Schüler Augustins aus dessen karthagischer Zeit, und der armenische
Schriftsteller und Übersetzer Eznik von Kolb (I n g 1 e s i a n)
sind beide vor allem um der Quellen willen wichtig, die sie verwerten
, dort philosophisch-rhetorischer, hier vorzüglich christlicher
Provenienz. Die gewaltige Stoffsammlung zum Stichwort „Fatum
(Heimarmene)" (H. O. Schröder) gibt ein typisches Beispiel für
das Fortwirken des antiken Aberglaubens und der entsprechenden
philosophischen Schuldiskussionen über die Willensfreiheit und die
Macht der Gestirne. Die Argumente des Karneades werden im unermüdlichen
Kampf der Kirchenväter gegen Heiden, Ketzer und unsichere
Christen immer und immer wieder ins Feld geführt, bereichert
und variiert. Die überragende Bedeutung von Origenes und
Augustin ist unübersehbar, obwohl die prädestinatianischen Gedanken
des Letzten selbst in den Verdacht des „Fatalismus" geraten.
Die charakteristische Verbindung von Neuplatonismus und Paulinismus
tritt in diesem Zusammenhang schon bei Marius Victorinus
hervor. Es erscheint mir nicht glücklich, hier gegen Benz nur das
erste Moment zu betonen (Sp. 616).

Auch der Artikel „Exorzismus" (T h r a e d e) verarbeitet ein
reiches religionsgeschichtliches Material. Der Tauf- und Heilungsexorzismus
werden mit Recht auseinandergehalten. Der Taufexorzismus
setzt gewiß die Vorstellung der dämonischen Herrschaft
und insofern einen - nicht notwendig „deterministischen" - Dualismus
der Weltbetrachtung voraus. Aber seine konstruktive Ableitung
und vermeintliche Übernahme aus der „Gnosis" folgt daraus
meines Erachtens noch nicht. Zum Liturgischen ist noch das Buch
von H. Kirsten, Die Taufabsage (1960), zu nennen. Die Artikel
„Fasten", „Fastenspeise", „Fastentage" (Arbesmann) gehen von
einer viel zu engen, einseitigen Bestimmung des religiösen Sinnes
aus („Im Hintergrund leuchtet immer das Bild einer idealen Welt,
in welcher der Mensch überhaupt keiner Nahrung bedarf", Sp. 450)

- auf das Alte Testament beispielsweise paßt sie überhaupt nicht;
sie bieten aber besonders für die christliche Welt ein reiches und
willkommenes Material. D o s k o c i 1 s Ausführungen über die „Exkommunikation
" betonen mit Recht die mehr als terminologische
Sonderstellung der kirchlichen Exkommunikation, leiden aber

- besonders für die Anfänge - an einer allzu trockenen, fast kano-
nistischen Betrachtung des Phänomens. Wo steht beispielsweise
I. Kor. 11, 27 ff., daß, wer den Leib des Herrn nicht unterscheide,
sich „vom eucharistischen Mahle... zu enthalten" habe (Sp. 13)?!
Unter den Stichworten „Fahneneid" und „Fahnenflucht" behandelt
S e s t o n auch die äußeren Formen und die Bedeutung des sacra-
mentum militiae, die Parallelen im Alten Testament und Judentum
und dann natürlich die bekannten christlichen Metaphern. Die
detaillierten Ausführungen zum Familienrecht („Familie I") von
Gaudemet liest auch ein Laie auf juristischem Gebiet mit Interesse
. Die Entwicklung in Ägypten, Mesopotamien, bei den Hethitern
, Israeliten, Griechen und Römern werden soweit wie möglich
verfolgt. Im christlichen Teil wird dagegen die lateinische Welt
etwas einseitig bevorzugt, und die Ausführungen über das Urchristentum
können nicht befriedigen. Einerseits werden die geringsten
Erwähnungen von Eltern oder Kindern, z. B. Jesu Worte über das
„Werden wie die Kinder", unter sachfremden Gesichtspunkten ausgewertet
, andererseits fehlt ein so fundamental bedeutsamer Text
wie Matth. 27, 6 = Mark. 7,11 (korbän). Das asketische Problem
bei Paulus wird in seiner Tragweite verkannt, das Witwenproblem
nicht richtig erfaßt. Der Versuch, aus I. Kor. 7, 2 ein Gebot der
Monogamie abzuleiten, geht in die Irre. Bei all diesen Texten hätte
ein Theologe dem ausgezeichneten Rechtshistoriker Beistand leisten
sollen. Übrigens fehlen im Literaturverzeichnis die deutschen
Autoren so gut wie gänzlich.

Unter den literarischen Artikeln sind die stoffreichen Ausführungen
zur „Fabel" des leider nicht mehr lebenden Leo K o e p vor
allem zu nennen. Sie lassen die reiche orientalische, dann auch griechisch
-römische Geschichte dieser Literaturform erkennen. Im Alten
Testament ist die eigentliche Fabel seltsamerweise nur spärlich vertreten
. Im Neuen Testament fehlt sie ganz, und in die kirchliche
Literatur (und bildende Kunst) dringt sie erst nach der konstantinischen
Wende allmählich ein. Speyers interessante Artikel über
die literarische Fälschung deckt sich weitgehend mit seinem Aufsatz
im Jahrbuch für Antike und Christentum 1955/66. „Exodus" von
Danielou bringt zu diesem Thema eine reiche Übersicht der
jüdischen und christlichen Allegorese und Typologie, die dem Verfasser
wie wenigen vertraut ist. Zu Sp. 32 (Typus der Versuchung
Jesu) wäre jetzt noch auf B. Gerhardsson hinzuweisen: The
Testing of God's Son (Lund 1966). Sp. 43 Z. 13 v. u. ist „Lundberg"
zu lesen.

Der umfangreiche Artikel „Fackel (Kerze)" von Gage erläutert
die unendlichen Möglichkeiten ihrer kultischen Verwendung bis
hin zum Zeremoniell des heidnischen und christlichen Kaiserkults
und die - gewiß auf mancherlei Wegen erfolgte - Übernahme
durch die Kirche. Ein vorwiegend profanes Instrument stellt dagegen
der „Fächer" (Diez-Klauser-Pannold) dar, der
frühestens im vierten Jahrhundert in die östliche, Jahrhunderte