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Ausgabe:

1968

Spalte:

832-833

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Eissfeldt, Otto

Titel/Untertitel:

Die Komposition der Sinai-Erzaehlung Exodus 19-34 1968

Rezensent:

Soisalon-Soininen, Ilmari

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kehr und Gehorsam gerichtet war, auch in nachexilischer Zeit noch
weitergegangen sein muß. Schließlich ist die Tradition auch von
anderen Gruppen aufgenommen worden. Die beiden Gerichtsworte
Luk. 11, 49f. und 13, 34f. sind im spätjüdischen Traditionsbereich
des dtrGB entstanden. Am Ende dieses Teiles wird die Beziehung
der dtrPA zu der Vorstellung vom eschatologischen Propheten, zu
den Überlieferungen vom gewaltsamen Geschick einzelner Propheten
und zu anderen spätjüdischen Leidensvorstellungen untersucht
, wobei der Verfasser entschieden dafür eintritt, daß der Märtyrerbegriff
von der dtrPA gänzlich ferngehalten werden muß.

Im vierten und letzten Hauptteil wird die Aufnahme der Vorstellung
vom gewaltsamen Geschick der Propheten im Urchristentum
dargestellt. Nach Ansicht des Verfassers läßt sich sowohl im
hellenistischen als auch im frühen palästinensischen Urchristentum
eine enge Verbindung mit dem dtrGB nachweisen. Ob Jesus selbst
diese Vorstellung verwendet hat, ist unsicher. Matthäus begründet
mit dieser Tradition die Ablösung Israels durch die Völkerkirche.

In einem Rückblick werden noch einmal der Gang der Untersuchung
und die wesentlichen Ergebnisse zusammengefaßt. Zum
Schluß geht der Verfasser in einem Nachwort kurz auf die bleibende
Bedeutung der Vorstellung vom gewaltsamen Geschick der
Propheten ein.

Ein Verzeichnis der Abkürzungen, eine umfangreiche Bibliographie
und ausführliche Register sind dankenswerterweise beigefügt
.

Bei dieser Arbeit handelt es sich ohne Zweifel um eine sehr beachtliche
Untersuchung, die vom Scharfsinn und der Belesenheit des
Verfassers zeugt. In den zahlreichen Anmerkungen finden sich häufig
sehr anregende Ausführungen. Positiv ist auch das Bemühen um
eine präzise Begrifflichkeit zu beurteilen. Daß bei einer solchen
vorstellungsgeschichtlichen Untersuchung vieles hypothetisch bleiben
muß, ist verständlich und dem Verfasser selbst bewußt (vgl.
z. B. S. 108 f., Anm. 5, und S. 211 bezüglich der theologischen Träger
der Tradition). Gleichwohl sind die Ausführungen über die Zusammenhänge
zwischen dem dtrGB und der dtrPA nicht durch ausreichende
Belege gestützt. In manchen Partien hätte die Darstellung
kürzer und straffer sein können, was der Lesbarkeit des Buches zugute
gekommen wäre.

Ganz abgesehen davon, daß die atl. Basis als Ausgangspunkt
für die Untersuchung ziemlich schmal ist, wäre zu fragen, ob das
Geschichtsbild, das an den vom Verfasser untersuchten Stellen begegnet
, wirklich in allen Fällen als „deuteronomistisch" zu bezeichnen
ist. Der Verfasser selbst rechnet, da auch ihm die Unterschiede
im theologischen Aussageprofil in den als deuteronomistisch betrachteten
Teilen des AT nicht verborgen sind, mit einer Mehrzahl
von theologischen Trägern der deuteronomistischen Tradition (vgl.
S. 66, Anm. 3) und nimmt für die nachexilische Zeit „Weiterbildungen
" und „lebendige Überlieferung" an. Ferner wäre zu fragen, ob
bei der Ausbildung der generellen Aussage vom gewaltsamen Geschick
der Propheten, deren theologischer Charakter nicht bestritten
werden soll, nicht doch bestimmte prophetische Einzelschicksale
eine größere Rolle gespielt haben, als der Verfasser zugeben
möchte.

Jena Eva O 5 w a 1 d

[Driver, G. R.:] Hebrew and Semitic Studies. Presented to
Godfrey Rolles Driver in Celebration of his 70th Birthday 20. 8.
1962. Ed. byD. W.Thomas and W. D. M c H a r d y. Oxford:
Clarendon Press 1963. VIII, 206 S., 2 Taf. gr. 8°. Lw. 75 s.
D. Winton Thomas und W. D. Mc Hardy haben als Driverschüler
eine Festschrift zum 70. Geburtstag ihres Lehrers zusammengestellt.
Entsprechend den Arbeitsgebieten Drivers enthält sie Beiträge aus
allen Gebieten der Semitistik. So macht Dupont-Sommer mit einem
aramäischen Ostracon bekannt; Gadd behandelt eine Klage um Ur,
Rabin das Problem der Gruppierung der semitischen Sprachen,
Ryckmans das „qayl" im vorislamischen Südarabien und Thacker
die Ausdrucksmöglichkeiten für „sein" (esse) im Semitischen und
Ägyptischen.

Die Mehrzahl der Aufsätze aber beschäftigt sich mit alttesta-
mentlichen Problemen. Zur Frage der Textgeschichte äußern sich
de Boer, Diez-Macho und Ziegler. Diez-Macho hat im Zuge
seiner masoretischen Studien eine neue Liste der „sogenannten
Ben-Naftali-Handschriften" zusammengestellt, eine Handschriftengruppe
, die er von den wirklichen Ben-Naftali-Handschriften ge-

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schieden wissen will. Seine Einführung zu dieser Liste, die die Besonderheiten
dieser Handschriftengruppe auf die Eigenart palästinensischer
Punktation zurückführt und als frühe Form tiberiensi-
scher Punktation verstehen will, ist ein wesentlicher Beitrag zu der
immer noch nicht voll geklärten Geschichte masuretischer Punktation
und Aussprache.

De Boer veröffentlicht aus einer Handschrift in Mosul eine
syrisch-hexaplarische Übersetzung des Gesanges der Hanna, 1. Sam.
2, 1-10, mit abschließenden Überlegungen zum Verhältnis des Alex-
andrinus zur Hexapla, während Z i e g 1 e r die Vokabelvarianten
(Wortlautänderungen) der O-Rezension im griechischen Sirach behandelt
, d. h. genauer die Besonderheiten einer zweiten griechischen
Übersetzung des Siraciden, die von Origenes benutzt wurde.

Mit einem Problem der hebräischen Grammatik, dem des Infi-
nitivus absolutus, beschäftigt sich Hammershaimb, wobei er
vor allem die Stellen bespricht, an denen der Inf. ab. ein Verbum
finitum ersetzt, und durch Parallelen aus den Karatepetexten klärt.

Mit lexikalischen Problemen befassen sich Ginsberg und Mo-
winckel. G i n s b e r g versucht den Nachweis, daß zum mindesten
dort, wo sores und p^ri in Parallele stehen wie etwa Jes. 14, 29;
Ez. 17, 9, sores die Bedeutung vom englischen „stock" hat, d. h.
Wurzel und Stamm in einem bezeichnet, während pcri dann die
Äste bzw. die Baumkrone meint, so daß mit diesen Worten das
Ganze eines Baums angedeutet ist.

M o w i n c k e 1 geht dem Wort „sahal" nach, das wohl meist
wirklich „Löwe" bedeutet, aber zum mindesten an einer Stelle,
Hiob 28, 8, als „Schlange" zu verstehen ist. Er behandelt dazu die
Bezeichnung für die verschiedenen Schlangenwesen, die er zum Teil
als ursprüngliche Drachen- und „Lindwurm"gestalten verstehen
möchte, und meint, auch „sahal" habe ursprünglich zu diesen mythischen
Wesen gehört, ehe es die Bedeutung „Löwe" angenommen
habe.

Zur Exegese endlich tragen Albright, Gordon und Rudolph bei.
Albright verweist auf stilistische Zusammenhänge zwischen
Hohemlied und Ugarit-Texten, damit seine späte Ansetzung des
Liedes (5. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) eigentlich unwahrscheinlich
machend (vgl. dazu jetzt den Hohelied-Kommentar von G. Gerle-
man).

G o r d o n möchte die Gestalt Abrahams, den er als „Königlichen
Kaufmann" versteht, aus den Ugarit-Texten verständlicher
machen und ihn in einem Ur in Mesopotamien (vielleicht = Edessa,
syrisch Orrha) heimisch sein lassen, wobei er voraussetzt (oder
folgert?), daß alle Abrahamtraditionen, auch die von dem sogenannten
P„ altes Material enthalten.

Last not least behandelt W. Rudolph den Moabspruch in
Jes. 15; 16 in einer sehr gründlichen Exegese. Als Schluß ergibt
sich ihm, daß hier „die älteste Schriftprophetie" des Alten Testaments
aus der Zeit Jerobeams II. vorliegt, womit er eine von Hitzig
einst vertretene und von Sellin wieder aufgenommene These
mit guten Gründen erneuert.

So bringt diese Festschrift der alttestamentlichen Wissenschaft
viele Anregungen und spiegelt damit das Lebenswerk des Jubilars,
das, wie gerade die angehängte ausgewählte Bibliographie erkennen
läßt, weithin zur Erhellung alttestamentlicher Probleme beigetragen
hat.

Greifswald Alfred J e p s e n

E i ß f e 1 d t, Otto: Die Komposition der Sinai-Erzählung Exodus
19-34. Berlin: Akademie-Verlag 1966. 30 S. 8° = Sitzungsberichte
d. Sächs. Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Philol.-hist. Klasse, 113,1. Kart. M 2,30.

In dieser kleinen Arbeit von Otto Eißfeldt werden die verschiedenen
Quellen der Sinai-Erzählung (Ex. 19-34) überaus gründlich
untersucht. Nach einer kurzen Einleitung werden zuerst die sekundären
Hinzufügungen behandelt, zunächst das Bundesbuch und die
Zusätze der Redaktoren. Danach werden die verschiedenen Erzählungsfäden
P, E, J und L, so auch die Horeb-Erzählung des D,
untersucht und geschildert. Zuletzt wird die anonyme Abhandlung
von Goethe erwähnt, in welcher er die Theorie vertritt, daß auf den
Tafeln des Bundes nicht etwa die zehn Gebote des ethischen Dekalogs
(Ex. 2,1-17), sondern die des kultischen (Ex. 34,10-26) gestanden
haben. „Wie gerne wirft man den beschwerlichen alten
Irrthum weg: es habe der partikularste Bund auf Universalverbindlichkeiten
(denn das sind doch die meisten der sogenannten zehn

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 11