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Ausgabe:

1968

Spalte:

827-828

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Vaux, Roland de

Titel/Untertitel:

Bible et Orient 1968

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Seite 1

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cago gehalten haben und die zusammengefaßt sind „In Memoriam
Paul Tillich. Criterion. A Publication of the Divinity School of the
University of Chicago. Volume five, number one. 1966". Zu Wilhelm
Pauck vgl. auch Theology Today, Vol. XXIII, No. 1, April 1966. Ich
darf auch an meinen Artikel in dieser Zeitschrift erinnern: Die
Grenze und das Ganze. Zum Gedenken an Paul Tillich, Jahrg. 1966,
Sp. 561-568. Auch die Gedenkartikel von Dolf Sternberger („Frankfurter
Allgemeine Zeitung" vom 25. Oktober 1965) und Wilhelm
Weischedel („Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 5. November
1965) hätten das Bild durch lebendige und doch nicht unkritische
Profile verdeutlicht, zumal Tillichs nachwirkende Gestalt durch eine
kritische Begegnung in ihrer Lebendigkeit nur bestätigt wird.

Die beigegebenen lebensvollen Porträtaufnahmen Tillichs aus
jugendlichen, mittleren und späten Jahren sind interessant und erhöhen
den Wert des Erinnerungsbandes sehr.

Göttingen Wolfgang T r i 1 1 h a a s

Bähr, Hans: Die Kategorien „konservativ" und „modern" und die

Aufgabe der heutigen Theologie (DtPfrBl 68, 1968, S. 225-228).
Benz, Ernst: Indische Beiträge zur Theologie der Gegenwart

(ZfRCG 19, 1967, S. 289-297).
Ladriere, Jean: Pour une conception organique de 1'Universite

Catholique (Nouvelle Revue Theologique 100, 1968, S. 155-173).
R ahner, Karl: Die Exegese im Theologiestudium. Eine Antwort

an N. Lohfink (StZ 181, 93. Jg. 1968, S. 196-201).

ALTES TESTAMENT

Vaux, R. de, O. P., Prof.: Bible et Orient. Paris: Les Editions du
Cerf 1967. 542 S. m. 2 Abb., 10 Taf. 8°.

Es ist ein sehr glücklicher Gedanke gewesen, Pater de Vaux zu
veranlassen, seine weit verstreuten und nicht immer leicht zugänglichen
Aufsätze in einem Sammelband herauszugeben. In einer Einleitung
begründet er den Titel der Sammlung mit Recht aus seiner
Überzeugung, daß die Bibel zu ihrem besseren Verständnis in ihr
historisches und menschliches Milieu hineingestellt werden müsse
(replacee). Der Sammelband umfaßt Arbeiten aus den Jahren 1933
bis 1964. Daß in den einunddreißig Jahren des geschichtlichen Ab-
standes und der wissenschaftlichen Reifung sich manches in der
Auffassung und der Darstellungsart des Autors ändern würde und
tatsächlich geändert hat, sagt de Vaux in der Einleitung. Aber das
wird jedem begegnen, der seine älteren Arbeiten zur Hand nimmt.
Der Verfasser hat die Arbeiten an ihrem wissenschaftsgeschichtlichen
Ort belassen und nichts geändert mit Ausnahme von Druckfehlern
und fehlerhaften biblischen Zitierungen. Die drei Arbeiten
über die hebräischen Patriarchen fehlen, da sie neubearbeitet herausgegeben
werden sollen.

Die Arbeiten sind sachlich geordnet, nicht chronologisch. Das
sichert dem Sammelband nicht nur ein wissenschaftsgeschichtliches,
sondern vor allem das fachliche Interesse.

Ein außergewöhnlich warm geschriebener Gedenkaufsatz zum
Tod des Pere Lagrange vom Jahr 1938 eröffnet den stattlichen Band
und deckt in der Würdigung des Verstorbenen die theologiegeschichtliche
Wurzelschicht des Autors auf. Die geistige Weite des
Pater Lagrange wird besonders gezeichnet (S. 18f.). Gleich im
ersten Abschnitt begegnet man alten Bekannten, dem Vortrag vom
Jahr 1953 in Kopenhagen, dem Astrucjahr 1753 1953, unter dem
Titel „Reflexions sur l'etat achtel de la Critique du Pentateuque.
A propos du second centenaire d'Astruc" (S. 41-57). Und der
nächste Aufsatz „Peut-on ecrire theologie de l'Ancien Testament?"
(S. 59-71), 1964 geschrieben, aber 1967 erst veröffentlicht, geht in
eine zentrale Problematik hinein und fordert auf, die Einheit der
verschiedenen theologischen Entwürfe im Alten Testament zu finden
, wie sie im göttlichen Plan und in der göttlichen Offenbarung
vorgegeben sei. Damit führt de Vaux über die bisherigen Entwürfe
einer biblischen Theologie stark hinaus, doch muß ein solcher Entwurf
von der interkonfessionellen alttestamentlichen Wissenschaft
noch erarbeitet werden.

Auch die Aufsätze zum Qumränproblem sind in Auswahl beigegeben
, und man hätte schwerlich darauf verzichten wollen, da
das Jahr 1967 zwanzig Jahre Qumränforschung abschließt. Da ist
einmal ein Aufsatz „Les Manuscrits de la Mer Morte" (S. 319-331),

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einst 1956 erschienen in „La Table Ronde", der bisher wenig bekannt
geworden ist, dann der wichtige Aufsatz aus RB 66, 1959,
über „Les Manuscrits de Qumrän et l'Archeologie" (S. 333-358), in
dem sich de Vaux mit stark abweichenden Deutungen der Qumrän-
problcmatik auseinandersetzt. Aus der Festschrift für Miliar Bur-
rows 1959 ist der Aufsatz „Une Hachette essenicnne?" (S. 359 - 367)
übernommen. Aus dem Lexikon für Theologie und Kirche VIII,
1963, stammt die französische Fassung des Stichwortes Qumrän, in
der de Vaux in knapper Weise alle wesentlichen Gesichtspunkte erörtert
.

Aus dem letzten Abschnitt über „Archäologische und religionswissenschaftliche
Themen" sei hingewiesen auf die große Arbeit
über „Les textes de Ras Shamra et l'Ancien Testament" (S. 425-456),
die zu den älteren Aufsätzen gehört, einst erschienen in RB 46,
1937, aber in Würdigung aller wesentlichen Bedeutungszüge doch
zurückhaltend in der Auswertung ist trotz des guten Vergleichs mit
den Amarnatafeln, die in politischer Beziehung das gleiche seien
wie die Texte von Ras Schamra in kultureller Hinsicht. Als 1938 die
Originalpublikation der Lachisostraka erfolgte, hat de Vaux in
einem Aufsatz in der RB 48, 1939, ihre Thematik aufgegriffen in
einer Arbeit „Les Ostraka de Lachis", in der er manche exegetischen
und philologischen Weiterführungen im Verständnis dieser schwierigen
Texte gab.

Der Interpretation von 1. Kön. 18 in Auseinandersetzung mit
Alts bekanntem Aufsatz aus der Beer-Festschrift 1935 (Kl. Sehr. II,
1953, 135-149) ist der Aufsatz gewidmet „Les Prophetes de Baal sur
le mont Carmel" (S. 485-497), einst erschienen im Bulletin du Mu-
see de Beyrouth (1941), mit reichem religionsgeschichtlichem Quellenmaterial
, den Gott Melkart von Tyrus betreffend.

Zwei weitere Sachgebiete fassen die Arbeiten zur Geschichte Israels
zusammen sowie zu den „Institutions de l'Ancien Testament"
(S. 75-318). Während der zweite Abschnitt die Vorarbeiten enthält
zu dem zweibändigen Werk de Vaux' über das gleichnamige
Thema, enthält der erste Abschnitt Arbeiten zur Landnahme im Ostjordanland
, die auch stark die topographischen Probleme berücksichtigen
. In diesen Themenkreis gehört die Arbeit „Le Probleme
des FJabiru. A propos de deux livres recents" vom Jahr 1956 (RB),
in der sich de Vaux mit zwei Büchern von Brottero und Greenberg
auseinandersetzt und sein Ergebnis formuliert, daß die Israeliten-
Hebräer nur ein Bruchteil der Habiru-Hebräer gewesen seien, ungeachtet
aller Ähnlichkeiten und Unterschiedlichkeiten zwischen beiden
Gruppen (S. 165-174).

Ein ausführliches Bibelstellenregister sowie ein stark zusammengerafftes
Sach- und Personenregister bilden den Beschluß des
Buches, für das jeder Benutzer dem verdienstvollen Herausgeber
aufrichtigen Dank zollen wird.

Leipzig Hans B a r d t k e

Kellermann, Ulrich: Nehemia. Quellen, Überlieferung und
Geschichte. Berlin: Töpelmann 1967. XII, 227 S. gr. 8° = Beihefte
zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, hrsg. v.
G. Fohrer, 102. Lw. DM 50,-.

In seiner gründlichen Untersuchung des Nehemia-Buches hat
Ulrich Kellermann schon im Vorwort darauf aufmerksam gemacht,
daß für den Druck einige Teile seiner Dissertation entfallen sind.
Unter diesen Teilen ist leider eine Untersuchung, die die Frühdatierung
Esras vor Nehemia festzustellen sucht. Man hätte gern diese
Untersuchung sehen wollen, weil sie eine Rolle - wenn auch nicht
eine große - sowohl in seiner literarischen als auch in seiner geschichtlichen
Diskussion spielt. Die Frühdatierung wirkt überraschend
, wenn man seinen Abschnitt über die chronistische Esra-
geschichte Esr. 7-10 liest. Er stellt hier fest, daß „die Esrageschichte
in Esr. 7-10 literarisch und inhaltlich an der Nehemia-Quelle als
Vorbild orientiert ist und diese inhaltlich so stark überbietet, daß
Nehemia nur noch als eine .Miniatur' des großen Reformators der
Kultgemeinde Esra im politisch-staatlichen Bereich erscheint". Er
führt diese Art Geschichtsschreibung auf eine theologische Absicht
des Chronisten zurück (S. 95), aber dennoch rechnet er also mit
einer Frühdatierung von Esras Wirksamkeit.

Nach Kellermann macht die gesamte Esrageschichte den Eindruck
einer bewußten Desavouierung Nehemias. Der Sitz der Theo-
kratie hatte im Grunde den Schutz des nehemianischen Mauerwalles
nicht nötig. Der politische Statthalter und Stellvertreter des persischen
Königs wird hinsichtlich seiner Rechte in der Theokratie

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 11