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Ausgabe: | 1968 |
Spalte: | 55-58 |
Kategorie: | Ökumenik, Konfessionskunde |
Autor/Hrsg.: | Schütte, Heinz |
Titel/Untertitel: | Protestantismus 1968 |
Rezensent: | Hübner, Eberhard |
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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 1
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Dan t ine, Wilhelm: Strukturen der Diaspora (Die evangelische Er unterteilt im 1. Kapitel des ersten Teils - „Das protestan-
Diaspora 38, 1967 S. 37-57). tische Ja< _ Protestantismus als christliche Glaubensbezeugung
Dress, Walter: 150 Jahre Preußische Union (LM 6, 1967 S. 513 und Glaubensverwirklichung- -, im Anschluß an Prenter, die
bis 516). gegenwärtige „protestantische" Theologie ziemlich schematisch in
Fischer, Joachim: Der Kampf gegen die Pseudopfarrer in Rio ei^n „liberalen" und einen „kirchlichen" Flügel. In kurzen AbGrande
do Sul im 19. Jahrhundert (Die evangelische Diaspora scnn'tten werden die jeweiligen Vertreter dann auf ihr Verständ-
38, 1967 S. 94-118). nis des -Protestantismus" hin untersucht und ihre Antworten
„ , . c v u a o u . u • t r h»™,™ skizziert- °as ist ein möglicher Weg, wenn die Auswahl der zu
^nn^TÄ P J.G.Hamann Wort kommenden Vertreter einen reprasentativen Querschnitt
^K.uu ia, i»oy ö. lux durch die gegenwärtige „protestantische" Theologie bietet. Leider
G i u n t e 11 a , Vittorio E.: Una fönte importante per la storia di ist das kaum der Fall. Gewichtige Namen fehlen. Schütte hat
David Lazzaretti e del suo movimento (SMSR 38, 1967 S. 232 offensichtlich nach dem Konkordanzverfahren unter dem Stich-
bis 244). wort „Protestantismus" entsprechende Literatur, in erster Linie
Holstein, Henri: Lettres du Pere Victor Dechamps au Pere Aufsätze und Lexikonartikel, herangezogen. Dadurch erhält der
Ambroise Matignon (RechSR 55,1967 S. 413-426). „liberale" Flügel, der die Selbstbezeichnung „Protestantismus' be-
Kahle Wilhelm- Wege und Wandlungen der evangelischen Ge- *onder* ff^1' zu Sf0** G^wicht- In merkwürdigem Kontrast
meind^ in Rufiiand unH der Sowjetunion (Die evangelische dazu st^ da ß er ihn im übrigen pauschal ablehnt und seine
Diaspora 38,1967 S. 69-93). f fnS+° b«^**de wie yor radikale Fragen stellende historische
Arbeit, die auch den „kirchlichen" Flügel beeinflußt hat nur
Krüger-Wittmack, Georg: Das Verhältnis der Verfaßten rhetorisch würdigt. Und auch die Auswahl der Theoloaen die
Kirche zur Inneren Mission seit der Kirchenbundeszeit (ZevKK er un{er dem Etikett //kircnlich- zusarnmenfaßt. macht einen mehr
13,1967 S. 53-98). zufälligen Eindruck. Daß die Liste mit Tillich schließt, verweist
Mehlhausen, Joachim: Die religions-philosophische Begrün- auf ein zweites, tiefer gehendes Auswahlkriterium. Im Anschluß
dung der spekulativen Theologie Bruno Bauers (ZKG 78,1967 an Tillichs „protestantisches Prinzip" lenkt er nämlich unter der
S. 102-129). Überschrift „Das nach-protestantische Christentum" die Aufmerk-
„ . , ... ««♦—i-k«, 71ir Rioaraohie Franz Anton Stau- samkeit auf seine Formel von der „evangelischen Katholizität"
SCden°maZiers ^Sm!^^^^^-7^- ^ ™* ^ wm Mal daS Grfälle deUtIich" unter
dem er den gegenwartigen „Protestantismus" begreifen möchte.
Schwaiger, Georg: Carl Theodor von Dalberg (MThZ 18,1967 Er ,verstent sjch _ a]s vorläufig- (S 143 _ sitiert wird
S. 219-233). H. H. Walz), er ist in einer „Wandlung" begriffen, die ihn „unge-
Wandruszka, Adam: Geheimprotestantismus, Josephinismus ahnt in die Nähe des Katholischen geführt hat" (S. 132). Damit
und Volksliturgie in Österreich (ZKG 78,1967 S. 94-101). unterstellt Schüttes römisch-katholisch bestimmtes, ökumenisches
Interesse seine Darstellung des „kirchlichen" „Protestantismus"
einem heuristischen Prinzip, das jede „Nähe" bzw. Ferne zum
_ _ „Katholischen" aufmerksam registriert, andere Tendenzen aber
KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE vergleichsweise unterschätzt. Es liegt auf dieser Linie, wenn er
u. a. zwar „eine Neuinterpretation der altkirchlichen Christologie
.___, und Trinitätslehre" bei Barth feststellt (S. 98), wenn er zwar die
Schutte, Heinz: Protestant««™ Sem Selb^erstandms und ^^.^ ie hultmanm und G^art^s bis hin zu ihrc„
sein Ursprung gemäß der deutschspraclngen pwt^tectai Konsequenzen bd fj Braun anspricht, wenn er die „Ergebnisse
Theologie ^^^^^J^n^^^' der b^Usch-exegetischen und historischen Forschung" (S. 135)
nung. Essen-Werden: Fredebeul & Koenen [1966]. 573 S. gr. 8 . und ^ ^ ^ ^ ^
Lw. DM 29.80. matik" (S. 130) zwar erwähnt, wenn er insgesamt als typisch
Das Buch als Dissertation für die Katholisch-Theologische „protestantisch" die „Wahrhaftigkeit" hervorhebt, „in der die
Fakultät der' Universität Münster verfaßt, ist ein umfassender schwebenden Probleme unverblümt angesprochen und ausgetra-
Versuch die Frage- Was ist eigentlich Protestantismus?" gekop- 9e" werden" (S. 131), aber alles das nicht eigentlich durchschlägt,
pelt mit der nach seinem Gegensatz zum römischen Katholizis- Daf3 hier die zentralen Probleme des gegenwärtigen „Protestan-
mus zu beantworten. Seine dreiteilige Anlage ist von hierher ^mus' liegen könnten und gar nicht so sehr in den Punkten,
bestimmt. Im ersten Teil wird „Das Selbstverständnis des Pro- die römisch-katholischer Sicht verständlicherweise zunächst be-
testantismus der Gegenwart", der doppelten Fragestellung ent- deutsam erscheinen, daß er stellvertretend vor allem eine Grund-
sprechend, nach zwei Richtungen hin untersucht: im 1. Kapitel lagenknse anzeigt, die über ihn hinaus durchaus auch das „Ka-
geht es um „Das protestantische Ja' - Protestantismus als Christ- thobsche- betrifft, wird nicht weiter erwogen,
liehe Glaubensbewegung und Glaubensverwirklichung", im 2. Ka- Kann das 1. Kapitel deshalb nur bedingt befriedigen, im 2.
pitel um „Das protestantische ,Nein' - Protestantismus in seiner Kapitel des ersten Teils - „Das protestantische .Nein' - Prote-
Abgrenzung gegenüber der römisch-katholischen Lehre und stantismus in seiner Abgrenzung gegenüber der römisch-katholi-
Kirche". Der zweite Teil, „Ursprünge und Grundlagen" des ge- sehen Lehre und Kirche" - wird Schütte zum kundigen Führer
genwärtigen „Protestantismus", setzt diese doppelte Blickrichtung auch durch bestimmte Aspekte der gegenwärtigen „protestanti-
fort. Sein 1. Kapitel, „Protestantismus im Gefolge der reforma- sehen" Theologie. Im Unterschied zum 1. Kapitel verbreitert sich
torischen Entscheidung", will die an die Reformation anschlie- die Auswahl der Theologen, deren Stellungnahmen er referiert,
fjende „protestantische" Grundposition erfragen. In seinem 2. Ka- hier zu einem durchaus repräsentativen Querschnitt. Außer Fach-
pitel, „Protestantismus sui ipsius criticus", wird dann genauer theologen kommen auch Kirchenführer, ja Synoden zu Wort. Die
untersucht, inwiefern und inwieweit der gegenwärtige „Protestan- Differenzpunkte, die erwähnt werden, sind nicht neu: das drei-
tismus" noch mit ihr übereinstimmt und wie sich angesidits her- fache reformatorische „Allein", damit im Zusammenhang das Verausgearbeiteter
Abweichungen sein Gegensatz zum römischen hältnis von Schrift und Tradition und die Rechtfertigungslehre,
Katholizismus heute ausnimmt. Das Buch schließt mit einer „Kur- das Verhältnis von Wort und Sakrament, die Ekklesiologie spe-
zen katholischen Besinnung", in der Schütte versucht, den „Pro- ziell der „Ausschließlichkeitsanspruch der römisch-katholischen
testantismus" aus römisch-katholischer Sicht sowohl kritisch zu Kirche", die Sukkzessions-, Papst- und Amtsfrage, die hierarchi-
beleuchten als auch berechtigte „protestantische" Kritik am rö- sehe Kirchenstruktur, das Lehramt, das Verhältnis von kirch-
mischen Katholizismus aufzunehmen. Hier wird sein Engage- lichem Dogma und wissenschaftlicher Theologie, die Mariologie,
ment hinsichtlich der Überwindung der Kirchenspaltung beson- das Meßopfer, christologische und anthropologische Fragen, die
ders deutlich, das den Hintergrund des ganzen Buches bildet und Analogie-entis-Lehre. Aber selten findet man sie so übersichtlich
wohl der tiefere Grund dafür war, daß er einen so umfangrei- zusammengestellt und in einem repräsentativen Querschnitt „prochen
und komplexen Gegenstand für seine Untersuchung wählte. testantischer" Theologie dokumentiert. Den „protestantischen" Le-