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Ausgabe:

1968

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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auszuheben vermag, kritische Einsichten nicht verschleiert, ohne
sie destruktiv werden zu lassen (Luk. 5,1-11), und ihre Aussagen
in den Grenzen des überzeugend Glaubhaften hält (I. Petr. l,3-5a),
gibt diesen Predigten ihren besonderen Wert. Dabei leistet das
lebendig zugezogene Zeugnis der Väter, vor allem Luthers, gute
Hilfe. Wichtig ist für D. immer wieder das Thema der evangelisch
verstandenen Liebe. Von daher wäre eine stärkere Berücksichtigung
der sozialethischen Problematik unserer Zeit wünschenswert
gewesen, die nur gelegentlich einmal anklingt (z. B. S. 184f.).

Das 6 Seiten umfassende »Nachwort" der Predigtsammlung
begründet kurz die durch das Kirchenjahr gehende Auswahl der
35 Predigttexte - zwei Drittel sind „altkirchliche" Perikopen -
sowie die theologische und homiletische Einstellung des Verf.s.
Der Titel des Buches ist dem I. Johannesbrief entnommen (2,8b).
-Die Stunde des Evangeliums ist immer die Morgenstunde des
Tages Christi. Die Finsternis ist noch nicht vergangen, aber sie
'vergeht'" (S. 183). Damit ist der ebenso präsentielle wie futurisch
eschatologische Horizont dieser Predigten gekennzeichnet.

Bonn Joadliro Konrad

Baacke, Dieter: Die veranstaltete Welt. Ergebnisse und Probleme
der Fernsehforschung (DtPfrBl 68, 1968 S. 354-358).

B a c h t, Heinrich: Priesterliche Spiritualität nach dem II. Vatikanischen
Konzil (ThGl 58, 1968 S. 201-213).

Nagy, Gyula: Der Auftrag der Kirche in der heutigen Welt
(ZdZ 22, 1968 S. 173-178).

Ren wart, Leon: Sacremcnt et vie (Nouvelle Revue Theologigue
100. 1968 S. 291-297).

Sehilson, Arno: Einheit und Vielfalt in der Berufung zum
Priestertum (ThGl 58, 1968 S. 183-200).

schönherr, Albrecht: Missio heute (ZdZ 22, 1968 S. 167-172).

S'egwalt, Gerard: Sacerdoce ministeriel et ministere pastoral
(Verbum Caro 22, 1968 S. 16-35).

LITURGIEWISSENSCHAFT

B e n z , P. Suitbert i Der Rotulus von Ravenna. Nach seiner Herkunft
und seiner Bedeutung für die Liturgiegeschichte kritisch
untersucht. Münster/W.: Aschendorff (1967). XXIII, 372 S. gr. 8°
= Liturgiewissenschaftliche Quellen u. Forschungen, in Verbindung
m. J. Quasten u. P. H. Frank hrsg. v. O. Heiming, 45.
Kart. DM 58,-.

Diese von der Philosophischen Fakultät der Universität Löwen
■■"genommene Doktor-Dissertation stellt das reife Ergebnis elfjäh-
^ger Arbeit dar. Wenn auch die Forschung seit der Entdeckung
des Rotulus im Jahre 1882 davon überzeugt war, dafj es sich bei
dieser Sammlung von Adventsorationen in Rollcnform um ein
einzigartiges Dokument handele, bestand doch hinsichtlich der
Einzelheiten bisher keinerlei Übereinstimmung. Die vorliegende
Arbeit unternimmt es nun, auf Grund eingehender paläographi-
**her, philologischer, stilistischer und inhaltlicher Erforschung

le künftige Beurteilung des Rotulus auf eine sichere Grundlage
Zu stellen. Sie gibt zunächst den Text der 40 noch ganz erhalte-
ncn und zwei fragmentarischen Orationen nach der Handschrift
ln der ihm dort eigenen Gestalt, ohne jegliche Verbesserung. Der

PParat bringt Anmerkungen zur Textgestalt, Hinweise auf frü-

ere Editionen, soweit dies nötig erscheint, und verweist auf Anfänge
in der Hl. Schrift. Der I. Hauptteil behandelt sodann den

°tulus im allgemeinen: hier erläutert der Verf. den paläographi-
^hen Befund, die philologischen Besonderheiten, die wenigen
Rubriken im Text, die euchologische Struktur der Orationen,

'ausein und Kursus in ihnen und die stilistischen Kunstformen.
II. Haupteil werden Einzeluntcrsuchungen geboten. Hier wer-

cn zunächst drei homogene Gruppen von Gebeten herausgear-
"•»wt, denen gegenüber die Orationen Nr. 40/41, 42 und 2 eine
9cwisse Sonderstellung einnehmen. Ehe nun den einzelnen Grup-
bzw. Orationen nachgegangen wird, legt der Verf. über die
1 seiner Untersuchung verwendete Methode Rechenschaft ab,
^ozu ihn die Erkenntnis nötigt, daß die widersprüchlichen Aus-
sa9en früherer Bearbeiter als Ergebnis ihm fragwürdiger Arbeits-

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methoden zu werten seien. Für P. Benz liegt das Hauptgewicht der
Untersuchung auf den liturgischen und literarischen Kriterien, die
sich oft überschneiden, während für ihn das historische Argument
geringere Beweiskraft besitzt und demgemäß an letzter Stelle jeweils
behandelt wird. Dementsprechend wendet er sich zunächst
sozusagen .dem liturgischen Hinterland" jeder Oration zu; dafür
werden Gestalt, Anrede, einzelne Termini und Wendungen wichtig
. Sodann wird in einer eingehenden literarischen Prüfung der
Texte der Wortschatz zuerst in sich betrachtet und dann mit dem
anderer liturgischer Texte verschiedenster Herkunft verglichen,
ebenso mit dem literarischer Texte, wobei insbesondere Leo d. Gr.
und Petrus Chrysologus herangezogen werden. Die historischen
Kriterien treten demgegenüber zurück. Der III. Hauptteil des
Buches stellt die Ergebnisse zusammen und zeigt die Probleme
auf. Er behandelt den Rotulus als Dokument, die Beziehungen
zwischen dem Rotulus und Petrus Chrysologus und würdigt
schließlich die Bedeutung des Rotulus für die Geschichte der Liturgie
. Der Verf. kommt dabei zu folgenden Ergebnissen: der Rotulus
entstand wahrscheinlich im 3. Viertel des 7. Jahrhunderts in
Ravenna, das sich damals unter dem Erzbischof Maurus vorübergehend
von Rom löste. Die Texte stammen aus verschiedenen
Quellen des 5. bzw. 6. Jahrhunderts. Die Orationen sind mit äußer-
römischen Liturgien, besonders der mozarabischen, verwandt und
zeigen Beziehungen zur norditalienischen patristischen Literatur
(Petrus Chrysologus!). Inhaltlich konzentrieren sie sich von der
allgemeinen Erwartung des kommenden Herrn her auf die nahende
, ja, unmittelbar bevorstehende Feier seiner Geburt. Sie
lassen so gut wie sicher auf die Existenz eines besonderen Festes
schließen, das die Inkarnation zum Inhalt hat (nicht das heutige
Verkündigungsfest!). Die beiden großen christologischen Konzilien
von Ephesus und Chalkedon haben darin ihren Nachhall gefunden
. »Damit steht Ravenna am Ursprung eines Adventes, der ganz
und gar Erwartung von Weihnachten ist und der in seiner Geschlossenheit
und Klarheit eine Einheitlichkeit aufweist, die in der
späteren Entwicklung verlorenging" (S. 342). Der Verf. hat mit
dieser Arbeit der liturgischen Forschung einen wichtigen Dienst
geleistet.

Grcifswald William Nagel

Reichert, Franz Rudolf, Dr.: Die älteste deutsche Gesamtauslegung
der Messe (Erstausgabe ca. 1480), hrsg. u. eingeleitet.
Münster/W.: Aschendorff 1967. CXXXII, 233 S., 9Taf. gr. 8° =
Corpus Catholicorum. Werke katholischer Schriftsteller im Zeitalter
d. Glaubensspaltung, hrsg. v. H. Jedin, 29. Kart. DM44,-.
Man muß schon seine Vorstellung vom »Zeitalter der Glaubensspaltung
" etwas ausdehnen, um auch den unbekannten Verf. der
hier publizierten Meßauslegung unter dieser Oberschrift subsumieren
zu können. Denn ein Zusammenhang mit der Reformation -
insbesondere mit dem durch die Reformation ausgelösten „Kampf
um die Messe" - besteht höchstens mittelbar: Zum einen bestätigt
die Lektüre des Traktats einmal mehr, wie begründet und notwendig
, ja, wie unausbleiblich die reformatorischen Angriffe auf
die Lehre und Praxis der Messe waren; zum andern wird aber
auch deutlich, wie gewisse negative Linien der liturgischen Entwicklung
in den Reformationskirchen selbst in der vorreforma-
torischen Meßfrömmigkeit und Meßtheologie bereits vorgebildet
sind.

R. hat dem eigentlichen Editionstext (der mit einem kritischen
Apparat ausgestattet ist und so den Vergleich mit späteren Ausgaben
ermöglicht) einen ausgezeichneten Kommentar vorangestellt
. Die Ergebnisse, zu denen R. gelangt, können im Rahmen
dieser Besprechung natürlich nur angedeutet werden.

Das Erstaunlichste an der von R. edierten Nürnberger Erstausgabe
(N,) - angesichts der zur Erscheinungszeit selbstverständlichen
Praxis der „Kanonverheimlichung* - ist ohne Zweifel die
Tatsache, daß N, (als eine ausdrücklich auch für Laien bestimmte
Meßerklärung!) den vollständigen lateinischen und deutschen Kanontext
bietet und erläutert. Es gelingt weder für diese „revolutionäre
Tat" (S. LXV) einen zureichenden Grund aus dem Kontext
der Meßauslegung zu erheben noch für die bald schon erfolgte
Zurücknahme dieses Vorstoßes einen konkreten Anlaß zu
finden: In einer zweiten Nürnberger Ausgabe (N2), die sich lediglich
in der Kanonpartie von N, unterscheidet, wird vom Quam
oblationem bis zum Simili modo einschließlich der lat. und der dt.

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 9