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Ausgabe:

1968

Spalte:

653

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Internationale Zeitschriftenschau für Bibelwissenschaft und Grenzgebiete ; 13.1966/67 1968

Rezensent:

Altendorf, Hans-Dietrich

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653

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 9

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Vollendung. Daher besteht das neutestamentliche Kerygma a) aus
der Geschichte Jesu Christi, b) aus deren Interpretation, die nur
dadurch glaubhaft und nicht blasphemisch wird, daß c) ihre
Schriftgemäfjheit dargetan und sie als Erfüllung der Schrift (d. i.
typologisch) erklärt wird. Beweiskraft hat dieser Rekurs jedoch
nur, wenn d) ein (aus der Schrift gewonnenes) typologisches Vorverständnis
(so und so handelt Gott, wenn er handelt) da ist.
Dieses Vorverständnis schließt aber auch e) die Forderung des
eigenen Engagements gegenüber der Geschichte ein.

Daß Jesus der Erfüller der typologischen Verheißungen ist, wird
an den christologischen Titeln, an der von Jesus aufgenommenen
Ebed-Typologie und an seinem Gebrauch des Menschensohn-Titels
demonstriert.

Andererseits spielt Christus die Rolle des typologischen Vorbildes
für den Weg des Christen. Erzählungen der Acta, in denen
äußere Gleichheiten mit Propheten- oder Jesus-Geschichten vorhegen
, „signalisieren", daß der betreffende Christ den Weg Christi
9eht (applied typology). Nichts im NT steht seiner typologischen
Methode näher als diese „echcring narratives".

Gemeinsames Charakteristikum der ntl. wie der at.l Typologie
'st die Doppelbezogenheit nach rückwärts auf das göttliche Handeln
, das steadfast ist und deshalb das jetzige Geschehen als
9öttliches Handeln deutbar macht, wie nach vorwärts auf eschato-
'cgische Erfüllung hin.

Den biblisch-typologischen Charakter der Divina Comedia
endlich sucht Ch. vor allem an zwei Tatbeständen darzutun. Er sieht
eine typologische Beziehung zwischen der Lebensgeschichte und
dem Todesschicksal der Schatten, die Dante auf seiner Reise be-
9egncn, worin zugleich das Moment der applicatio ad lectorem,
also der existentielle Bezug liegt. Sodann stelle Dantes Reise durch
die Hölle, Purgatorium und Paradies eine typologische Interpretation
seines eigenen Lebensganges dar. Die Reise endet ja im
Paradies, führt also zu einer Antizipation der Erlösung, die ihrerseits
auf der ein für allemal Erlösung bewirkenden Geschichte
Christi beruht und also wiederum deren typologische Applikation
für Dante wie für seine Leser darstellt. .Was Dante auf seiner
Reise tut, hat Christus getan."

Zur kritichen Würdigung dieses Versuches einer existentialisti-
schen Interpretation der biblischen Typologie ist zu sagen, dafj
er die das Wesen der biblischen Botschaft im Kern erfassende
Aktualisierung, die er darstellt, mit einer Verunklarung ihrer
speziellen Aussageweise, eben der typologischen, bezahlt. Er führt
2u einer Ausweitung des Begriffes Typologie, die dessen Spezi-
fikum fast zum Accidens herabdrückt.

Und macht man die Stellung Christi im typologischen Aufriß
zum Kriterium für dessen (biblische) Sachgemäßheit, so kann der
Versuch kaum als gelungen gelten. Denn so sehr Ch. Christus als
^'Ifillment aller typologischen Bezüge darzustellen sucht, so ver-
ma9 er doch nicht einleuchtend zu machen, inwiefern er der zentrale
Bezugspunkt in dem durch ein Geflecht von Rückwärts- und
Vorwärtsbeziehungen miteinander verbundenen typologischen
Heilshandeln Gottes ist.

Ro«tock Konrad W e i 6

^eitschriftenschau. Internationale, für Bibelwissenschaft
Und Grenzgebiete, hrsg. v. Stier in Verb, mit P. I. B r a t -
si°tis, K. Elliger, A. Vögtle, Bd. XIII 1966/67. Düsseldorf
: Patmos-Verlag [1967]. XIII, 334 S. gr. 8°. DM68,-.
Wieder erscheint pünktlich ein Band der nützlichen bibliographie
raisonnee, die man nicht mehr vorzustellen braucht (vgl. zuletzt
^LZ 93; logg Sp 94) Man lasse sich durch die Jahresangabe
n>cht zu der Annahme verleiten, der Band erfasse die Produktion
es angegebenen Jahres; es ist vorwiegend die im Jahre 1965 er-
^■enene Literatur, die in Band XIII angezeigt wird, doch fehlen
au* Nachträge aus den Jahren 1963 und 1964 nicht. Die über-
! etliche Gliederung und das Verfasserregister ermöglichen eine
eichte Benutzung der Bibliographie. Man lasse nicht ab, die
"dierenden auf die Zeitschriftenschau hinzuweisen.

Tübingcn Hans-Dietrich Alteidotf

Ü*. Horst Robert: Was ist wissenschaftliche Bibelauslegung?
über modernes Arbeiten am biblischen Text (ZW 39, 1968
s '226-237)

Bauer, Johannes B.: Zur Datierung des Papyrus Bodmer II (P 66)

(BZ 12.1968 S. 121-122).
B o u 11 i e r, Michel i Reflexions sur le theme „Tradition et Ecri-

ture" (RThPh 100, 1968 S. 1-18).
Dijn, H. de: Over de interpretatie (van de Schrift) volgens

Spinoza (1632-1677). (Resume: De l'interpretation (de l'Ecri-

ture) d'apres Spinoza) (TPh 29, 1967 S. 667-704).
Dubarlc, A. M.: Bulletin de theologie biblique (RSPhTh 52,

1968 S. 83-118).

Hausmann, Manfred: Some Throughts on the Nature of Bibli-
cal Language (The Bible Translator 17, 1966 S. 114-117).

Jasper, F. N.: The Relation of the Old Testament to the New:
Part II (ET 78, 1967 S. 267-270).

Law, Howard W.: Grammatical Equivalences in Bible Transla-
ting (The Bible Translator 17, 1966 S. 123-128).

Marrison, Geoffrey E.i Style in Bible Translation (The Bible
Translator 17, 1966 S. 129-132).

N i 1 s o n , Paul H. i Western Turkish Versions of the Bible (The
Bible Translator 17, 1966 S. 133-138).

W e e r a s i n g h e , S. J. de S.: New Horizons in Bible Translation
(The Bible Translator 19, 1968 S. 70-73).

Wonderly, William L.: 'Literacy Selections' of Biblical Materials
(The Bible Translator 19, 1968 S. 59-69).

ALTES TESTAMENT

Mowinckel, Sigmund, Prof. Dr. theol.: Erwägungen zur
Pentateuch-Quellenfrage. Oslo: Universitetsforlaget [1964]. IV,
138 S. gr. 8°. Norw. Kr. 30.-.

In dieser Schrift liefert der inzwischen verstorbene große Alt-
testamentler eine Apologie der klassischen Pentateuchkritik. In
ständiger Auseinandersetzung mit den Gegnern der üblichen, an
Wellhausen anschließenden Quellenscheidung entwickelt er die
Gründe, Prinzipien und Hauptprobleme der letzteren, wobei er
natürlich - sonst müßte er nicht Mowinckel sein! - keineswegs
einfach nur communes opiniones wiedergibt. Die persönliche Meinung
und der unverwechselbare Stil des Autors sind überall da
und machen das Buch zur genußreichen Lektüre. Es ist für die
Fachgenossen bestimmt, dürfte sich aber auch dafür eignen. Fernerstehende
mit der Problematik vertraut zu machen.

Nach einer einleitenden Aufzählung der neueren Angriffe auf
die Quellenkritik (S. 1-9) ist die Priesterschrift der erste Gegenstand
. Ihr Charakter als der einer selbständigen Erzählung geht
eindeutig aus der Flutsage (S. 9-14), aber auch aus einer ganzen
Reihe anderer „zweisträngiger" Stücke (S. 15f.) hervor. P ist nicht
nur „Bearbeiter" oder „Sammler", sondern dem Endredaktor vorliegende
Quelle (S. 16-20), charakterisiert durch den reichen Gesetzesstoff
(S. 21-24), aber doch auch ein Erzählungswerk mit sehr
bestimmter historiographischer Absicht (S. 24-26). Vorlage ist,
direkt oder indirekt, der Jahwist gewesen, und zwar in überarbeiteter
Form („JE"). Andere Quellen sind nicht anzunehmen; daß
P Stoff hat, der nicht bei J steht, rührt daher, daß sein Verfasser
ein gelehrter Mann gewesen ist, dem Namen und dergleichen aus
der alten Zeit bekannt waren (S. 26-43). Entstanden ist P nach
dem Exil in Jerusalem (S. 43-46).

Im Unterschied zur Priesterschrift haben dem Jahwisten zahlreiche
ältere Stoffe vorgelegen, allerdings schon (gegen v. Rad)
im wesentlichen zusammengearbeitet, etwa in der Art der von
Noth als gemeinsame Grundlage von J und E angenommenen
Grundschrift „G" (die Mowinckel als solche wegen seiner anderen
Einschätzung von E nicht anerkennt), nur daß J die Traditionsmassen
wohl als erster schriftlich fixiert hat, so daß man „die
Komposition einer von der Schöpfung bis zur Landnahme reichenden
Israelgeschichte" doch „sicher als das Werk eines einzelnen
Mannes, des 'Jahwisten', betrachten" darf (S. 49-54). Er ist ein
Weiser am Jerusalemer Hof, der um 800 v. Chr. schreibt (S. 55-59).

Nicht so glatt läßt sich das Problem des Elohisten lösen. Es
gibt Texte, wo der vorpriesterschriftliche Bestand einsträngig,
also neben J kein E nötig ist: die Urgeschichte, die Josephsgeschichte
(mit Rudolph), die Jakobserzählungen (mit Pedersen),
Ex. 1-15. Unstimmigkeiten sind hier nicht literarisch, sondern aus
Varianten der mündlichen Überlieferung zu erklären (S. 60-65).
Anderswo ist der jahwistische Bericht aber eindeutig mit einem
zweiten vorpriesterschriftlichen redaktionell vereinigt: in der Sinaierzählung
(S. 65-97), in der Bileamgeschichte, in Gen. 20,1-17;