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Ausgabe:

1968

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 8

618

Mehrfach predigt Vf. über den gleichen Text, wobei Rom.
6, 1-14, 1. Kor. 11, 17-34 und Joh. 20, 19-23 im Vordergrund
stehen, und er bewährt die Textgemäßheit gerade darin, daß er
ganz aus und zu der heutigen Gemeinde spricht. Seine Predigten
tragen unverwechselbar den Stempel der aktuellen Situation, bis
hin zu eindeutigen Reaktionen auf politische Tagesereignisse.
Die Sprache ist bewegt, farbig und oft drastisch. Vf. verwendet
eindrückliche Beispiele und überrascht manchmal durch die positive
Auswertung an sich negativer Erscheinungen. Auf Ausdrücke
und ausgesprochene Gags, die den guten Geschmack verletzen
, sollte er aber lieber verzichten, zumal der Inhalt des Gesagten
bei Hörern und Lesern ohnehin nicht die übliche Langeweile
aufkommen lassen dürfte.

„Gegenwart" kennzeichnet diese Predigten nicht bloß im
äufjeren Sinne. Dem - wohl absichtlich doppelsinnigen - Titel
entsprechend, wird hier der Christus verkündigt, der sich durch
sein Wort und Sakrament (letzteres in reformierter Interpretation
) in der Gemeinde wie im alltäglichen Leben, in der Schöpfung
wie in der Geschichte gegenwärtig zeigt und damit Seine
und unsere Zukunft schenkt. Gerade auch die starke eschatolo-
gische Orientierung gibt den Predigten B.s ein so positives, echt
evangelisches Gepräge. Pessimismus, Moralismus, Intellektualismus
und andere -ismen liegen ihnen fern. Die theologische
Aussage der Predigt geschieht nicht um ihrer selbst willen oder
nur informativ, sondern in ihr vollziehen sich zugleich Zuspruch,
Gemeindescelsorge und Gemcindeleitung (z. B. hinsichtlich des
Abendmahlsvollzuges).

Natürlich sind auch theologische Einwände gegen manche
Ausführungen zu erheben (etwa wenn die Predigt über 1. Kor.
11,30 den Versuch macht, physische Übel und Abendmahlsbrauch
in irgendeine Beziehung zu bringen, und dann doch in Spiritua-
Üsierung enden muß! Oder wenn ausgerechnet der Grenzfall von
1. Kor. 5, 1-13 im Interesse heutiger - reformierter! - Kirchenzucht
ausgelegt werden soll; in beiden Predigten erscheint
nicht von ungefähr der Begriff „Geheimnis" als irrationale Verlegenheitsauskunft
). Aber selbst die ärgerlichen und provozierenden
Beispiele sind doch anregend und partizipieren an den
erwähnten homiletischen Werten.

Allen Predigten sind vom Vf. sehr sorgfältig formulierte Gebete
beigegeben (nur S. 16 findet man mehr Reflexion als Anbetung
) ; daß dabei überwiegend Christus angeredet wird, widerspricht
der neutestamentlichen Gebetspraxis und ist dogmatisch
bedenklich.

Rostock Ernst-Rüdiger K i e s o w

Antweiler, Anton: Ziel und Spielraum der Priesterausbildung
(ThGl 57, 1967 S. 411-426).

"syer, Jean: Lcs societes de vie commune (Grcgorianum 48,
1967 S. 747-765).

Hagen, Rochus A. M.: Untersuchungen zur Gestaltung moderner
Gottesdienste (PB1 107, 1967 S. 631-642).

Harms, Klaus: Reformation aus seelsorgerlicher Verantwortung
(PBl 107, 1967 S. 676-683).

Heidenreich, Ulrich: Verkündigung in der Jugendarbeit
(DtPfrBl 67, 1967 S. 552-555).

Hempel, Johannes: Fragen der Studentengcmcinden an die
Ortsgemeinden (DtPfrBl 67, 1967 S. 617-620).

Jedin, Hubert: Die Stellung der Kirchcngcschichtc im theologischen
Unterricht (TThZ 76, 1967 S. 281-297).

Johansen, Alf: Bulgarian Catechetics (IKZ 57, 1967 S. 201-
209).

Ki'usche, Werner: Die Gemeinde Jesu Christi in der Welt
(Zdz 21, 1967 S. 394-398).

Lcclercq, J.: Chronique de l'actualite contemplative CNRTh
^0, 1968 S. 66-78).

au, Johannes: Zur Ausbildung kirchlicher Mitarbeiter heute
(DtPfrBl 67, 1967 S. 697-701).
Ruhbach, Gerhard: Gebet in der Krise (DtPfrBl 67, 1967
S- 832-834).

Ruys, Be: Stimmen aus der Kirche in der DDR, zusammengeheilt
u. eingeleitet. Zürich: EVZ-Verlag [1967]. 210 S. kl. 8"
= Polis 31. Kart. DM 9.60.

Schlemmer, Johannes: Geld und Geltung. Zur Reform des
Redens um Kirchenreform. München: Kaiser 1967. 48 S. gr. 8°
= Theologische Existenz heute, hrsg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz
, N. F. 142. DM 4.-.

Schmidt, Ludwig [Hrsg.]: Die Psalmen, I. Stuttgart: Ehrenfried
Klotz 1967. 271 S. 8° = Schriftauslegung für Predigt,
Bibelarbeit, Unterricht, hrsg. v. L. Schmidt, Geb. DM 21.60.

Schwermer, Josef: Der Pfarrer und seine Mitarbeiter (ThGl
57, 1967 S. 401-411).

S k o g 1 u n d , John E.: Towards a New Homiletic (The Prince-
ton Seminary Bulletin 60, 1967 S. 55-58).

S y n d i c u s , Eduard: Entsakralisierung (ThPh 42, 1967 S. 577-
590).

Voigt, Gottfried: Praktische Theologie (PBl 107, 1967 S. 613-
630).

- Kleine Schule des Gebets. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
(1967). 64 S. 8° = Handbibliothek für Beratung u. Seelsorge,
hrsg. v. G. N. Groeger u. J. Scharfenberg, 4. Kart. DM 3.20.

Wetter, Friedrich: Das Sprechen Gottes in der Verkündigung
der Kirche (TThZ 76, 1967 S. 341-356).

W i n k 1 e r , Eberhard: Die Reformationsfestpredigt. Berlin:
Evang. Verlagsanstalt [1967]. 51 S. gr. 8° = Aufsätze und Vorträge
z. Theologie u. Religionswissenschaft, hrsg. v. E. Schott
u. H. Urner, 41, u. Stuttgart: Calwer Verlag

LITURGIEWISSENSCHAFT

Leisentrit, Johann: Gesangbuch von 1567. Faksimileausgabe
mit einem Nachwort von W. Lipphardt. Leipzig:
St. Benno-Verlag 1966. 943 Faks.-S. u. 39 S. Nachwort kl. 8°.
Dem Jahr der Jubiläen 1967 verdanken wir auch diese wertvolle
Faksimileausgabe des bedeutendsten und schönsten katholischen
Gesangbuches aus dem Reformationsjahrhundert: 400
Jahre seit dem Erstdruck der „Geistlichen Lieder und Psalmen"
von Johann Leisentrit waren für Verlag und Herausgeber Anlaß
genug, ein solch kostspieliges Unternehmen zu wagen. Wer nun
nicht nur sein Bücherbrett mit einem ungelesenen Prachtband
zieren will, sondern einiges Interesse für den geschichtlichen Ort
und die hymnologische Bedeutung dieses Gesangbuches aufzubringen
vermag, wird sich den Kommentar hierzu anschaffen
müssen, den W. Lipphardt bereits im Jahre 1963 veröffentlichte
(J. L.'s Gesangbuch von 1567. = Studien zur kath. Bistums- u.
Klostergeschichte Bd. 5. Hrsg. v. H. Hoffmann und F. P. Sonntag.
St. Benno-Verl. Leipzig). Der Verf. hat zwar einen kurzgefaßten
Extrakt seiner Untersuchungen dem vorliegenden Band als Nachwort
beigegeben, doch kann er nicht umhin, immer wieder auf
jene grundlegende Arbeit zu verweisen. Der Rez. seinerseits sieht
sich in der Lage, den Leser - was die Persönlichkeit und das
Werk Leisentrits betrifft - auf Jg. 91/1966, Sp. 225 f. dieser Zeitschrift
verweisen zu können.

Wer die an Kaiser Maximilian II. gerichtete Vorrede des 1.
Teils der Ausgabe von 1567 liest, bleibt über die Beweggründe
und Absichten L.'s nicht im unklaren. Der Bautzener Stiftsdekan
sieht deutlich, daß die reformatorische Bewegung zu einem großen
Teil ihre Ausstrahlungskraft dem neuen, muttersprachlichen
Liedgut verdankt; die populären Gesänge „machen die leut
gantz jrre / boßhalltig / ja auch ablellig von rechter Christlicher
ban und aller andachl". Um hier ein Gegengewicht zu
schaffen, hat er „zu auilnemung und erhaltung der AHgleuhiqen
I wahrer I Apostolischer / Christlicher Kirchen . . . die noth-
wendigsten alten Kirchen geseng / auch etliche Psalmen '/
Unnd andere geseng mehr f Aus klarem Goettlichem Wort /
so wol aus den Orthodoxischert Gottsluerchtigen heiliger
Schrillt Lehrern j mit vorgehenden Melodeyen f und auif ein
jedes vornembst Fest kurtzen j doch Christlichen Unterweisungen
zusammen bracht I und in zwe bucher verordent . . .".
Man muß L. bescheinigen, daß er hierbei sehr geschickt vorgegangen
ist. Als Vorbild diente ihm offenbar das Babstsche Gesangbuch
von 1545; doch wird dieses lutherische Opus von seinem
katholischen Konkurrenten an Umfang und Ausstattung
weit übertroffen. Die Absicht ist klar: Ein auch äußerlich repräsentativer
Band mußte geschaffen werden, der in jeder Hinsicht
den Vergleich mit ähnlichen reformatorischen Publikationen aushalten
konnte. Dem apologetischen Zweck dienen auch die in
der Vorrede erwähnten „kurtzen, doch Christlichen unterwei-