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Ausgabe:

1968

Spalte:

607-608

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Elert, Werner

Titel/Untertitel:

Eucharist and church fellowship in the first four centuries 1968

Rezensent:

Andresen, Carl

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Seite 1

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keit empfange. Der Ort der Selbstkundgabe Gottes war Israel;
und sie geschah in „zweifacher" Weise: „in einem Reden und
einem Handeln" (S. 110 - wieso?).

Zum Verhältnis von A. und N. T. einige Sätze E.s - zugleich
auch, um eine Probe seines Stils zu geben:

„Es hätte sich die gesamte alttestamentliche Geschichte der
Selbst-Kundgabe Gottes gar nicht ereignet ohne sein Hinausblicken
auf ihre Erfüllung im Neuen Testament . . . Diese Offenheit
für die Zukunft begegnet uns zum Beispiel bei der
Selbst-Kundgabe Gottes an Abraham in dem Versagen Abrahams
, in der verzögerten Gabe des Sohnes und in der Bedrohung
der Verheißung durch die von Gott selbst geforderte Opferung
dieses Sohnes. Oder sie begegnet uns bei der Erfüllung
des verheißenen Landes als der ,Ruhe' darin, daß Israel es mit
den Kanaanäern teilen mußte und die Ruhe vor den Feinden
immer nur vorübergehend war und darum der Erfüllung in
einem tieferen Sinne entgegenging, oder bei den Bundesschlüssen
in einem solchen Versagen Israels, daß Gott auf einen neuen
Bund hinausblickt, der sich von den bisherigen Bünden darin
unterscheiden soll, daß Gott seinen Willen Israel ins Herz legen
und somit jedes Gehorsamsproblem ausscheiden wird" (S. 122).

Im vierten Teil (Gibt es Gewißheit um die Selbst-Kundgabe
Gottes?", S. 138 -205) wird u. a. die literarische Form der
Selbstkundgabe Gottes in der Heiligen Schrift besprochen, sowohl
Verbalinspiration als auch „Diktat des Heiligen Geistes"
abgelehnt („Auch Paulus hat seine Briefe nicht ohne sein eigenes
Nachdenken geschrieben", S. 143!), historische Forschung
und formgeschichtliche Methode anerkannt („. . . dürfen wir
vielleicht sagen: Gott hat es gewagt, in die Verwechselbarkeit
mit der außerbiblischen Literatur einzugehen", S. 158). Die Ausführungen
gipfeln in der Gewißheit um den Auferstandenen
(dabei Erörterungen über „Sehen" und neue Leiblichkeit).

Bei den treffenden Auseinandersetzungen mit der Bultmannschule
ist lediglich der Satz zu beanstanden, es müsse möglich
sein, „daß Geschichtswahrheiten den Gewißheitsgrad von Ver-
nunftwahrheiten erlangen können" (S. 178).

Die Autoren der vielen im Text gebrachten Zitate sind oft erst
in der dazugehörigen Anmerkung am Ende des Buches genannt
, so daß man ununterbrochen hinten nachschlagen muß.

Ber|in Wilhelm Knevels

Eiert, Werner: Eucharist and Church Fellowship in the First
Four Centuries. Transl. from the German by N. E. Nagel.
St. Louis, Miss. USA: Concordia Publishing House [1966]. XIV,
231 S. gr. 8°. Lw. $ 6.75.

Nach 12 Jahren fand W. Elerts „Abendmahl und Kirchengemeinschaft
in der alten Kirche hauptsächlich des Ostens" (vgl.
meine Anzeige ThLZ 83, 1958, 195-197) in N. E. Nagel, Cambridge
, einen englischen Übersetzer und - wie der Verlagsort
andeutet - im amerikanischen Luthertum der Missourisynode
ein interessiertes Publikum. Auf dieses war natürlich Rücksicht
zu nehmen. Bei seinen schwachen Lateinkenntnissen und noch
geringerer Kenntnis des Griechischen wäre eine „diplomatische"
Wiedergabe des Originaltextes sinnlos gewesen. Nagel hat daher
aus dem Darstellungswortlaut möglichst alle altsprachlichen Elemente
ausgemerzt. Für einen unvermeidlichen Restbestand
griechischer Termini bietet er in seinem Vorwort ein kleines
Glossar (allerdings ohne phonetische Transkription), und man
ist erstaunt, wie wenig er in dem vorliegenden Fall darin zu
bieten brauchte (S. VI). In den Anmerkungen war allerdings eine
solche Reduzierung nicht möglich. Der Übersetzer hilft sich hier
mit Verweis auf englische Übersetzungen der Kirchenväter, in
erster Linie die Library of Christian Classics, London 1953 ff,
aushilfsweise ferner die Ancient Christian Writers, Washington
1946 ff, und die Fathers of the Church, New York 1947 ff.
Schon diese abstufende Wertung des Übersetzungskorpora sagt
dem Kenner etwas über das kritische Urteilsvermögen des Übersetzers
aus. Er ist Fachmann.

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Das merkt man auch an der Art, wie er mit seiner Vorlage
umgeht. Bereits mit der Wiedergabe des Buchtitels bekundet er
die Übersetzerfreiheit. Natürlich auch sonst im sprachlichen Mutationsprozeß
, für dessen Bewertung ich mich aber nicht zuständig
fühle. Vor allem in den Anmerkungen, die von Eiert nicht
immer besonders sorgfältig ausgearbeitet worden waren, scheut
er nicht vor Eingriffen zurück. In einem Punkt möchte ich
Eiert allerdings in Schutz nehmen. Eiert hatte zu jedem Kapitel
eine kurze Bibliographie in den Anmerkungen vorangestellt und
hatte sie chronologisch nach den Publikationsjahren geordnet.
Nagel stellt jetzt seine revidierte Bibliography jeweils an den
Schluß, und zwar in alphabetischer Abfolge der Autoren. Bei uns
ist das bei zusammenfassenden Bibliographien üblich, während
E. dem Brauch bei speziellen Bibliographien folgte, der zudem
den Vorteil besitzt, daß sich der Forschungsgang leichter verfolgen
läßt. Im allgemeinen aber hat der Anmerkungsteil sonst
jetzt gewonnen. Selbst die Ergänzungen, die in erster Linie für
den englischen Leser gedacht sind, werden z. T. vom deutschen
Leser begrüßt werden, zumal der Übers, für die letzten Partien
der Monographie die postume Arbeit von W. Eiert, Der Ausgang
der altkirchlichen Christologie, 1957 berücksichtigt. Außerdem
taucht jetzt manche, von E. übersehene Forschungsliteratur
englischer Herkunft auf. Gelegentlich wünschte man sich sogar
noch mehr, z. B. S. 173 (Bibliographie zu cap. 13) unter E. Honigmann
dessen Aufsatz: Eusebius Pamphili: The Removal of
His Name from the Diptychs of Caesarea in Palestine in 431 a. D.,
Patristic Studies, Cittä del Vaticano 1953, 59-70. Endlich ist es
förderlich gewesen, daß der Übersetzer gelegentlich notwendige
Korrekturen an kleineren Irrtümern E.s unter deutlicher Kennzeichnung
durch Klammern anbrachte, so z. B. im Falle einer unkorrekten
Wiedergabe von J. A. de Aladama, El simbolo Tole-
dano I, Rom 1934 (S. 217 f A.8.).

Alles in allem - auch der nichtenglische Leser wird diesen
Eiert revidivus dankbar begrüßen!

Göttingen Carl Andresen

ETHIK

B ö c k 1 e , Franz: Das Naturrecht im Disput. Drei Vorträge beim
Kongreß der deutschsprachigen Moraltheologen 1965 in Bensberg
hrsg. u. zur Diskussion gestellt. Düsseldorf: Patmos-Verlag
[1966]. 150 S. 8°. DM 10.80.

Das Naturrecht, jahrhundertelang ein Eckpfeiler der Moraltheologie
, ist in heutiger Sicht voller Probleme. Mit ihnen beschäftigte
sich der Kongreß der deutschsprachigen Moraltheologen
in Bensberg 1965, von welchem B. hier drei Vorträge vorlegt
und zur Diskussion stellt. Es geht dabei um „den Begriff
.Natur' und seine Verwendbarkeit als Normbegriff" (10). -
Fr. X. Kaufmann, Die Ehe in sozialanthropologischer Sicht,
spricht als Soziologe. Die Begrenzung des Themas auf die Ehe
hat methodische Gründe. Er will an einem typischen Beispiel
zeigen, „wie der Mensch ,von Natur aus' auf eine kulturelle
Überformung der in der Physis angelegten Antriebskräfte angewiesen
ist" (11). Die Antriebe des Menschen „sind nicht wie
diejenigen des Tieres sozusagen vorprogrammiert' auf die Erfüllung
feststehender Bedürfnisse hin, sondern sie sind plastisch,
d. h., sie können auf die Erfüllung verschiedener und wechselnder
Bedürfnisse hingerichtet werden" (23 f.). Der Mensch „kann
nicht einfach dem Augenblick und seinen Impulsen leben, er
muß .sein Leben führen', d. h. handeln und . . . seine . . . mangelhafte
Ausstattung durch Umformung und Bewältigung der
Natur kompensieren". „,Es gibt keinen .Naturmenschen' ... an
genau der Stelle, wo beim Tier die .Umwelt' steht, steht daher
beim Menschen die Kulturwelt'" (25). „. . . was (sc. für den
Menschen) als .natürlich' gilt, ist notwendigerweise stets das
Produkt kultureller Normen" (26). Und diese Normen sind, wie
der empirische Befund zeigt, in den verschiedenen Gruppen und
kulturgeschichtlichen Stadien sehr verschieden. So liegt der
Schluß nahe, „daß von einer bestimmbaren, möglicherweise normativen
.Natur' des Menschen bestenfalls in einem jeweils kul'
turspezifischen Sinne gesprochen werden kann, wobei der Tat-

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 8