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Ausgabe:

1968

Spalte:

602

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Svenskt kyrkoliv i Finland, 45. Jhrg. 1968

Rezensent:

Israel, Friedrich

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Seite 1

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Euch Kühns werden Geistliche wie Laien in der DDR bestens
ausgerüstet, das bedeutendste kirchengeschichtliche Ereignis der
letzten zehn Jahre zu verstehen und zu diskutieren. Niemand
War besser ausgerüstet als Kühn, uns dies Buch zu schenken.
Durch seine beiden Bücher („Natur und Gnade", 1961; „Via cari-
tatis", 1964) wie durch die Leitung der Konfessionskundlichen
Forschungsstelle des Evangelischen Bundes (Sitz Potsdam) verfügt
er über eine umfassende Kenntnis katholisch-theologischer
Literatur und der geschichtlichen Bewegungen im Raum der römischen
Kirche, gleichzeitig über eine ausgezeichnete - systematisch
-theologische - evangelische Schulung.

Das nicht zu umfangreiche Buch - es macht erfreulicherweise
den Trend zur voluminösen Aufblähung nicht mit und kann
darum auch von Vielbeanspruchten bewältigt werden - beschränkt
sich nach einer allgemeinen Einführung auf die fünf
Themen: Gottesdienst, Offenbarung einschließlich Schrift und
Tradition, Kirche, Ökumenismus, Stellung der Kirche in der Welt.
Wir bestätigen Kühn, da5 seine Auswahl glücklich ist, weil alle
entscheidenden theologischen Fragen zur Sprache kommen. Es
wäre viel gewonnen, wenn die Mitarbeiter der evangelischen
Kirche und ihre geistig anspruchsvollen Glieder in ihnen Bescheid
wüßten und das überall stattfindende Gespräch mit Vertretern
der katholischen Kirche nun sachkundig führten.

Kühn geht so vor, daß er jeweils eine theologiegeschichtliche
Orientierung bietet, über den Inhalt des Dokumentes und seinen
Werdegang in den Konzilsberatungen unterrichtet, aus ihm die
Hauptpunkte heraushebt und sie diskutiert. Dem fünften Kapitel
(„Der ökumenische Aufbruch") ist der Exkurs „Zur Mischehenfrage
" beigegeben, und zum Schluß finden sich die Anhänge
»Zusammenstellung der wichtigsten Daten des Konzilsverlaufs"
Und „Mischeheninstruktion". Reiche Anmerkungen nach jedem
Kapitel führen zur katholischen wie evangelischen Literatur hin.
Kühn richtet besondere Aufmerksamkeit darauf, ob und wie
katholische Fortschritte über die bisherige dogmatische und ek-
Wesiologische Entwicklung hinaus erzielt sind. Dabei wird jeweils
die Theologiegeschichte sachkundig und in auf das Wesentliche
ausgerichteter Beschränkung herangezogen. Beschränkung, Aus-
Wahl und Akzentuierung bedingen sich hier stets gegenseitig in
glücklicher Zuordnung. Was die kontroverstheologische Ge-
sPrächsführung angeht, so erscheint u. E. Kühn als ihr idealer
Partner. Er ist den konziliaren Anliegen weit geöffnet, spart
nicht mit Anerkennung am jeweiligen Ort, erinnert die evangelischen
Kirchen, wo es nötig ist, an Versäumnis und Verantwortung
oder an das bleibend gute Recht ihrer Sache, mahnt zu
Segenseitiger Hörbereitschaft, aber verfehlt nie, die Grenzen der
Verständigungsmöglichkeiten heute aufzuzeigen. Wir spüren auf
Schritt und Tritt, dafj ein vielseitig gebildeter, selbständig urteilender
, weitherziger, aber seiner evangelischen Verantwortung
bewußter Theologe das Wort führt. So wird nicht zuviel gesagt
Sein, daß das Musterbeispiel einer kontroverstheologischen Ge-
sPrächsführung heute uns vorliegt, das gewiß auch im katholischen
Lager die gebührende Beachtung finden wird.

Indem wir wünschen, daß unter Theologen und gebildeten
laien der DDR das Buch weite Verbreitung finden möchte, glauben
wir auch sagen zu dürfen, daß es auch im anderen Teil
Deutschlands Beachtung verdient, trotz der literarischen Lawine
dort. Seine Sachkunde, Aktualität, präzise Kürze und Klarheit
dürften es überall willkommen sein lassen. Es ist ein Buch nicht
nur guter theoretischer, sondern hoher aktueller Gelehrsamkeit.

Rostock Gottfried H o I t z

S v e n s k a Kyrkans Ärsbok 1967. 47. Jg. Hrsg. D. Svenungsson.
Stockholm: Diakonistyrelsens Bokförlag [1966]. 298 u. 56 S.
KL 8°.

Der 47. Jhrg. des Jahrbuchs der schwedischen Kirche umfaßt
Zeit vom Okt. 65 bis Sept. 66, die Übersicht über die kirchliche
und religiöse Literatur die Zeit vom Sept. 65 bis Juni 66,
ese mit erstaunlicher Fülle, aus der nur die Übersetzungen angemerkt
seien: 10 aus dem Deutschen, 25 dem Englischen, 6 dem
Norwegischen, 2 dem Französischen, je 1 aus dem Dänischen,

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Holländischen, Italienischen und Spanischen. Die Abschnitte über
die schwedische Kirche werden ergänzt durch Berichte über Dänemark
, Finnland, Norwegen, die anglikanische Kirche und die
ökumenische Front. Aller zwei Jahre soll über letztere berichtet
werden, in den dazwischen liegenden Jahren über das Weltluthertum
.

„Jahr der Einheit" hatte die schwedische Kirche über 1966
geschrieben. Zuerst Einheit innerhalb der Kirche, die sich wegen
der Ordination von Frauen in zwei Lager gespalten hatte. Da erschien
ein hoffnungsvolles Zeichen der Entspannung: der Professor
der Praktischen Theologie in Uppsala Harald Riescnfeld,
früher Gegner der Frauenordination aus theologischen
Gründen, schlug eine Frontverkürzung vor: stellt euch ein auf
die gegebene Lage, nachdem die oberste gesetzgebende Kirchenversammlung
beschlossen hat, Frauen zur Ordination zuzulassen.
Predigt besser, legt nicht so viel Wert auf mittelalterliche Riten
und Amtstrachten. Bisher ist das aber nur ein Anfang einer Auseinandersetzung
. - Zweitens Einheit zwischen Kirche und Freikirchen
. Ziel ist nicht, die Grundlagen zu verwaschen, sondern
eine einheitliche kirchliche Kulturfront zu schaffen gegen die
immer scharfer werdende unchristliche Einheitskultur. Ein christliches
Kulturinstitut für Grundlagenforschung mit fest angestellten
Forschern wird in Sigtuna errichtet. - Drittens ökumenische
Einheit. Während eines ökumenischen Gottesdienstes sprach auch
der römisch-katholische Bischof in der Großkirche; in einer anderen
lutherischen Kirche Stockholms fand orthodoxer Gottesdienst
statt.

Leipzig Friedrich O s t □ r h i I d

S v e n s k t kyrkoliv i Finland. 45. Jhrg. (Julbok för Borgästift).
Helsingfors: Förbundet för svenskt församlingsarbete i Finland
r. f. 1966. 185 S. m. zahlr. Abb. 8°.

Im Berichtsjahr erschienen vier akademische Dissertationen
im schwedischen Bischofsstift. Ein Seemannspastor wurde Doktor
der Philosophie mit einer Arbeit aus dem Sanskrit; dazu drei
Doktoren der Theologie: Reino Rinne: The Kingdom cf God in
the Thought of William Temple; John Vikström: Grundproblemet
i G. G. Rosengvists religiosa tänkande; Sigtrygg Sdrenius: Litur-
gia svecanae et ecclesiae catholicae et orthodoxae conformis. -
In finnischer Sprache disputierte eine Frau Elva Ojanen über
Kirche und Volksleben im westlichen Tavastland im 19. Jahrh.,
sowie Matti Peltola über das apostolische Wirken des Paulus.

Der finnische Erzbischof Simojoki hatte sich gegen den Roman
»Mittsommertanz" von Salama gewandt. Unabhängig davon
hatten konversative Politiker Anklage wegen Gotteslästerung erhoben
. Das wurde dem Erzbischof in die Schuhe geschoben.
Übers ganze Land wogte der Sälama-Streit. Das spiegelt sich auch
im vorliegenden Jahrbuch wider. Ein Abschnitt heißt: Die Kirche
und der Radikalismus. Paul von Martens schildert den „Kampf
um die Frau", Ulla Gripenberg den „Kampf um die Familie",
John Vikström den „Kampf um die Gesellschaftsordnung". Ganze
Fluten von Druckerschwärze, von Fernseh- und Rundfunksendungen
wurden gegen Kirche und Christentum aufgeboten. Vor allem,
auch gegen den Gotteslästerungs-Paragraphen. Die Pfarrer machten
das einzig Richtige: sie luden den einen Führer der Radikalen
ein zu den Pfarrbrudertagen in Wasa. Es wurde eine sachlich
harte, in der Form aber ansprechende Auseinandersetzung.

Leipzig Friedrich Ostorhild

PHILOSOPHIE UND
RELIGIONSPHILOSOPHIE

Casper, Bernhard: Das dialogische Denken. Eine Untersuchung
der religionsphilosophischen Bedeutung Franz Rosenzweigs
, Ferdinand Ebners und Martin Bubers. Freiburg-Basel-
Wien: Herder [1967]. 394 S. 8°.

Das dialogische Denken Rosenzweigs, Ebners und Bubers
markiert das Ende der Neuzeit, die vom monologischen Denken
bestimmt war. Seit den Dialogikern wird „Sein" nicht mehr, wie
in der Neuzeit, als „absoluter Binnenraum des sich selbst hellen
Geistes", sondern als „das sich je neu im Zwischen Ereignende",

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 8